DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-02-2023 08:30
SXEU31 DWAV 160800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 16.02.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: NWa/z
Übergang zu einer teils stürmischen, insgesamt feuchten und weiterhin milden
Witterungsphase. Am Freitag im Norden und Nordosten Sturmböen, an den Küsten und
auf den Bergen schwere Sturmböen, rund um Rügen und auf exponierten Gipfeln
Orkanböen. Samstag vor allem in der Mitte und im Süden stürmisch.


Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... hat sich der Höhenrücken über dem östlichen Mitteleuropa bzw.
Osteuropa weitestgehend abgebaut. Dafür weitet sich vom Seegebiet östlich der
Biskaya ein kräftiger Höhenrücken Richtung West- und Südfrankreich aus. An
dessen Nordflanke weitet sich die vom Seegebiet südlich von Island über die
Britischen Inseln ostsüdostwärts verlaufende Frontalzone Richtung nördliches
Mitteleuropa/Skandinavien aus. Ein in die westnordwestliche Höhenströmung
eingebetteter flacher Höhentrog, dem aufgrund der auf seiner Rückseite zunehmend
markanten WLA kein großes Entwicklungspotenzial beschert ist, überquert dabei im
Tagesverlauf das Vorhersagegebiet ostwärts. Dahinter kann sich die zunächst
aufgrund der WLA noch antizyklonal konturierte nordwestliche Höhenströmung
weiter verschärfen, der Jetstream stößt bis zum Abend zur nördlichen Nordsee
vor.
Über Deutschland zerfällt der Trog bereits in mehrere flache kurzwellige
Anteile, die allesamt keinen markanten dynamischen Hebungsantrieb mehr bieten.
Daran gekoppelt sind im Bodenfeld schwache, sich oft bereits in Auflösung
befindliche Frontensysteme, von denen eine erste Kaltfront, die zu einem
Wellentief über der Norwegischen See westlich der Haltenbank gehört, bereits auf
den Nordwesten des Landes übergegriffen hat. Ein weiteres, bereits nicht mehr
analysiertes System folgt quasi auf dem Fuße, während System Nr. 3 etwas besser
definiert ist, als recht markanter Bodentrog samt eingelagertem okkludierenden
Frontensystem im Tagesverlauf die Britischen Inseln überquert und sich abends
über der westlichen Nordsee befindet.
Somit neigt sich das bisher ruhige, von Grenzschichtphänomenen geprägte
Hochdruckwetter im Vorhersagegebiet seinem Ende entgegen. Über Süddeutschland
hält aber heute noch eine inzwischen quasi zonal ausgerichtete, vom Seegebiet
bei den Azoren über Frankreich bis nach Südosteuropa reichende Hochdruckbrücke
wacker dagegen. Vor allem von Nordbaden/Südpfalz bis zur Lausitz und südöstlich
davon scheint nach teils zögernder Nebelauflösung nochmals verbreitet die Sonne
bzw. macht sich nur dünne, hohe WLA-Bewölkung bemerkbar, allerdings können sich
mangels Gradienten in den großen Flussniederungen Süd- und Ostbayerns
gebietsweise wieder ganztägig Nebel- und Hochnebelfelder halten, am ehesten wohl
entlang der Donau in Niederbayern sowie im nördlichen Oberbayern.
Im Westen und Norden sowie in Teilen der Mitte setzt sich dagegen die
Bewölkungsverdichtung fort, vor allem vom nördlichen Oberrheingraben über Hessen
bis zum Thüringer Wald bzw. bis ins südöstliche Niedersachsen halten sich
aktuell noch Nebel- und Hochnebelfelder, die sich aber bei etwas auflebendem
Gradienten voraussichtlich ein wenig schneller als gestern auflösen dürften. Im
Nordwesten fällt mit Übergreifen der ersten Kaltfront bereits gebietsweise etwas
Regen, der kommt im Tagesverlauf nach und nach noch ein wenig südostwärts, etwa
bis in den westlichen, vielleicht noch zentralen Mittelgebirgsraum bzw. bis nach
Vorpommern/Nordbrandenburg voran und tritt aufgrund der zunehmenden WLA zwar
relativ flächig auf, fällt aber mit maximal 1 bis 2 l/qm (im Weser-Ems-Gebiet)
nur wenig ergiebig aus. Dazu frischt der Wind ein wenig aus Südwest bis West
auf, ist aber noch nicht warnrelevant. Lediglich auf dem Brocken treten
zunehmend stürmische Böen (Bft 8) auf. Mit der den) Front(en) gelangt zunehmend
maritim erwärmte Subpolarluft ins Land (T850 hPa zwischen -2 Grad ganz im Norden
und +4 Grad im Südwesten), so dass es, außerhalb beständiger Nebelgebiete im
Südosten, wieder recht mild wird mit Höchstwerten zwischen 6 und 11 Grad, im Lee
einiger Mittelgebirge, im Alpenvorland sowie im Südwesten bis 14 Grad, bei
Dauernebel werden dagegen nur wenig über 0 Grad erreicht.

In der Nacht zum Freitag stößt an der Nordflanke des Höhenrückens ein markanter,
amplifizierender Kurzwellentrog aus dem Seegebiet südlich von Island Richtung
Schottland vor. Daran gekoppelt ist eine kräftige Wellentiefentwicklung, die von
der markanten, PVA-induzierten dynamischen Hebung auf der Trogvorderseite
profitieren kann und Freitagfrüh bereits als ausgewachsenes Sturmtief mit einem
Kerndruck von knapp unter 980 hPa westlich der Shetlands aufschlägt. Stromab
verstärkt sich auch über Mitteleuropa die WLA und die kräftiger werdende
nordwestliche Höhenströmung bleibt antizyklonal konturiert, der Jet stößt
morgens bis zur mittleren Nordsee vor. Dem flachen Tiefdruckgebiet über der
Nordsee wird somit die Energie entzogen und es verlagert sich im Laufe der Nacht
als zunehmend flacher Bodentrog samt eingelagerter teilokkludierter Kaltfront
rasch über das Vorhersagegebiet hinweg ostwärts.
Mit der kräftigen WLA werden aber die Wolken auch über Süddeutschland trotz nach
wie vor vorhandener Hochdruckbrücke rasch dichter und es breiten sich recht
flächig leichte Regenfälle aus, lediglich im Lee einiger Mittelgebirge sowie im

Südwesten und südlich der Donau bleibt es wohl in der trockenen Grundschicht
noch weitgehend trocken.
Allerdings besteht im ostbayerischen Mittelgebirgsraum, am ehesten im Bayerwald
sowie an der unteren Donau, örtlich ein kleines Risiko für gefrierenden Regen,
da es dort vor Eintreffen der Bewölkung noch leichten Frost geben kann. Mit
Frost ist auch an den Alpen sowie im angrenzenden Vorland zu rechnen. Sonst
verläuft die Nacht mit 8 bis 4 Grad teils deutlich im frostfreien Bereich.
Allerdings rückt der Wind nun allmählich in den Fokus der Warntätigkeit. Mit
weiterer Gradientverschärfung lebt er aus Südwest auf, in den Kamm- und
Gipfellagen einiger Mittelgebirge (in erster Linie in den mittleren
Landesteilen) gibt es steife bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8), auf dem Brocken
zunehmend Sturmböen (Bft 9), morgens erste schwere Sturmböen (Bft 10). Eventuell
reicht es im Lee von Hohem Venn und Eifel auch in den Niederungen für einzelne
steife Böen, mit höherer Wahrscheinlichkeit zum Morgen auf den Nordseeinseln.


Freitag... stößt der markante Kurzwellentrog bis zum Abend in etwa zum Oslofjord
vor und weitet sich dabei aufgrund kräftiger Kaltluftadvektion an dessen
Südwest- und Südflanke deutlich nach Süden aus. Gleichzeitig bleibt der kräftige
Höhenrücken über der Biskaya und West- bzw. Südfrankreich robust, so dass sich
die nordwestliche Höhenströmung über der Nordsee und dem Vorhersagegebiet nicht
nur verschärft, sondern eine deutlich zyklonale Kontur annimmt. Dabei stößt in
300 hPa ein Jetstreak mit über 120 kn am Abend nach Nordwestdeutschland vor. Die
markante Hebung an dessen linken Ausgang betrifft somit noch grade so den
äußersten Norden des Landes, vor allem aber die Regionen nördlich davon.
Das mit dem Trog korrespondierende Bodentief kann sich auf seinem Weg Richtung
Kap Svinöy zunächst noch ein wenig vertiefen, ändert aber in weiterer Folge
seine Intensität kaum mehr und befindet sich abends nahezu achsensenkrecht
unterhalb des Höhentiefs knapp ostsüdöstlich von Oslo mit einem Kerndruck von
knapp über 975 hPa. Die Warmfront überquert das Vorhersagegebiet bereits bis zum
frühen Nachmittag rasch ostwärts, dabei fällt fast überall leichter Regen (0 bis
4 l/qm in 6 bis 12 Stunden), der im Bayerwald anfangs noch gefrieren kann, bei
zunehmend guter Durchmischung sollte sich das Thema aber auch dort im Laufe des
Vormittags erledigen. Etwas kräftiger regnen kann es in Schleswig-Holstein sowie
in Ostvorpommern, wo gebietsweise 5 bis 10 l/qm simuliert werden.
Bereits im Warmsektor zieht der Wind aus westlichen Richtungen deutlich an. In
den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge erreicht er in Böen rasch
Sturmstärke, auf exponierten Gipfeln der östlichen Mittelgebirge kann es auch
schwere Sturmböen geben, auf dem Brocken immer häufiger orkanartige Böen (Bft
11), miz Annäherung der Kaltfront auch Orkanböen (Bft 12). In den Niederungen
sind es nach Norden zu stürmische Böen, sonst zumeist nur steife Böen, im Süden
und Südwesten reicht es noch nicht einmal dafür.
Interessanter wird es dann mit Kaltfrontpassage, die mittags auf die Deutsche
Bucht übergreift und abends bereits eine Linie Niederrhein-Berlin erreicht. Vor
allem nach Norden und Osten zu, also näher am Tiefkern, erreicht der Oberwind in
850 hPa mit Kaltfrontpassage bereits 50 bis 60 kn, in 925 hPa ebenfalls nahe 50
kn. Dabei ist die Luftmasse bis nahe 700 hPa labil geschichtet und mit einem
hochreichend markant gescherten Umfeld ausgestattet (DLS teils über 40 m/s, LLS
um 20 m/s). Somit ist entlang der Front mit linienhaft organisierter
Schauertätigkeit zu rechnen, mangels hochreichender Labilität dürfte es aber
nicht für Gewitter reichen. Dennoch ist aufgrund der kräftigen Oberwinde mit
Frontpassage auch im Binnenland mit Sturmböen zu rechnen, kleinräumig und
kurzzeitig können auch schwere Sturmböen auftreten.
Rein aus dem Gradienten heraus für Sturm- und schwere Sturmböen reicht es
dagegen an den Küsten sowie auch bis ins küstennahe Binnenland. Der Kaltfront
folgt mit etwas Abstand noch ein Bodentrog, der sich aufgrund der kräftigen KLA
noch etwas verstärken kann und an den in der Höhe ein zweites Maximum der
Höhenwinde gekoppelt ist mit über den Küstenregionen noch etwas höheren
Windgeschwindigkeiten als an der Kaltfront (teils bis 70 kn in 850 hPa). Somit
sind zumindest an der Nordfriesischen Küste, vor allem aber entlang der
vorpommerschen Küste an auflandigen Küstenabschnitten (der Wind dreht auf
Westnordwest) auch einzelne orkanartige Böen in Betracht zu ziehen. ICON-EU-EPS
hat die Wahrscheinlichkeiten dafür im aktuellen Lauf allerdings etwas
zurückgenommen (um 30% rund um Rügen, rund um Sylt eher 10 bis 15%). Der
deterministische ICON-EU-Lauf hat rund um Rügen Bft 11 auf der Agenda, GFS ein
wenig verbreiteter (vorpommersche Küste, Sylt), IFS und UKMO simulieren dagegen
nicht mehr als Bft 10. Aus aktueller Sicht bietet sich warntechnisch somit die
sogenannte "Häkchen"-Lösung an (Bft 10, exponiert Bft 11), aber auch eine
kleinräumige Unwetterwarnung rund um Rügen könnte in Betracht gezogen werden.
Postfrontal gelangt erwärmte maritime Polarluft nach Norddeutschland (eingangs
der Nacht -1 bis -4 Grad in 850 hPa) und die Schauertätigkeit kommt rasch zum
Erliegen. Der Rest des Landes bleibt hingegen noch im Einflussbereich der sehr
milden Atlantikluftmasse mit 3 bis 5 Grad in 850 hPa. Die Sonne zeigt sich
höchstens ganz im Südwesten und an den Alpen mal kurz, nachmittags auch im
Nordwesten. Mit der guten Durchmischung erreichen die Höchsttemperaturen
verbreitet Werte zwischen 8 und 14 Grad. Lediglich in Niederbayern sowie im Luv
der ostbayerischen Mittelgebirge klappt es nicht so gut mit der Durchmischung,
dort werden nur wenig über 5 Grad erreicht.
In der Nacht zum Samstag schwenkt der Höhentrog ins Baltikum bzw. nach
Weißrussland, dahinter stellt sich über dem Vorhersagegebiet eine glatte
nordwestliche Höhenströmung ein, wobei sich der sich etwas abschwächende
Jetstreak in 300 hPa über dem Norden und Nordosten des Vorhersagegebietes
befindet.
Das Bodentief zieht ohne großartige Intensitätsänderung zum Westausgang des
Finnischen Meerbusens. Die Kaltfront kommt nur noch wenig nach Süden voran und
gerät aufgrund höhenströmungsparalleler Exposition in etwa über dem Erzgebirge
und Niederrhein ins Schleifen, dabei geht sie nach Westmordwest zu bereits über
in die Warmfront eines flachen Tiefs, das sich morgens als Rinne in etwa im
Bereich der Hebriden bis zur mittleren Nordsee erstreckt, so dass die Warmfront
dann im Westen des Landes wieder etwas nach Norden vorankommt. Im Bereich der
schleifenden Front gibt es weitere Regenfälle, wobei die Mengen mit 1 bis 5 l/qm
meist überschaubar bleiben, lediglich in einigen Staulagen können an die 10 l/qm
fallen. Im Norden und Nordosten bleibt es dagegen trocken und auch im Süden und
Südwesten gibt es im Warmsektor nur noch wenig Niederschläge.
Der Wind bleibt warntechnisch natürlich Thema. Nur langsam schwächt sich der
Oberwind an der Südwestflanke des Tiefs ab, das zweite Maximum überquert Rügen
sogar erst mit 70 kn in 850 hPa im Laufe der ersten Nachthälfte. Somit dauert
der Sturm im Norden und vor allem Nordosten zunächst noch an mit Böen Bft 8 bis
9 in der Norddeutschen Tiefebene, Bft 9 bis 10 an den Küsten sowie im
küstennahen Binnenland und einzelnen Bft 11 rund um Rügen. Im Westen und Süden
lässt er bereits eingangs der Nacht allmählich nach, im Laufe der zweiten
Nachthälfte ist dann auch im Nordosten der Höhepunkt überschritten. Morgens gibt
es nur noch an der vorpommerschen Küste stürmische Böen, rund um Rügen
Sturmböen.
Auf den Bergen bleibt es allerdings meist stürmisch, wenngleich ebenfalls mit
abnehmender Intensität. Für Sturmböen reicht es morgens lediglich auf
exponierten Gipfeln, auf dem Brocken vielleicht noch für schwere Sturmböen.
Insgesamt verläuft die Nacht frostfrei. Zwar lockern die Wolken im Nordosten
stärker auf, hier sorgt der kräftige Wind aber für Durchmischung. Sonst bleibt
es stark bewölkt bis bedeckt. An die Nordflanke der schleifenden Front sickert
zwar die einströmende Polarluft mit negativen 850 hPa-Temperaturen, für nasse
Schneeflocken reicht es aber nur, wenn sich der Brocken bzw. die höchsten
Erzgebirgsgipfel genau am Nordrand der Niederschläge befinden, was noch unsicher
ist. Insgesamt haben sich die Modelle, was die Lage der Schleifzone betrifft,
weiter angeglichen.

Samstag... schwenkt ein in die kräftige nordwestliche Höhenströmung
eingebetteter Kurzwellentrog von der Nordsee her rasch über den Norden und Osten
des Landes hinweg südostwärts, wobei die trogvorderseitige Hebung durch recht
beständige KLA etwas limitiert ist. An den Trog gekoppelt ist allerdings das
bereits oben erwähnte flache Wellentief, das kaum Entwicklungspotenzial aufweist
und sich als offene Welle von der Nordsee her über Niedersachsen, Sachsen-Anhalt
und Sachsen ostwärts verlagert, wobei die sich aufbauende Luftmassengrenze im
Wellenbereich frontogenetisch wirkt und verstärkt Hebung generiert. Entlang der
Zugbahn der Welle intensivieren sich die Regenfälle somit vorübergehend, mit
Ausnahme des GFS (das deutlich geringere Mengen auf der Agenda hat) simulieren
die Modelle recht unisono 10 bis 15 l/qm in 12 Stunden. Dabei ist die genaue
Zugbahn der Welle noch unklar. IFS und UKMO haben diese gegenüber dem ICON etwas
nach Norden verschoben auf der Agenda (etwa entlang und knapp nordöstlich der
Weser bis nach Brandenburg), so dass keine Mittelgebirgsregionen von den
Niederschlägen betroffen wären. Nach Lesart des ICON-EU läge dagegen der Harz
innerhalb der Zugbahn sowie das östliche Erzgebirge. Dort könnte es dann
zumindest in Staulagen für warnrelevante Mengen um 30 l/qm in 12 Stunden
reichen.
Der Wind bleibt warntechnisch Thema. Einerseits im äußersten Nordosten, an der
Südwestflanke des nur langsam abziehenden Sturmtiefs, wo es in Ostvorpommern
nach wie vor für Böen Bft 7, an der Küste Bft 8 bis 9 aus West bis Nordwest
reicht, andererseits aber auch im Warmsektor der Welle, wo sich der Gradient
verschärft. Somit frischt im gesamten Westen und Süden sowie in Teilen der Mitte
der Wind aus West bis Südwest bereits ausgangs der Nacht wieder auf und es gibt
auch in den Niederungen verbreitet steife, exponiert stürmische Böen. In den
Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge reicht es für Sturmböen, exponiert für
schwere Sturmböen. Sollte der Brocken noch südlich des Wellenscheitels liegen,
sind dort erneut orkanartige Böen möglich. An der Nordflanke der Welle ist es
dagegen nur schwachwindig, der Übergang dorthin ist sehr scharf begrenzt.
Sowohl im Nordosten, insbesondere an der Ostsee, als auch ganz im Süden lässt
sich durchaus mal die Sonne blicken, ansonsten bleibt es aber stark bewölkt bis
bedeckt. Dabei fungiert die Welle nach wie vor als Luftmassengrenze, die die
maritime Polarluft im Nordosten (-5 bis -2 Grad in 850 hPa) von der deutlich
milderen im Südwesten (+1 bis 5 Grad) trennt. Entsprechend zweigeteilt sind die
Höchstwerte: 5 bis 9 Grad im Norden und Osten, 11 bis 15 Grad im Süden und in
der Mitte, im Alpenvorland und im südlichen Rheingraben kann es auch noch etwas
milder werden.

In der Nacht zum Sonntag folgt von Nordwesten her ein weiterer Kurzwellentrog,
der morgens Benelux erreicht und an den im Bodenfeld erneut eine flache Welle
gekoppelt ist, die sich morgens eher als Tiefdruckrinne in etwa über der Mitte
des Landes befindet. Dabei gehen die Modelle nun deutlicher auseinander, wobei
ICON-EU die südlichste Variante der Welle fährt. IFS und UKMO haben diese
geringfügig weiter nördlich auf der Agenda mit etwas ergiebigeren Niederschlägen
(etwa 10 bis nahe 20 l/qm, ICON-EU meist 5 bis 10, örtlich bis nahe 15 l/qm in
12 Stunden), GFS dagegen deutlich weiter nördlich, über Schleswig-Holstein und
Vorpommern. Mit den entsprechenden Unsicherheiten sind somit die
Niederschlagsprognosen behaftet, warnrelevante Mengen stehen aber
voraussichtlich nicht auf der Agenda.
Auch die Windentwicklung hängt von der genauen Zugbahn der Welle ab. Insgesamt
fächert der Gradient nach Lesart aller Modelle etwas auf und der Wind schwächt
sich auch im Süden und Westen, also südlich der Welle ab. Lediglich auf den
Bergen bleibt es mit hoher Wahrscheinlichkeit stürmisch, in den Niederungen
spielt der Wind warntechnisch später wohl keine Rolle mehr.
Je nach Zugbahn der Welle kann es im Nordosten aufgelockert bewölkt bleiben, der
spürbare Wind verhindert aber überwiegend ein Absinken der Temperatur in den
Frostbereich. Auch sonst bleibt es bei meist dichter Bewölkung frostfrei. An der
Nordflanke der Welle kann es, sollte ein Mittelgebirge betroffen sein, in den
Kammlagen eventuell schneien.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumige Entwicklung wird von allen Modellen sehr ähnlich simuliert.
Inzwischen haben sich die Modelle auch bzgl. der Zugbahn und Intensität des
Sturmtiefs am Freitag und des Wellentiefs am Samstag ziemlich angeglichen.
Interessanterweise simuliert IFS trotz ähnlicher Synoptik schwächere Höhenwinde,
was sich auch in Bodenfeld niederschlägt. Die vom ICON-EU simulierten Böen
erscheinen dagegen im Warmsektor eher etwas zu hoch, während an der Kaltfront
die konvektiven Modelle (SuperHD mit vereinzelten schweren Sturmböen auch im
Binnenland besser anschlagen.
Die geringfügigen Differenzen, was die Lage und Zugbahn des Wellentiefs am
Samstag betrifft, werden dann in der Folgenacht beim nächsten Wellentief, wie im
Text beschrieben, deutlich größer.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff