DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

20-10-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 20.10.2016 um 10.30 UTC



Anfangs nasskalt. Im Verlauf der Woche Temperaturanstieg und im Norden weiterhin
unbeständig, nach Süden zu Wetterberuhigung. Auf den Alpengipfeln Sturmböen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 27.10.2016


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Sonntag liegt über dem
Norden und Osten Deutschlands weiterhin ein hochreichendes Tief, wobei die
höhenkälteste Luft Deutschland in Richtung Polen verlassen hat. Weiter
stromaufwärts hat sich über Westeuropa ein Höhenkeil etabliert, dessen Achse
sich von Frankreich in Richtung Irland erstreckt. Im Tagesverlauf kommt die
Achse des Keils etwas weiter ostwärts voran, da sich das Höhentief über Polen
nordwärts verlagert und dabei seine Achse eine mehr und mehr zonale Richtung
einnimmt. Für den Norden bedeutet dies weiterhin recht wechselhaftes Wetter. Auf
den Südwesten greift am Montag die Warmfront eines Tiefs vor der Iberischen
Halbinsel über und sorgt für kompakte Bewölkung und Regen.

Am Dienstag schwächt sich das Höhentief nördlich von uns weiter ab und die Achse
des Keils kommt bis in unsere Westhälfte voran. Auch wenn der Keil an Kontur
verliert, dominiert weiterhin die antizyklonale Konturierung der Höhenströmung.
Allerdings sorgt ein von den Britischen Inseln heranschwenkender Randtrog am
Boden für Druckfall und die Warmfront des Tiefs vor der Iberischen Halbinsel
kommt weiter nach Norden voran. Am Tagesende wird über Süddeutschland die
10-Grad-Isotherme in 850hPa simuliert. Die 0-Grad-Isotherme wird demgemäß bis
zum Abend nach Dänemark zurückgedrängt.
Am Mittwoch kommen wir auf die Rückseite des Keils, der sich mittlerweile von
Italien in Richtung Weißrussland erstreckt. Der o.e. Randtrog schwenkt Richtung
Kontinent und stützt ein flaches Bodentief über der Deutschen Bucht. Seine
Kaltfront erreicht die Nordwesthälfte und sorgt dort neben vielen Wolken für
etwas Regen. Die Mengen sind jedoch aufgrund der mangelnden Unterstützung aus
der Höhe eher nur gering. Lediglich im Südwesten, wo die Kaltfront ins Schleifen
kommt, kann es kräftigere Regenfälle geben. Die Front überquert bis zum Abend
den größten Teil des Landes ostwärts, lediglich in den Alpen wird sie
zurückgehalten. Rückseitig der Kaltfront wird wieder etwas kühlere Luft zu uns
geführt und die 0-Grad-Isotherme kommt wieder weiter nach Süden voran und liegt
am Tagesende über Norddeutschland.

In der Höhe schwenkt am Mittwoch der Randtrog, der sich weiter verstärkt hat,
rasch über unseren Vorhersageraum hinweg. Nach kurzer Wetterberuhigung auf
seiner Rückseite greift ein weiterer Tiefausläufer von Westen auf uns über und
erreicht bis zum Tagesende bereits die Osthälfte. Daran gekoppelt ist ein
Regengebiet, das vor allem im Stau der Mittelgebirge für kräftigere
Niederschläge sorgt, Warnschwellen werden aber voraussichtlich nicht
überschritten.
Am Donnerstag überquert uns erst ein flacher Randtrog, bevor im Tagesverlauf
sich ein Keil des ostatlantischen Höhenhochs nähert und für einen kräftigen
Anstieg des Bodendrucks und damit für Wetterberuhigung sorgt.
In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag schwenkt zunächst ein Keil von
Nordwest nach Südost. Allerdings wird der Keil aufgrund WLA auf seiner Rückseite
erneuert, sodass wir bis Sonntag in seinem Einflussbereich verbleiben. An seiner
Nordostseite, über Norddeutschland, laufen allerdings Tiefausläufer ab, die dort
weiterhin für wechselhafte Wetter mit etwas Regen sorgen. Das Temperaturniveau
verändert sich kaum.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Insgesamt stimmt der aktuelle Lauf mit seinen Vorläufen recht gut überein.
Unterschiede gibt es eigentlich nur in der unterschiedlichen Amplifizierung der
Randtröge, die uns überqueren. Signifikantere Unterschiede treten dann im
erweiterten Mittelfristzeitraum auf, weil der Vorstoß des Keils ab Samstag im
aktuellen Lauf etwas schneller auf unseren Vorhersagebereich übergreift.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Montag besteht eine gute Übereinstimmung zwischen EZMW und den anderen
globalen Modellen. Das flache Tiefdruckgebiet über Norddeutschland und der
westlichen Ostsee, das EZMW für Dienstag simuliert, werden von GFS und ICON
deutlich weiter südlich prognostiziert. Das Übergreifen eines Höhentroges und
einer Front am Mittwoch findet bei ICON nicht statt. Demnach dominiert bei uns
Hochdruckeinfluss. Auch am Donnerstag wird das wetterbestimmende Hoch von GFS
und ICON weiter nördlich über den Britischen Inseln simuliert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalysen zeigen im Zeitraum Sonntag bis Montag nur 2 Cluster, von
Dienstag bis Donnerstag aber sogar 5 Cluster. Der aktuelle EZMW Lauf befindet
sich dabei in Cluster 1. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Clustern
ergeben sich bei uns vor allem in der Amplifizierung und der Kontur der
durchschwenkenden Trog/Keilstrukturen. Diese Unsicherheit zeichnete sich schon
beim Vergleich des aktuellen EZMW Laufes mit den deterministischen
Globalmodellen ab.

Die Rauchfahnen simulieren den recht kühlen Witterungsabschnitt bis Sonntag und
danach eine kräftigen Temperaturanstieg in 850hPa von etwa 0 Grad auf etwa 8
Grad. Parallel dazu steigt ab Sonntag auch das Geopotential kräftig an. Die
Niederschlagsprognosen stützen den Eindruck von einem recht unbeständigen
Witterungsabschnitt nächste Woche. Größere Mengen über 10mm/6h werden allerdings
nur von wenigen Einzellösungen signalisiert. Auch die GEFS Ensembles bestätigen
diesen Eindruck.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


für Sonntag wird vom Extreme Forecast Index (EFI) ein kalter Witterungsabschnitt
für Teile des Nordens und der Mitte prognostiziert. Ansonsten gibt EFI für
Sonntag und Montag keine Hinweise auf Wetteranomalien.
Die Ensembles geben für Montag bis Mittwoch geringe Wahrscheinlichkeiten für
Dauerregen im Südwesten. Danach gibt es keine Signale mehr für ein markantes
Witterungsereignis. Beim Wind gibt es für den Küstenbereich nur schwache Signale
für ein markantes Windereignis (um 10% Wahrscheinlichkeit). Deutlichere Signale
gibt es vor allem für die Alpengipfel.


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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, EZMW, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich