DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-10-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 18.10.2016 um 10.30 UTC



Überwiegend wechselhaft, anfangs teils Schnee bis in mittlere Lagen, ab Sonntag
ansteigendes Temperaturniveau.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 25.10.2016


Von Freitag bis Samstag liegt ein Höhentief über Deutschland, das seine Position
nur geringfügig ändert. Dabei kommt auch höhenkalte Luft unter -25 Grad ins
Spiel, vor allem in den östlichen Landesteilen gebietsweise auch unter -30 Grad
in 500 hPa. Die Luftmasse ist demnach labil geschichtet, gebietsweise kommt es
zu Schauern, evtl. auch kurzen Gewittern. Am Nord- bzw. Nordostrand des
Höhentiefs ist die Luftmasse etwas stabiler geschichtet, dort kann es weniger zu
konvektiven als zu skaligen Niederschlägen kommen. Im Nordosten, insbesondere im
Oststau der östlichen Mittelgebirge kann es teils länger regnen oder schneien,
ob dabei Warnschwellen überschritten werden, ist noch sehr unsicher. Bei
Temperaturen in 850 hPa von etwa 0 bis -3 Grad liegt die Schneefallgrenze bei
700 bis 900 m, bei kräftigerer Konvektion auch mal etwas darunter.

Am Sonntag streckt sich das Höhentief in Ost-West-Richtung und verlagert sein
Zentrum mit der höhenkältesten Luft von unter -30 Grad in 500 ha in Richtung
Polen. Es entsteht ein zweiter Höhentiefkern über der südlichen Nordsee. Damit
wird das Wetter die nördlichen Landesteilen nach wie vor vom Höhentief bestimmt.
Des Weiteren hat über dem Atlantik ein Höhentrog nach Süden abgetropft.
Korrespondierend dazu hat sich auch am Boden ein Tiefdruckgebiet über dem nahen
Atlantik intensiviert. Zwischen diesen beiden Schauplätzen wölbt sich ein
Höhenkeil leicht auf, der von Südwesten eine vorübergehende Wetterberuhigung
bringt. Mit einer südwestlichen Strömung in der Höhe fließen auch wieder etwas
mildere Luftmassen (um +5 Grad in 850 hPa) ein. Allerdings nähert sich von
Südwesten im weiteren Verlauf bereits das Frontensystem des angesprochenen
atlantischen Tiefs dem Südwesten.

Am Montag und Dienstag verlagert sich das Höhentief unter Abschwächung in
Richtung Baltikum. Der Trog über dem nahen Ostatlantik bzw. Westeuropa erstreckt
sich weit nach Süden, auch das korrespondierende Bodentief verlagert sich
südwärts und liegt dann westlich der Iberischen Halbinsel. Insgesamt ist das
Wetter auf der Trogvorderseite leicht zyklonal geprägt, denn auch am Boden
erstreckt sich vom erwähnten Tief vor der Iberischen Halbinsel eine
Tiefdruckzone in Richtung Mitteleuropa. Der dazwischen befindliche Höhenrücken
ist recht flach. Mit einer südwestlichen Strömung steigen die Temperaturen in
850 hPa insgesamt an und erreichen Werte um 3 Grad im Norden und teils über 10
Grad in den südlichen Landesteilen. An den Alpen stellt sich leichter Föhn ein.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum von Mittwoch bis Freitag wölbt sich ein
Höhenrücken über West und Mitteleuropa auf, dessen Achse sich von Sardinien in
Richtung Nordsee/Britische Inseln erstreckt. Im Bodenniveau hat sich über
Skandinavien ein Hochdruckgebiet etabliert, von dem der Norden Deutschlands
profitieren dürfte. Allerdings gelangt mit einer dann auf Ost drehende Strömung
wieder recht kühle Luft mit 850 hPa-Temperaturen unter 0 Grad in den Nordosten.
In die südlicheren Landesteile fließt mit einer südwestlichen Höhenströmung
recht milde Luft ein (850 hPa-Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad, ganz im Süden
teils darüber), allerdings ist das Wetter dort eher zyklonal und damit
wechselhaft geprägt. Am Alpenrand kann es teils föhnig sein.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufes von 00 UTC zu seinen Vorläufen kann bis
einschließlich Sonntag als gut angesehen werden.

Im weiteren Verlauf des mittelfristigen Vorhersagezeitraumes hat der neueste
Lauf aber eine andere Lösung zu bieten: Während die gestrigen Modellläufe von 00
und 12 UTC zum Montag und Dienstag hin noch einen sich recht weit nach Norden
aufwölbenden Höhenkeil vom zentralen Mittelmeer bis nach Island simulierten,
belässt es der neueste EZMW-Lauf bei einem sehr flachen Keil zwischen dem nach
Nordosten abziehenden Höhentief und dem atlantischen/westeuropäischen Trog.
Damit würde der wechselhafte, zyklonal geprägte Wettercharakter im gesamten
Mittelfristzeitraum überwiegen. In der Südwestströmung setzt sich allgemein aber
wieder mildere Luft durch, in den Vorläufen verblieb der Nordosten recht
hartnäckig im Bereich kälterer Luftmassen von unter 0 Grad in 850 hPa.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum von Mittwoch bis Freitag gleichen sich die
Lösungen der betrachteten Modellläufe wieder etwas an.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums zeigen sich keine
prinzipiellen Unterschiede zwischen EZMW, ICON und GFS, auch wenn es gewisse
Unterschiede in Position und Intensität des Höhentiefs gibt. Am Montag und
Dienstag gehen die GFS-Prognosen in eine ähnliche Richtung wie der 00 UTC-Lauf
des EZMW und zeigt einen allerdings etwas schwächeren Trog, der sich von der
Iberischen Halbinseln in Richtung Skandinavien erstreckt und nur einen sehr
flachen Höhenkeil. ICON zeigt dagegen eine Lösung, die sehr den EZMW-Vorläufen
von gestern ähnelt. Dabei erstreckt sich zwischen dem nach Osten abgezogen
Höhentief und dem abgetropften Höhentief westlich der Iberischen Halbinsel ein
Keil vom westlichen Mittelmeer in Richtung Britische Inseln.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des EZMW liefert für den ersten Mittelfristzeitraum am
Freitag und Samstag (+72-96h) einen Cluster, das ist der Mittelfristzeitraum, in
dem auch die Konsistenz der letzten Modellläufe noch als sehr gut angesehen
werden kann. Im Folgezeitraum von Sonntag bis Dienstag (+120-168h) werden 4
Cluster angeboten, bei denen die ersten beiden mit 17 bzw. 14 Membern etwas
stärker besetzt sind als die Cluster 3 und 4 mit jeweils 10 Membern. Dabei ist
interessant, dass der deterministische Hauptlauf in Cluster 4 eingeordnet wird,
während sich der Kontrolllauf in Cluster 2 wiederfindet. Die Cluster 1 bis 3
liefern dabei Lösungen, die zu Wochenbeginn (Mo/Di) den Höhenrücken stärker
aufwölben lassen und damit ähnliche Lösungen wie die gestrigen deterministischen
Läufe. Der aktuelle Hauptlauf des EZMW nimmt daher eher eine Außenseiterlösung
innerhalb des EPS ein.
Im erweiterten Mittelfristzeitraum von Mittwoch bis Freitag (+192-240h) werden
ganze 6 Cluster angeboten, auch hier findet sich der Hauptlauf in einem eher
schwach besetzten Cluster mit nur 6 Membern wieder. Die Mehrzahl der Member
bevorzugt eine stabilere Lösung, bei der Deutschland mehr oder weniger im
Bereich eines Höhenrückens liegt.

Die Rauchfahne von Offenbach zeigt bis einschließlich Samstag einen sehr eng
gebündelten Verlauf der Temperatur in 850 hPa auf sehr niedrigem Niveau um 0
Grad. Ab Sonntag nimmt das Temperaturniveau, aber auch der Spread zu und pendelt
sich auf Werte um 10 Grad ein. Dabei befindet sich der Hauptlauf im oberen
Drittel. Beim Geopotenzial in 500 hPa nimmt der Spread bereits ab Samstag zu,
die Unsicherheiten bzgl. der Lage des Höhentiefs spiegeln sich hier und auch in
der recht unruhigen Niederschlagsverteilung wieder. Dort zeigt sich allerdings
eine vorübergehende, niederschlagsärmere Phase am Sonntag.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Freitag in exponierten Küstenabschnitten stürmische Böen (Bft 8) aus Ost
möglich. An den Alpen zu Wochenbeginn föhnig, eine markante Föhnlage scheint
sich daraus aber nicht zu ergeben.

Im Stau der östlichen Mittelgebirge ist eine Überschreitung von markanten
Dauerregen- oder Schneefallwarnschwellen möglich, sowohl EFI als auch COSMO-Leps
zeigen hier ein paar Signale für kräftigere Niederschläge. Unter Einbeziehung
der Schneefallgrenze bei 700 bis 900 Meter, in kräftigeren Schauern auch etwas
darunter, kann also auch eine markante Schneefallwarnung nicht ganz
ausgeschlossen werden.

Sonst werden keine signifikanten Wettererscheinungen erwartet.

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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-EPS, MOS-MIX, EZMW
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger