DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-01-2023 08:30
SXEU31 DWAV 080800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 08.01.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SW z W z

Vor allem an der Nordsee und im Bergland zeitweise stürmisch. Im Tiefland nur
einzelne Windböen. Ab Montag vorübergehend kühler, dennoch weiter ziemlich mild.
Nur in den Alpen oberhalb 800 bis 1000m nennenswerter Neuschnee.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... gelangt mit einer südwestlichen Strömung milde Meeresluft nach
Deutschland. Dabei liege wir unter der Vorderseite eines Langwellentroges über
Westeuropa. Das hochreichende Tief liegt nördlich von Shottland und füllt sich
achsensenkrecht unter dem Trog langsam auf. Die zugehörige Kaltfront hat mit
Regen auf Deutschland übergegriffen, kommt schleifend aber nur langsam nach
Osten voran. Sie ist thermisch schwach ausgeprägt, da präfrontal ca. +2°C
anzutreffen sind, ganz im Süden nach föhniger Erwärmung +5°C, postfrontal strömt
in den Nordwesten eine erwärmte Meereskaltluft ein, in der 0°C gemessen werden.
Weil die Warmluftadvektion nachlässt, schwächt sich auch der Regen tagsüber ab,
erreicht aber auch die Oder und mit wenigen Tropfen eventuell Niederbayern.
Postfrontal labilisiert die Schichtung im Nordwesten. Die 500hPa Temperatur geht
auf -25 bis -29°C zurück.
Daher wird es im Laufe des Nachmittags im Westen neben kurzen Aufheiterungen
einzelne Schauer geben. Ein Gewitter kann nicht ganz ausgeschlossen werden. Zum
Abend deutet sich vor einem weiteren Randtrog über Frankreich die Bildung einer
Welle an und der Regen verstärkt sich von Südwesten wieder.

Der Druckgradient ist allenfalls mäßig ausgeprägt. Nahe der Kaltfront gibt es 30
bis 35 Kt in 850 hPa. Das schlägt sich auf den Bergen wieder mit Böen 7 bis 8
aus Süd bis Südwest, auf dem Brocken und auf dem Feldberg im Schwarzwald kann es
Böen 10 Bft geben. In tiefen Lagen sind im Westen, bei Schauern, angesichts des
Oberwindes steife Böen nicht ausgeschlossen, aber auch nicht eben
wahrscheinlich. Zeitweise gibt es durch den Böhmischen Wind am Erzgebirge und in
Ostsachsen 7er Böen aus Südost.

Von der Oberlausitz bis nach Niederbayern und Berchtesgaden bleibt es noch meist
trocken, dort scheint zunächst teils noch die Sonne und die Nebelfelder aus der
Nacht heraus können sich in Teilen Niederbayerns zäh bis in den Nachmittag
hinein halten. Dort bleibt es dann auch mit teilweise "nur" 3 bis 6 Grad am
kühlsten. Sonst werden die fast schon gewohnt milden 7 Grad in der Oberpfalz und
12 Grad im Rheinland und am Oberrhein erreicht.

In der Nacht zum Montag kommt die Hauptrogachse über Frankreich näher.
Kurzwellige Anteile laufen u.a. über Deutschland von Westen nach Ost, bzw. über
Westeuropa zum Ärmelkanal, ein Weiterer zieht von Frankreich zu den Alpen und
ins westliche Mittelmeer. In der Folge kommt es klassisch zur Genuazyklogenese.


Derweil zieht die Frontalwelle mit Regen von Südwestdeutschland zur östlichen
Mitte und ihre Kaltfront erreicht Südostbayern mit Regen. Die Trogachse zieht im
weiteren Verlauf mit Schauern oder schauerartigem Regen über Deutschland
ostwärts und erreicht zum Morgen Berlin Brandenburg und Vorpommern. Die
Schneefallgrenze sinkt in der postfrontal einfließenden erwärmten Polarluft mit
T850 von 0 bis -2°C bis nahe 1000 Meter.
Eine gewisse Grundlabilität bleibt wegen der Nähe zum Haupttrog auch über die
Nacht hinweg immer da, die sich in steilen Lapse Rates vor allem zwischen 900
und 750 hPa wiederspiegelt. Bei hochreichend guter Scherung sind neben weiteren
Schauern auch Kommastrukturen möglich, aus denen es daraus auch mal rausblitzt.
Während sich an der Windsituation im Bergland nicht viel ändert, zieht er im
Südwesten bis in tiefe Lagen an mit einzelnen steifen Böen aus Südwest.

Die Temperaturen gehen in den übrigen Landesteilen auf 7 bis 1 Grad zurück,
womit winterliche Erscheinungen erneut ausbleiben. Nur im Bayerischen Wald ist
vorübergehend gefrierender Regen nicht ausgeschlossen und in einigen höheren
Staulagen der Alpen oberhalb 1000 bis 1500m gibt es 5 bis 10 cm Neuschnee.


Montag... zieht das Genuatief zur Adria, wobei auf seiner Rückseite die Kaltluft
über Sardinien bis vor die
nordafrikanische Küste und Sizilien ausbricht und sich der Trog ebenfalls weiter
südwärts ausweitet. Zu uns herein zieht der Trog unter Verkürzung seiner
Wellenlänge.
Am Rande des sich weiter langsam abschwächenden Tiefs, das inzwischen bei den
Färöern angekommen sein sollte, dreht die Strömung über Mitteleuropa bodennah
auf Südwest bis West und es fließt ein Schwall erwärmter Meereskaltluft ein mit
T850 bei -3 Grad. Zusammen mit der höhenkalten Luft im Trogbereich (T500 im
Osten -29, im Westen -32 Grad) gibt es Schauer, vereinzelt auch kurze
Graupelgewitter. Die Wolkenobergrenzen können sich laut Vorhersagetemps bis an
die -30 Grad hinaufquälen. CAPE-Flächen sind nämlich allenfalls marginal skinny.


Zwischendurch zeigt sich ab und zu die Sonne bei zwar gut durchmischten, sich
aber deutlich kühler anfühlenden Höchstwerten von "nur" noch 6 bis 9 Grad, im
mittleren Bergland um 5 Grad. Der Wind bleibt ein Thema mit Böen 7 Bft in der
Südwesthälfte in Schauernähe, sowie generell an der Nordsee und auf den Bergen.
Auf einigen Gipfeln sind stürmische Böen, exponiert Sturmböen und schwere
Sturmböen dabei.
Die Schneefallgrenze liegt bei 700 bis 1000m, je nach Intensität der
Niederschläge. Während in den Mittelgebirgen, auch bis ganz rauf, sich kaum
etwas akkumuliert, es bleibt bei etwas Matsch, sind in den Alpen oberhalb von
1000m an die 5, vereinzelt 10 cm Neuschnee nicht ausgeschlossen.

In der Nacht zum Dienstag zieht die Haupttrogachse nach Osten durch. Derweil
rücken winterliche Begleiterscheinungen (Frost, Schnee, Glätte) zumindest
vorübergehend bis in mittlere Lagen in den Fokus. Die Schauer, die zunächst
unter dem Trog bei instabiler Schichtung weiter auftreten, fallen bis in Lagen
um 500m teilweise als Schnee, bevor sie im Laufe der 2. Nachthälfte nachlassen
und sich das Wetter im Einflussbereich eines Zwischenhochkeiles etwas beruhigt.
Schuld daran ist ein Höhenrücken, der auf seiner Vorderseite Druckanstieg
bewirkt und Warmluftadvektion, die mit zur Stabilisierung beiträgt. Bei
Aufklaren könnte es vor allem im Mittelgebirgsraum geringen Frost oder zumindest
Bodenfrost auch in den tiefen Lagen geben. Da die Strömung auf Nordwest dreht,
stellt sich an den Alpen kurzzeitig eine Staulage ein, wobei sich die
Niederschläge, Schnee oberhalb 600 bis 800m verstärken und 1 bis 5, in höheren
Staulagen 10 bis 20 cm Neuschnee möglich sind.


Dienstag... zieht der Höhentrog nach Polen ab, gefolgt von Höhenkeil, der bis
zum Abend auf Deutschland übergreift. Dieser wird aber von kräftiger
Warmluftadvektion überlaufen, die zu der Warmfront eines zum Seegebiet
nordwestlich von Schottland ziehenden Sturmtiefs gehört. Diese Warmfront
erreicht abends Westdeutschland mit skaligen, meist leichten bis mäßigen
Regenfällen. Anfangs können in den Kammlagen ein Paar Schneeflocken dabei sein.


Im Osten und Südosten startet der Tag unter Zwischenhocheinfluss mit einigen
heiteren Abschnitten, aber vor allem im Südosten auch mit teils starker
Bewölkung und letzten schwachen Niederschlägen, ehe im Tagesverlauf die
Aufzugsbewölkung ankommt. Am Vormittag sind staubedingt an den Alpen noch
Schneefälle zu erwarten, die dort nochmal 1 bis 5 cm Neuschnee bringen können.
Ganz im Westen steigen in 850 hPa die Temperaturen auf +4°C, während sie im
Osten im negativen Bereich verharren. Die Temperaturen im 2-Meter-Neveau steigen
wie am Vortag auf 6 bis 9°C, im mittleren Bergland auf Werte um 5°C.

Der Wind frischt mit Übergreifen der Warmfront auf, dreht auf Süd bis Südwest,
so dass im Westen und an der Ostsee steife Windböen auftreten können. an der
Nordsee sind stürmische Böen wahrscheinlich. Auf den Bergen gibt es im
Tagesverlauf teils schwere Sturmböen.

In der Nacht zum Mittwoch zieht die Warmfront über den Osten ab, die Kaltfront
folgt und überquert bis zum Morgen schon den Nordwesten und Westen mit
schauerartigen Regenfällen, die nun etwas kräftiger sind und 10 bis 15 l/qm in
12 Stunden bringen können. An der Warmfront sind anfangs im Bergland ein paar
Schneeflocken dabei, bevor die Schneefallgrenze dann rasch über die Gipfellagen
hinaus ansteigt und in Mulden- oder Tallagen kann kurzzeitig gefrierender Regen
nicht ausgeschlossen werden. Am Okklusionspunkt ist die Entwicklung eines
Teiltiefs nahe dem Skagerrak möglich, was zusätzlich für eine
Gradientverschärfung sorgen kann.
In der Nordwesthälfte sind dann häufiger steife Böen, mit Passage der KF
stürmische Böen zu erwarten. An der Nordsee kann es Sturmböen, exponiert schwere
Sturmböen geben und auch im Bergland werden Sturmböen wahrscheinlicher, auf dem
Brocken geht es rauf bis 12 Bft. Postfrontal lässt der Wind bei Drehung von
Südsüdwest auf Südwest bis West wieder nach. Der Südosten und Osten merkt davon
kaum etwas, hier bleibt es bei einzelnen 7er Böen in windanfälligen Lagen über
dem Osten. Meist bleibt es frostfrei, nur im höheren Bergland, vor allem nach
Südosten hin gibt es nochmal leichten Frost und insgesamt ist bei Minima um den
Gefrierpunkt im Südosten leichter Bodenfrost möglich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren ähnlich. Die Hinweise für Dauerregen im Schwarzwald (bis
in die Nacht zu Montag) und gefrierenden Regen in SE Bayern (morgen früh und
Nacht zu Mittwoch) sind so spärlich, dass Warnungen wohl nicht nötig werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner