DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

20-02-2023 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 20.02.2023 um 10.30 UTC



Zunächst unbeständig und zum Wochenende deutliche Abkühlung. Ab Sonntag
Hochdruckeinfluss und nachfolgend wieder steigendes Temperaturniveau.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 27.02.2023


Zum Beginn des Mittelfristzeitraumes am kommenden Donnerstag bestimmen zwei sehr
langwellige Systeme das Wettergeschehen. Es handelt sich um einen mit viel
Kaltluft gefüllten Langwellentrog über Russland sowie einen kräftigen
Höhenrücken mit Höhenhoch westlich Irlands. Dazwischen befinden sich zwei
kürzerwellige Systeme, nämlich ein Rücken über Mitteleuropa, der ein Hoch über
Osteuropa stützt, sowie ein sich nach Südwesten ausdehnender Trog von der
Nordsee bis zur Iberischen Halbinsel. Letzterer tropft am Donnerstag ab und das
Residuum erreicht den Nordwesten Deutschlands. Bodennah ist damit eine
Tiefdruckrinne verknüpft, welche im Tagesverlauf über Deutschland hinweg
ostwärts schwenkt. Mit ihr ziehen meist nur leichte Regenfälle von West nach
Ost, die in der Nacht zum Freitag das Land verlassen. Rückseitig dieser Rinne
sickert eine deutlich kältere Luftmasse ein, so dass in 850 hPa die Temperatur
in Norddeutschland auf teils unter -8°C absinkt, was wiederum bei teilweisem
Aufklaren eine recht frostige Nacht erwarten lässt.

Am Freitag gelangt an der Ostflanke des westlichen Langwellenrückens ein
weiterer Trog auf eine Südwärtsbahn, auch aus diesem tropft ein Höhentief ab,
das am Abend über der Kimbrischen Halbinsel erwartet wird. Dort liegt am Abend
auch ein Bodentief, das im Norden auch für etwas Wind sorgt. Zudem kommen dort
Regenfälle auf, während es im Süden teilweise auch aufgelockert und trocken ist.


In der Nacht zum Samstag und am Samstag zieht das Höhentief zunächst südwärts
nach Deutschland, wird aber von dem Trog wieder eingefangen und nach Osten
gesteuert. Jetzt betritt der Protagonist der nächsten Tage die Bühne, der
Höhenrücken im Westen, welcher sich zunehmend auf die Britischen Inseln ausdehnt
und ein kräftiges Hoch in der gleichen Region stützt. Damit dreht der Wind auf
Nord und kalte Meeresluft setzt sich bis in den Süden Deutschlands durch. Zuvor
kommt es dort auf der Vorderseite des Troges noch zu stärkeren Regenfällen, die
in höheren Lagen wieder in Schnee übergehen. Im restlichen Land kommt es zu
einigen Regen- und Schneeschauern (letztere nur im Bergland) und auch ein paar
sonnigen Abschnitten.

Am Sonntag bläht sich das Hoch mächtig auf und macht sich über der Nordsee
breit. Es drückt die feuchte Luft nach Süden raus und mit kräftigem
nordöstlichem Wind setzt sich kontinentale Polarluft durch, in der in 850 hPa
die Temperatur auf -2°C im Nordwesten (dort ist das Absinken stark) und -11°C in
Mitteldeutschland absinkt. Vor allem nach Südwesten weht der in Böen steif bis
stürmisch (klassische eklig-trocken-kalte Bise, da darf beim Sonntagsspaziergang
die fettige Hautcreme nicht fehlen). Rein optisch macht der Sonntag seinem Namen
sicherlich alle Ehre.
Am Montag dehnt sich das Hoch weiter nach Osten aus und kommt etwas nach Süden
voran. Die Luftmasse erwärmt sich niedertroposphärisch wieder etwas, was wohl
vor allem zunehmendem Absinken geschuldet ist. Ansonsten ändert sich nichts, vor
allem auch nicht beim Wind.

In den Folgetagen dehnt sich das Hoch weiter nach Südosten aus. Der Gradient
schwächt sich etwas ab und unter weiterem Absinken (und weil auch die Zufuhr der
Kaltluft aus dem Nordosten abgeschnitten ist) wird es zunehmend milder, der
Jahreszeit entsprechend aber weiterhin mit Nachtfrost. Über Westeuropa drehen
Höhentiefs ihre Kreise (diese sind aus dem am Wochenende durchgeschwenkten Trog
abgetropft) und können mal von Süden dichtere Wolken zu uns schicken, ob das für
Regenfälle reicht, erscheint fraglich.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit seinen beiden Vorgängerläufen darf
man bis Samstag als gut bezeichnen. Ab dann gibt es größere Unterschiede in der
Behandlung des Troges, der gestern noch über Deutschland mächtig langgezogen
wurde und damit selbst bis Montag nicht richtig abzog, so dass auch die Front
nicht nach Süden rausziehen konnte und es im Süden bei Regenfällen blieb. In den
jüngeren Läufen hat sich der Abzug des Troges beschleunigt, so dass auch die
Wolken und Regen/Schnee schneller abziehen, eine Variante, die auch gestern
schon in der Prognose favorisiert wurde. Zudem rückt in den jüngeren Läufen auch
das Hoch schneller nach Süden nach.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die vorliegenden deterministischen Läufe zeigen im Großen und Ganzen eine
synoptisch ähnliche Entwicklung. Ein nennenswerter Unterschied zeigt sich aber
schon am Freitag, an dem ICON seinen eigenen Weg geht. Beim deutschen Modell
"füttert" nämlich der neue Trog den zuvor abgetropften Trog stärker, so dass
insgesamt mehr Hebung von Südwesten her aufkommt und ein Bodentief über
Süddeutschland entsteht, das aber dann letztendlich wie bei den anderen Modellen
auch nach Nordosten abzieht. Allerdings hätte diese Variante, die wir hier
verwerfen, schon einen erheblichen Einfluss auf die Prognose von Wind und
Niederschlag. Ein weiterer Unterschied zwischen allen Modellen zeigt sich am
Folgetag bei der Stärke des nach Osten abziehenden Tiefs, wobei vor allem GFS
und UK10 dieses Tief deutlich stärker simulieren, was natürlich auch die Zufuhr
der Luft aus Norden und Nordosten verstärkt. GEM lässt das Tief dagegen gar
nicht nach Osten abziehen, sondern nach Süden, so dass es in der Folge im
westlichen Mittelmeerraum stärker zur Sache geht.
Auch beim Abzug des Troges am und nach dem Wochenende gibt es durchaus größere
Unterschiede, allerdings lassen alle Modelle außer ICON die Regenfälle abziehen.
Zu Beginn der nächsten Woche zeigen aber nur IFS, GFS und UK10 das Hoch so nahe
bei uns, bei ICON und GEM liegt es weiter im Norden, so dass der Einfluss der
Mittelmeerhöhentiefs stärker wäre.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das IFS-Ensemble verteilt sich im Mittelfristzeitraum (Samstag, 00 UTC bis
Montag, 00 UTC) auf vier Cluster. Letztlich zeigen C1 bis C3 (insgesamt 44
Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf) eine für Mitteleuropa recht ähnliche
Entwicklung. Lediglich C3 (das neben 11 Ensemblemitgliedern auch den Hauptlauf
enthält) zeigt das Höhentief zu Beginn der nächsten Woche über dem Mittelmeer
schwächer, was in einem schwächeren Einfluss desselben auf den Süden
Deutschlands resultiert. Man kann also annehmen (wenn man der Mehrheit des
Ensembles folgt), dass vielleicht noch einige Wolken und stauunterstützt ein
paar Schneeflocken an den Alpen zu Beginn der Woche zurückbleiben. Insofern
zeigt das Ensemble größere Konstanz von gestern zu heute, während der Hauptlauf
stärker gesprungen ist. Zuletzt noch zu C4 (7 Mitglieder): Nach diesem Cluster
soll das Höhenhoch westlich von uns verbleiben und wir im Bereich einer
stärkeren nördlichen Höhenströmung am Rande eines ostmitteleuropäischen Troges.
Das hätte wohl etwas unbeständigeres und auch kälteres Wetter zur Folge.

In der erweiterten Mittelfrist (ab Dienstag) gibt es drei Cluster. Sie alle
zeigen eine erhebliche Geopotentialanomalie in einem Raum, der von Mitteleuropa
über die Nordsee, die Britischen Inseln und Südskandinavien bis Island reicht.
Zwar liegen die Schwerpunkte immer etwas anders, allerdings handelt es sich
immer um eine stark blockierende Lage mit Hochdruckeinfluss bei uns. Regen ist
demnach nach dem Wochenende kaum zu erwarten.

Die Rauchfahnen des IFS zeigen in allen Regionen Deutschlands einen deutlichen
Rückgang des Geopotentials bei geringer Streuung bis zum Samstag. Die Temperatur
geht bei etwas größerer Streuung bis zum Sonntag zurück, dann steigt sie bei der
deutlichen Mehrheit der Läufe wie auch beim Hauptlauf wieder markant an. Es gibt
aber auch Ausreißer, die noch recht kalt bleiben (wohl die Nordlagen).
Niederschlagssignale gibt es bis Samstag (Norden) bzw. Sonntag (Süden). Danach
bleibt es trocken, selbst im Süden sind die Signale nur noch sehr schwach.

Sehr ähnlich präsentieren sich auch die Rauchfahnen des GFS. Auffälligerweise
zeigen diese aber nächste Woche noch geringe Niederschlagssignale im Norden.

Alles in Allem ist aber die anstehende hochdruckgeprägte Vorfrühlingslage
bereits in äußerst trockenen Tüchern.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Sturm:
Am Freitag und Samstag zeigt das IFS-EPS geringe Signale für stürmische Böen an
der Nordsee, sehr abgeschwächt auch an der Ostsee. Ab Sonntag gibt es dann
dagegen ein starkes Signal für Windböen (bis 50% auch in Tieflagen) und ein
leichtes Signal für stürmische Böen im Südwesten.

Schnee:
Am Samstag zeigen Cosmo-LEPS und IFS-EPS ein schwaches Signal für mehr als 10 cm
Neuschnee innert 12 bis 24 Stunden an den Alpen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS; ICON ist ein Ausreißer; IFS-deterministisch vielleicht etwas
zu optimistisch (zu wenig Wolken) am Sonntag/Montag ganz im Süden.
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann