DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

20-10-2016 09:00
SXEU31 DWAV 200800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 20.10.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HF z (könnte man auch als T M klassifizieren, aber für eine Großwetterlage "Tief
Mitteleuropa" ist es in der Umgebung dieses Tiefs zu antizyklonal)
In Staulagen räumlich eng begrenzt Überschreitung der Warnschwellen für
Dauerregen möglich, sonst wahrscheinlich keine markant zu bewarnenden
Wetterereignisse.


Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegt Deutschland unter einem Kaltluftkörper, der durch eine
nahezu senkrechte Achsenlage zwischen dem Bodentief und dem in höheren
Troposphärenschichten vorhandenen Tiefdruckgebiet gekennzeichnet ist. Dieser
Kaltluftkörper ist über der Mitte Deutschlands nahezu stationär. In dessen
Peripherie kommt es zu schauerartigen Niederschlägen, die sich bänderartig um
den Tiefkern anordnen. Eines dieser Niederschlagsbänder erstreckt sich
bogenförmig von der westlichen Eifel über die Pfalz, das nördliche
Baden-Württemberg, Franken und bis nach Thüringen und Westsachsen, ein weiteres
Niederschlagsband verläuft über dem Küstenraum. Auch kurze Gewitter sind
möglich. Da sich das Tief im Bodendruckfeld weiter auffüllt, sollte der Wind nur
noch in exponierten Küstenlagen (Ostwind) und auf exponierten Berggipfeln
warntechnisch eine Rolle spielen. Bedingt durch den Charakter der Luftmasse
nimmt die Wahrscheinlichkeit für Starkregen zusehends ab. Da sich diese
Niederschlagsbänder kaum verlagern, können in Staulagen die Warnschwellen für
Dauerregen punktuell überschritten werden. Da dies nur kleinräumig der Fall ist,
drängt sich eine Warnung vor Dauerregne eher nicht auf.
Auflockerungen sind, durch leichten Föhn unterstützt, an den Alpen am
wahrscheinlichsten. Ansonsten dominiert starke Bewölkung, so dass die
Temperaturen in weiten Teilen Deutschlands wohl nicht mehr die 10 Grad-Marke
erreichen. Allenfalls im Norden und Nordosten sowie in tieferen Lagen Süd- und
Südwestdeutschlands sind noch um 12 Grad möglich.
In der Nacht zum Freitag verliert der Kaltluftkörper seine symmetrische Form.
Ein von diesem Gebilde ausgehender Trog schwenkt nach Nordostdeutschland,
wodurch das Bodentief zu neuem Leben erwacht. Als Ergebnis dieser Entwicklung
frischt der Wind ganz im Norden weiter auf, so dass Windböen, an der Küste (vor
allem an der Ostsee) in exponierten Lagen stürmische Böen auftreten können.
Allerdings ist diese Entwicklung noch etwas unsicher. Entwickelt sich dieses
Tief über dem Küstenraum, bleiben warnrelevante Böen aus.

Freitag... ändert sich die Lage des Kaltluftkörpers kaum. Nach Osten hin wird
dieses hochreichende Tief durch ein sich kräftigendes Hoch blockiert, das
zusehends einen zu den Britischen Inseln gerichteten Keil ausbildet. Auch das
Bodentief bleibt zunächst noch deutlich ausgeprägt, beginnt sich aber im
späteren Tagesverlauf aufzufüllen. Folglich beginnt der Wind im Küstenbereich
erst ab dem Abend abzuflauen. Bis dahin sind (abhängig von der Lage des
Bodentiefs) weitere Wind- und in exponierten Küstenlagen stürmische Böen
möglich. Da sich an der labilen Schichtung nicht allzu viel ändert, können
erneut einzelne Gewitter auftreten.
Warmluftadvektion, die in höheren Troposphärenschichten durch "herumgeholte"
Warmluft ausgelöst wird, sorgt im Westen und zum Teil auch in den mittleren
Gebieten für zeitweise Niederschläge. Im Süden kommt neben positiver
Vorticityadvektion als niederschlagsauslösender Faktor der Stau in Frage.
Allerdings deutet sich in keiner Region eine Überschreitung von warnrelevanten
Schwellenwerten an.
Die Temperaturen gehen, bedingt auch durch die mangelnde Einstrahlung, noch
etwas zurück. Maxima um 10 Grad sind allenfalls noch in Nordseenähe, entlang vom
Rhein sowie in Teilen der Lausitz vorstellbar.
In der Nacht zum Samstag verlagert sich das Bodentief ein wenig nach Südosten,
so dass allenfalls noch an exponierten Küstenabschnitten warnrelevante Böen
auftreten können. Der meiste Niederschlag ist dann in den zentralen
Mittelgebirgen und knapp südlich davon zu erwarten. Die Luftmasse kühlt sich
weiter ab; schauerartige Niederschläge, die weiterhin zu erwarten sind, können
daher in den Kammlagen der Mittelgebirge in Schnee übergehen oder zumindest mit
Schnee vermischt sein.

Samstag... verlagert sich der Kaltluftkörper in den Nordosten Deutschlands. Das
Bodentief füllt sich dabei weitgehend auf, wobei der tiefste Druck dann über der
Ostsee wenig nördlich der Insel Rügen zu finden ist. Bedingt durch die
Nordostverlagerung dieses Systems setzt im Südwesten und Westen Stabilisierung
ein, so dass dort die Gefahr von Gewittern nicht mehr unbedingt gegeben ist. Das
Niederschlagsgeschehen (bis hin zu einzelnen kurzen Gewittern) verlagert sich
dann in den Norden und in den (östlichen) Mittelgebirgsraum, was jedoch nicht
heißen soll, dass es im Westen, Südwesten und ganz im Süden vollständig trocken
bleibt. Auflockerungen dürften jedoch auf die alpennahen Regionen beschränkt
bleiben.
Die Temperaturen ändern sich gegenüber Freitag nur unwesentlich.
In der Nacht zum Sonntag verlagert sich das Höhentief mit seinem Zentrum nach
Polen, ohne jedoch den Einfluss auf unser Wettergeschehen zu verlieren. Dieser
äußert sich in weiteren, zum Teil schauerartigen Niederschlägen, die vor allem
im Küstenbereich zu erwarten sind. Dafür sorgt ein Trog, der sich, ausgehend von
diesem Höhentief, bis nach Nordengland erstreckt. Im Bodendruckfeld ist von dem
bisherigen Tief nicht mehr viel zu finden, so dass sich ein Übergang in einen
Kaltlufttropfen abzeichnet.
In weiten Teilen West- und Süddeutschlands dürfte es dann aufklaren. Dort, wo es
zuvor viel geregnet hat, kann sich Nebel bilden, der sich bis weit in den
Sonntag hinein hält. In den nebelfreien Gebieten kühlt es sich bis in
Gefrierpunktnähe ab; in ungünstigen Lagen ist leichter Frost oder zumindest
Frost in Erdbodennähe vorstellbar.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen durchweg eine ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
So bleibt die Frage zu klären, ob sich anhand der Modelle Signale für Stark-
bzw. Dauerregen finden lassen. COSMO-DE EPS liefert schwächere Signale als am
Vortag, als nur an einer Station die Warnschwelle für Starkregen überschritten
wurde. Auch gibt die synoptische Lage (Kaltluft mit geringem
Flüssigwassergehalt) nicht unbedingt Starkregen her. So bietet sich der
Dauerregen an, wo in Staulagen Schwellenwertüberschreitungen vorstellbar sind.
Aber auch hier sind die Signale sehr schwach ausgeprägt. COSMO-LEPS zeigt nur
selten mehr als 10 Prozent, COSMO-DE EPS zwar teils mehr als 20 Prozent für mehr
als 25 mm innerhalb von 12 Stunden, wobei die Signale nicht konsistent sind und
bei aktuelleren Modellläufen eher schwächer werden.
Eine Warnung vor Dauerregen drängt sich auch bei Betrachtung der Probabilistik
nicht unbedingt auf.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann