DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-01-2023 08:30
SXEU31 DWAV 210800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 21.01.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: NEa
Heute und in der kommenden Nacht von Osten her Schneefall, an den Bergen und in
Ostsachsen markant, in den Kammlagen Verwehungen; nach Westen zu aber nur noch
"Gekrümel" und im Nordwesten bzw. Norden trocken. Am Sonntag wieder nachlassend,
danach weiterhin winterlich kalt, aber nur noch wenig Schnee, hauptsächlich im
Südosten.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... hat sich über dem westlichen Mittelmeerraum ein Cut-Off-Prozess
vollzogen, wobei das daraus resultierende Höhentief mit seinem Drehzentrum in
500 hPa mehr oder weniger den ganzen Tag über (und auch noch in der kommenden
Nacht) im Seegebiet zwischen Korsika, Sardinien sowie der italienischen
Halbinsel verweilt. Das Residuum des ehemaligen Langwellentroges verlagert sich
derweil von Finnland zögernd Richtung Karelien bzw. Nordwestrussland, während
sich ein Höhenkeil über die Britischen Inseln und die Norwegischen See bis ins
Nordmeer erstreckt und allmählich Richtung Skandinavien vorankommt. Über dem
Vorhersagegebiet dreht die Höhenströmung somit allmählich von Südost auf Ost bis
Nordost, wobei mitteltroposphärisch von Osten her WLA einsetzt.
Im Bodenfeld stützt der Höhenkeil eine von den Azoren über die Britischen
Inseln, die Nordsee und Skandinavien bis weit nach Russland reichende
Hochdruckzone, die sich insbesondere über Südskandinavien noch etwas verstärkt
mit einer recht großflächigen 1035 hPa-Kernisobare. Ihr gegenüber steht ein
umfangreicher, mit mehreren Drehzentren ausgestatteter Tiefdruckkomplex über
Süd- und Südosteuropa, wobei die stärkste Tiefdruckentwicklung mit einem
veritablen Kerndruck von zeitweise unter 995 hPa über dem Süden Italiens den
Höhepunkt ihrer Entwicklung überschritten hat, sich auffüllt und allmählich zur
mittleren Adria zieht. Ein weiteres Tiefdrucksystem befindet sich aktuell über
Rumänien, füllt sich zwar ebenfalls auffüllt, aber nach Westen ausweitet und
somit auch mehr und mehr Einfluss auf unser Wetter nimmt. Unterstützt durch die
WLA, vor allem aber durch kurzwellige Randtröge, die an der Nordflanke des
Cut-Off-Tiefs von Osten her ins Vorhersagegebiet geführt werden, kann relativ
großflächig Hebung wirksam werden. Somit werden gleich mehrere
Niederschlagsgebiete an der Nord- und Ostflanke des Tiefs von Osten her Richtung
Vorhersagegebiet geführt. Niedertroposphärisch dauert dabei die Zufuhr kalter
Luftassen aus dem nordosteuropäischen Raum (T 850 hPa zwischen -4 Grad im Norden
und -9 Grad im Südosten weiter an, so dass die Niederschläge weitgehend als
Schnee fallen. Bereits aktuell fällt vor allem in der Lausitz, im Osterzgebirge
sowie an den Alpen etwas Schnee. Im Tagesverlauf intensivieren sich die
Schneefälle und weiten sich allmählich westsüdwestwärts aus, bis zum Abend
schneit es vom Süden Brandenburgs bis nach Ostthüringen sowie im Süden und in
der Mitte Bayerns bis nach Baden-Württemberg. Meist schneit es nur wenig
ergiebig und in den Niederungen kommen kaum 5 cm zusammen. Kräftiger schneit es
dagegen vor allem am Nachmittag und Abend vorübergehend am Erzgebirge und in der
Lausitz. Dort fallen gebietsweise nahe 10 cm in lediglich sechs Stunden
(markant). Ansonsten kommen lediglich im Stau der Alpen bis zum Abend ähnliche
Mengen zusammen, dort gebietsweise auch mehr, allerdings über den ganzen Tag
verteilt.
Mit Annäherung der Tiefdruckzone und gleichzeitiger Verstärkung des Hochs über
Südskandinaviens verschärft sich der Druckgradient und der Wind legt vor allem
im Osten bzw. Südosten aus Nordost bis Nord zu. In den Kamm- und Gipfellagen der
östlichen und teils auch zentralen bzw. nördlichen Mittelgebirge gibt es
stürmische Böen, exponiert (Brocken, Fichtelberg) auch Sturmböen. Entsprechend
kann es dort Verwehungen geben. Entlang der vorpommerschen Ostseeküste muss mit
steifen, bei direkt auflandigem Wind rund um Rügen und Usedom auch mit
stürmischen Böen gerechnet werden. Im Binnenland reicht es maximal in den
Abendstunden mal für eine steife Böe, am ehesten in Ostvorpommern und in
Nordbrandenburg.
Im Rest des Landes dominiert dagegen der Hochdruckeinfluss und somit ruhiges
Wetter. Die Aufgleitbewölkung kommt im Tagesverlauf zwar weit nach Westen voran,
dennoch reicht es vor allem westlich des Rheins und im Nordwesten noch für
einige Sonnenstunden. Im Südosten sowie im Bergland gibt es vielerorts leichten
Dauerfrost, ansonsten liegen die Höchstwerte zwischen 0 und 4 Grad.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt ein weiterer kurzwelliger Randtrog über das
Vorhersagegebiet hinweg westwärts, zerfällt aber in mehrere Anteile und verliert
an Kontur bzw. Wetterwirksamkeit. In den Frühstunden ist die Höhenströmung dann
ziemlich glatt konturiert. Auch die mitteltroposphärische WLA schwächt sich
vorübergehend deutlich ab.
Das kaum mehr auszumachende, inzwischen in etwa über Südpolen angelangte
Bodentief füllt sich weiter auf, zieht sich nach Süden zurück und weicht mehr
oder weniger einer flachen Tiefdruckrinne über Südosteuropa, während bei uns der
Luftdruck von Norden her vorübergehend sogar etwas steigt und die Hochdruckzone
sich nach Norddeutschland ausweitet.
Somit kommen die Schneefälle zwar noch weiter nach Westen voran und weiten sich
etwas nach Norden aus, schwächen sich dabei aber mehr und mehr ab. Neben dem
Erzgebirge bzw. dem Vorland, wo es vor allem eingangs der Nacht noch kräftiger
schneit, kann es nun auch im Stau des Thüringer Waldes und vor allem des Harzes
im Laufe der Nacht durchaus markante Neuschneemengen um 10 cm in sechs bis zehn
Stunden geben oder sogar etwas mehr, die die Schneefälle von Südosten her wieder
nachlassen. Auch am Alpenrand - dort sogar etwas abgesetzt von den klassischen
Staulagen, nämlich eher in den Voralpen bzw. im südlichen Vorland - kommen noch
einmal bis zu 10 cm zusammen. Ansonsten fallen meist weniger als 5 cm, nur
gebietsweise knapp darüber, in einem Bogen von Ostvorpommern bis ins Ruhrgebiet
bzw. nordwestlich davon bleibt es trocken, auch im Lee der Mittelgebirge kommen
keine nennenswerten Mengen mehr zusammen.
Der Wind weht vor allem in der ersten Nachthälfte noch lebhaft aus Nordost mit
stürmischen Böen in einigen Kammlagen und Sturmböen auf exponierten Gipfeln
(Brocken) und steifen bis stürmischen Böen entlang der vorpommerschen
Ostseeküste. Dabei kann es in den Kammlagen Verwehungen geben. Ausgangs der
Nacht und morgens flaut er dann allmählich ab.
Da es überwiegend stark bewölkt bleibt, ist strenger Frost kein Thema und bei
auflandigem Wind bleibt es in Teilen Vorpommerns sogar komplett frostfrei. Neben
Schneeglätte tritt gebietsweise auch Glätte durch Überfrieren auf.

Sonntag... schwenkt am Nordrand des quasistationären Höhentiefs über Südeuropa
ein weiterer flacher Randtrog von Osten her über das Vorhersagegebiet hinweg
ostwärts, verliert aber ebenfalls an Kontur, so dass kaum mehr nennenswertes
Hebungsdargebot aufgrund von PVA zur Verfügung steht. Zudem versiegt die WLA
weiter, während der inzwischen langgestreckte und zunehmend schmale Höhenkeil
über GB, der Nordsee und Skandinavien aufgrund eines Trogvorstoßes ins Nordmeer
etwas nach Süden abgedrängt wird.
Entsprechend steigt der Luftdruck über dem Vorhersagegebiet weiter an, die 1035
hPa-Isobare erreicht im Tagesverlauf den Norden des Landes. Die leichten
Schneefälle kommen somit nur noch wenig weiter nach Westen und kaum nach Norden
voran, wobei sie sich weiter abschwächen, im Südosten bleibt es (vorübergehend)
weitgehend trocken. Dabei kommen selbst im Bergland nur noch wenige Zentimeter
Neuschnee zusammen, während es in vielen Niederungen bei leicht positiven
Temperaturen tagsüber kaum für eine Anzuckerung reicht. Am Nordrand des
Niederschlagsgebietes geht der Schnee eventuell sogar teilweise in leichten
Regen über.
Auch der Wind flaut weiter ab, lediglich an der vorpommerschen Ostseeküste gibt
es anfangs noch steife, auf exponierten Gipfeln stürmische Böen aus Nordost,
später sollte er warntechnisch keine Rolle mehr spielen.
Interessanter wird's dann wieder ab den Nachmittagsstunden im Südosten. Von
Osten her klopft ein weiterer kurzwelliger Troganteil an und auch die WLA kommt
dort wieder etwas besser in Gang. Somit setzen dann im Osten und Südosten
Bayerns erneut leichte Schneefälle ein, die aber nicht an die Intensität der
heutigen Schneefälle heranreichen, bis zum Abend kommen meist lediglich wenige
Zentimeter, maximal um oder knapp über 5 cm zusammen, am ehesten in Nieder- und
im östlichen Oberbayern.
Vor allem im Norden werden niedertroposphärisch etwas mildere Luftmassen
advehiert, die Temperatur in 850 hPa steigt dort auf -2 bis -5 Grad, während es
im Südosten mit -7 bis -10 Grad recht kalt bleibt. Bei meist stark bewölktem bis
bedecktem Himmel - lediglich im Nordwesten sowie anfangs im Südosten kann sich
mal die Sonne kurz zeigen - liegen die Höchstwerte meist zwischen -2 und +3
Grad, leichten Dauerfrost gibt es oberhalb von etwa 200 bis 500 m.

In der Nacht zum Montag schwenkt der Kurzwellentrog rasch westwärts und mit ihm
kommen auch die leichten Schneefälle nach Westen bzw. Nordwesten voran. Mangels
Hebungsantrieb und WLA schwächen sie sich aber weiter ab und in der zweiten
Nachthälfte bleibt bis auf vereinzelte Flocken gar nichts mehr übrig. Somit
reicht es lediglich in einigen Staulagen Süddeutschlands für wenige Zentimeter
Neuschnee.
Ansonsten weitet sich die umfangreiche Hochdruckzone weiter nach Süden, nach
Norddeutschland aus, wodurch sich der Druckgradient vor allem im Süddeutschland
beginnt etwas zu verschärfen. In einigen Mittelgebirgskammlagen kann es erste
steife Böen aus Ost bis Nordost geben, für eine Warnung dürfte das aber noch
nicht reichen.
Aufgrund der dichten Bewölkung ist weiterhin nicht mit strengem Frost zu
rechnen, die Tiefstwerte liegen meist zwischen 0 und -5 Grad, im süddeutschen
Bergland auch darunter. Ganz im Norden können die Wolken auch mal auflockern,
sollten sie aber im Nordwesten dicht bleiben kann es dort sowie an der
Ostseeküste bei auflandigem Wind sogar gebietsweise frostfrei bleiben.

Montag... kommt die Achse des nun zonal orientierten Höhenkeils weiter nach
Süden voran und verläuft abends nur noch knapp nördlich des Vorhersagegebietes
über die mittlere Nordsee und Dänemark hinweg zur südlichen Ostsee. Das
Höhentief über Südeuropa verlagert seine Drehzentren etwas nach Westen, in den
westlichen Mittelmeerraum. Daraus resultiert eine recht glatte östliche
Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet, kurzwellige Troganteile lassen sich
keine ausmachen. Lediglich ganz im Süden des Landes kann an der Nordflanke des
Höhentiefkomplexes etwas WLA wirksam werden. Vor allem nach Lesart des IFS gibt
es an den Alpen und im Vorland noch geringe Neuschneemengen von maximal wenigen
Zentimetern (nach Osten zu) nach Lesart der anderen Modelle bleibt es aber auch
dort, abgesehen von einigen Schneeflocken oder leichtem Schneegriesel,
weitgehend trocken.
Mit Annäherung des Keiles setzt verstärkt Absinken ein, die Absinkinversion
reicht meist bis auf etwa 900 hPa herab, im Süden bleibt sie noch etwas höher.
Somit steigt die Temperatur auch in 850 hPa deutlich an; bis zum Abend auf Werte
um oder knapp über 0 Grad (östliches Bergland -4 bis -1 Grad) bzw. südlich der
Donau auf -6 bis -1 Grad. Darunter gelangt allerdings weiterhin kalte Luft aus
Osteuropa zu uns, so dass sich an den Höchstwerten gegenüber dem Vortag nur
wenig ändern dürfte. Meist werden -1 bis +4 Grad erreicht.
Die Hochdruckzone im Bodenfeld verlagert sich allmählich weiter nach Süden und
erreicht abends Norddeutschland, nach Lesart des aktuellen ICON-Laufes sogar mit
einer kleinen 1040 hPa-Kernisobare über Schleswig-Holstein bzw. Dänemark.
Dadurch verschärft sich der Druckgradient vor allem über Süddeutschland und der
Wind frischt dort aus Ost bis Nordost auf, im Südwesten (Hochrhein, Bodensee)
stellt sich Bise ein. In den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge
(Schwarzwald, Bayerwald) gibt es stürmische Böen, exponiert Sturmböen, rund um
den Bodensee bzw. in Oberschwaben eventuell steife Böen.
Aufgrund der markante Absinkinversion lockern die Wolken nur zögernd auf, hier
und da kann sich aber auch mal die Sonne blocken lassen. Dort, wo es dicht und
hochnebelartig bewölkt bleibt, kann aus der Wolkendecke auch etwas Schneegriesel
bzw. Nieselregen fallen.

In der Nacht zum Dienstag verstärkt sich der ins nördliche Mitteleuropa
gerichtet Höhenkeil und die Hochdruckzone im Bodenfeld weitet sich über dem
Vorhersagegebiet noch etwas nach Süden aus. Der Gradient ganz im Süden fächert
zwar etwas auf, in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge dort reicht es
aber nach wie vor - unterstützt durch lokale Low Level Jets - für stürmische
Böen (exponiert Sturmböen) wenngeich auch mit eher abnehmender Tendenz.
An den Alpen und im Vorland fällt noch gebietsweise etwas Schnee, ansonsten
reicht es aber höchstens gebietsweise für etwas Schneegriesel aus der
mancherorts dichten Wolkendecke. Verbreitet gibt es leichten, bei Wolkenlücken
vor allem dort, wo Schnee liegt, auch mäßigen Frost. In einigen Regionen, vor
allem in einigen Niederungen Westdeutschlands, sinkt die Temperatur bei
geschlossener Wolkendecke dagegen kaum unter den Gefrierpunkt. Ansonsten bleibt
Glätte Thema.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im Großen und Ganzen einheitlich und unterscheiden sich
auch im Detail nur wenig, am ehesten, was die maximalen Neuschneemengen in
Staulagen angeht. Dort sind die höher aufgelösten Modelle naturgemäß im Vorteil.
Für die Staulagen des Harzes könnte es in der kommenden Nacht exponiert für
Unwettermengen reichen (über 10 cm in sechs Stunden) von einer entsprechenden
Warnung wird aber aufgrund der Kleinräumigkeit des Ereignisses angesehen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff