DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-10-2016 11:00
SXEU31 DWAV 190800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 19.10.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNF z
Im westlichen und südwestdeutschen Bergland sowie in den Alpen in exponierten
Lagen Sturmböen möglich. Außerdem schauerartiger Regen, vereinzelt auch kurze
Gewitter, im Westen Gefahr von Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... gelangt Deutschland mehr und mehr in den Bereich eines von
Nordwesten übergreifenden Boden- und Höhentiefs. Während dieses Gebilde anfangs
noch eine leichte Achsenneigung aufweist, ist am Abend das Tief in höheren
Troposphärenschichten annähernd übe dem Bodentief zu finden. Um dieses Tief ist
bänderartig Hebung angeordnet, die zum einen aus positiver Vorticityadvektion,
zum anderen (vor allem im Nordwesten) aus Warmluftadvektion resultiert. Diese
korrespondieren mit entsprechenden Niederschlagsstrukturen, wobei das
bandförmige Niederschlagsgebiet im Osten und Südosten einer abziehenden
Kaltfront zuzuschreiben ist.
Mit der im Bereich dieses Tiefs einfließenden hochreichend labil geschichteten
Kaltluft nehmen die Niederschläge zusehends einen konvektiven Charakter an;
einzelne und zum Teil in die oben beschriebenen Strukturen eingelagerte kurze
Gewitter können nicht ausgeschlossen werden. Aufgrund der teils schleifenden
Bewegung der Niederschlagsstrukturen ist Starkregen möglich, wobei das 6-std.
Kriterium zum Ansatz kommen sollte. Am wahrscheinlichsten ist dieser im Westen.
Mit dem Übergreifen des Bodentiefs verschärft sich der Gradient, was vor allem
an der Süd- und Westflanke dieses Tiefs zum Tragen kommt. Im Nordwesten und
Westen frischt hierdurch der Wind auf, verbreitet sind Windböen, im Bergland
(vor allem der westlichen Mittelgebirge, später auch der südwestdeutschen
Mittelgebirge und der Alpen) stürmische Böen und in exponierten Gipfellagen
Sturmböen zu erwarten.
Auflockerungen sind am ehesten nach Abzug des frontalen Niederschlagsgebietes im
Norden und Nordosten sowie im Süden vorstellbar. Durch das Vorstoßen der
kühleren Luft werden die Temperaturmaxima zwischen 8 und 13 Grad alsbald
erreicht. Allenfalls in leicht föhnig begünstigten Gebieten (Oberrhein) sind
noch einmal bis 15 Grad möglich.
In der Nacht zum Donnerstag nimmt das Tief den Charakter eines Kaltluftkörpers
an und etabliert sich etwa über der Mitte Deutschlands. Bedingt durch die
einsetzende Auffüllung des Bodentiefs sollte dann der Wind abflauen, so dass
warnrelevante Böen auf höhere Berggipfel und vielleicht auch die Nordseeküste
beschränkt bleiben. Dabei sind weitere schauerartige Niederschläge zu erwarten,
wobei die Wahrscheinlichkeit für Gewitter, bedingt durch den Tagesgang, geringer
wird.

Donnerstag... bleibt der Kaltluftkörper über der Mitte Deutschlands nahezu
stationär. In dessen Peripherie kommt es zu weiteren schauerartigen
Niederschlägen, die sich bänderartig um den Tiefkern anordnen. Auch kurze
Gewitter sind wieder möglich. Da sich das Tief im Bodendruckfeld weiter
auffüllt, sollte der Wind nur noch in exponierten Küstenlagen (Ostwind) und auf
höheren Berggipfeln der südwestdeutschen Mittelgebirge und der Alpen
(Südwestwind) warntechnisch eine Rolle spielen. Bedingt durch den Charakter der
Luftmasse nimmt die Wahrscheinlichkeit für Starkregen zusehends ab.
Auflockerungen sind, durch leichten Föhn unterstützt, an den Alpen am
wahrscheinlichsten. Ansonsten dominiert starke Bewölkung, so dass die
Temperaturen in weiten Teilen Deutschlands eher nicht mehr die 10 Grad-Marke
erreichen. Allenfalls im Norden und Nordosten sowie in tieferen Lagen Süd- und
Südwestdeutschlands sind noch um 12 Grad möglich.
In der Nacht zum Freitag verliert der Kaltluftkörper seine symmetrische Form.
Ein von diesem Gebilde ausgehender Trog schwenkt nach Nordostdeutschland,
wodurch das Bodentief zu neuem Leben erwacht. Als Ergebnis dieser Entwicklung
frischt der Wind ganz im Norden weiter auf, so dass Windböen, an der Küste
stürmische Böen und in exponierten Küstenlagen auch Sturmböen auftreten können.
Allerdings ist diese Entwicklung noch etwas unsicher.

Freitag... ändert sich die Lage des Kaltluftkörpers kaum. Nach Osten hin wird
dieses hochreichende Tief durch ein sich kräftigendes Hoch blockiert, das
zusehends einen zu den Britischen Inseln gerichteten Keil ausbildet. Auch das
Bodentief bleibt zunächst noch deutlich ausgeprägt, beginnt sich aber im Laufe
des Tages aufzufüllen. Folglich beginnt der Wind im Norden erst zum Abend hin
abzuflauen. Bis dahin sind weitere Wind- und in exponierten Küstenlagen bis hin
zu Sturmböen möglich. Da sich an der labilen Schichtung nicht allzu viel ändert,
können erneut einzelne Gewitter auftreten.
Die Temperaturen gehen, bedingt auch durch die mangelnde Einstrahlung, noch
etwas zurück. Maxima um 10 Grad sind allenfalls noch in Nordseenähe, entlang vom
Rhein sowie in Teilen der Lausitz vorstellbar.
In der Nacht zum Samstag füllt sich das Tief unter leichter Nordostverlagerung
etwas auf, so dass allenfalls noch an exponierten Küstenabschnitten
warnrelevante Böen auftreten können. Die Luftmasse kühlt sich weiter ab;
schauerartige Niederschläge, die weiterhin zu erwarten sind, können daher in den
Kammlagen der Mittelgebirge in Schnee übergehen oder zumindest mit Schnee
vermischt sein.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Unterschiede (die bei Weitem nicht mehr so ausgeprägt sind wie bei
weiter zurückliegenden Modellläufen) ergeben sich hauptsächlich bzgl. der
Positionierung und Intensität des Bodentiefs und der daran gekoppelten
Niederschlagsbänder. Was die Kürzestfrist betrifft, geben die Modelle die
Entwicklung gut wieder.
Signale für Starkniederschlag lassen sich lediglich bei hoch auflösenden
Modellen (COSMO, vor allem COSMO-DE EPS) finden.
Die oben beschriebene Windentwicklung wird neben den deterministischen Modellen
von COSMO-LEPS gestützt. Die von EZMW angebotene Böenentwicklung erscheint etwas
zu hoch angesetzt, als dass dies der Gradient hergibt. Hier leistet die
konvektive Komponente im Modell einen zu hohen Beitrag.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann