DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-02-2023 08:30
SXEU31 DWAV 190800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 19.02.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von NWz zu NWa

Bis Dienstagmorgen vor allem im Norden und Osten sowie auf den Bergen windig bis
stürmisch. Im Harz heute anfangs Dauerregen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Ein kräftiger Kurzwellentrog hat Deutschland erreicht und schwenkt
im Randbereich des nach Westrussland ziehenden Zentraltiefs weiter nach
Weißrussland und zum nordwestlichen Balkan. Das mit dem Trog verbundene Randtief
wandert von Westpolen nach Moldavien und seine ´herumgeholte´ Okklusion, die
Kaltfrontcharakter besitzt, zieht etwa zum mittleren Deutschland, kommt dann
aber kaum noch südwärts voran. Immerhin strömt dahinter Luft polaren Ursprungs
in die Nordhälfte Deutschlands mit 850-hPa-Temperaturen zwischen -3 und -6 Grad.
Im Süden liegen die Werte nur zwischen +1 und -2 Grad. Vor der Okklusion und in
deren Bereich kommt es zeitweise zu leichten Regenfällen, vom Raum Harz bis in
die östlichen und südöstlichen Mittelgebirge auch zu mäßigen Regenfällen mit
Mengen zwischen 5 und 10 l/qm, in Staulagen des Erzgebirges auch mit Mengen
zwischen 10 und 15 l/qm. Dabei sinkt die Schneefallgrenze dort auf 800 bis 600
m. Im Laufe des Nachmittags werden die Niederschläge deutlich schwächer.
Vor der Kaltfrontokklusion ist der Gradient im Süden noch kräftig mit steifen
Böen im Bergland. Auf exponierten Bergen treten anfangs Sturmböen auf.
Wolkenlücken gibt es am ehesten im Norden und später auch im Osten. Im Westen
und Süden bleibt es noch sehr mild mit Höchstwerten zwischen 10 und 14 Grad.
Hinter der Kaltfrontokklusion gibt es im Norden und Osten einstellige
Höchstwerte.

In der Nacht zum Montag gelangen wir zwar in den Einflussbereich des dem Trog
nachfolgenden Höhenrückens. Dieser wird jedoch von massiver WLA überlaufen.
Daher erreicht den Norden Deutschlands die Warmfront eines Tiefs, das im
Zusammenhang mit einem Randtrog von Island zum Nordmeer zieht. Im Norden kommt
daher neuer Regen auf, mehr als 0,5 bis 4 l/qm bis zum Morgen gibt es im
äußersten Norden und im Nordosten aber nicht. Ansonsten lassen unter
Druckanstieg die Niederschläge der sich auflösenden Kalfrontokklusion langsam
nach. Von den zentralen Mittelgebirgen bis zum Bayerischen Wald und bis zu den
Ostalpen gibt es meist nur noch 0,5 bis 5 l/qm, wobei oberhalb von 700 bis 1000
m anfangs Schnee fällt. Die Schneefallgrenze steigt gegen Morgen deutlich an.
Der Wind bleibt allerdings ein Dauerthema. Während er im Süden und in der Mitte
weitgehend nachlässt, wenn man mal von einigen Bergen absieht, frischt er an den
Küsten auf. Dort nimmt der Gradient beim Durchzug der Warmfront wieder zu.
Deshalb gibt es an den Küsten starke bis stürmische Böen zwischen 55 und 70 km/h
(Bft 7 bis 8), exponiert Sturmböen um 80 km/h (Bft 9) aus Südwest. Ansonsten
weht nur schwacher bis mäßiger West- bis Südwestwind.
Die Temperaturen gehen auf Werte zwischen +6 (Rheinland) und 1 (Osten) zurück,
im Bergland tritt stellenweise leichter Frost auf.

Montag... erreichen Randtrog und Bodentief achsensenkrecht zueinander Norwegen,
stromab kommt es zu einer Zyklogenese am Okklusionspunkt, wobei das
resultierende Tief um 18 UTC Estland erreicht. Während die Warmfront des
Tiefdrucksystems rasch nach Osten abzieht, legt sich die Kaltfront über den
Nordosten Deutschlands. Dort kommt sie ins Schleifen und geht über in die
Warmfront eines weiteren Tiefs mit Zentrum weit westlich von Schottland.
Dies führt im Norden und Nordosten zu zeitweiligen Regenfällen mit 1 bis 6 l/qm
in 12 Stunden etwa nordöstlich der Elbe. ICON6-Nest simuliert in Vorpommern
sogar um die 10 l/qm. Im südlichen Norddeutschland und im nördlichen
Mittelgebirgsraum kommt es südwestlich des Frontenzuges in der recht glatten
Westnordwestströmung aus der starken Bewölkung nur vereinzelt zu etwas Regen
oder Sprühregen. Die Karnevalshochburgen in Köln, Mainz und Düsseldorf scheinen
davon zum Umzugshöhepunkt am Rosenmontag weitgehend verschont zu bleiben.
Im Südwesten hingegen überwiegt der antizyklonale Einfluss des sich wieder
abflachenden Rückens. Folglich bleibt es dort trocken und zeitweise scheint die
Sonne.
Der Wind bleibt weiterhin ein wichtiges Thema, weil der Gradient in der Nähe der
Frontalzone und vor allem im Norden und Osten weiter Fahrt aufnimmt. Daher kommt
es vom Westen über die Mitte bis nach Bayern vereinzelt zu starken Böen bis 55
km/h (7 Bft), im Bergland dort zu stürmischen Böen um 65 km/h (Bft 8) um West.
Auch das sollte in den Karnevalshochburgen kein größeres Problem darstellen. Im
Norden und Osten ist der Wind stärker mit stürmischen Böen bis ins Tiefland und
Sturmböen oder schweren Sturmböen an den Küsten sowie auf den Gipfeln (Bft 9 bis
10) bis hin zu Orkanböen auf dem Brocken (Bft 12). Im Südwesten weht nur
schwacher bis mäßiger Wind.
Die Temperaturen steigen auf 8 bis 12 Grad im Nordosten und auf sehr milde 11
bis 16 Grad sonst mit den höchsten Werten in Baden.

In der Nacht zum Dienstag bleibt die nordwestliche Höhenströmung unverändert
erhalten. Das oben erwähnte Tief wird daher vom Baltikum in den Grenzbereich
Russland/Ukraine geführt. Der schleifende Frontenzug über dem Nordosten
Deutschlands geht mehr und mehr in die Warmfront des Tiefs bei Schottland über.
Vor allem nordöstlich der Elbe ist also mit weiteren Regenfällen mit Mengen von
1 bis 7 l/qm in 12 Stunden zu rechnen. Erneut bietet ICON6-Nest lokal an die 10
l/qm etwas mehr Regen an. Dauerregenmengen werden aber auch 24-stündig weit
verfehlt. Vom nördlichen NRW bis ins östliche Sachsen sind ein paar Tropfen
Regen möglich (unter 2 mm). Im Südwesten bleibt es trocken, ebenso nordöstlich
der schleifenden Front rund um Rügen (nach ICON).
Der Wind wird von Südwesten schwächer, reicht aber im Nordosten vom Gradienten
her noch für starke bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8) aus West bis Südwest bis
ins Tiefland, anfangs an der See exponiert auch für Sturmböen. Teils schwere
Sturmböen gibt es auf den höchsten Gipfeln. Im Südwesten weht nur noch schwacher
Südwestwind.
Die Temperaturen sinken auf 9 bis 5 Grad im Norden und auf 7 bis 0 Grad im
Süden, im südlichen Bergland gibt es stellenweise leichten Frost bis -2 Grad.


Dienstag... ändert sich nicht viel an der Wetterlage. Im Südwesten dominiert
weiterhin Hochdruckeinfluss, im Norden und Nordosten schleift weiter die Front,
wobei sie allerdings mit Annäherung des nächsten Höhenrückens schwächer wird und
der Bodendruck bis zum Abend allgemein über 1015 hPa steigt.
Dabei erstreckt sich die schleifende Warmfront etwa von der dänischen Grenze bis
zur Lausitz mit etwas Regen in diesem Bereich. Ganz im Nordosten könnte sogar
die Sonne rauskommen, während sonst im Norden und Osten starke Bewölkung
überwiegt. Im Südwesten und Süden scheint dagegen häufig die Sonne.
Mit dem Druckanstieg fächert auch der Gradient auf, so dass der Wind keine große
Rolle mehr spielt. Einzig an der vorpommerschen Küste stehen am Vormittag noch
ein paar steife bis stürmische Böen 7-8 Bft auf der Karte.

Mit 9 bis 14°C, im Süden bis zu 16°C bleibt es mild bis sehr mild.

In der Nacht zu Mittwoch wandert der Höhenkeil mit seiner Achse zum westlichen
Deutschland und erreicht auch Norwegen. Vorderseitig bildet sich eine
Hochdruckzone, die Mittwochfrüh von den Ostalpen über die Ostsee bis nach
Nordskandinavien reicht. Damit kann bei geringer Bewölkung im Süden und
Südwesten die Temperatur auf +2 bis -3 Grad zurückgehen. Selbst in Ostvorpommern
kann es vor der schleifenden Front Bodenfrost geben. Sonst bleibt es bei vielen
Wolken im Norden und Osten sowie in der nördlichen Mitte meist frostfrei. Der
Wind weht meist nur schwach.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren sehr ähnlich, kleine Differenzen sind in der Regel nicht
warnrelevant.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden