DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-02-2023 18:01
SXEU31 DWAV 111800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 11.02.2023 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Auch auf den Bergen abnehmender Wind. Kommende Nacht im Süden Frost und örtlich
Glättegefahr. In den kommenden Tagen sehr ruhige Hochdrucklage.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... befindet sich eine umfangreiche Höhenantizyklone mit ihrem
Schwerpunkt im Bereich des Ärmelkanals. Über dem Osten Europas ist dagegen ein
weit nach Süden ausgreifendes Trogsystem zu finden. Bodennah zieht gerade das
Tief Robert im Westen Russland ostwärts. Ein Bodenhochdruckgebiet (Feuka) weist
dagegen seinen Schwerpunkt über Frankreich auf. Deutschlands Südwesten liegt
bereits vollkommen unter diesem Hoch und dort ist nur ein sehr schwacher
Druckgradient zu finden. Nach Nordosten hin, im Übergangsbereich zu dem Tief ist
der Gradient noch etwas stärker und der West- bis Nordwestwind dementsprechend
noch etwas kräftiger. Warnwürdigen Wind (Sturmböen) gibt es aber nur noch auf
dem Brocken und in den Kammlagen des Erzgebirges. Dort sowie generell im Umfeld
des östlichen Berglandes muss noch mit leichten Niederschlägen gerechnet werden,
meist als Regen. Weil sich insbesondere im Bayerischen Wald die Kaltluft noch
zäh hält, kann es dort auch lokal zu Glatteis kommen. Im übrigen Land bleibt es
zwar weitgehend trocken, allerdings ist von Nordwesten her die feuchtmilde
Nordseeluft (Temperatur in 850 hPa übrigens meist bei 0 bis +2°C) in fast das
ganze Land eingedrungen, so dass dichte Wolken vorherrschen. Nur ganz nach Süden
hin hält sich noch die trockene Luftmasse mit Taupunkten zwischen 0°C im
Donauraum und -10°C an den Alpen, während im Norden die Taupunkte vielfach über
+5°C liegen. Demnach ist es im Süden teils noch klar bzw. es ziehen nur hohe
Wolkenfelder über den Himmel.

In der Nacht zum Sonntag wandert der Schwerpunkt des Höhenhochs Richtung
Benelux, der des Bodenhochs bis nach Südwestdeutschland. Damit wird der
Druckgradient auch im Norden und Osten immer geringer und der Westwind immer
schwächer. Im Südwesten schläft der Wind fast ein. Rund um das östliche Bergland
muss nach wie vor mit geringfügigen Regenfällen gerechnet werden, im Stau des
Erzgebirges können vor allem nach den externen Modellen auch wenig Millimeter
Regen zusammenkommen, während ICON deutlich zurückhaltender ist. An den
Bewölkungsverhältnissen ändert sich nicht viel. In den trüben Regionen bleibt es
trüb. Im Süden dürfte sich abseits des Stratus und Stratocumulus auch noch etwas
Nebel ausbreiten, natürlich vor allem in den Regionen, in denen die Taupunkte
recht hoch sind. Im südlichen Alpenvorland dürfte es dagegen nebelfrei bleiben.
Zudem kann sich in den etwas feuchteren Regionen auch örtliche Glätte durch
Reifablagerungen bilden. Die Tiefstwerte dürften außerhalb des
Stratocumulusgebiets meist bei -1 bis -5°C liegen. Unter den dichten Wolken sind
es zwischen 7°C in der nördlichen Mitte und 0°C im Süden, im Bayerischen Wald
bis -2°C. Deswegen besteht dort in der Nacht auch weiterhin die Gefahr von
stellenweisem Glatteis, sollten sich die schwachen Regengebiet bis dorthin
durchschlagen.

Am Sonntag ... verbleibt das Höhenhoch im Bereich der Benelux-Länder. Das
Bodenhoch setzt dagegen seine langsame Reise gen Osten fort und erreicht bis zum
Abend mit seiner Divergenzachse ein Gebiet vom Bayerischen Wald bis zum
Süderbergland. In vielen Regionen unseres Landes wird somit der Wind kaum zu
spüren sein, lediglich im Norden weht er schwach bis mäßig aus Westen und im
Südwesten lebt am Nachmittag eine schwache Bise auf. Diese wird zwar keiner
Warnung bedürfen, bläst aber beim Sonntagsspaziergang unangenehm ins Gesicht und
trocknet bei den weiterhin recht niedrigen Taupunkten (diese sollen aber
zumindest etwas steigen) die Haut aus. Südwestlich der Divergenzachse steigen
die Chancen auf Auflockerungen der Wolken und auch die Nebelfelder lösen sich
auf, so dass in den Gebieten südwestlich einer Linie Kurpfalz-Werdenfelser Land
durchaus einige Sonnenstunden zusammenkommen sollten. Im Bereich des
Hochzentrums hält sich dagegen unterhalb einer Inversion, die meist um 800 hPa
liegt, teils auch etwas höher, die dichte Bewölkung hartnäckig. Auflockerungen
bleiben die Ausnahme. Noch etwas schlechter sind die Chancen auf Auflockerungen
im Norden und Osten, wo das unerschöpfliche Feuchtereservoir der Nordsee für
Wasserdampfzufuhr sorgt. In den bewölkten Gebieten sind geringfügige
Sprühregenfälle nicht ganz ausgeschlossen, werden aber vorwiegend von den
externen Modellen gezeigt, die deutsche Modellkette ist diesbezüglich
zurückhaltender.

Die Höchstwerte liegen meist zwischen 6 und 11°C, wobei die höchsten Werte im
Südwesten zu erwarten sind. Im Bayerischen Wald wird es teils nur 3°C "warm".

In der Nacht zum Montag ändert sich praktisch nichts an der Wetterlage. Da sich
aber der schwachgradientige Zentralbereich des Hochs etwas nach Südwesten
ausweiten soll, schläft die Bise im Laufe der Nacht schon wieder ein. Spürbaren
(West-)Wind gibt es dann nur noch im Norden. Weiterhin hält sich in weiten
Teilen des Landes die Wolkendecke und in den anfangs klaren Regionen
Süddeutschlands breiten sich in den Niederungen Nebelfelder aus. Allerdings
sorgt das Absinken jetzt für eine allmähliche Absenkung der Inversion bis gegen
900 hPa, so dass zunehmend einige höhere Mittelgebirgslagen in den wolkenfreien
Bereich gelangen. Auch in den Alpen bleibt es klar. Vielleicht gelingt es dem
schwachen Südostwind im Westen auch schon, im Lee des Süderberglandes erste
Lücken in die Wolken zu reißen. Bezüglich der Bedeckung ist IFS geringfügig
optimistischer (= weniger Wolken) als ICON, UK10 ist noch etwas optimistischer.
Über das fast wolkenfreie GFS lohnt sich gar nicht zu diskutieren. Mit
Niederschlägen ist in der Nacht auf jeden Fall nicht mehr zu rechnen, die
diesbezüglichen Simulationen des UK10 dürfen ignoriert werden.

Die Temperatur sinkt meistens auf etwa 6 bis 2°C ab, überall dort, wo sich
zumindest zeitweise Auflockerungen durchsetzen, dürfen Tiefstwerte um oder
leicht unter dem Gefrierpunkt angenommen werden. In den schneebedeckten Gebieten
kann es dann auch auf Werte um -5°C abkühlen. Vereinzelt kann in den klaren
Regionen Reifglätte nicht ausgeschlossen werden.

Am Montag und Dienstag... setzt sich die äußerst ruhige Wetterlage fort. Der
Schwerpunkt des Höhenhochs kommt in den zwei Tagen bis nach Süddeutschland
voran, wobei sich das Geopotential geringfügig abbaut. Der Schwerpunkt des
Bodenhochs verlagert sich sehr langsam nach Osten und zieht sich in der Nacht
zum Mittwoch allmählich Richtung Südosteuropa zurück. Während am Montag im
Nordosten noch westlicher Wind weht, dreht der ohnehin nur schwache Wind am
Dienstag in allen Regionen auf Ost bis Süd. Die Inversion wird an beiden Tagen
weiterhin sehr tief um etwa 900 hPa erwartet, natürlich mit leichten regionalen
Unterschieden. In den darunter liegenden Schichten hält sich teilweise dichter
und tiefer Stratus, doch sollte die niedrige Obergrenze nicht nur im höheren
Bergland für viel Sonne sorgen, sondern auch in mittleren Berglagen und
Leegebieten größere Auflockerungen begünstigen. Zudem können sich auch in
Tieflandsregionen Auflockerungsgebiete immer weiter nach Norden vorarbeiten. Bei
den verschiedenen Modellen besteht bezüglich der Verteilung der Wolken
naturgemäß weiterhin ein recht großer Unterschied. Sicher ist aber, dass es
oberhalb der Inversion in sehr trockener Luft praktisch wolkenfrei wird. In den
Nächten bilden sich in Tälern und Mulden vielfach Nebelfelder, das muss aber
auch nicht flächendeckend sein.

Mit der unsicheren Bewölkungsprognose hängt natürlich die Temperaturprognose
zusammen. Recht einfach wird es oberhalb der Inversion, dort sind am Dienstag
durchaus 13 oder 14°C drin, denn in 850 hPa steigt die Temperatur in vielen
Gebieten auf 8 bis 10°C. In tieferen Lagen werden es je nach Sonne durchaus auch
bis 12°C bei viel Sonne im Westen, teils aber auch nur 2°C bei Dauernebel in den
Donauniederungen. In den Nächten wird es bei Bewölkung meist knapp frostfrei
bleiben, mit Tiefstwerten zwischen meist 3 und 0°C. Wo etwas länger die Sterne
am Himmel funkeln gibt es allgemein leichten Frost zwischen 0 und -5°C, mäßiger
Frost ist den wenigen schneebedeckten Regionen vorbehalten.

Vereinzelte Reifglätte kann in den Frühstunden nicht ganz ausgeschlossen werden,
da die bodennahe Luftmasse noch recht feucht ist. Allerdings soll auch die
Grenzschichtfeuchte etwas abnehmen. Gegen größere Reifansammlungen spricht auch
der sehr schwache Wind. Damit wären wir bei den Warnparametern auch schon am
Ende. Niederschläge sind nicht zu erwarten und der Wind ist - wie schon erwähnt
- weiterhin sehr schwach.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die vorliegenden Modelle zeigen übereinstimmende Entwicklungen auf synoptischer
Ebene. Über die Prognoseunterschiede bei den Niederschlags- und
Bewölkungsprognosen wurde oben bereits mehr als genug geschrieben.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann