DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-10-2016 21:00
SXEU31 DWAV 181800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 18.10.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Über den gesamten Zeitraum kurze Gewitter möglich. Vor allem am Mittwoch im
Westen auffrischender Wind mit Windböen, im Bergland auch Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... vollzieht sich über der Nordsee ein Cut Off und das entstehende
Höhentief zieht bis Mittwochfrüh ins westliche Niedersachsen. Das zugehörige
Bodentief ist schon in den aktuellen Analysen über der nördlichen Nordsee zu
sehen und verlagert sich nach Icon in die südliche Nordsee. Rückseitig des
Höhentiefs findet kaum noch eine Intensitätsänderung mehr statt. Die Kaltfront
dieses Tiefs greift auf den Nordwesten über und überquert nachts den größten
Teils des Landes südostwärts. Nur die südlichen Teile von Baden-Württemberg und
Bayern liegen noch präfrontal. Damit breiten sich schauerartige Regenfälle über
uns nach Südosten aus, warnwürdige Mengen gibt es dabei aber nicht.
Direkt an der Kaltfront, aber auch im präfrontalen Bereich sind vor allem in der
ersten Nachthälfte kurze Gewitter möglich, die mit gelb bewarnt werden können.
Mit Annäherung der Kaltfront frischt der Südwest-, später Westwind auf und
erreicht bei Passage der Kaltfront in Böen Stärke 6, höchstens vereinzelt 7. Im
höheren Bergland sind in Böen Bft 7 bis 9 möglich, wobei die Wind- und
Niederschlagsentwicklung nach Westen hin stärker ausfällt, da sich die Front im
Laufe der Nacht abschwächt.

Postfrontal gelangt kalte Meeresluft polaren Ursprungs zu uns, in der es mit
Ankunft des Höhentiefs und der höhenkältesten Luft (-26 bis -30 Grad in 500 hPa)
von Nordwesten her zu Schauern und kurzen Gewitter kommt. Bei den Gewittern ist
vereinzelt Graupel mit dabei.

Mittwoch ... "eiert" das Höhentief mit Kern über Niedersachsen und kommt dabei
kaum von der Stelle. Das Bodentief verlagert seinen Schwerpunkt in die nördliche
Mitte, etwa in den Bereich Südniedersachsen. In den Simulationen erkennt man
einen Niederschlagsschwerpunkt im Tiefzentrum und spiralig um das Tief
herumgezogene Niederschlagsbänder, die über Deutschland vor allem den Norden und
die mittleren Landesteile betreffen. Bei Temperaturen von ca. -30 Grad in 500
hPa sind die Niederschläge konvektiv geprägt und von kurzen Gewittern begleitet,
wobei auch Graupel auftreten kann.
Dabei sind vor allem in Nordweststaulagen der westlichen Mittelgebirge durch
wiederholte Schauer in Schauerstraßen akkumuliert über 6 Stunden Regenmengen um
20 mm möglich. Hinweise auf teilweise organisierte Konvektion liefern die hohen
Scherungswerte an der Südflanke des Tiefs, allerdings fehlt etwas CAPE.

C DE EPS simuliert im Raum Niederrhein/westliches Münsterland
Wahrscheinlichkeiten von 60% für mehr als 20mm/6h, morgen Vormittag und zwar
konsistent über die letzten Läufe (09,12,15z).
Abseits der Hauptniederschlagsregionen finden sich auch Gebiete in denen
konvektiv nicht viel passiert, so in Teilen Süddeutschlands und im
Norden/Nordosten.
Der Druckgradient respektive der Wind sind vor allem an der Südwestflanke des
Tiefs erwähnenswert. Der Gradient ist dort am kräftigsten ausgeprägt und
entsprechend frischt der West- bis Nordwestwind stärker auf mit Böen der Stärke
7, vereinzelt 8 in tiefen Lagen und Bft 7 bis 9 im Bergland. Davon betroffen
sind der Westen, der Südwesten und Teile der Mitte. Zum Nachmittag fächert der
Gradient aber schon wieder auf und zum Abend hin sind dann zumindest in tiefen
Lagen schon keine Windwarnungen mehr nötig.

In der Nacht zum Donnerstag ändert sich an der großräumigen Lage nicht viel. Es
treten vor allem im Kernbereich des Höhentiefs und in den Niederschlagsbändern
drum herum schauerartige Niederschläge auf. In einigen Staulagen sind größere
Mengen in der Nähe der Warnschwellen vorstellbar, ob es so kommt bleibt
abzuwarten. Auf jeden Fall sind auch über die Nacht hinweg vereinzelt Gewitter
möglich und die Schneefallgrenze sinkt im Bereich der kältesten Luft mit -1 bis
-2 Grad in 850 hPa auf 800 bis 1000m ab. Bei stärkeren Intensitäten sinkt die
Schneefallgrenze auch noch darunter ab. Der Wind erreicht in Hochlagen des
Südens Bft 7 bis 9 aus West.

Donnerstag ... bleibt die Wetterlage "Tief Deutschland" für uns bestehen. Das
Höhentief hat sich über der Mitte eingenistet. Das Tief am Boden eiert weiter
etwas drum herum und wird von Icon Nest mit mehreren Kernen schwerpunktmäßig
auch über der Mitte simuliert.
Der Wettercharakter ändert sich gegenüber dem Vortag nicht viel. Es kommt
gebietsweise zu schauerartigen Regenfällen, die vereinzelt von Gewittern
begleitet sind. Auch die Option von etwas größeren Regensummen akkumuliert über
6 bis 12 Stunden in Staulagen, wahrscheinlich vor allem des Südens bleibt
bestehen.
Der Wind spielt nicht mehr die Rolle des Vortages, warnwürdige Böen stehen kaum
noch auf der Karte, höchstens an der Nordsee oder in höheren Berglagen des
Südens kann die Bft 7 angekratzt werden.

Die Schneefallgrenze liegt tagsüber bei 800 bis 1000m. Die Temperaturen liegen
tagsüber meist zwischen 10 und 14 Grad, vor allem über der Mitte, wo sich kaum
Wolkenlücken zeigen, dürfte schon bei 7 bis 8 Grad das Ende der Fahnenstange
erreicht sein.
In der Nacht zum Freitag kommen auch im Norden von Polen her Regenfälle auf, die
etwas stärkerer WLA an der Nordflanke des Tiefs geschuldet sind. Ansonsten
stehen weitere Schauer an, die in Lagen oberhalb 700 bis 800 als Schnee fallen
können, bei stärkeren Intensitäten schneit es vielleicht auch noch weiter
runter.

Freitag ... verschieben sowohl das Höhentief als auch das Tief am Boden ihre
Schwerpunkte ins östliche bzw. südöstliche Deutschland. Von den
Wettererscheinungen, bzw. dem Wettercharakter sind kaum Änderungen zu erwarten.
Es steht also schon fast nasskaltes Wetter an, mit wiederholten, häufig
schauerartigen Regenfällen und einigen, kurzen Kaltluftgewittern.
Strömungsbedingt sind es dann eher die Nordseiten der Gebirge, bzw. der
Alpenrand, die die größten Niederschlagsmengen abbekommen, ob warnwürdig lässt
sich noch nicht sagen.
Der Wind tritt dagegen wieder stärker in Erscheinung. Im Norden, vor allem im
Küstenbereich verschärft sich der Gradient zum Hoch über Skandinavien, so dass
dort der Ost- bis Nordostwind auffrischt und in Böen Stärke 7 bis 8, exponiert
Bft 9 erreicht. Auch ganz im Süden legt der Wind wieder zu und erreicht in
höheren Lagen Bft 7, auf Alpengipfeln Bft 8 bis 9, dort aus westlichen
Richtungen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Entwicklung im Kurzfristzeitraum ähnlich.
Abweichungen zwischen den Modellen gibt es nur bezüglich der genauen Lage der
Niederschlagsschwerpunkte und der darin erreichten Mengen, was aber auch üblich
ist.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner