DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-02-2023 08:30
SXEU31 DWAV 140800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 14.02.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HM

Anfangs tagsüber warnfrei, nachts verbreitet Frost, teils mit Glätte und Nebel.
Ab Donnerstag wechselhafter, verbreitet regnerisch und in Hochlagen windig bis
stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegt Mitteleuropa unter einem breiten Höhenrücken, dessen
elliptisches, mit seiner Hauptachse von Nord nach Süd ausgerichtetes
abgeschlossenes 576-gpdm-Höhenhoch über Deutschland zu finden ist. Der
Schwerpunkt befindet sich aktuell laut ICON über dem Kraichgau, es wandert im
Tagesverlauf zögerlich nach Südosten bis zur Donau. Von ihm wird im Bodenfeld
ein Hoch gestützt, das weitgehend ortsfest über Bayern und Oberösterreich zu
finden ist. Abgesehen von hoher Bewölkung über dem Nordosten dominiert in diesem
synoptischen Umfeld am Tage die Grundschichtproblematik. Insbesondere entlang
der Donau, lokal aber auch in anderen ungünstigen Lagen wie z.B. am Oberlauf des
Mains hält sich am Tage zäher Nebel. Abgesehen von den Nebelgebieten ist es
sonnig oder wolkenlos und dabei windschwach. Die Temperaturen steigen im Westen
bei ganztags Sonne auf bis zu 14°C, im Dauergrau an der Donau werden es lokal
nur 2°C.

In der Nacht zum Mittwoch hält der Hochdruckeinfluss an. Das Höhenhoch wandert
nunmehr hauptsächlich südwärts, so dass es zum Morgen Mittelitalien erreicht.
Dabei schwächt es sich ab, so dass dort das Geopotential nur noch bei 574 gpdm
liegen soll. Auch das Bodenhoch schwächt sich ab und zerfällt in mehrere
Schwerpunkte, die u.a. über den Ostalpen, der Slowakei und Kroatien/Serbien
aufschlagen. Über dem nahen Ostatlantik tropft ein Langwellentrog in Höhe der
Biskaya ab, wodurch die östliche Verlagerung der eingebetteten Front unterbunden
wird. Folglich präsentiert sich auch die Nacht wolkenarm, wobei sich bestehende
Nebelfelder verdichten und verbreitet neue ausbilden. Die Temperatur bleibt nur
im Norden und Westen regional leicht im Plusbereich, ansonsten ist mit leichtem,
im Süden lokal auch mit mäßigem Frost zu rechnen. Insbesondere im Bereich von
Nebelfeldern kann Reifglätte auftreten.

Mittwoch... verlagert sich der Höhenrücken über Mitteleuropa weiterhin sehr
langsam nach Südosten, wobei auch seine Amplitude etwas verringert wird. Da die
Rückenachse sich ganztags östlich von uns aufhält, liegen wir zumindest formal
auf der Vorderseite des ostatlantischen Langwellentroges, nach dem Cut-Off muss
man genau genommen auf der Vorderseite des nördlichen Residuums sagen. Während
sich das Bodenhoch weiter nach Osteuropa schiebt, überquert das Frontensystem
des zum Langwellentrog gehörenden Nordatlantiktiefs die Britischen Inseln. Schon
in seinem Vorfeld zieht der Druckgradient und damit der Wind über dem Nordwesten
etwas an, wobei wir weiterhin noch weit von warnwürdigen Böen entfernt sind.
Darüber hinaus ziehen präfrontal, allerdings von der Front selbst abgesetzt,
über der Westhälfte hohe, teils auch mittelhohe Wolken auf, die den freundlichen
Wettercharakter allerdings nur wenig trüben. Im Rheinland und Teilen des
Südwestens werden nochmals bis zu 14°C erreicht, sollten sich die Nebelfelder
aus der Nacht heraus nicht auflösen, was die Modelle insbesondere wieder für die
Donau, aber auch Teile des Mains prognostizieren, dann werden die Höchstwerte
wohl unter 5°C bleiben. Dabei ist es abgesehen vom o.e. Nordwesten windschwach.


In der Nacht zum Donnerstag wandert der Höhenrücken langsam weiter nach Osten
und von Westen greift mehr und mehr der Langwellentrog auf uns über. Mit dieser
Verlagerung werden auch die hohen Wolken vom Westen nach Südosten geschoben, die
aber, abgesehen von einer moderaten Ausstrahlungsdämpfung, keine
Wetterwirksamkeit entfalten. Ihnen folgt ein wolkenarmer Streifen, bevor in der
zweiten Nachthälfte im Nordwesten die dichten Wolken des Frontensystems
aufziehen und nach Lesart der meisten Modelle auch schon etwas Niederschlag
bringen. Da der Nordwesten durch den im Vorfeld der Front weiter zunehmenden
Wind eine gute Durchmischung aufweist, liegen die Tiefstwerte dort bei bis zu
4°C, so dass keine winterlichen Wettererscheinungen zu erwarten sind. Abgesehen
vom Norden und Nordosten kann es ist den übrigen Gebieten aber wieder Frost
geben, der allerdings etwas moderater ausfällt als in der Vornacht und kaum mehr
den mäßigen Bereich unter -5°C hineinreicht. Dafür entstehen oder verdichten
sich wieder Nebelfelder, was Reifbildung und damit erneut eine dezente
Glätteproblematik hervorrufen kann.

Donnerstag... greift der Trog von Westen auf Deutschland über. Seine Amplitude
verkürzt sich zusehends, so dass man mehr und mehr von einem Kurzwellentrog
sprechen muss. Seine Achse erreicht zum Abend den Südosten, in der Nacht zum
Freitag überquert sie Österreich, woraufhin sich von Westen her der nächste,
allerdings sehr flach konturierte Rücken zu uns hereinschiebt. Die zum Rücken
bzw. zum Nordmeertief gehörende Front überquert der Norden zügig ostwärts. Über
der Mitte zeigt sie hingegen einen leichte Wellenstruktur, so dass sie etwas
verzögert nach Süden ausgreift. Die Wellenstruktur ist übrigens einem Bodenkeil
zu verdanken, der sich vor dem nächsten Tief über den Britischen Inseln
aufwölbt. Bis zum Abend erreicht die Front somit "nur" Brandenburg sowie die
thüringisch-hessische sowie die westdeutsche Mittelgebirgsschwelle. Die an die
Front gekoppelten Niederschläge, die bei einer Schneefallgrenze von zumeist
deutlich über 1000 m durchweg als Regen fallen, sind nur schwach ausgeprägt und
erreichen maximal den Main und die Mosel. Im Süden bleibt es weiterhin trocken,
dort scheint auch noch gebietsweise die Sonne, was die Temperaturen nochmals auf
bis zu 14°C treibt. Im äußersten Nordosten, wo die postfrontal einfließende
Luftmasse in 850 hPa nur noch Temperaturen von knapp unter 0°C aufweisen, liegen
die Maxima teils nur um 7°C. Das sollten dann auch die tiefsten Maxima sein, da
nach Aussage der Modelle durch den insgesamt auflebenden Wind die Nebelauflösung
deutlich effektiver von statten gehen sollte als an den Vortagen. In der Nacht
zum Freitag ziehen dann von Nordwesten die Niederschläge des nächsten Tiefs
herein. Sie erreichen die Gebiete zwischen Main und Donau, Wind und Wolken
lassen Frost nur noch in höheren und ungünstigen Lagen des äußersten Südens und
Südostens zu. Da der o.e. Bodentrog nach Osten verschoben wird und stattdessen
ein flacher Trog, auch in der Höhe, folgt, wird die Schichtung labiler und der
Gradient zieht an. In den höheren Mittelgebirgslagen heißt das Windböen und
stürmische Böen aus Südwest, in höheren Gipfellagen sind Sturmböen oder
eventuell auch schwere Sturmböen möglich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die bevorstehenden Abläufe sehr ähnlich. Größere
Unterschiede lassen sich erst am Donnerstag erkennen, wo ICON nicht nur
intensivere Niederschläge, sondern auch einen strammeren Wind vorhersagt als
dies beispielsweise GFS oder IFS tun.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas