DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-02-2023 08:30
SXEU31 DWAV 090800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 09.02.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Brücke BM, Übergang zu NWa
In der Nacht auf Freitag in den westdeutschen Mittelgebirgen gefrierender
Sprühregen nicht ausgeschlossen, in der Nacht auf Samstag in den östlichen
Mittelgebirgen Glättegefahr. An den Küsten zum Teil stürmische Böen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... erstreckt sich ein zonal orientierter Hochdruckkeil vom Atlantik
über Deutschland bis nach Westrussland und stützt eine Hochdruckbrücke am Boden.
Allerdings zeigt sich am Nordrand der Brücke eine Schwachstelle, in die ein
flacher Langwellentrog hineinstößt. Eine daran gekoppelte schwache Kaltfront hat
mit seinen Wolkenfeldern bereits den Norden und Nordosten erreicht.

Die Wetterwirksamkeit der Front ist aber arg begrenzt, was an mehreren Faktoren
liegt. Zum einen liegt das Tiefzentrum weit im Norden über dem Nordmeer. Zum
anderen lassen sich kaum Hebungsimpuls ausmachen. So folgt der Kaltfront keine
KLA hinterher. Außerdem läuft die Front rasch aus dem sich weiter abflachenden
Trog raus, dessen Achse bis zum Abend weiter nach Osten zieht. Damit liegt die
Front dann unter wieder ansteigendem Geopotential und läuft sich kaputt.

Immerhin sorgt die Front dafür, dass dichte Wolkenfelder im Nordwesten und
Norden die Sonne längere Zeit verdecken. Im großen Rest des Landes dominiert bei
sehr trockenen Luftmassen weiterhin der Sonnenschein. Die Prognosesoundings
zeigen in der unteren und mittleren Troposphäre einen großen Spread, während ab
etwa 450 hPa die Luft feuchter wird (hohe Wolkenfelder).

Warnrelevant für den Tag ist allenfalls der Wind. Der in der Nacht etwas stärker
angesprungene Südostwind in Ostsachsen (Böhmischer Wind), sollte sich bis zum
Mittag weitgehend abgeschwächt haben. An den Küsten lebt der Südwestwind
hingegen zeitweise aus. Nach Durchsicht der verschiedenen Modelle und des ID2
Ensembles kratzt er aber nur an den Warnschwellen. In den auflandigen Bereichen
der Nordsee kann es ein paar Windböen geben. Die gilt im Laufe des Nachmittags
auch für Teile der Nordsee (Fehmarn, Rügen).

Vielmehr lässt sich über den Tag nicht sagen, außer dass es wieder einen großen
Tagesgang gibt. Nach Frösten bis teils in den strengen Frostbereich steigen die
Werte auf 0 bis +6 Grad.

In der Nacht auf Freitag arbeiten sich die Feuchtreste der Kaltfront bis in die
mittleren Landesteile vor. Niederschlag wird daran fast gar keiner
prognostiziert. Es besteht aber die Option, dass etwas Sprühregen an den
Mittelgebirgsnordhängen ausgepresst wird. Nach der Durchschau der verschiedenen
Ensembles besteht die Option am ehesten in den westlichen Mittelgebirgen. Die
Prognosesoundings zeigen eine gesättigte Schicht bis etwa 850 hPa hinauf, die
deutlich über der -10 Grad Marke liegt. Daran schließt sich eine sehr trockene
Schicht hat, eher ab etwa 550 hPa wieder eine Anfeuchtung zu sehen ist. Durch
die große trockene Schicht ist Seeder-Feeder kein Thema. Der zu erwartende
Niederschlag ist aufgrund von Eiskristallmangel also mit hoher
Wahrscheinlichkeit Sprühregen. Zumindest im höheren Bergland besteht die Option
von Glätte durch geringfügigen Sprühregen. Es bleibt allerdings abzuwarten,
wieviel am Ende wirklich unten ankommt.

Im Norden und Nordwesten bleibt es zum Teil frostfrei. Allerdings zeigen sich da
noch Differenzen in der Bewölkungsvorhersage. Im ECMWF lassen sich die tiefen
Wolken, des ICON nicht wiederfinden. Schaut man sich allerdings die
Prognosesoundings an, so sind diese denen des ICON sehr ähnlich (bodennah
Sättigung) sodass die Wolkeninterpretation des ECWMF fraglich erscheint. Möglich
ist die rasche Bildung von Nebelfeldern, die eine Abkühlung unter den
Gefrierpunkt verhindert.

Im Rest des Landes wird es erneut frostig, wenn auch nicht mehr so kalt, wie in
den Vornächten. In der Südhälfte muss nochmal verbreitet mit mäßigen, vereinzelt
auch strengen Nachtfrösten gerechnet werden. Letzteres gilt vor allem für die
Voralpenregion, sowie höhergelegene Tallagen der südlichen Mittelgebirge und
Alpen.

Der Wind ist anfangs an der Ostsee noch mit Windböen unterwegs, lässt aber bis
zum Morgen nach.

Freitag... verstärkt sich von Westen her der Hochdruckeinfluss, wobei die
Höhenströmung einen nordwestlichen Touch hat und leicht diffluent verläuft. WLA
sorgt im Vorfeld eine sich nähernden Warmfront für Aufgleitbewölkung. Aus dieser
fällt im Norden geringfügig etwas Niederschlag, der aber kaum messbar sein
dürfte.

Etwas fraglich ist noch wie es sich mit der Restfeuchte verhält, die durch die
mittlerweile nicht mehr vorhandene Kaltfront verhält. Das UK10 und das polnische
UM lassen ganztags nördlich des Mains eine geschlossene Decke aus tiefen Wolken
bestehen. Das ICON und auch das ECMWF zeigen hingegen, dass diese im Tageverlauf
löchrig wird. Gerade nach Norden kommt etwas Gradient hinzu, was die Variante
stützen würde. Ob das aber auch für die Mitte reicht ist fraglich, zumal die WLA
stabilisierend wirkt. Andererseits ist das UK10 in den letzten Tagen damit
aufgefallen zu aggressiv zu sein. Es bleibt also abzuwarten.

Warnrelevant ist der Wind, der ab Mittag an der Nordsee und im Laufe des
Nachmittags auch an der Ostsee wieder
auffrischt. Dann kann es dort starke, bei auflandigem Wind auch stürmische Böen
geben.

In der Nacht auf Samstag dehnt sich das westeuropäische Höhenhoch weiter nach
Norden aus, sodass die Höhenströmung stromab über Deutschland eine noch stärkere
Nordwestkomponente bekommt. In dieser nordwestlichen Höhenströmung arbeitet sich
die Warmfront begleitet von WLA von der Nordsee bis in den Osten vor. Etwas
fraglich ist noch, wieviel Niederschlag damit in Verbindung steht. Die deutsche
Modellkette und das GFS sind diesbezüglich sehr schwach aufgestellt und machen
allenfalls ein paar Spritzer. Beim ECMWF sieht dies schon nach etwas mehr aus.
Von der Nordsee bis nach Sachsen-Anhalt und das westliche Brandenburg wird
Niederschlag simuliert. Auch wenn es keine großen Mengen sind, besteht zumindest
im östlichen Bergland Glättegefahr durch die gefrorenen Böden. Das UK10
simuliert leichte Niederschläge auch in den westlichen Mittelgebirgen.

Während es in der Nordhälfte vielfach frostfrei bleibt, gibt es weiter nach
Süden wieder leichte, im Alpenvorland auch mäßige Nachtfröste. In Alpentälern
kann auch wieder strenger Frost dabei sein.

Der Wind bleibt im Norden weiterhin lebhaft. Anfangs auch noch an der Nordsee,
später vor allem an der Nordsee, gibt es Windböen, bei auflandigem Wind auch
stürmische Böen. Die Windböen können bis ins schleswig-holsteinische Binnenland
und nach Vorpommern ausgreifen.

Samstag... kommt das Höhenhoch etwas stärker in Richtung Deutschland voran. Die
Höhenströmung dreht dabei auf nördliche Richtungen und an der Ostflanke des
Höhenhochs ist weiterhin leichte WLA aktiv. Letztlich befindet man sich im
Warmsektor des knapp östlich der Baltischen Staaten liegenden Bodentiefs.

Die Folge sind vielfach dichte tiefe Wolkenfelder durch die eingetragene
Feuchte, aber auch hohe und mittelhohe Wolkenfelder. Oder anders gesagt: Es muss
in vielen Regionen mit einem grauen Samstag gerechnet werden, wobei bevorzugt im
Osten geringfügiger Niederschlag fällt. Die Differenzen in den Modellen bestehen
diesbezüglich aber weiter.

Im Alpenvorland bleibt es hingegen häufig sonnig und auch an der Ostsee bestehen
zum Nachmittag Sonnenchancen.

Zu beachten gibt es nur den böigen Wind, der vor allem im Osten und Nordosten
aktiv ist. Entlang der Ostsee kommt es zu starken bis stürmische Böen. Aber auch
im ostdeutschen Binnenland sind ausgreifend bis nach Brandenburg und bis nach
Ostsachsen Bft 7 Böen möglich. Der Brocken und der Fichtelberg könnten einzelne
Bft10 Böen bekommen. Zum Abend lässt der West- bis Nordwestwind wieder nach.

Dazu wird es milder mit Höchstwerten, die sich vom Emsland bis zum Niederrhein
der 10-Grad Marke annähern.

In der Nacht auf Sonntag ändert sich nichts Wesentliches, Oft dominiert dichte
Bewölkung. Nach Osten und Südosten sorgt WLA für geringe Niederschläge. Gerade
nach Südosten ist es im Bergland noch frostig mit negativ temperierten Böden.
Dort besteht entsprechend Glättegefahr. Auch beim ECMWF wird etwas gefrierender
Niederschlag im Bayerischen Wald simuliert.

Leichter Frost ist vor allem im höheren Bergland sowie südlich der Donau ein
Thema. Sonst bleibt es häufig frostfrei. Im Norden und Nordosten zwischen 7 und
5 Grad.

Der Wind lässt auch im Bergland weiter nach.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die grundlegende Entwicklung wird in allen Modellen ähnlich gezeigt. Es bestehen
Unsicherheiten bezüglich der leichten Niederschläge ab der Nacht auf Samstag.
Dies betrifft die Ausprägung und Verteilung.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer