DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-02-2023 08:30
SXEU31 DWAV 170800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 17.02.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: NWz
Unbeständig mit häufigen Niederschlägen (Harz + Erzgebirge eventuell Dauerregen
bzw. in den Kammlagen Tauwetter) und mild bis sehr mild. Dazu heute im Norden
Böen Bft 8 bis 9, in Schauern und an den Küsten bis Bft 10, auf den Bergen
allgemein Bft 9 bis 12. Am Samstag dann vor allem in der Mitte und im Süden
windig bis stürmisch.


Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... hat sich zwischen einer kräftigen Höhenantizyklone westlich der
Biskaya und einem Langwellentrogkomplex über dem Nordmeer über Deutschland eine
aktuell noch relativ glatte, aber zunehmend diffluente nordwestliche
Höhenströmung eingestellt. Im Tagesverlauf verlagert sich an der Südflanke des
Trogkomplexes ein markanter kurzwelliger Randtrog rasch vom Seegebiet nördlich
Schottlands bis zum Abend nach Südschweden, wobei er sich aufgrund kräftiger
Kaltluftadvektion an seiner Südwestflanke deutlich nach Süden ausweitet. Das
führt zu einer nicht unerheblichen Verschärfung der Höhenströmung über dem
Vorhersagegebiet, die zudem auch mehr und mehr zyklonal konturiert ist. Bis zum
Abend stößt ein Jetstreak mit knapp 120 kn in 300 hPa nach Norddeutschland vor.
Die stärksten, aus PVA resultierenden dynamischen Hebungsprozesse spielen sich
hingegen nördlich des Vorhersagegebietes, in etwa im Bereich der am linken
Jetausgang gelegenen Trogspitze ab. Im Bodenfeld hat sich entsprechend ein an
den Trog gekoppeltes Sturmtief entwickelt, das mit einem Kerndruck von etwa 980
hPa aktuell die Shetlandinseln überquert, rasch ostsüdostwärts vorankommt, sich
auch mit Landgang nicht abschwächt und heute Abend mit knapp über 975 hPa
unmittelbar östlich von Oslo aufschlägt.
Die Warmfront des Tiefs greift aktuell bereits auf die Westhälfte Deutschlands
über, wobei ein schwaches, sich inzwischen aufgelöstes vorlaufendes
Frontensystem im Zusammenspiel mit der zunehmend kräftigen trogvorderseitigen
WLA dichte Bewölkung und leichte Niederschläge bis in den Südosten Deutschlands
geführt hat. Dabei wurde die noch gebietsweise vorhandene bodennahe Kaltluft
fast überall rasch ausgeräumt, lediglich an der unteren Donau sowie im Bayerwald
dauert es etwas länger, dort fiel in den Frühstunden in einigen Tälern sogar
noch gefrierender Regen bzw. Nieselregen.
Insgesamt hält sich die Niederschlagsintensität an bzw. im Vorfeld der bereits
bis zum frühen Nachmittag rasch über das Vorhersagegebiet schwenkenden Warmfront
sehr in Grenzen. Lediglich ganz im Norden, in Schleswig-Holstein, nahe am
Okklusionspunkt, kommen um, gebietsweise mehr als 5 l/qm zusammen, sonst ist es
deutlich weniger, nach Südwesten und Süden zu bleibt es oft trocken bzw. fallen
nur einzelne Tropfen.
In den Fokus der Warntätigkeit rückt allerdings der Wind. Wenig überraschend
führt die Sturmtiefpassage nördlich von uns zu einer deutlichen
Gradientverschärfung. Das macht sich bereits aktuell im Warmsektor bemerkbar,
allerdings aufgrund der stabilen Schichtung eher in den Kamm- und Gipfellagen
der Mittelgebirge und der Alpen. Dort gibt es bereits vielfach stürmische Böen
bzw. Sturmböen aus West bis Südwest, exponiert auch schwere Sturmböen (Brocken).
Im Tagesverlauf legt der Wind dort noch um 1 bis 2 Bft zu, auf dem Brocken und
Fichtelberg sind dann auch orkanartige Böen bzw. Orkanböen zu erwarten.
In den Niederungen dauert es etwas länger. Im Norden dürfte es aber bereits im
Warmsektor für erste stürmische Böen reichen, an den Küsten auch für Sturmböen,
weiter südlich zunächst einmal für steife Böen, im Südwesten und Süden sowie
anfangs auch im Osten spielt der Wind in tiefen Lagen - außer im Lee einiger
Mittelgebirge - eher nur eine untergeordnete Rolle.
Interessanter wird es dann mit Kaltfrontpassage, die mittags auf die Deutsche
Bucht übergreift und abends bereits eine Linie Niederrhein-Berlin erreicht. Vor
allem nach Norden und Osten zu, also näher am Tiefkern, erreicht der Oberwind in
850 hPa mit Kaltfrontpassage bereits 60 bis 65 kn, in 925 hPa um 50 kn. Dabei
ist die Luftmasse bis nahe 700 hPa labil geschichtet und mit einem hochreichend
markant gescherten Umfeld ausgestattet (DLS teils über 40 m/s, LLS um 20 m/s).
Somit ist entlang der Front mit linienhaft organisierter Schauertätigkeit zu
rechnen, mangels hochreichender Labilität dürfte es aber nicht für Gewitter
reichen. Dennoch ist aufgrund der kräftigen Oberwinde mit Frontpassage auch im
Binnenland mit Sturmböen zu rechnen, kleinräumig und kurzzeitig können auch
schwere Sturmböen auftreten. Interessanterweise springen die Konvektion
erlaubenden Modelle auf diese Entwicklung noch nicht so wirklich gut an - das
SuperHD bzw. das AROME noch eher als ICON-D2 -, die Erfahrung aus der
Vergangenheit hat aber gelehrt, dass die Modelle mit der flachen Konvektion so
ihre Schwierigkeiten haben und dann doch immer wieder mal plötzlich
Böenmeldungen um 100 km/h bzw. Schadensmeldungen auftauchten.
Rein aus dem Gradienten heraus für Sturm- und schwere Sturmböen reicht es
dagegen an den Küsten sowie auch bis ins küstennahe Binnenland.
Der Kaltfront folgt mit etwas Abstand noch ein Bodentrog, der sich aufgrund der
kräftigen KLA noch etwas verstärken kann und an den in der Höhe ein zweites
Maximum der Höhenwinde gekoppelt ist mit über den Küstenregionen der Ostsee noch
etwas höheren Windgeschwindigkeiten als an der Kaltfront (um 70 kn in 850 hPa).
Somit sind am ehesten entlang der vorpommerschen Küste an auflandigen
Küstenabschnitten (der Wind dreht auf Westnordwest) auch einzelne orkanartige
Böen in Betracht zu ziehen. Insgesamt sind die Modelle aber noch ein wenig
defensiver aufgestellt als gestern, sowohl ICOB-EU-EPS als auch ICON-D2-EPS
simulieren auch rund um Rügen nur noch geringe Wahrscheinlichkeiten (etwa 10 bis
15%, ICON-EU bis 20%) für Bft 11 an der Nordspitze Rügens. Der deterministische
ICON-EU-Lauf hat vom Darß bis nach Rügen vereinzelt die Bft 11 auf der Agenda,
GFS nach wie vor ein wenig verbreiteter, IFS und UKMO simulieren dagegen nicht
mehr als Bft 9 bis 10. Aus aktueller Sicht bietet sich warntechnisch somit die
sogenannte "Häkchen"-Lösung an (Bft 10, exponiert Bft 11).
Postfrontal gelangt erwärmte maritime Polarluft nach Norddeutschland (eingangs
der Nacht 0 bis -3 Grad in 850 hPa) und die Schauertätigkeit kommt rasch zum
Erliegen. Der Rest des Landes bleibt hingegen noch im Einflussbereich der sehr
milden Atlantikluftmasse mit 3 bis 5 Grad in 850 hPa. Die Sonne zeigt sich
höchstens ganz im Südwesten und an den Alpen mal kurz, nachmittags auch im
Nordwesten. Mit der guten Durchmischung erreichen die Höchsttemperaturen
verbreitet Werte zwischen 10 und 15 Grad. Lediglich in Niederbayern sowie im Luv
der ostbayerischen Mittelgebirge klappt es nicht so gut mit der Durchmischung,
dort werden nur wenig über 5 Grad erreicht.

In der Nacht zum Samstag schwenkt der Höhentrog ins Baltikum bzw. nach
Weißrussland, dahinter stellt sich über dem Vorhersagegebiet eine relativ glatte
nordwestliche Höhenströmung ein, wobei sich der sich etwas abschwächende
Jetstreak in 300 hPa über dem Norden und Nordosten des Vorhersagegebietes
befindet.
Das Bodentief zieht ohne großartige Intensitätsänderung zum Westausgang des
Finnischen Meerbusens. Die Kaltfront kommt nur noch wenig nach Süden voran und
gerät aufgrund höhenströmungsparalleler Exposition in etwa über dem Erzgebirge
und Niederrhein ins Schleifen, dabei geht sie nach Westnordwest zu bereits über
in die Warmfront eines flachen Wellentiefs über, das morgens bereits die
westliche bzw. mittlere Nordsee erreicht. Somit kommt der dort bereits als
Warmfront geführte Frontenzug über Westdeutschland bis Samstagfrüh wieder etwas
nach Norden voran. Im Bereich der schleifenden Front gibt es weitere Regenfälle,
die sich ausgangs der Nacht im Emsland mit Übergreifen der Warmfront etwas
intensivieren. Insgesamt bleiben die Mengen mit 1 bis 8 l/qm aber überschaubar,
lediglich Richtung Erzgebirge können an die 10 l/qm fallen, dort setzt in den
Kammlagen zudem starkes Tauwetter ein.
Im Nordosten bleibt es dagegen trocken und auch im Süden und Südwesten gibt es
im Warmsektor nur noch wenig Niederschläge.
Der Wind bleibt warntechnisch natürlich Thema. Nur langsam schwächt sich der
Oberwind an der Südwestflanke des Tiefs ab, das zweite Maximum überquert Rügen
sogar erst mit 70 kn in 850 hPa im Laufe der ersten Nachthälfte. Somit dauert
der Sturm im Norden und vor allem Nordosten zunächst noch an mit Böen Bft 8 bis
9, im Ostseeumfeld Bft 10, auf Rügen anfangs auch vereinzelt noch mit Bft 11. Im
Westen und Süden lässt er bereits eingangs der Nacht allmählich nach, im Laufe
der zweiten Nachthälfte ist dann auch im Nordosten der Höhepunkt überschritten.
Morgens gibt es nur noch an der vorpommerschen Küste stürmische Böen, rund um
Rügen Sturmböen.
Auf den Bergen bleibt es allerdings meist stürmisch, wenngleich ebenfalls mit
abnehmender Intensität. Für Sturmböen reicht es morgens lediglich auf
exponierten Gipfeln, auf dem Brocken für schwere Sturmböen. Mit Annäherung der
Welle frischt er im Westen ausgangs der Nacht aber bereits wieder auf mit Böen
Bft 7, in höheren Lagen Bft 8 aus West bis Südwest.
Insgesamt verläuft die Nacht frostfrei. Zwar lockern die Wolken im Nordosten
stärker auf, hier sorgt der kräftige Wind aber für Durchmischung. Sonst bleibt
es stark bewölkt bis bedeckt. An die Nordflanke der schleifenden Front sickert
zwar die einströmende Polarluft mit negativen 850 hPa-Temperaturen, für nasse
Schneeflocken reicht es aber nur, wenn sich der Brocken bzw. die höchsten
Erzgebirgsgipfel kurzzeitig mal genau am Nordrand der Niederschläge befinden.

Samstag... schwenkt ein in die kräftige nordwestliche Höhenströmung
eingebetteter Kurzwellentrog von der Nordsee her rasch über den Norden und Osten
des Landes hinweg südostwärts, wobei die trogvorderseitige Hebung durch
zunehmende KLA etwas limitiert ist. An den Trog gekoppelt ist allerdings das
bereits oben erwähnte flache Wellentief, das kaum Entwicklungspotenzial aufweist
und sich als offene Welle von der Nordsee her über Niedersachsen, Sachsen-Anhalt
und Südbrandenburg südostwärts verlagert, wobei die sich aufbauende
Luftmassengrenze im Wellenbereich frontogenetisch wirkt und verstärkt Hebung
generiert. Entlang der Zugbahn der Welle intensivieren sich die Regenfälle somit
vorübergehend, insgesamt werden etwa 5 bis 15 l/qm simuliert, im Stau des Harzes
bis zum Abend auch über 25 l/qm, so dass sich dort eventuell eine
Dauerregenwarnung anbietet. Viel Regen fällt auch im Erzgebirge, dort herrscht
im Warmsektor der Welle gelegen zudem auch starkes Tauwetter, so dass die
Abflussmengen insgesamt ebenfalls 25 bis 35 l/qm erreichen könnten. Insgesamt
haben sich die Modelle inzwischen deutlich angeglichen, was Regenmengen und
Zugbahn der Welle betreffen.
Der Wind bleibt warntechnisch Thema. Einerseits im äußersten Nordosten, an der
Südwestflanke des nur langsam abziehenden Sturmtiefs, wo es in Ostvorpommern
nach wie vor für Böen Bft 7, an der Küste Bft 8 bis 9 aus West bis Nordwest
reicht, erst am Nachmittag und Abend flaut der Wind auch dort deutlich ab.
Andererseits aber auch im Warmsektor der Welle, wo sich der Gradient verschärft.
Somit frischt etwa südwestlich einer Linie nördliches Emsland-Südbrandenburg der
Wind aus West bis Südwest bereits ausgangs der Nacht wieder auf und es gibt auch
in den Niederungen verbreitet steife, teils auch stürmische Böen (im
Alpenvorland sowie im Harz- und Erzgebirgsvorland mit Leitplankeneffekt
eventuell Sturmböen). In den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge reicht es
für Sturmböen, exponiert für schwere Sturmböen, auf dem Brocken, dem Fichtelberg
sowie auf den höchsten Alpengipfeln für orkanartige Böen bzw. Orkanböen. An der
Nordflanke der Welle ist es dagegen nur schwachwindig, der Übergang dorthin ist
sehr scharf begrenzt.
Am Rande sei noch erwähnt, dass die flache Welle im Tagesverlauf vom Höhentrog
überlaufen wird, wodurch die Luftmasse unter Einbeziehung etwas höhenkälterer
Luft etwa vom östlichen Niedersachsen bis nach Sachsen im Warmsektor
vorübergehend hochreichender (bis etwa 600 hPa) indifferent bis leicht labil
geschichtet ist. Dabei nehmen die Niederschläge dort etwas konvektiveren
Charakter an, ICON-D2 simuliert über Sachsen sogar einzelne Gewitter, wobei dann
Sturmböen als Begleiterscheinung in Betracht gezogen werden müssen.
Sowohl im Nordosten, insbesondere an der Ostsee, als auch ganz im Süden lässt
sich durchaus mal die Sonne blicken, ansonsten bleibt es aber stark bewölkt bis
bedeckt. Dabei fungiert die Welle nach wie vor als Luftmassengrenze, die die
maritime Polarluft im Nordosten (-5 bis -2 Grad in 850 hPa) von der deutlich
milderen im Südwesten (+1 bis 5 Grad) trennt. Eventuell reicht es am Nordrand
der Niederschläge bei nur schwachen Winden im nördlichen Niedersachsen, im
Hamburger Raum, im südlichen Schleswig-Holstein sowie in Westmecklenburg auch
für ein paar nasse Schneeflocken. Entsprechend zweigeteilt sind die Höchstwerte:
5 bis 9 Grad im Norden und Osten (bei Niederschlägen auf der kalten Seite der
LMG bleibt es kälter), 11 bis 15 Grad im Süden und in der Mitte, im Alpenvorland
und im südlichen Rheingraben kann es mit bis zu 17 Grad auch noch etwas milder
werden.

In der Nacht zum Sonntag folgt von Nordwesten her ein weiterer Kurzwellentrog,
der morgens bereits den Nordwesten des Vorhersagegebietes erreicht. Auch an
diesen ist erneut ein flaches Wellentief, sogar eher eine Tiefdruckrinne mit
mehreren kleinräumigen Drehzentren gekoppelt, die sich auf geringfügig südlich
gelegener Zugbahn rasch vom Emsland bis zur Lausitz bzw. nach Südpolen verlagert
bzw. ausweitet. Somit intensivieren sich die Niederschläge nach vorübergehendem
Abklingen im Laufe der Nacht rasch wieder vom Emsland bis zum Erzgebirge, wobei
GFS, UKMO und IFS die Niederschläge etwas weiter nach Nordosten vorankommen
lassen, so dass auch Teile von Schleswig-Holstein sowie Westmecklenburg
betroffen wären, als ICON-EU, nach dessen Lesart es etwa nordöstlich der Elbe
trocken bleiben sollte. Vor allem GFS simuliert die Niederschläge so weit auf
der kalten Seite der Welle, dass zunehmend auch die feste Phase ins Spiel kommt,
am ehesten wohl von Westmecklenburg bis nach Brandenburg, wo es gebietsweise für
eine dünne Nassschneedecke reichen könnte.
Weiter südlich fällt natürlich Regen und erneut staut es an Harz und Erzgebirge
wieder etwas. Die Mengen fallen nach Lesart aller Modelle etwas geringer aus als
bei der Vorgängerwelle, in Summe könnten in 24 bis 36 Stunden im Harzstau aber
durchaus 30 bis 40 l/qm zusammenkommen, am Erzgebirge nicht ganz so viel,
allerdings sorgt das Tauwetter dort für ähnliche Abflussmengen. Ansonsten sind
in einem breiten Streifen von Niedersachsen bis nach Südbrandenburg/Sachsen etwa
10 bis 25 l/qm in 24 Stunden zu erwarten, örtlich etwas mehr. Mit Trogpassage
kann auch erneut ein kurzes Gewitter nicht ausgeschlossen werden.
Der Gradient an der Südflanke der Welle fächert kurzzeitig auf, ehe er sich mit
Wellenpassage wieder vorübergehend etwas verschärft. Somit flaut der Wind abends
und eingangs der Nacht ab, lediglich in den Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge und der Alpen gibt es dann noch stürmische Böen bzw. Sturmböen. Im
Laufe der zweiten nachthälfte legt er aber erneut aus westlichen Richtungen zu
und es kann auch in den Niederungen, zumindest in windanfälligen Lagen wieder
steife Böen geben.
Sollte es ganz im Nordosten auflockern, kann es dort leichten Frost geben,
ansonsten verläuft die Nacht unter den dichten Wolken aber frostfrei.

Sonntag... wölbt sich über den Britischen Inseln und dem Nordmeer ein Höhenkeil
auf und wird mit einem ins Seegebiet zwischen Island und Schottland gerichteten
Trogvorstoß nach Osten abgedrängt. Abends erreicht die von zunehmend kräftiger
WLA überlaufene Keilachse bereits die östliche Nordsee und Südskandinavien.
Somit steilt die Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet auf und der
Kurzwellentrog zieht unter Konturverlust rasch über das Vorhersagegebiet
südwärts, abends passiert er bereits die Alpen.
Das flache Wellentief bzw. die Rinne schwenkt rasch nach Ost- bzw. Südosteuropa
und füllt sich auf, die darin eingebettete Kaltfront bzw. Okklusion kommt noch
etwa bis in den Norden BaWüs bzw. Bayerns voran, löst sich dann aber bei
deutlichem Druckanstieg - von Frankreich schiebt sich ein durch den Höhenkeil
gestützter kräftiger Bodenhochkeil nach Südwestdeutschland vor - allmählich auf.

Somit verlagern sich die Niederschläge südostwärts und klingen von Nordwesten
her rasch ab, wobei es diesbezüglich noch Modelldifferenzen gibt. Nach Lesart
des ICON-EU regnet es nachmittags und abends lediglich von NRW bis nach
Südostbayern geringfügig, die kältere maritime Polarluft (-3 bis -6 Grad in 850
hPa) weiter nördlich sickert zwar rasch nach, aber in deren Einflussbereich
bleibt es dann bereits meist trocken, lediglich im Harz sowie am Erzgebirge und
im Zittauer Bergland kann es noch bis in tiefere Lagen etwas schneien. GFS, IFS
und UKMO hingegen simulieren die Südverlagerung der Rinne und der Niederschläge
weniger progressiv, die kältere Luftmasse rückt aber fast genauso schnell von
Norden her nach, so dass die feste Phase vor allem am östlichen Bergland noch
eine etwas größere Rolle spielen könnte - nicht ausgeschlossen, dass es dort
nachmittags und abends auch mal bis in tiefe Lagen schneit. Die Neuschneemengen
sollten sich aber sehr in Grenzen halten, für mehr als eine dünne
Nassschneedecke reicht es wohl nicht.
Zwischen Tiefdruckrinne und dem nachrückenden Hochkeil bleibt über der Südhälfte
zunächst noch ein scharfer Druckgradient aufrecht, so dass es auch in den
Niederungen weiterhin für steife Böen, exponiert eventuell sogar für stürmische
Böen aus West bis Nordwest reicht. In den Kamm- und Gipfellagen der süddeutschen
Mittelgebirge und der Alpen gibt es Sturm-, exponiert schwere Sturmböen. Zum
Abend hin schwächt sich der Wind aber weiter ab. Weiter nördlich spielt der Wind
warntechnisch wohl keine Rolle mehr.
Vor allem im Norden und Nordosten, am ehesten wohl an der Ostsee, kann sich auch
mal länger die Sonne durchsetzen, sonst lockern die Wolken nur zögernd von
Norden her auf, im Südosten und Süden bleibt es meist bedeckt. Dabei erreichen
die Höchsttemperaturen im Norden und Osten im Bereich der maritimen Polarluft
Werte zwischen 4 und 8 Grad, im Südwesten und Süden wird die sehr milde
Luftmasse nur zögernd verdrängt (mittags noch -1 bis +2 Grad in 850 hPa), so
dass es dort mit 9 bis 13 Grad noch deutlich milder bleibt.

In der Nacht zum Montag schwenkt der Höhenkeil rasch weiter südostwärts und hat
bereits ausgangs der Nacht das Vorhersagegebiet überquert. Der folgende
Höhentrog greift morgens auf Südskandinavien über. Daran gekoppelt ist erneut
eine Sturmtiefentwicklung, die bereits am Sonntagabend knapp südlich von Island
mit einem Kerndruck von unter 970 hPa ihren Höhepunkt erreicht hat. Bis
Montagfrüh verlagert sich das Sturmtief Richtung Kap Svinöy, wobei sich im Lee
des Norwegischen Gebirges im Oslofjord in den Frühstunden ein Teiltief
entwickelt. Die Warmfront dieses Tiefdruckkomplexes greift bereits im Laufe der
Nacht auf den Norden und Osten Deutschlands über, wobei die kräftige WLA zwar
für dichte Wolkenfelder sorgt, die sich über weite Teile des Vorhersagegebietes
ausbreiten, mangels dynamischer Unterstützung durch PVA aber nur wenig Regen
fällt, hauptsächlich im Norden und Nordosten.
Der Gradient verschärft sich dagegen im Laufe der Nacht mit Annäherung des Tiefs
wieder deutlich, zumal der kräftige, nach Südwestdeutschland gerichtete Hochkeil
nur langsam abgebaut wird. Während es eingangs der Nacht auf den Alpengipfeln
noch die letzten Sturmböen gibt, sich ansonsten die Windsituation aber auch im
Süden komplett entspannt hat, frischt der Wind in der Nord- bzw. Nordwesthälfte
im Laufe der zweiten Nachthälfte rasch wieder auf. Morgens gibt es dort nach
Lesart des ICON-EU an den Küsten verbreitet Sturm-, vereinzelt auch schwere
Sturmböen aus West bis Südwest, im angrenzenden Binnenland stürmische Böen, nach
Süden zu bis nach NRW und in die Norddeutsche Tiefebene steife Böen. In den
Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge muss dann wieder verbreitet mit
Sturmböen gerechnet werden, exponiert mit schweren Sturmböen, auf dem Brocken
mit Orkanböen. Insgesamt hat ICON-EU im Modellvergleich aber die stärkste
Entwicklung auf der Agenda, vor allem IFS und GFS sind um einiges defensiver
aufgestellt.
Aufgrund der meist dichten Bewölkung ist Frost lediglich in einigen
Mittelgebirgslagen Thema, meist verläuft die Nacht frostfrei.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle fahren im Großen und Ganzen eine einheitliche Linie, inzwischen
werden auch die flachen Wellentiefs recht ähnlich simuliert. Die kleineren
Differenzen, insbesondere in der Nacht zum Sonntag und am Sonntag selbst, wurden
im Text angesprochen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff