DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-02-2023 08:01
SXEU31 DWAV 020800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 02.02.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW z, Übergang zu N z "Ost-Bergland-Winter"

WIND/STURM:
Anfangs im Nordosten und Osten einzelne stürmische Böen aus Nordwest,
nachlassend. Auch im Alpenvorland stürmische Böen aus West. Im höheren Bergland
Sturmböen Bft 8/9, exponiert Bft 10, auf Alpengipfeln darüber. Sonst
vorübergehend abflauend. In der Nacht zum Freitag im Nordwesten auffrischender
Westwind, dabei an der Nordsee zunehmend stürmische Böen (Bft 8), auch im
Bergland stürmische Böen, exponiert Sturmböen (Bft 9), auf Gipfeln schwere
Sturmböen (Bft 10).
Am Freitag im Norden, Osten und in Teilen der Mitte sowie im Alpenvorland
auffrischender Nordwest- bis Westwind mit stürmischen Böen, vereinzelt Sturmböen
bft 9, an der See und im Bergland durchweg Sturmböen Bft 8/9, exponiert schwere
Sturmböen. Sonst nur auf höheren Berggipfeln Sturmböen Bft 8/9. In der Nacht zum
Samstag nur in höheren Berglagen noch Sturmböen Bft 8/9.
Am Samstag und in der Nacht zum Sonntag meist keine warnrelevanten Böen, erst
Sonntagfrüh im Nordwesten wieder auffrischender Wind mit stürmischen Böen an der
Nordsee.

SCHNEEFALL/VERWEHUNGEN/GLÄTTE (teils UNWETTER):
Im Bayerischen Wald und an den Alpen bis Freitagvormittag Stau mit ergiebigen
Niederschlägen. Schneefallgrenze im Bayerwald zunächst bei etwa 400 m, an den
Alpen 600 bis 800 m, im Tagesverlauf generell auf 800 bis 1100 m ansteigend.
Folglich ab 800 m (Bayerwald) bis 1000 m (Alpen) Neuschneemengen von 20 bis 40
cm, in Staulagen bis 60 cm. Bevorzugt von den Chiemgauer bis zu den
Berchtesgadener Alpen örtlich 80 bis 100 cm Neuschnee (UNWETTER!). Zudem durch
stürmischen Wind in den östlichen Mittelgebirgen teils starke Schneeverwehungen!

Am Freitag tagsüber selbst in den Kammlagen vorübergehend Niederschläge als
Regen, danach wieder absinkende Schneefallgrenze, in den Alpen in der Nacht zum
Samstag und auch am Samstag jeweils oberhalb 800 bis 1000 m 20 bis 30 cm
Neuschnee innerhalb von 12 Stunden. In der Nacht zum Sonntag Schneefälle am
Alpenrand etwas abschwächend, in Staulagen dennoch 10 bis 20 cm Neuschnee.

DAUERREGEN/TAUWETTER:
In den Staulagen des Sauer- und Siegerlandes mit Unterbrechungen bis heute Abend
Dauerregen mit Gesamtmengen zwischen 30 und 40 l/qm in 24 Stunden. Auch in
Teilen Frankens und Niederbayerns bis in die Nacht zum Freitag hinein
stellenweise Dauerregen bis 40 l/qm. Im Nordschwarzwald bis etwa 1000 m
einsetzendes Tauwetter. In Verbindung mit fallendem Niederschlag teils markante
Abflussmengen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegt Deutschland am Rande eines osteuropäischen Langwellentroges.
Auf Westeuropa greift ein breiter Rücken über, der durch Warmluftadvektion
gestützt wird. Diese steht in Verbindung mit der Warmfront eines Sturmtiefs
westlich von Island. Die Warmfront liegt annähernd parallel in der aufsteilenden
nordwestlichen Strömung, greift daher nur zögernd weiter ostwärts über und
erreicht bis zum Abend etwa die Linie Elbmündung - Allgäu. Folglich dauern die
Niederschläge im Frontbereich längere Zeit an. Die zögernd nach Osten
vordringende Warmluft macht sich in einem Anstieg der Schneefallgrenze in den
westlichen und südwestdeutschen Mittelgebirgen auf über 1000 m bemerkbar, was
dort die Niederschläge durchweg in Regen übergehen lässt (mit Dauerregen zum
Teil im westlichen Bergland Tauwetter im Nordschwarzwald). In den östlichen
Mittelgebirgen und an den Alpen liegt die Schneefallgrenze zunächst bei 600 bis
800 m, steigt aber, wenngleich nur zögernd, auch dort auf etwa 1000 m an. Da
sich nach Osten hin, d.h. im Bayerischen Wald und am östlichen Alpenrand, die
Warmluft nicht so recht durchsetzen kann und bedingt durch die
Niederschlagsabkühlung durchweg Schnee fällt, sind in den dortigen Hochlagen
länger andauernde und zum Teil ergiebige Schneefälle, die bis in den
Freitagvormittag hinein andauern, zu erwarten. Im Bayerischen Wald kommen bis
dahin 30 bis 60, am östlichen Alpenrand bis über 80 cm Neuschnee zusammen
(UNWETTER). In Lagen zwischen 800 und 1000 m handelt es sich um Nassschnee,
wodurch Gefahr von Schneebruch besteht. Oberhalb davon und im Erzgebirge bereits
ab etwa 800 m muss zudem mit Verwehungen gerechnet werden. Ansonsten kommen in
den östlichen und süddeutschen Mittelgebirgen nur wenige, in Staulagen um 10 cm
Neuschnee zusammen.
Als weiteren Warnparameter gilt es, den Wind im Auge zu behalten. Mit Abzug
eines in der steilen nordwestlichen Strömung eingelagerten Kurzwellentroges nach
Polen flaut dieser vorübergehend ab, ganz im Osten sind noch Windböen und
anfangs einzelne stürmische Böen zu erwarten. Bedingt durch den
Leitplankeneffekt zeichnen sich im Alpenvorland durchweg Wind- und stürmische
Böen ab. Im höheren Bergland gibt es Sturmböen Bft 8/9, auf exponierten Gipfeln
schwere Sturmböen.
Ein paar Auflockerungen kommen allenfalls ganz im Nordosten zustande. Ansonsten
hält sich mehrschichtige und meist geschlossene Bewölkung. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen 4 bis 9, im östlichen Bergland und an den
Alpen nur um oder wenig über null Grad.

In der Nacht zum Freitag läuft ein Kurzwellentrog nach Südnorwegen ab.
Vorderseitig dreht die nordwestliche Strömung ein wenig zurück, was nicht
hinreichend ist, die Warmfront wesentlich weiter nach Osten voranzubringen.
Daher dauern die Schneefälle im östlichen Bergland und an den Alpen noch an, was
die o.g. Mengen dann ergibt. Der Wind flaut vorübergehend ab, so dass nur noch
auf höheren Berggipfeln einzelne Sturmböen Bft 8/9 auftreten. Ausgangs der Nacht
macht sich das mit dem neuen Kurzwellentrog korrespondierende Bodentief, das
unter Intensivierung in den Skagerrak gesteuert wird, in Form einer
Gradientzunahme bemerkbar. Dies lässt im Nordwesten den Wind mit Böen Bft 7
auffrischen. An der Nordseeküste kommen dann stürmische Böen, über der offenen
See Sturmböen Bft 9 auf.
Leichter Frost ist allenfalls im höheren Bergland und im äußersten Nordosten,
etwa von Vorpommern bis in die Lausitz hinein, zu erwarten. In den zuletzt
genannten Gebieten besteht durch einsetzenden Niederschlag geringe Glättegefahr.


Freitag... wird der Kurzwellentrog von Skandinavien kommend den Nordosten
Deutschlands streifend nach Polen gesteuert. Das korrespondierende Bodentief
wird durch diesen Trog überlaufen, so dass der Höhepunkt der Entwicklung dieses
Tiefs am frühen Nachmittag erreicht ist. Das ist auch der Zeitraum mit dem
kräftigsten Gradienten. Bis dahin legt der Wind erneut zu, so dass ohne
Berücksichtigung der Konvektion im Norden, Osten und in Teilen der Mitte sowie
bedingt durch den Leitplankeneffekt im Alpenvorland durchweg Wind- und
stürmische Böen und auch weiter im Binnenland einzelne Sturmböen Bft 9 auftreten
können. An der Ostsee und im Bergland wird durchweg in Böen Sturmstärke
erreicht, auf höheren Berggipfeln sind schwere und einzelne orkanartige Böen
vorstellbar. Im Westen und Südwesten treten nur auf höheren Berggipfeln einzelne
Sturmböen Bft 8/9 auf. Erst gegen Abend beginnt der Wind allmählich abzuflauen.
Kommt noch Konvektion ins Spiel, was im äußersten Nordosten aufgrund der Nähe
zum Trog durchaus denkbar ist, können vermehrt Böen bis Sturmstärke auftreten.
Die Schneefallgrenze liegt bei 800 bis 1000 m, sinkt aber zum Abend hin im
Erzgebirge auf etwa 600 m ab. Bis dahin kommen nur wenige, im Bayerischen Wald
und am östlichen Alpenrand um 10 cm Neuschnee hinzu. Da der Schnee relativ nass
ist, besteht tagsüber nur geringe Verwehungsgefahr.
Gegenüber heute erfolgt ein leichter Temperaturanstieg auf 6 bis 11, im höheren
Bergland auf Werte um 2 Grad.

In der Nacht zum Samstag stellt sich nach Abzug des Troges eine steile
nord-nordwestliche Strömung ein. Mit dieser gelangt in den Osten dann wieder
kältere Luft, was die Schneefallgrenze im östlichen Bergland auf 400 bis 600 und
an den Alpen auf 600 bis 900 m (nach Westen hin) absinken lässt. Während in den
östlichen Mittelgebirgen nur wenige Zentimeter Neuschnee hinzukommen, schneit es
in den Alpen staubedingt nahezu ununterbrochen, was dort die Schneedecke um 20
bis 40 cm anwachsen lässt. Da der Wind abflaut und nur noch in den Kamm- und
Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge sowie auf Alpengipfeln warnrelevante
Böen auftreten, ist die Gefahr von Verwehungen nur noch gering. Abgesehen vom
höheren östlichen Bergland bleibt es frostfrei.

Samstag... dreht an der Vorderseite eines auf Skandinavien übergreifenden Keils
die Strömung nahezu auf Nord. Durch diesen Keil wird ein Bodenhoch gestützt, das
sich über der Ostsee kräftigt und nach Norden ausweitet. In dessen Bereich sind
die Luftdruckgegensätze gering, so dass vorerst keine warnrelevanten Böen mehr
auftreten.
Im östlichen Bergland und an den Alpen bleibt jedoch die Staulage nahezu
unverändert bestehen. Während es in den östlichen Mittelgebirgen nur für wenige
Zentimeter Neuschnee reicht, können an den Alpen weitere 10 bis 30 cm Neuschnee
hinzukommen.
Nach wie vor liegt schleifend eine Warmfront über Deutschland, wenngleich diese
aufgrund des zunehmenden antizyklonalen Einflusses nicht allzu wetterwirksam
ist. Hierdurch hält sich meist mehrschichtige und weitgehend geschlossene
Bewölkung. Ein paar Wolkenlücken zeichnen sich allenfalls im Osten in der
Kaltluft ab. Während im Westen keine nennenswerte Temperaturänderung erfolgt,
wird es im Osten mit 3 bis 7 Grad und um 0 Grad im höheren Bergland nicht mehr
so mild wie am Vortag.

In der Nacht zum Sonntag läuft ein weiterer Kurzwellentrog nach Südnorwegen ab.
Stromaufwärts regeneriert sich der von der Biskaya ausgehende und bis nach
Island reichende Rücken. Das mit dem Trog korrespondierende Bodentief wird wie
die vorherige Zyklone in den Skagerrak gesteuert, weist aber nicht ein
derartiges Entwicklungspotential auf wie das Tief zuvor. Demzufolge hält sich
die erneute Gradientzunahme in Grenzen, aber immerhin reicht es ausgangs der
Nacht für aufkommende Windböen im nordseenahen Binnenland und stürmische Böen an
und über der Nordsee. Ansonsten ist der Wind vorerst noch nicht warnrelevant.
Während Absinken unter einem vorgelagerten schwachen Keil die Schneefälle im
östlichen Bergland weitgehend zum Erliegen bringt, kommen an den Alpen weitere
10 bis 20 cm Neuschnee hinzu.
Wie in den Nächten zuvor ist leichter Frost auf höhere Berglagen und mit
geringer Wahrscheinlichkeit auch auf die Gebiete in Oder- und Neißenähe
beschränkt.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
unterschiede ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann*