DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-02-2023 09:30
SXEU31 DWAV 180800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 18.02.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NWz
In der gesamten Kurzfrist gebietsweise windig bis stürmisch und mild. Im Harz
bis zum Sonntagnachmittag Dauerregen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... hat sich über Mitteleuropa eine nordwestliche Höhenströmung
etabliert, in der eingebettet die Frontalzone von Nordwest nach Südost über
Deutschland liegt und in der wiederholt Randtröge durchziehen. Ein erster
solcher hat Deutschland verlassen und Tief ULF mit Zentrum zum Bottnischen
Meerbusen geführt. Ein zweiter Randtrog lässt aber nicht lange auf sich warten,
im Schlepptau das Wellentief VOLKER, das aktuell am heutigen Samstagmorgen mit
Zentrum über den Britischen Inseln. Die quer über Deutschland befindliche
Kaltfront von ULF geht über in die Warmfront von VOLKER. VOLKER erreicht mit
seinem Frontensystem bereits in den Mittagsstunden Deutschland.
Mit WLA an der Nordflanke intensivieren sich die Regenfälle im Norden, sodass
von der Nordsee und dem Emsland bis zur Uckermark und bis ins östliche Sachsen 5
bis 10, in einem Streifen von der Deutschen Bucht über Hamburg bis nach Berlin
und Frankfurt/Oder 10 bis 16 l/qm in 12 Stunden fallen. Ebenso gibt es im Stau
des Weserberglands und des Lausitzer Gebirges 10 bis 15, im Stau des Harzes
stellenweise 25 bis 30 l/qm in 12 Stunden. Im äußersten Nordosten rund um Rügen
bleibt es dagegen trocken mit kurzen Aufheiterung. In der Mitte wiederum fällt
gelegentlich etwas Regen (0 bis lokal 4 l/qm bis zum Abend), Richtung Alpenrand
bleibt es allerdings auch trocken. Vor allem dort ist zeitweiliger Sonnenschein
zu erwarten, während die Sonne sonst nur selten zum Zug kommt.
Mit dem Tief VOLKER verschärft sich der Gradient wieder, sodass die seit gestern
eingekehrte Windlage erneut einen Schub erfährt. Entsprechend frischt der Wind
vor allem südlich des Wellenscheitels auf, wobei dieser mit dem Zentrum des
Tiefs von der Nordsee kommend über den Hamburger Raum am Mittag zum Berliner
Raum am Nachmittag hinwegzieht. Südlich davon treten folglich starke bis
stürmische Böen zwischen 50 und 70 km/h (Bft 7 bis 8) aus West bis Südwest auf,
exponiert und auf den Bergen Sturmböen um 75 km/h (Bft 9). Auf den höheren
Bergen reicht die Palette von schweren Sturmböen um 90 km/h (Bft 9) bis hin zu
Orkanböen um 120 km/h auf dem Brocken (Bft 12). Nordöstlich des Tiefs ist der
Wind nur schwach bis mäßig unterwegs, rund um Rügen treten durch den noch
erhöhten Gradienten von Tief ULF bis zum Nachmittag jedoch noch starke bis
stürmische Böen zwischen 50 und 70 km/h (Bft 7 bis 8), exponiert bis 80 km/h
(Bft 9) auf.
Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 6 und 10 Grad im Nordosten, südlich des
Wellenscheitels im Warmsektor bei 10 bis 18 Grad, im Bergland bei 6 bis 10 Grad.
Dort kommt es folglich zu Tauwetter, was sich insbesondere am Thüringer Wald, am
Erzgebirge und am Bayerischen Wald mit einem Niederschlagsdargebot von 15 bis 25
l/qm in 12 Stunden widerspiegelt, damit aber knapp unter den Warnschwellen
bleibt.

In der Nacht zum Sonntag zieht der zweite Randtrog in der weiterhin
nordwestlichen Höhenströmung rasch nach Osten ab. Ebenso rasch folgt ein dritter
Randtrog von den Britischen Inseln, und was hat der im Schlepptau? Genau, ein
weiteres Bodentief (bisher namenslos), dessen Zentrum in den Nachtstunden von
der Nordsee über Sachsen-Anhalt und über Sachsen nach Südosten durchzieht. Das
verstärkt die Hebung durch PVA (weniger durch WLA) erneut, sodass nach einem
Abschwächen der Niederschläge in den Abendstunden in der zweiten Nachthälfte die
Niederschläge im Norden und Nordosten wieder zunehmen. Erneut kann in 12 Stunden
mit 5 bis 15, vom nördlichen Emsland über den Harz bis zur Lausitz mit bis zu 20
l/qm gerechnet werden. In der Summe werden so vom Emsland und der Deutschen
Bucht bis ins mittlere Brandenburg und bis ins östliche Sachsen 10 bis 30 l/qm
in 24 Stunden erreicht. Am Harz summiert sich der Regen bis Sonntagnachmittag
auf 30 bis 50 l/qm, eine Warnung dafür wurde ausgegeben. Im Süden fällt ebenso
gebietsweise Regen, vor allem im Bereich der nach Südosten vordringenden
Kaltfront des Tiefs VOLKER. Die Regenmengen liegen dort zwischen 0 und 5, in
manchen Staulagen um 10 l/qm in 12 Stunden. Trocken bleibt es hingegen in
Ostseenähe. An der Nordostflanke des nördlichen Niederschlaggebietes können sich
ein paar Schneeflocken in den Niederschlag mischen, ohne dass es bei einer
warmen Vorgeschichte und Temperaturen im niedrigen positiven Bereich zu einer
Neuschneeauflage kommen sollte. Maximal dürfte eine Glättewarnung erforderlich
werden, immerhin zeigen die Tiefstwerte in Bodennähe vereinzelt leichten Frost
an.
Bleibt noch der Wind, der sich zunächst leicht abschwächt, mit dem neuen Tief
aber noch einmal einen kleinen Pusch erhält. So sind südwestlich des Zentrums
vor allem oberhalb 400 bis 600 m weiterhin starke Böen um 55 km/h (Bft 7),
exponiert stürmische Böen (Bft 8) aus West bis Südwest dabei. Auf den höheren
Bergen gibt es Sturmböen von 80 bis hin zu schweren Sturmböen um 100 km/h ganz
oben (Bft 9 bis 10). Nordöstlich des Zentrums des Tiefs ist der Wind deutlich
schwächer unterwegs und kommt aus Nordwest.
Die Temperaturen sinken auf 9 bis 4, im Nordosten auf 5 bis 1 Grad.

Sonntag... schwenkt der Randtrog unter leichter Amplifizierung über Deutschland
hinweg nach Südosten durch, wobei die nordwestliche Strömung erhalten bleibt.
Dem Randtrog folgt ein Rücken, der sich über den Britischen Inseln aufwölbt und
den Nachschub an Randtrögen zumindest über Deutschland unterbindet. Das
namenlose dritte Tief verlässt damit auch schon wieder unsere Gefilde.
Das Niederschlagsgebiet aus dem Norden verlagert sich im Tagesverlauf allmählich
in die Mitte des Landes, wobei es am Erzgebirge leicht staut und am Südrand des
Niederschlags eine Labilisierung erfolgt. Der Regen nimmt deshalb schauerartigen
Charakter an (zunächst Hebung durch PVA durch den Randtrog, nachmittags auch
durch ein wenig WLA). In gut gescherter Umgebung scheint ein kurzes Gewitter
nicht gänzlich ausgeschlossen, die Modelle wollen davon aber nicht viel wissen,
selbst die sonst auf Gewitter schnell anspringenden deutschen Modelle nicht.
Weiter nach Süden sorgt die Kaltfront des Tiefs VOLKER noch für etwas Regen und
leichten Stau an den Alpen, oberhalb 1500 m sind auch Schneeflocken dabei, ohne
dass es bei den noch hohen Temperaturen zu Schneeakkumulationen kommt. Die
Regenmengen betragen im Südwesten 0 bis 5, sonst 1 bis 10, im Stau des
Erzgebirges und des Berchtesgadener Lands 10 bis 15 l/qm in 12 Stunden. Von
Schleswig-Holstein bis zur Uckermark und nordöstlich davon bleibt es trocken und
zeitweise scheint die Sonne. Etwas Sonnenschein kann es auch im Südwesten geben.

Der Wind lässt allerdings nur langsam nach. Weiterhin kommt es in der Mitte und
im Süden zu starken, vereinzelt stürmischen Böen aus West bis Südwest, auf den
Bergen zu Sturmböen bis hin zu schweren Sturmböen. Am Nachmittag zeichnet sich
im Westen durch leichten Druckanstieg eine deutliche Windabschwächung ab.
Die Temperaturen steigen auf 5 bis 9 Grad im Nordosten und auf 8 bis 15 Grad.

In der Nacht zum Montag gelangen wir zwar in den Einflussbereich des Rückens,
dieser wird jedoch von massiver WLA überlaufen. Daher erreicht den Norden
Deutschlands die Warmfront eines Tiefs, das im Zusammenhang mit einem Randtrog
von Island nach Norwegen zieht. Im Norden kommt daher neuer Regen auf, mehr als
1 bis 5 l/qm bis zum Morgen gibt es aber nicht. Ansonsten lassen unter
Druckanstieg die sich nach Südosten zurückziehenden Niederschläge bald nach.
Auch in diesen Bereichen fallen nicht mehr als 1 bis 5 l/qm. In höchsten Lagen
ist daher kein nennenswerter Neuschnee zu erwarten, auch wenn sich oberhalb von
1200 bis 1400 m mal eine Schneeflocke zeigt.
Der Wind bleibt allerdings ein Dauerthema. Während er im Süden und in der Mitte
weitgehend nachlässt, wenn man mal von einigen Bergen absieht, frischt er an den
Küsten auf. Dort nimmt der Gradient beim Durchzug der Warmfront wieder zu.
Deshalb gibt es an den Küsten starke bis stürmische Böen zwischen 55 und 70 km/h
(Bft 7 bis 8), exponiert Sturmböen um 80 km/h (Bft 9) aus Südwest. Ansonsten
weht nur schwacher bis mäßiger West- bis Südwestwind.
Die Temperaturen gehen auf 5 bis 1 zurück, im Bergland tritt stellenweise
leichter Frost bis -4 Grad auf.

Montag... erreichen Randtrog und Bodentief achsensenkrecht zueinander Norwegen,
stromab kommt es zu einer Zyklogenese im Lee des Skandinavien-Gebirges. Während
die Warmfront des Tiefdrucksystems rasch nach Osten abzieht, legt sich die
Kaltfront über den Nordosten Deutschlands. Dort kommt sie ins Schleifen und geht
über in die Warmfront eines weiteren Tiefs mit Zentrum nordwestlich von
Schottland.
Das führt zu zeitweiligen Regenfällen mit 1 bis 8 l/qm in 12 Stunden etwa
nordöstlich der Elbe. ICON6-Nest simuliert in Vorpommern sogar 10 bis 15 l/qm,
steht mit dieser Meinung aber vorerst alleine dar. Vereinzelte schwache Schauer
können sich nachmittags von nordöstlichen Nordrhein-Westfalen bis zum Thüringer
Wald bilden, sie lassen sich einem kleinen Randtrog in der nordwestlichen
Höhenströmung zuordnen, der für etwas WLA und PVA gut ist. Die
Karnevalshochburgen in Köln, Mainz und Düsseldorf scheinen davon zum
Umzugshöhepunkt am Rosenmontag verschont zu bleiben.
Im Südwesten hingegen überwiegt der antizyklonale Einfluss des sich wieder
abflachenden Rückens. Folglich bleibt es dort trocken und zeitweise scheint die
Sonne.
Der Wind bleibt weiterhin auf der Agenda, weil der Gradient in der Nähe zum
Leetief in der Mitte und vor allem im Nordosten weiter Fahrt aufnimmt. Daher
kommt es vom Westen über die Mitte bis nach Bayern vereinzelt zu starken Böen
bis 55 km/h (Bft), im Bergland dort zu stürmischen Böen um 65 km/h (Bft 8) aus
West bis Südwest. Auch das sollte in den Karnevalshochburgen kein größeres
Problem darstellen. Nach Nordosten hin ist der Wind stärker mit stürmischen Böen
bis ins Tiefland und Sturmböen oder schweren Sturmböen an den Küsten sowie auf
den Gipfeln (Bft 9 bis 10) bis hin zu orkanartigen Böen auf dem Brocken (Bft
11). Im Südwesten weht nur schwacher bis mäßiger Wind.
Die Temperaturen steigen auf 7 bis 12 Grad im Nordosten und auf 9 bis 16 Grad
sonst.

In der Nacht zum Montag bleibt die nordwestliche Höhenströmung unverändert
erhalten. Das Leetief wird daher rasch bis in den Norden der Ukraine geführt.
Die schleifende Kaltfront über dem Nordosten Deutschlands geht mehr und mehr in
die Warmfront des Schottlandtiefs über. Vor allem nordöstlich der Elbe ist also
mit weiteren Regenfällen mit Mengen von 1 bis 8 l/qm in 12 Stunden zu rechnen.
Erneut bietet ICON6-Nest mit lokal 10 bis 12 l/qm etwas mehr Niederschlag an,
sodass 24-stündig gesehen vor allem in Vorpommern 10 bis 20 l/qm zusammenkommen
können, diese Mengen aber auch unterhalb der Warnschwellen bleiben. Mit
abschwächender Tendenz bei nachlassender WLA und Glättung der Strömung sind auch
noch vom nördlichen NRW bis ins östliche Sachsen ein paar Tropfen möglich,
maximal fallen jedoch 1 bis 2 l/qm. Im Südwesten bleibt es trocken, ebenso
nordöstlich der schleifenden Front rund um Rügen.
Der Wind lässt von Südwesten weiter nach, reicht aber im Nordosten vom
Gradienten her noch für starke bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8) aus West bis
Südwest bis ins Tiefland, für stürmische Böen bzw. exponiert Sturmböen (Bft 8
bis 9) an der Küste und für Sturmböen oder schwere Sturmböen auf den höchsten
Gipfeln. Im Südwesten weht nur noch schwacher Südwestwind.
Die Temperaturen sinken auf 9 bis 5 Grad im Norden und auf 7 bis 0 Grad im
Süden, im südlichen Bergland gibt es stellenweise leichten Frost bis -2 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren sehr ähnlich, auch was die linienartigen
Niederschlagsschwerpunkte im Norden am heutigen Samstag und in der Nacht zum
Sonntag angeht. Daher werden zunächst keine weiteren Dauerregenwarnungen neben
der bis zum Sonntag verlängerten Harz-Dauerregenwarnung benötigt. Am Montag gibt
es nach ICON6-Nest mehr Niederschläge im Nordosten, dabei werden aber keine
Dauerregenschwellen angekratzt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler