DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-02-2023 09:01
SXEU31 DWAV 100800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 10.02.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Brücke Mitteleuropa (BM), Übergang über Nordwest antizyklonal (NWa) zu Hoch
Mitteleuropa (HM).

Von Norden her Milderung mit zeitweiligem Niederschlag und etwas Wind, örtlich
Glätte. Im Süden anfangs noch Hochdruckeinfluss mit kalten Nächten. Zum Sonntag
wieder überall Hochdruckeinfluss, aber mehr Grenzschichtbewölkung und weiterhin
recht mild.


Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Am heutigen Freitag... liegt ein kräftiges Höhenhoch westlich unseres Landes mit
Schwerpunkt über der Biskaya, während der gesamte Osten und Südosten Europas
unter tiefem Geopotential liegt, mit mehreren eingelagerten Höhentiefs. Ein
recht kräftiger Höhentrog schwenkt derzeit über dem Nordosten Europas ostwärts.
Auf dessen Vorderseite zieht eine sehr wenig wetteraktive maskierte Kaltfront,
die zu einem Tief bei Spitzbergen gehört, derzeit über Deutschland südwärts.
Eine weitere Kaltfront mit einem markanten Bodentrog schwenkt derzeit über den
Nordosten Europas. Während im Norden der Druck allgemein sehr niedrig ist, hat
sich ausgehend von dem Höhenhoch über der Biskaya bis weit in den Osten Europas
hinein eine Bodenhochdruckzone gebildet, deren zonale Achse in etwa über die
Alpen verläuft. Dieses Hoch hat bei uns auch durch trockene Luft und diverse
klare Nächte für ein recht niedriges Temperaturniveau gesorgt, mit teils
strengem Frost über Schneeflächen. Die Kaltfront, die aktuell die südliche Mitte
Deutschlands erreicht, bringt dagegen eine recht stark erwärmte polare
Meeresluft mit, so dass sie ausgesprochen stark maskiert daherkommt mit einem
Temperaturanstieg von etwa 10 bis 15 K bei den heutigen Frühtemperaturen. Im
Hochdruckbereich ist sie nicht sehr wetteraktiv, hier und da fällt aber doch
geringfügiger Schnee oder Sprühregen aus der Front, wobei letzteres eher die
Ausnahme ist, aber eigentlich den Erwartungen entspricht, da die
Feuchtesättigung oft nur bis etwa 900 bis 850 hPa und damit etwa -5°C reicht.
Die feuchtmilde Luftmasse schiebt sich also regelrecht unter die trockene, durch
Absinken entstandene Luftmasse im Hochbereich.

Wie geht es nun heute weiter? Die Kartenanalysatorin vom Dienst dürfte zunehmend
Schwierigkeiten bekommen, die maskierte Kaltfront im Süden noch zu finden, da
das derzeit noch zu sehendende kompakte Band tiefer Wolken zunehmende
Auflösungstendenzen bekommen soll und auch die Linie der sehr leichten
Niederschläge (im Radar ganz gut zu sehen) wohl immer schwächer werden dürfte,
so dass zwischen Pfalz und Erzgebirge das Ende der Front besiegelt werden wird.
Südlich davon stellt sich heute wieder ein sehr sonniger Tag ein, so dass die
Temperaturen fast überall aus dem Frostbereich herauskommen sollten. Dort bleibt
es in der Nähe der Hochachse auch schwachwindig. Im übrigen Land darf mit
vorwiegend starker Bewölkung gerechnet werden, da von Westen bereits die
Warmfront eines Randtiefs heranrückt, das bis zum Abend die Westküste Norwegens
erreicht. Somit kommen zu den teilweise weiterhin von der Nordsee
heraufziehenden tiefen Wolken auch noch mittelhohe und hohe Wolken hinzu.
Niederschlag sollte weitgehend ausbleiben und sich - wenn überhaupt - auf den
äußersten Norden beschränken.

Der Norden Deutschlands liegt dabei in einem etwas stärkeren Gradienten, so dass
dort mäßiger Südwestwind weht. Mit Annäherung des oben erwähnten Randtiefs
verstärkt sich der Gradient noch etwas, was an der Nordsee zunehmend für steife
Böen sorgt, bei auflandigem Wand gegen Abend auch für stürmische Böen. Steife
Böen greifen dann auch auf das Binnenland Schleswig-Holsteins und die
Ostseeküste über. Die Temperaturen erreichen meist zwischen 2°C im Südosten und
8°C im Westen, nur im höheren östlichen Bergland bleibt es noch etwas kälter.

In der Nacht zum Samstag verstärkt sich das Randtief im Lee des Skandinavischen
Gebirges zunehmend zu einem eigenständigen Tief (Robert II) und zieht bis ins
Baltikum. Seine Warmfront überquert den Norden, später zieht auch seine
Kaltfront schleifend über den Nordosten hinweg. Auch letztere macht ihrem Namen
kaum Ehre, sie tritt thermisch fast gar nicht mehr in Erscheinung und auch die
Niederschlagaktivitäten bleiben im Rahmen, vielleicht fallen zwischen Nordsee
und Oder mal hier und da bis 2 l/qm, meist aber deutlich weniger. Immerhin
schwenkt mit ihr mal ein stärkerer Bodentrog durch, der den Wind von West nach
Ost an den Küsten allgemein mal auf in Böen steifes bis stürmisches Niveau
steigert, am Kap Arkona darf man auch Sturmböen erwarten. Im Binnenland bleibt
es bei mäßigem Wind, wenn man vom Brocken absieht, wo im Nachtverlauf auch
einige Sturmböen oder sogar schwere Sturmböen erwartet werden. Im Süden ändert
sich nicht viel an dem bestehenden Hochdruckeinfluss, der Wind bleibt schwach
und es ziehen nur ab und zu ein paar hohe Wolkenfelder durch, die von der fernen
Tiefdruckaktivität künden. Dort gibt es dann auch wieder verbreitet mäßigen
Frost, vereinzelt über Schneeflächen auch noch einmal strengen Frost.
Nebelfelder sollten wie heute früh die Ausnahme bleiben. Auch im zentralen
Mittelgebirgsraum gibt es wieder leichten Frost, was in Kombination mit
marginalen Niederschlägen (sowohl Sprühregen als auch Schneegriesel) auch zu
örtlicher Glätte führen kann. Im Norden bleibt es bei 5 bis 0°C frostfrei.

Am Samstag... zieht das Bodentief Robert II weiter nach Westrussland. Von Westen
nähert sich das Höhenhoch und erreicht am Abend Südengland. Das Bodenhoch
verlagert seinen Schwerpunkt nun eindeutig in Gebiete westlich unseres Landes
und schwächt sich allgemein etwas ab. Nach Osten hin wird die Hochdruckzone
dagegen abgebaut. Damit setzt sich im ganzen Land westlicher Wind durch, der im
Süden aber immer noch sehr schwach ausfällt. Im Nordosten verstärkt sich dagegen
der Gradient noch etwas, dort zieht auch rückseitig des Tiefs gegen Abend noch
eine zweite Kaltfront durch, die aber thermisch ebenso kaum ins Gewicht fällt.
Auf jeden Fall kann von der Ostsee bis zum Harz recht einzelne steife Böen
geben, im Küstenumfeld auch stürmische Böen. Auf dem Brocken gibt es weiter
Sturmböen, ebenso wie zunehmend auch auf dem Fichtelberg. Dort im Erzgebirge
kommt es dann am ehesten durch etwas Stau zu leichten Regenfällen, wobei die
Schneefallgrenze über das Kammniveau hinaus steigt. Dort können wenige
Millimeter zusammenkommen. Im Nordostdeutschen Flachland kann es auch etwas
regnen, bezüglich der Mengen gibt es noch größere Modellunterschiede, doch sind
die Summen insgesamt sehr gering. Die dichte Bewölkung setzt sich noch etwas
weiter nach Süden durch, so dass es nur noch vom Südschwarzwald bis zur Salzach
sonnig bleibt. Im restlichen Land setzen sich dichte Wolken durch. Die
Höchstwerte liegen zwischen 2°C im östlichen Bergland und 10°C im Nordwesten.

In der Nacht zum Sonntag nähern sich das Hoch in der Höhe und am Boden weiter
unserem Land an. Bis zum Morgen liegt das Hochdruckzentrum wieder über
Süddeutschland, so dass dort der Wind wieder komplett einschläft. Aber auch in
den übrigen Landesteilen schwächen sich die Winde aus Südwest bis Nordwest
wieder deutlich ab. An der Ostflanke des Hochs werden weiterhin schwache
Niederschlagsgebiete über die Nordosthälfte Deutschlands gesteuert. Diese
bringen meist nur recht geringe Regenfälle, nur am Erzgebirge könnten durchaus
wieder um 5 l/qm fallen. Weiter nach Westen hin bleibt es zwar weitgehend
trocken, aber auch dort bleibt die Bewölkung meist dicht und bei schwachem Wind
könnte es insbesondere im Bergland recht neblig und trüb werden. Gute Chancen,
dass es noch aufgelockert bleibt, bestehen im äußersten Süden des Landes. Dort
kann es dann auch wieder Frost geben, vereinzelt auch durchaus mäßigen Frost. In
den bedeckten Gebieten sollte es dagegen weitgehend frostfrei bleiben (MOSMIX
verschmiert das wohl etwas zu sehr). Im Norden liegen die Tiefstwerte dann sogar
über 5°C.

Am Sonntag... nistet sich das Höhenhochzentrum im Benelux-Raum ein, das
Bodenhoch wandert noch etwas nach Osten bis Oberösterreich. Dann setzt sich
überall der Hochdruckeinfluss soweit durch, dass die Niederschläge nachlassen,
so dass es auch im Osten unter immer stärkeren Absinken allmählich abtrocknet.
Allerdings sorgt in der gesamten nördlichen und östlichen Hälfte des Landes der
westliche, anfangs auch noch nordwestliche Wind für die Zufuhr der allseits
beliebten, in tieferen Schichten schön feuchten Nordseeluft, die für ausgedehnte
Stratus- und Stratocumulusbewölkung sorgt. Im Süden und Westen reißt dagegen die
Zufuhr dieser Luftmasse ab, so dass das Absinken zunehmend größere Wolkenlücken
und etwas mehr Sonne erlaubt. Die Höchstwerte erinnern kaum noch an den Winter
mit Werten zwischen 5°C im östlichen Bergland und 11°C in den Sonnenhochburgen
im Westen. Der Wind ist allgemein schwach.

Auch in der Nacht zum Montag bleibt es schwachwindig und der Hochdruckeinfluss
bleibt bestehen. Richtung Norden und Osten sollte sich der Stratus und
Stratocumulus halten, dort gibt es schlechte Sichten vor allem im Bergland und
es bleibt allgemein frostfrei. Gegen Süden und Westen füllen sich dagegen die
Täler nach zunächst aufgelockertem Himmel bei der trotzdem noch recht feuchte
Luftmasse und sehr schwachem Wind mit dichtem Nebel und Hochnebel, so dass man
den Sonnenaufgang wohl nur im höheren Bergland bewundern wird können. Richtung
Süden und Westen kann es dann auch etwas häufiger mal Frost geben, auch Glätte
durch Reif oder gefrierenden Nebel sind durchaus hier und da zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle simulieren die synoptische Lage übereinstimmend. Es
wurde oben schon erwähnt, dass die Niederschlagsprognosen etwas unsicher sind.
Dies ist bei den allgemein niedrigen Niederschlagssummen aber nur dort von
Bedeutung, wo dadurch Glättegefahr ins Spiel kommt, was heute Nacht im östlichen
Bergland der Fall ist und morgen eventuell noch längere Zeit im Erzgebirge. Wenn
dort doch einmal etwas mehr Niederschlag (als Regen) rausfällt, muss man auch
mal mit ockerner Glätte operieren. Ansonsten gibt es die üblichen Unschärfen der
Bewölkungsprognose in der winterlichen Grenzschicht. Dies sorgt auch für teils
etwas unscharfe MOS-Temperaturprognosen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann