DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

01-02-2023 09:01
SXEU31 DWAV 010800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 01.02.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NWz
Vor allem im Norden und Osten immer wieder stürmische Böen, an den Küsten Sturm-
auf den Bergen schwere Sturmböen. Heute auch einzelne Gewitter mit Böen Bft 8
bis 10. An den Alpen und im Bayerwald oberhalb von 800 bis 1000 m kräftige
Schneefälle, in Staulagen bis in den Unwetterbereich.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... befindet sich Deutschland an der Südwestflanke eines umfangreichen
Höhentrogkomplexes über Nord- und Osteuropa unterhalb einer relativ glatten
nordwestlichen Höhenströmung, wobei etwa ab den Abendstunden in 300 hPa der
Jetstream von der Nordsee über den Westen und die Mitte des Landes gegen die
Alpen gerichtet ist. Eingebettet in diese Höhenströmung sind mehrere kurzwellige
Troganteile, von denen ein erster in den kommenden Stunden den Norden und Osten
des Vorhersagegebietes überquert und ein weiterer, etwas besser konturierter
bereits am Nachmittag und Abend folgt. Nordöstlich des Jetstreaks gelegen wurden
inzwischen weite Teile des Vorhersagegebietes von hochreichend kalter Meeresluft
polaren Ursprungs geflutet, die Temperatur in 500 hPa bewegt sich heute um 12
UTC zwischen -28 Grad im Südwesten und -36 Grad im äu0ersten Nordosten, während
in 850 hPa meist Werte zwischen -3 und -6 Grad erreicht werden. Entsprechend ist
die Luftmasse - außer im Südwesten - hochreichend indifferent bzw. leicht labil
geschichtet und es entwickeln sich immer wieder Schauer, die teils bis in tiefe
Lagen mit Graupel bzw. Schnee vermischt sind. Dabei verlagert sich die
Hauptschaueraktivität im Tagesverlauf allmählich vom Nordwesten und Norden auch
in die östlichen und mittleren Landesteile, während es im Südwesten und Süden
nur vereinzelt Schauer gibt und oft trocken bleibt. Auch Gewitter sind mit von
der Partie. Bei Höhenwinden um 50 kn in 900 bis 850 hPa und entsprechend
markanter hochreichender Scherung (30 bis 40 m/s 0 bis 5 km, 15 bis 20 km 0 bis
1 km) können diese durchaus auch mal organisiert auftreten, dann ist auf jeden
Fall mit Sturmböen, vereinzelt auch mit schweren Sturmböen zu rechnen.
Auch sonst spielt der Wind heute warntechnisch natürlich die dominierende Rolle:
Im Bodenfeld liegen wir nämlich - ähnlich wie in der Höhe - an der Südwestflanke
eines Tiefdruckkomplexes mit mehreren Kernen über Skandinavien. Gleichzeitig
reicht - ausgehend von einem kräftigen Hoch über dem Seegebiet westlich der
Biskaya - ein kräftiger Keil über Frankreich bis nach Südwestdeutschland.
Dazwischen bleibt ein veritabler Gradient über dem Vorhersagegebiet aufrecht, so
dass es verbreitet steife, in freien Lagen sowie im Tagesverlauf vor allem auch
in einem Streifen vom Nordwesten bis in die mittleren Landesteile oft auch
stürmische Böen aus West bis Nordwest gibt. Im Nordseeumfeld, in Schauern sowie
in den Kammlagen der Mittelgebirge bzw. der Alpen gibt es Sturmböen, auf
exponierten Gipfeln schwere Sturm- bis orkanartige Böen. Mit Abzug bzw.
beginnendem Auffüllkomplex eines der Tiefkerne über dem Baltikum (OLEG II) nimmt
der Wind am Nachmittag bzw. Abend im Osten und Süden vorübergehend ab, im
Nordwesten deutet sich in den Abendstunden aber bereits wieder deine Windzunahme
an, da das Tiefdruckgebiet "OLEG I" über dem Skagerrak mit dem oben
beschriebenen herannahenden kurzwelligen Troganteil noch einigermaßen
interagieren kann und abends mit einem Kerndruck von unter 995 hPa über dem
Kattegat anlandet, wobei der Bodentrog dann die Deutsche Bucht erreicht und dort
häufiger auch schwere Sturmböen auftreten.
Die Schneefallgrenze schwankt meist zwischen 400 und 600m, an den Alpen eher um
800 m, wobei es in kräftigeren Schauern auch in tieferen Lagen kurzzeitig mal
Glätte durch Graupel- und Schneematsch geben kann. In den Mittelgebirgen
oberhalb von etwa 600 m fallen je nach Anstauung 1 bis nahe 10 cm Neuschnee, in
den Kammlagen gibt es weiterhin Verwehungen.
Die Höchstwerte liegen meist zwischen 4 und 9 Grad, oberhalb von etwa 700 bis
800 m gibt es leichten Dauerfrost.

In der Nacht zum Donnerstag zieht OLEG I weiter nach Nordwestpolen und füllt
sich dabei nur zögernd auf. Der markant ausgeprägte Bodentrog streift vor allem
den Nordosten Deutschlands. Die Gradietverschärfung führt dort zu einer erneuten
Windzunahme, so dass es vorübergehend bis weit ins Binnenland für stürmische
Böen und einzelne Sturmböen reicht, an der vorpommerschen Ostseeküste auch für
schwere Sturmböen. Gleichzeitig setzt mit Annäherung eines Höhenrückens, der
morgens die Britischen Inseln erreicht, vor allem im Westen und Süden des Landes
kräftige WLA ein, die im Bodenfeld den nach Südwestdeutschland gerichteten
Hochkeil stützt und sogar noch etwas verstärkt. Das führt auch im Südosten zu
einer vorübergehenden Gradientverschärfung, so dass auch dort häufiger steife,
im Alpenvorland auch einzelne stürmische Böen auftreten.
Am Rande sei erwähnt, dass UK10 das Tief noch etwas weiter westlich und den
Bodentrog schärfer simuliert und nach Lesart des Modells man noch etwa 1 Bft auf
die von den anderen Modellen simulierten Windstärken draufsatteln kann.
Im Laufe der zweiten Nachthälfte und der Frühstunden nimmt der Wind dann aber
bereits wieder ab, morgens reicht es wohl nur noch an der Ostsee, im östlichen
Alpenvorland und in den Kammlagen der Mittelgebirge für stürmische Böen, auf
exponierten Gipfeln gibt es weiterhin Sturmböen.
Mit Durchschwenken des Troges gibt es im Norden und Osten auch noch einzelne
Schauer, die nach wie vor von Graupelgewittern begleitet werden können und dann
auch entsprechenden Böen. Insgesamt klingen die Schauer dort aber allmählich ab,
zumal sich im Nordosten auch der Skandenlee bemerkbar macht und die Wolken
stärker auflockern.
In der Südwesthälfte gestaltet sich die Niederschlagsentwicklung dagegen
durchaus spanender. Mit Annäherung des Höhenrückens an die Britischen Inseln
steilt die Höhenströmung insgesamt über Mitteleuropa etwas auf, der Jetstream
kommt allmählich nach Osten voran und ist zunehmend senkrecht vor allem gegen
die Zentral- und Ostalpen gerichtet. Gleichzeitig schleift von Nordwesten her
die Warmfront eines Tiefs westlich von Island allmählich in den Westen und in
die Mitte des Vorhersagegebietes. Die kräftige WLA wird zwar kaum dynamisch
gestützt, so dass der Hebungsantrieb nicht allzu markant ausfällt, dennoch ist
die Luftmasse hochreichend feuchtegesättigt, so dass es in der gesamten
Südwesthälfte verbreitet Niederschläge gibt, die in den Staulagen zunächst der
westlichen und zentralen Mittelgebirge, dann aber vor allem von Bayerwald und
Alpen länger anhalten und sich intensivieren. Da diese Staulage mit nur wenigen
Unterbrechungen zumindest an den Alpen bis mindestens Samstagabend andauert,
kommen dort zumindest in höheren Lagen, oberhalb von etwa 1000 m, und im
Oberallgäu bzw. in den Chiemgauer und Berchtesgadener Alpen Schneemengen
zusammen, die auf jeden Fall die Kriterien für eine Unwetterwarnung erfüllen.
Entsprechend wird die bereits laufende Vorabinformation in den kommenden Stunden
erst einmal teilweise "scharfgeschaltet".
Bis Donnerstagfrüh fallen die Niederschlagsmengen in der Südwesthälfte
allerdings noch nicht allzu ergiebig aus. Dabei sind große Unterschiede zwischen
Luv und Lee ausmachen. Im Lee fallen oft nur wenige Zehntel mm, in den
Nordweststaulagen der Mittelgebirge und der Alpen dagegen 5 bis 15 l/qm,
gebietsweise auch schon an die 20 l/qm. Kompliziert gestaltet sich auch die
Abschätzung der Schneefallgrenze. Die beginnende Milderung macht sich
niedertroposphärisch noch nicht so bemerkbar, in 850 hPa steigt die Temperatur
auf Werte zwischen -2 Grad im Westen und knapp -5 Grad im Luv der ostbayerischen
Mittelgebirge. Vor allem dort kann es auch noch bis in tiefe Lagen schneien, im
Westen und Südwesten steigt die Schneefallgrenze dagegen auch in den
Mittelgebirgen bis in die Kammlagen, an den Alpen auf etwa 600 bis 800 m.
Darüber fallen bis Donnerstagfrüh meist 1 bis 5 cm Neuschnee, in den Staulagen
des Bayerwaldes und der Alpen aber bereits bis an die 20 cm.
Die Nacht verläuft in den Niederungen frostfrei, oberhalb von etwa 400 bis 800 m
kann es dagegen leichten Frost und Glätte geben.

Donnerstag... kommt der zunehmend breit aufgestellte Höhenrücken über Westeuropa
kaum weiter nach Osten voran, insgesamt nimmt die nordnordwestliche
Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet durch die nach wie vor kräftige WLA eine
zunehmend antizyklonale Kontur an. Der nach wie vor kräftige Jetstream (teils
über 130 kn in 300 hPa) ist mehr und mehr senkrecht gegen die Ostalpen
gerichtet, was zusammen mit der WLA für eine ausgeprägte Staulage mit
erheblichen Neuschneemengen spricht.
Höhenströmungsparallel eingebettet, kommt die Warmfront des Tiefs bei Island
kaum ostwärts voran, sondern arbeitet sich allmählich nach Südosten vor. Sie
reicht abends in etwa von der Deutschen Bucht bis in den ostbayerischen
Mittelgebirgsraum bzw. in den zentralöstlichen Alpenraum. Vor allem in einem
Streifen vom Emsland über die zentralen Mittelgebirge bis nach Ostbayern regnet
es teils länger anhaltend, wobei auch außerhalb der Staulagen etwa 5 bis 15 l/qm
in 12 Stunden simuliert werden. In den Staulagen kommen über 15 l/qm zusammen,
gebietsweise auch über 20 l/qm, an den Alpen zumindest im Oberallgäu und im
Chiemgau bzw. Berchtesgadener Land an die 30 l/qm. In einigen westlichen bzw.
zentralen Mittelgebirgslagen werden somit die Kriterien für 24-stündigen
Dauerregen (Zeitraum Donnerstag, 00 UTC bis Freitag, 00 UTC) zumindest
angekratzt, vereinzelt auch gerissen.
Die Schneefallgrenze steigt an den Alpen und im ostbayerischen Mittelgebirgsraum
aufgrund der Anstauung nur zögernd an, wobei sich deren Abschätzung als sehr
kompliziert gestaltet. Je nach Durchgreifen des Windes kann diese durchaus
zwischen 500 und 900 m schwanken. Oberhalb von 800 bis 1000 m dürften die Mengen
in Staulagen nun eventuell auch im Bayerischen Wald die Kriterien für eine
Unwetterwarnung erfüllen, wobei sich für Lagen oberhalb von 1000 m nicht
unbedingt eine solche aufdrängt, zumal dann nur Gipfellagen betroffen wären.
Präfrontal, im Nordosten bleibt es noch weitgehend trocken, wobei sich vor allem
im Ostseeumfeld auch länger die Sonne zeigen kann. Im Tagesverlauf lassen die
Regenfälle dann auch westlich des Rheins und im Südwesten nach.
Der anfangs im Osten noch lebhafte Nordwestwind lässt dort mit Annäherung der
Warmfront allmählich nach, in der Lausitz kann es aber noch bis zum Nachmittag
steife Böen geben. Im Warmsektor legt er dagegen im Südwesten und Süden wieder
zu mit einzelnen steifen Böen in freien Lagen, im Alpenvorland auch mit
stürmischen Böen aus Südwest bis West. In den Gipfellagen einiger Mittelgebirge
gibt es stürmische Böen bzw. Sturmböen, in den Hochlagen der Alpen schwere
Sturmböen, auf exponierten Gipfeln Orkanböen. In freien Lagen oberhalb von 1000
m kommt es dort zu erheblichen Verwehungen und Verfrachtungen des Schnees.
Die 850 hPa-Temperatur steigt im Warmsektor auf -4 Grad im Bayerwald und 0 Grad
im Westen, im Nordosten bleibt es mit etwa -5 Grad noch etwas kälter. Somit
liegen die Höchstwerte zwischen 2 Grad am Bayerwald und 9 Grad am Rhein.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich ein Kurzwellentrog vom Seegebiet südlich
Islands zur norwegischen Küste, rückseitig kann sich der Höhenrücken wieder
regenerieren. Über dem Vorhersagegebiet bleiben die kräftige nordnordwestliche
Höhenströmung und die markante WLA somit aufrecht, wobei sich der Jetstream
allmählich etwas nach Osten verlagert. Entsprechend kommen auch die Warmfront
und die ergiebigsten Niederschläge über dem Vorhersagegebiet ein wenig nach
Osten voran und greifen nun auch auf die Osthälfte über, während sie im Westen
und Südwesten im Warmsektor weiter abklingen.
Außer ganz im Nordosten sowie im Westen und Südwesten werden verbreitet um 5
l/qm, gebietsweise um 10 l/qm in 12 Stunden simuliert, in den Staulagen des
Harzes, zunehmend aber auch des Westerzgebirges zwischen 10 und 20 l/qm am
östlichen Alpenrand und in den ostbayerischen Mittelgebirgen auch mehr. Die
Schneefallgrenze steigt dabei auch im Erzgebirge allmählich bis in die
Kammlagen, so dass sich auch dort - bis Freitagabend - zusammen mit
Schmelzwasser eine Dauerregenwarnung anbieten könnte. Auch im Bayerischen Wald
und an den Alpen dürfte die Schneefallgrenze noch etwas ansteigen, im Allgäu und
Werdenfelser Land, wo die Niederschläge nachlassen, wohl auf nahe 1000 m, nach
Osten zu schwankt sie eher zwischen 400 und 800 m, je nach Windanfälligkeit. Vor
allem in den Chiemgauer und Berchtesgadener Alpen können in Staulagen oberhalb
von 1000 m nochmals 30 bis 50 cm Neuschnee in 12 Stunden fallen, im Bayerwald
etwas weniger.
Der Wind weht im Warmsektor in freien Lagen nach wie vor lebhaft aus westlichen
Richtungen mit einzelnen steifen Böen, im Nordseeumfeld und in höheren Lagen
auch mit stürmischen Böen. In den Kamm- und Gipfellagen der im Warmsektor
gelegenen Mittelgebirge gibt es Sturmböen, exponiert und auf den Alpengipfeln
schwere Sturmböen. Vor allem in den Hochlagen der Alpen gibt es nach wie vor
starke Verwehungen und Verfrachtungen, was in erster Linie für den
Lawinenwarndienst von Interesse sein dürfte.
Im Nordosten ist es längere Zeit aufgelockert bewölkt und bevor die Regenfälle
dort reinkommen, kann es gebietsweise leichten Frost geben, was ein geringes
Risiko für gefrierenden Regen zur Folge hat, worauf die Modelle aber nicht so
recht anspringen wollen. Ansonsten verläuft die Nacht aber frostfrei.

Freitag... verlagert sich der Kurzwellentrog rasch von Südwestnorwegen über
Südschweden bis nach Südpolen und streift dabei auch den Nordosten Deutschlands.
Vorderseitig ist markante PVA wirksam und kann veritablen dynamischen
Hebungsantrieb generieren.
Entsprechend entwickelt sich entlang der Warmfront bereits in der Nacht zum
Freitag ein kleinräumiges Bodentief im Lee des Norwegischen Küstengebirges über
dem Skagerrak und zieht über die westliche Ostsee bis zum Abend nach Südpolen,
wobei es etwa um die Mittagszeit den Höhepunkt seiner Entwicklung erreicht.
Dabei gibt es noch Modelldifferenzen: Insgesamt hat ICON-EU zwar die westlichste
Zugbahn (unmittelbar östlich von Rügen mit einem Kerndruck von etwa 1007 hPa)
auf der Agenda, während IFS, GFS und UK10 das Tief etwas weiter östlich nach
Süden ziehen lassen, dafür mit einem niedrigeren Kerndruck (UK10 um 1000 hPa).
Allen Modellen gemein ist allerdings das Übergreifen der Kaltfront des Tiefs im
Laufe des Nachmittags auf die Nord- und Osthälfte. Vor allem präfrontal dauern
die Niederschläge noch an, im Stau des Erzgebirges auch noch nach Frontpassage,
in erster Linie nach Lesart des ICON-EU kommen dort bis zum Abend mehr als 25
l/qm in 12 Stunden zusammen. Unklar ist noch, wieviel davon noch bis in höhere
Lagen als Regen fallen bzw. nach Frontpassage als Schnee bis in tiefere Lagen um
400 m. Der Kaltfront folgt nämlich ein Schwall maritimer Polarluft, die die 850
hPa-Temperatur auf -3 bis -5 Grad fallen lässt. Ansonsten treten postfrontal nur
noch vereinzelte Regen- und Graupelschauer auf, vielerorts bleibt es auch
trocken.
Wenig bis gar kein Regen fällt auch im Westen und Südwesten. Dort kann sich der
durch den nun auf die Britischen Inseln und die westliche Nordsee übergreifenden
Höhenrücken gestützte Bodenhochkeil noch verstärken und es dominiert zunehmend
Absinken. Auch im Südosten klingen die Niederschläge vorübergehend ab. An den
Alpen kommen lediglich im Berchtesgadener Land noch um die 5 l/qm zusammen, im
Stau des Bayerwaldes fallen dagegen nochmals 10 bis 20 l/qm. Die 850
hPa-Temperatur steigt dabei allmählich auf Werte um 0 Grad, so dass es auch dort
sogar in Luvlagen vorübergehend bis nahe 1000 m regnet.
Mit Passage des Randtiefs verschärft sich der Gradient und der Wind legt
deutlich zu. Außer in den Niederungen West- und Südwestdeutschlands gibt es
verbreitet steife, in der Osthälfte sowie in freien Lagen vor allem ab mittags
auch stürmische Böen aus West bis Nordwest. Im Ostseeumfeld sowie in den
Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen muss mit Sturm-, auf exponierten
Gipfeln mit schweren Sturmböen gerechnet werden.
Insgesamt bleibt es mild mit Höchstwerten zwischen 3 Grad in den Bayerwaldtälern
und 10 oder gar 11 Grad am Rhein, wo die Wolken vielleicht auch mal auflockern.

In der Nacht zum Samstag schwenkt der Höhenrücken zur Nordsee und zur
Norwegischen See, so dass die Höhenströmung mehr oder weniger auf glatt Nord
dreht. Das Bodentief zieht weiter nach Südosteuropa und füllt sich auf, die
Kaltfront streift noch den Südosten des Landes, während auf den Westen und
Nordwesten bereits die nächste Warmfront übergreift. Vor allem an den Alpen und
im Vorland setzen mit Annäherung und Passage der Kaltfront wieder verbreitet
teils länger anhaltende Niederschläge ein, wobei die Schneefallgrenze morgens
nach Osten zu bis in die Täler sinkt, während sie in den Allgäuer Alpen etwa bei
1000 m verharrt. Dort kommen bis Samstagfrüh etwa 10 bis 20 l/qm zusammen, ab
dem Werdenfelser Land ostwärts werden aber erneut 15 bis 25, in exponierten
Staulagen nach Osten zu nach ICON-EU auch teilweise über 30 l/qm simuliert, so
dass erneut unwetterartige Neuschneemengen zusammenkommen dürften.
Im übrigen Land lassen die Niederschläge dagegen im Laufe der Nacht von Norden
her mehr und mehr nach, in den östlichen Mittelgebirgen fallen dabei noch einige
Zentimeter Neuschnee, im Westen, wo sich die Warmfront bemerkbar macht, fällt
dagegen bis in die Kammlagen etwas Regen.
Der Wind lässt trotz Abzug des Tiefs nur zögernd nach, da der markante, nach
Südwestdeutschland gerichtete Höhenkeil zunächst noch den veritablen Gradienten
aufrecht erhält. Vor allem in den Kamm- und Gipfellagen der östlichen
Mittelgebirge und der Alpen gibt es noch bis in die Frühstunden des Samstags
Sturmböen aus Nordwest. Bei auflockernder Bewölkung kann es im Nordosten und
Osten gebietsweise Frost und Glätte geben.


Modellvergleich und -einschätzung
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Im Großen und Ganzen steht der Fahrplan. Im Detail gibt es bei dieser
hochkomplexen Gemengelage aber durchaus Unterschiede, was die Zugbahnen der
Tiefdruckgebiete in der kommenden Nacht und am Freitag angeht. Das hat Einfluss
auf die Niederschlags- und Windprognosen, die im Text meist angesprochen wurden.

Die Unwetterwarnungen für den Bayerischen Wald und vor allem für die Alpen sind
aufgrund dieser Unsicherheiten erst einmal bis auf den morgigen Freitagfrüh
(Alpen) bzw. -mittag (Bayerwald) befristet.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff