DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-01-2023 09:01
SXEU31 DWAV 160800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 16.01.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von Wz zu TrM

Heute im Südwesten in tiefen Lagen einzelne stürmische Böen, im Bergland
Sturmböen, exponiert Böen Bft 10.
Von Westen her Niederschläge, oberhalb 600 bis 800 m meist leichter Schneefall,
nachts auch oberhalb 400 etwas Schnee. Bis morgen früh teils um 15 cm Neuschnee
in exponierten Staulagen der Mittelgebirge!
Am Dienstag nur noch einzelne Schnee- oder Schneeregenschauer, nur an der
Nordsee und in Schleswig-Holstein isolierte Graupelgewitter möglich. Dazu an der
Nordsee stürmische Böen.
In der Nacht zum Mittwoch von Südbaden bis nach Süd- und Ostbayern aufkommender,
meist leichter Schneefall, am Rhein auch Regen und auch am Tage ganz im Süden
weitere, meist leichte Schneefälle.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... Der Höhentrog eines Höhentiefkomplexes über der Nordsee und
Skandinavien ist über Frankreich angelangt und verlagert sich bis zum Abend zum
westlichen Deutschland. Das zugehörige Sturmtief hat den Ärmelkanal erreicht und
zieht über die Rheinmündung bis zum späten Abend zur äußeren Deutschen Bucht.
Sein Bodentrog liegt um 12 UTC über Ostfrankreich und abends über dem zentralen
Deutschland.
Mit dem Tief setzen vorderseitig Aufgleitprozesse und damit länger andauernde
Niederschläge zunächst über dem Westen und Südwesten, später auch im Nordwesten
ein, die bis zum Abend den Thüringer Wald, den Harz und das Mittelfränkische
Bergland sowie weite Teile Baden-Württembergs erreichen. Dabei fallen innerhalb
von 6 Stunden meist 2 bis 9 l/qm, in den Staulagen auch knapp über l0 l/qm (vor
allem Hunsrück, Eifel, Taunus und Rothaargebirge). Die Schneefallgrenze ist bei
300 bis 400 m anzusetzen. Oberhalb von 500 m kann sich dann auch eine
nennenswerte Schneedecke von 2 bis 7 cm, in den Staulagen oberhalb 600 bis 700 m
auch 10 bis 15 cm ausbilden.

Daneben gilt es auch wieder den Wind auf der Südflanke des Bodentiefs bzw. an
der Südostflanke des Bodentroges zu beachten. Die 850 hPa Winde steigen erneut
auf 50 kn. In tiefen Lagen ist dann verbreitet mit Böen Bft 7 zu rechnen, vor
allem in freien Lagen in Baden-Württemberg auch mit stürmischen Böen. Sturmböen
sind für die Lagen ab 600 m zu erwarten. Auf exponierten Bergen auch schwere
Sturmböen, auf exponierten Gipfeln des Schwarzwaldes auch orkanartige Böen. Der
fallende Schnee ist ziemlich nass, sodass trotz des Windes eher nicht mit
Schneeverwehungen zu rechnen ist.
Vor dem Niederschlagsgebiet ist die Bewölkung nach Osten hin aufgelockert, teils
scheint die Sonne. Schauer sind die Ausnahme.


Für tiefe Lagen ist Schnee aufgrund der guten Durchmischung und der recht warmen
Vorgeschichte kein Thema. Die Höchstwerte liegen aber nur noch zwischen 4 und 7
Grad, am Oberrhein vielleicht kurz mal um 9 Grad. Oberhalb von 600 bis 700 m
gibt es Werte bei 0 Grad oder leichten Dauerfrost. Im Schwarzwald steigt
kurzzeitig die Schneefallgrenze zumindest auf 900 m an (kleiner Einschub von
milder Luft).

In der Nacht zum Dienstag legen sich Potenzial- und thermischer Trog zusehends
über den gesamten Vorhersageraum. Dafür zieht das oben beschriebene Tief zur
Westküste Dänemarks. Obwohl die Haupthöhentrogachse nach Polen schwenkt, bleibt
die Höhenströmung bei uns noch leicht zyklonal und die höhenkalte Luft liegt
noch direkt über uns mit -35 Grad in 500 hPa. Folgerichtig simulieren die
Modelle auch nachts noch weitere Schauerartige Niederschläge, die auch den Osten
erfassen. Nur die Leegebiete des Erzgebirges und die odernahen Gebiete werden
noch ausgespart. Bis zum Morgen sinken in 850 hPa die Temperaturen auf -4 bis -7
Grad und so fällt teils bis in tiefe Lagen nasser Schnee. Oberhalb 300 m sind
durchweg Schneeschauer zu erwarten, wobei örtlich eine 1 bis 4 cm dicke
Neuschneedecke entstehen kann. In Weststaulagen oberhalb von 400 bis 500 m sind
durchaus 5 bis 9 cm Neuschnee möglich.
Ansonsten sollten wir bei den 850-hPa-Temperaturen auch in tiefen Lagen mal
einen Graupelschauer einkalkulieren und je nach Vorgeschichte besteht auch
Glättegefahr durch gefrierende Nässe, vor allem bei Aufklaren.
Noch ein Satz zum Wind, der im Laufe der Nacht allmählich schwächer wird, an der
Nordsee hingegen aus West bis Nordwest kommend auffrischt (hinter dem
abziehenden Tiefkern).

Dienstag... verbringen wir unter dem sehr breiten, ausladenden Langwellenrog,
der vom nahen Atlantik bis zum nahen Osteuropa reicht und im Süden die
nordwestafrikanische Küste ankratzt. Das Hauptdrehzentrum liegt in Form eines
Höhentiefs über dem Südrand der Norwegischen See, wo im Bodendruckfeld auch noch
ein kümmerlicher Rest des ehemaligen Tiefs DELF zu finden ist. Das oben
beschriebene Tief, das uns heute beschäftigt, zieht nach Nordjütland und von
Westen strömt hochreichenden Meereskaltluft polaren Ursprungs nach Deutschland
(im Nordwesten T500 bis zum -37 Grad). Dabei stellt sich wechselnde bis starke
Bewölkung ein. Vor allem im zentralen Mittelgebirgsraum sowie in Küstennähe
kommt es zu Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauern, an der See vereinzelt
mit Blitz und Donner. In weiten Landesteilen passiert aber auch nichts und es
bleibt niederschlagsfrei. Am Abend kommt im äußersten Südwesten Schneefall oder
Schneeregen auf, der vom kleinen Tief HARTO (int. Fien) über Frankreich
ausgelöst wird.

Außer an der See sowie in einigen Hochlagen (7-8 Bft) spielt der südwestliche,
im Süden zunehmend auf Ost drehende Wind keine Rolle mehr. Die
Tageshöchsttemperatur liegt zwischen 2 und 6°C, im höheren Bergland herrscht
leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Mittwoch bleibt die Troglage erhalten. Dabei kommt es an der
Küste zu weiteren Regen-, Schnee- oder Graupelschauern bei langsam nachlassendem
Wind. Südlich schließt sich ein breiter, bis mindestens in den zentralen
Mittelgebirgsraum reichender Streifen an, in dem es trocken bleibt und die
Wolkendecke vielfach auflockert oder es klart sogar auf. Dabei sinkt die
Temperatur meist in den leichten, lokal sogar in den mäßigen Frostbereich.

Interessant wird es in Süddeutschland, wo ein Tiefdruckgebiet über den Alpenraum
nach Osten zieht und dabei Schneefälle auslöst. Wo wieviel genau fällt ist noch
unsicher. IFS lässt die Schneefälle bis knapp über den Main nach Norden
vorankommen, bei ICON wird nur der äußerste Süden erfasst und GFS liegt
dazwischen. Es werden aber meist nur Schneemengen zwischen 1 und 5 cm und nur
vereinzelt bis an die 10 cm simuliert. Während an Rhein und Neckar es bei
Tiefstwerten teils um +1 Grad bleibt, gibt es in etwas höheren Lagen leichten
Frost.


Mittwoch... liegt Deutschland auf der Vorderseite des markanten und weit nach
Süden ausgreifenden Höhentroges. Am Boden befinden sich noch die Ausläufer des
Tiefkomplexes über dem östlichen Mitteleuropa, die im Süden und Osten
Deutschlands noch für zeitweilige Niederschläge sorgen. Diese Niederschläge
fallen in Anbetracht des Temperaturniveaus von etwa -5 bis -7 Grad in 850 hPa
weitgehend als Schnee, in tiefen Lagen teils als Schneeregen. Nennenswerte
Neuschneehöhen werden dabei aber meist nur im Bergland zu erwarten sein (um 5 cm
vor allem in den südöstlichen Mittelgebirgen, nach Süden hin im Schwarzwald um
10 cm und in den Alpen in Staulagen vielleicht auch mal 15 cm). Im
Nordseeküstengebiet kommt es im Bereich eines kleinen Randtiefs, das über die
Nordsee nach Südosten zur äußeren Deutschen Bucht zieht, und unter Beteiligung
der Höhenkaltluft (um -35 Grad in 500 hPa) im Bereich des Höhentroges zu Regen-,
Schneeregen und Graupelschauern. Zudem frischt auf den Nordseeinseln der
Südwestwind mit Böen Bft 7 bis 8 wieder auf. Zwischen den beiden wetteraktiven
Zonen im Nordwesten und Südosten herrscht ruhiges und weitgehend trockenes
Wetter. Lediglich im Mittelgebirgsraum ist mal ein schwacher Schneeschauer oder
etwas Schneegriesel möglich.
In der etwas ´gealterten´ polaren Meeresluftmasse ist es noch etwas kälter als
am Vortag mit nur noch 0 bis 4 Grad, im Bergland oberhalb 500 m gibt es meist
Dauerfrost.

In der Nacht zum Donnerstag könnte das kleine Randtief von der Nordsee nach
Niedersachsen ziehen mit schauerartigen Schneefällen im Nordwesten (wie es IFS
suggeriert). Bei ICON bleibt das Tief über See, aber einzelne Schneeschauer
sollen es in den äußersten Nordwesten schaffen. GFS und UK10 zeigen
Zwischenlösungen, es bleibt also spannend.
Im Südosten ziehen sich die Schneefälle allmählich in die Alpen zurück. Im
Großen Rest von Deutschland ist es teils klar, teils wolkig und meist trocken.
Verbreitet gibt es Frost zwischen -1 und -4 Grad, in den Mittelgebirgen auch
unter -5 Grad. Nur an der Nordsee ist es teils frostfrei.

Modellvergleich und -einschätzung
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Im Wesentlichen simulieren auch die anderen Modelle ähnlich. Lediglich beim
Niederschlag gibt es Differenzen, die aber oben behandelt wurden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden