DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-10-2016 21:00
SXEU31 DWAV 171800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 17.10.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Süden anfangs Gewitter mit Starkregen. Am Dienstag erneut vereinzelt Gewitter
nicht ausgeschlossen. Danach Abkühlung, fast schon nasskalt.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... stellt sich die Wetterlage um. Der Einfluss des Hochdruckgebietes
über Osteuropa schwächt sich ab und die Weichen werden in Richtung wechselhaftes
und kühles Geschehen gestellt.

Das Strömungsmuster in der mittleren Troposphäre hat sich soweit nach Osten
verschoben, dass der umfangreiche Höhenrücken nebst Bodenhoch über Westrussland
sich weiter entfernt und wir auf die Vorderseite eines Troges über
Nordwesteuropa gelangen. Dem vorgelagert ist eine Kaltfront, die mit
schauerartigem Regen auf den Westen übergegriffen hat und sich nur langsam nach
Osten verlagert. Grund sind die schleifende Lage der Front in der südwestlichen
Höhenströmung und das weiterhin blockierende Hoch östlich von uns.
Die präfrontale Warmluft ist leicht instabil geschichtet, was die lokalen
Gewitter über dem Süden erklärt. Die Kaltfront erreicht im Laufe der Nacht die
östlichen Landesteile und biegt dann schleifend nach Südwesten um, so dass vor
allem im Süden und der Mitte, später auch zwischen Ostsee und Westsachsen teils
schauerartiger Regen fällt. C De bringt auch über die Nacht hinweg immer wieder
Signale für Gewitter, dies sollte aber eher eingangs der Nacht eine Option sein.
Auch über der Nordsee sind vereinzelt Gewitter nicht ausgeschlossen.

Der meist Regen fällt über dem Süden, Warnschwellen werden wahrscheinlich nicht,
oder höchstens vereinzelt überschritten. Am Alpenrand simuliert C EU an die 30
mm in 12 Stunden, ein weiterer Schwerpunkt, aber nur 10 bis 15 mm wird über der
Mitte simuliert.
C DE EPS zeigt in seiner Simulation vor allem über dem Südwesten erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 20 mm in 6 Stunden, die im Zusammenhang mit
stärkerer Konvektion stehen und dann wahrscheinlich Großteils in kürzeren
Zeiträumen fällt.

Ganz im Osten (Vorpommern bis Sachsen) bleibt es präfrontal trocken und teils
aufgelockert. Dort sowie im Westen, wo es nach Passage der Front im Laufe der
Nacht wieder auflockert, kann sich Nebel bilden. Auf den äußersten Westen und
Südwesten greift ausgangs der Nacht wieder ein kurzwelliger Troganteil mit
einzelnen Schauern über.
Der Wind dreht mit Durchzug des Tiefausläufers von Süd bis Südost auf Südwest
bis West und erlangt, abseits lokaler Gewitter, keine Warnrelevanz.

Dienstag ... zieht die wellende Kaltfront im Norden langsam über die Oder hinweg
nach Polen ab, während sie über dem Süden etwas zurückhängt.
Die Wetterwirksamkeit schwächt sich ab, womit auch die Regenfälle immer weniger
werden. Es bleibt über der Osthälfte häufig stark bewölkt oder trüb mit
zeitweiligen Regenfällen, wobei vor allem zu den Alpen hin tagsüber um die 10 mm
Regen fallen können.

Dahinter, nach Westen zu, lockert die Bewölkung vorübergehend auf und es bleibt
- abgesehen von einzelnen, meist schwächeren Schauern - trocken. Die postfrontal
einfließende Kaltluft ist nicht wirklich kalt. Bei Auflockerungen sollten
durchaus 14 bis 17 Grad möglich sein.
Unterdessen kommt es im Bereich des Troges durch kräftige KLA über der südlichen
Nordsee zu einem Abtropfvorgang, wobei das entstehende Höhentief über der
Nordsee nach Südosten zieht und mit einem flachen Bodentiefdruckgebiet
korrespondiert. Dessen Kaltfront greift nachmittags mit schauerartigem Regen auf
den Nordwesten über und kommt bis zum Abend etwa bis auf eine Linie
Eifel-Nordfriesland voran.
Sowohl im Nordwesten als auch im Süden ist die Luftmasse leicht instabil
geschichtet, ob es zu Gewittern reicht, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall stehen
allenfalls schwache Entwicklungen auf der Karte.
Die Druckunterschiede nehmen dabei vor allem über der Nordwesthälfte zu, im
höheren Bergland und an der Nordsee sind im Tagesverlauf Bft 7 in Böen aus
Südwest bis West zu erwarten.
In der Nacht zum Mittwoch kommt das Höhentief mit Kern bis ins westliche
Niedersachsen nach Südosten voran, auch das Tief im Bodendruckfeld weitet zur
norddeutschen Tiefebene hin aus, während die Kaltfront den größten Teil
Deutschlands überquert. Damit verbunden kommt es gebietsweise zu schauerartigen
Regenfällen, vor allem im Norden, wo es in 500 hPa auf ca. -30 Grad abkühlt,
auch zu kurzen Gewittern, wobei auch Graupel möglich ist. Dahinter dringt
kältere Meeresluft polaren Ursprungs ein, in der die Temperatur in 850 hPa auf
rund 0 Grad sinkt. Die Schneefallgrenze tangiert also zunächst höchstens
exponierte Gipfellagen im Norden.
Der Süden und Südosten bleibt teilweise noch präfrontal, durch die weit nach
Süden ausgreifende PVA kommt es aber auch dort zu Hebung mit entsprechenden
Regenfällen.
Der meist südwestliche bis westliche Wind erreicht höchstens bei Schauern und
Gewittern sowie auf einigen Gipfeln über der Mitte und dem Süden Bft 7,
vereinzelt 8.

Mittwoch ... ziehen Boden- und Höhentief fast achsensenkrecht positioniert über
der Mitte des Landes langsam weiter nach Südosten. Dabei treten verbreitet
schauerartige Regenfälle auf, die in Staulagen auch kräftiger und länger
anhaltend sein können. Warnwürdige Mengen springen aber nicht heraus, wohl
maximal 10 bis 15 mm in 12 Stunden.

Vor allem im Norden und der Mitte sind im Bereich der höhenkältesten Luft, mit
T500 unter -30 Grad, Gewitter mit Graupel zu erwarten. Die einströmende Luft
wird noch etwas kälter, und bei Temperaturen in 850 hPa von 0 bis -2 Grad sind
in Kamm- und Gipfellagen oberhalb von 800 bis 1000m auch Schneefälle möglich.
Der Gradient ist vor allem über der Mitte und nach Südwesten hin erwähnenswert,
nimmt er doch an der Süd/Südwestflanke des Tiefs soweit zu, das in tieferen
Lagen Böen der Stärke 7, im Bergland Bft 7 bis 8 aus Südwest bis Nordwest
möglich erscheinen.

Wenig Sonnenschein und Polarluft bedeuten freilich auch einen merklichen
Temperaturrückgang gegenüber dem Vortag. Gebietsweise werden keine 10 Grad mehr
erreicht.
In der Nacht auf Donnerstag bleibt TD / Tief Deutschland wetterbestimmend. Es
treten weitere schauerartige Regenfälle auf, lokal auch Gewitter mit Graupel.
Vor allem in Staulagen kann es kräftiger regnen, mit an die 20 mm in 6 Stunden,
bzw. 25 mm in 12 Stunden. Die Schneefallgrenze sinkt in diesem Zusammenhang
teilweise auf um 800 m (T 850 -2 bis -3 Grad über der Landesmitte).
Der Wind bleibt vor allem in der Peripherie des Tiefs ein Thema, vor allem im
Bergland des Südens und der Mitte, sowie später wieder an den Küsten der
Nordsee, wo Bft 7 (aus Ost bis Nordost), im Bergland Bft 7 bis 8 (West) möglich
sind.

Donnerstag ... ändert sich nicht viele gegenüber den nächtlichen Verhältnissen.
Das Tief scheint sich über uns einnisten zu wollen. Sowohl das Bodentief als
auch der Trog/bzw. das Höhentief zeigen kaum Verlagerungstendenzen.
Es bleibt demnach bei wolkenreichen, fast nasskalten Bedingungen. Wiederholt
dürfte es zu schauerartigen Regenfällen kommen, die in Staulagen stärker
ausfallen und in einigen höheren Lagen als Schnee fallen können.

Die Maxima dürften häufig im einstelligen Bereich liegen, oder vielleicht um die
10 Grad. Im Kernbereich des Tiefs spielt der Wind keine Rolle, ob es an den
Küsten zu stärkeren Böen aus östlicher Richtung reicht, oder im südlichen
Bergland Windwarnungen nötig werden, bleibt abzuwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Es gab in den letzten Modellläufen immer wieder Konsistenzprobleme, bzw.
Modellunterschiede, weshalb die Prognose zur Wochenmitte, wenn sich das Tief bei
uns "einnisten" soll, unsicher wird. Auch macht es wenig Sinn nach Gebieten zu
suchen, die stärker von Niederschlag oder Wind betroffen sind als andere. Das
wird sich in den nächsten Modellläufen immer wieder ändern, zumal in der
erwarteten Situation kleine Modellabweichungen große Auswirkungen haben können.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner