DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

22-01-2023 09:30
SXEU31 DWAV 220800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 22.01.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von NEz zu NEa

Zunehmender Hochdruckeinfluss. Dabei meist keine markanten Wettererscheinungen
mehr. In tiefen Lagen leichte Milderung, oberhalb von 300 bis 400 m weiterhin
winterlich mit lokaler Glätte vor allem nachts und morgens. Im Mittelgebirgsraum
kleinräumig auch mal markante Glätte durch Sprühregen möglich!

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Deutschland liegt zwischen einem Hoch über Südskandinavien sowie
Nordwestrussland und einem hoch reichendem Tief im Raum Italien in einer
Nordostströmung. In der oberen Troposphäre wird das Hoch durch einen Höhenrücken
gestützt, der vom Atlantik nach Skandinavien reicht und dort ein kleines Maximum
beim Geopotential aufweist. In den vergangenen Stunden ist von Nordosten in der
unteren Troposphäre etwas mildere Ostseeluft bis in den Mittelgebirgsraum
vorgedrungen, so dass in tiefen Lagen heute bis zur Mitte Höchstwerte bis +2
Grad, ganz im Nordosten auch bis plus 4 Grad auftreten. Im Süden und in Lagen
oberhalb von 300 bis 400 m gibt es dagegen Werte um 0 Grad oder im geringen
Dauerfrostbereich.
Das Höhenfeld ist bei uns im Randbereich des Tiefs im Süden noch zyklonal
geprägt, so dass aus der tiefen Bewölkung örtlich etwas Schnee fällt. Die
Niederschlagsmengen liegen aber heute meist nur noch im Bereich bei 1 mm oder
darunter, in einigen Staulagen aber bei 3 bis 5 mm innerhalb von 12 Stunden
(Eifel, Harz, Thüringer Wald).
Einige Auflockerungen gibt es am ehesten im äußersten Nordwesten und in den
Alpen gibt es Chancen für etwas mehr Sonnenschein.
Der Wind ist anfangs an der Ostsee noch mäßig bis frisch mit einzelnen steifen
Böen an exponierten küstenabschnitten von Vorpommern. Auch in den Hochlagen der
Mittelgebirge kann es exponiert mal zu einer 7er Böe kommen.

In der kommenden Nacht verstärken sich die Niederschläge durch Warmluftadvektion
von der Lausitz bis zum östlichen Mittelgebirgsraum und von dort bis zu den
Alpen vorübergehend. In diesen Gebieten fällt meist Schnee mit Neuschneemengen
bis 2 cm, in den Staulagen bis 5 cm (vor allem im Thüringer Wald und im
Westerzgebirge). In Lagen unterhalb von 200 m bleibt der Schnee aber im Osten
teilweise gar nicht liegen, da die Temperaturen knapp über null Grad liegen.
Ansonsten muss aber verbreitet mit Glätte gerechnet werden.
In den anderen Gebieten fallen nur ein paar Flocken oder es gibt geringfügigen
Sprühregen, im Norden und hier vor allem im Küstenbereich bei Temperaturen bei 1
bis 2 Grad auch ohne Glätte.
Der Nordostwind weht meist nur noch schwach bis mäßig, an der See auch frisch.
Nur in den Hochlagen des Schwarzwaldes und der Alpen kann es stürmische Böen
geben.


Montag... bleibt über dem Süden Deutschlands die zyklonale östliche Strömung
bestehen. Nach Norden hin macht sich der Einfluss des Höhenkeils bemerkbar, der
leicht nach Süden schwenkt und Dänemark erreicht. Der Keil wird durch
Warmluftadvektion an dessen Nordflanke gestützt. Mit der Annäherung des
Höhenkeils steigt über Deutschland der Luftdruck noch etwas an, so dass am Abend
eine Hochdruckbrücke mit über 1035 hPa vom Seegebiet südwestlich von England
über das deutsche Küstengebiet und die zentrale Ostsee bis nach Russland reicht.
An deren Südflanke bleibt eine schwache nordöstliche bodennahe Windkomponente
bestehen.
Bedingt durch die Kräftigung der Hochbrücke erfolgt im Süden Deutschlands im
Tagesverlauf eine Gradientzunahme, was im süddeutschen Bergland Windböen und in
den dortigen Kamm- und Gipfellagen Sturmböen Bft 8/9 aufkommen lässt.
Abgesehen von etwas Schneegriesel oder Sprühregen aus der vielfach tiefen
Bewölkung heraus (vor allem in den Staulagen der Mittelgebirge) bleibt es
weitgehend niederschlagsfrei. Im Norden, aber auch in den Leegebieten der
Mittelgebirge, kommen einige Auflockerungen zustande. Die
Tageshöchsttemperaturen liegen unterhalb von 300 bis 400 m im leichten
Plusbereich zwischen 1 und 3 Grad, im Rheinland und an der See auch mit Werten
bei 4 Grad. Oberhalb 400 bis 500 m gibt es Werte bei 0 Grad oder leichten
Dauerfrost.

In der Nacht zum Dienstag weitet sich der o.g. Höhenkeil bis nach Nordwestpolen
aus, was einer leichten Südverlagerung der Keilachse gleichkommt. Demzufolge
verschiebt sich auch die wetterbestimmende Hochbrücke ein wenig nach Süden, so
dass bis Dienstagfrüh die Divergenzachse über dem äußersten Norden Deutschlands
zu finden ist. Über dem Süden Deutschlands bleibt der kräftige Gradient
bestehen, wenngleich über dem östlichen Mittelgebirgsraum eine leichte Abnahme
der Luftdruckgegensätze erfolgt. Demzufolge schwächt sich dort in der zweiten
Nachthälfte der Wind merklich ab, so dass dort in den Kamm- und Gipfellagen kaum
noch warnrelevante Böen auftreten sollten. In den südwestdeutschen
Mittelgebirgen ist dies noch nicht der Fall.
Geringe Schneefälle können noch am östlichen Alpenrand und im östlichen
Alpenvorland auftreten, aber selbst in Staulagen sind mehr als 5 cm Neuschnee
unwahrscheinlich. Ansonsten ist nur vereinzelt (vor allem über den mittleren
Gebieten) etwas Schneegriesel zu erwarten.
In größeren Gebieten Deutschlands gibt es geringen Frost zwischen 0 und -2 Grad,
im Alpenraum und in Hochlagen der Mittelgebirge kühlt es auf -3 bis -7 Grad ab.
In den Flusstälern Südwestdeutschlands und im Küstenbereich bleibt es unter
Wolken meist bei Werten um +1 Grad.


Dienstag... ändert sich die Druck- und Geopotentialverteilung nur wenig. So
zeichnet sich nur eine leichte Verlagerung der Divergenzachse der Hochbrücke
südwärts zum Nordrand der Mittelgebirge ab (bis Tagesende). Dabei steigt der
Kerndruck im Norden und Osten vorübergehend sogar über 1040 hPa! Absinken, das
bis in die untere Troposphäre hinein erfolgt, bewirkt im 850 hPa-Niveau, d.h.
oberhalb der Grundschicht, einen Temperaturanstieg auf knapp über 0 Grad. In der
Mitte und im Süden Deutschlands hält sich jedoch meist tiefe Bewölkung, ohne
dass noch nennenswerte Niederschläge zu erwarten sind (mal abgesehen von etwas
Sprühregen oder Schneegriesel vor allem im Bergland). Im Nordwesten und im
Norden Deutschlands, aber auch in den Leegebieten der Mittelgebirge, kommen
größere Auflockerungen zustande. Gegenüber den Vortagen erfolgt nach Mosmix vor
allem im Rheinland, im Rhein-Main-Gebiet, am nördlichen Oberrhein und in Teilen
Frankens ein leichter Temperaturanstieg auf immerhin 4 bis 6 Grad. Allerdings
könnte man bei andauerndem Hochnebel eher einen leichten Abschlag vornehmen.
Meist dürften die Temperaturen Deutschlandweit in den tiefen Lagen um +2 Grad
liegen, so dass es da wo Schnee liegt weiter zu leichtem Tauwetter kommt.
Oberhalb von 400 m bleibt die Schneedecke aber erhalten bei Werten um 0 Grad und
oberhalb 500 bis 600 m gibt es Dauerfrost. Nur über der Inversion, die im
Tagesverlauf auf 1000 bis 1200 m sinkt, gibt es am Nachmittag wieder leichte
Plusgrade. Bei aufliegender Hochnebeldecke kommt es in Lagen oberhalb von 600 m
zu Sichteinschränkungen.

In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich die Achse der Hochdruckzone in den
nördlichen Mittelgebirgsraum. Allerdings zeigen die meisten Modelle weiterhin
meist geschlossene, hochnebelartige Bewölkung. Damit gibt es in vielen Gebieten
nicht besonders niedrige Tiefstwerte zwischen 0 und -2 Grad, in Tallagen
Südwestdeutschlands und an der See bleibt es sogar teils frostfrei. Nur bei
Aufklaren und im höheren Bergland liegen die Tiefstwerte zwischen -3 und -7
Grad. In Höhenlagen ab 400 bis 600 m ist es teils neblig-trüb mit
Raureifablagerungen und örtlich gibt es Straßenglätte durch etwas gefrierendem
Sprühregen, durch Schneegriesel, durch gefrierendes Schmelzwasser oder durch
herabfallenden Raureif.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren unisono den zunehmenden Hochdruckeinfluss.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden