DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-01-2023 16:30
SXEU31 DWAV 051800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 05.01.2023 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Anhaltendes unbeständiges und windiges Westwetter auf wenig winterlichem
Temperaturniveau!

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... ist das falsche Wort, denn derzeit bleibt alles beim Alten und es
gibt kein jetzt, gleich oder später oder wie es hier in dieser Rolle so schön
heißt: aktuell, Freitag, Samstag und Sonntag.
Denn die Wetterlagelage ist nicht bereit für viel Veränderungen.

Schon in der letzten woche dominierten die Wetterlagen SWz (Südwest zyklonal),
SWa (Südwest antizyklonal), oder Wz (West zyklonal) und auch der Blick auf die
prognostizierten Wetterlagen in der kommenden Woche heißen schließlich SWz, Wz
oder Ww (winkelförmige Westlage).

Was sagt uns das? Das Wetter kam und kommt vom Atlantik zu uns. Dabei ist die
Strömung mal mehr zyklonal gekrümmt, mal wieder eher antizyklonal geprägt.
Verantwortlich dafür sind schließlich durchziehende Tiefs, die das z für
zyklonal hervorrufen oder schließlich auch der Zwischenhocheinfluss, der das a
für antizyklonal vorübergehend ausruft.

Was können wir noch daraus lernen? Es bleibt verhältnismäßig mild. Kommt die
Luft wie am kommenden Wochenende aus Südwesten stellt sich vorübergehend auch
eine ausgewöhnlich warme Witterung ein, kommt sie aus Nordwesten oder Westen mit
Ursprung vom Nordatlantik, so ist sie etwas kühler. Vom Winter fehlt aber bei
allen Westlagen jede Spur. Selbst bei der Trogrückseite kann sich in 850 hPa
gerade mal die 0-Grad-Grenze über Deutschland ausbreiten, die -5 Grad-Grenze
scheitert dagegen schon meistens. Daher können sich ab Montag auch höchstens die
Regionen oberhalb von 1000 Meter über etwas Schnee freuen. Ok, die
wintersportgebiete freuen sich wohl über jede Flocke, doch eine große Hilfe
sollte man nicht erwarten.

Am heutigen Donnerstag prägte schließlich erstmal das z für zyklonal die
Westlage, indem sich in der Höhe ein Trog von Dänemark bis zur Ukraine
verlagerte und bodennah das korrelierende Sturmtief nach Weißrussland folgen
ließ. Nun ist aber wieder das a für antizyklonal an der Reihe. Denn über
Frankreich bäumt sich ein Rücken nordwärts auf, dessen Achse über die Nordsee
hinweg bis ins Seegebiet westlich von Norwegen reicht und bodennah hohen
Luftdruck von der Iberischen Halbinsel in den Alpenraum stützt. Kurzfristig kann
sich sogar eine Hochdruckbrücke von Deutschland zum Hoch über Finnland und
Schweden ausbilden. Diese ist jedoch nicht nachhaltig und wird vom nachstoßenden
Trog rasch unterbrochen. Der neue Trog eines Höhentiefs bei Schottland ist es
auch, der am Boden mit einem Tief in Verbindung steht, dessen Frontensystem
zunächst mit dessen Warmfront inklusive vorderseitiger WLA schon in der Nacht
auf Deutschland übergreift. Daher muss vor allem im Norden und der Mitte mit
etwas Regen gerechnet werden. Nach Süden dämpft doch der hohe Luftdruck die
Niederschlagsbildung deutlich. Südlich der Donau scheint es nach Abzug der
Niederschläge vom Tag sogar weitgehend trocken bleiben. Hinter der Warmfront
strömt gleich wieder mildere Luft ins Land, sodass die Temperaturen auf 850 hPa
zwischen 0 und 5 Grad liegen.
Freitag ... sieht der Kurzwellentrog nach Schweden und nimmt dabei auch das
Frontensystem am Boden mit. Dabei kommt die Kaltfront nach Deutschland voran,
gelangt jedoch bei einer zunehmend zonalen Strömung über der Mitte ins
Schleifen. Aufgrund des rückseitig aufbäumenden Rückens samt Bodenhoch über
Südeuropa ist auch hierzulande wieder das a für antizyklonal dran. Resultierend
wird die Niederschlagsproduktion an der Kaltfront gedämpft. Ausgangs der Nacht
gelangt der Nordwesten und Westen aber schon wieder in den Einflussbereich eines
neuen Kurzwellentroges und dessen bodennaher Frontalwelle. Entsprechend können
sich die Niederschläge dort etwas intensivieren. Der Süden bleibt dagegen bei
Hochdruckeinfluss komplett niederschlagsfrei. Dort kann sich dafür nachts Nebel
bilden und, man glaubt es kaum, sogar Frost geben.
Samstag ... *muss der Blick dann unweigerlich auf den Nordatlantik gerichtet
werden. Denn dort entwickelte sich ein mächtiges Tiefdruckmonstrum. Die
Entwicklung war dabei rasant mit teils über 40 hPa in 24 Stunden. Aufgrund der
großräumigen Ausdehnung bestimmt das tief das Wetter von Grönland bis nach
Spanien und von Neufundland bis nach Mitteleuropa und Skandinavien. Nach
derzeitigen Berechnungen soll der Kern am Samstag nordwestlich von Irland
liegen. Entsprechend liegt Deutschland auf der Vorderseite des Monstrums in
einer kräftigen südwestlichen Strömung. Während bodennah aufgesehen vom Südosten
Deutschlands schon zyklonale Bedingungen Einzug gehalten haben, thront in der
Höhe noch ein Rücken über dem Land, dessen Achse von Österreich bis nach
Norwegen reicht. Daher sollte der Samstag unter Absinken und wenigen
Hebungsprozessen landesweit größtenteils trocken daherkommen. Allerdings sind im
Norden noch dichtere Wolken unterwegs, in der Mitte und im Süden kann es dagegen
nach Auflösung der potentiellen Nebelfelder freundlich, teils auch länger sonnig
werden. Bei Temperaturen in 850 hPa zwischen 1 und 8 Grad sowie den
resultierenden Höchstwerten in 2 m von 6 bis 15 Grad werden erneut Erinnerungen
an den Frühling und nicht an den Winter wach. In der Nacht scheibt ein
Kurzwellentrog in der Strömung um das mächtige hochreichende Tief den Rücken
unter Verringerung der Wellenlänge etwas ostwärts. Gleichzeitig greift bodennah
der okkludierte Frontenzug des Tiefs auf den Westen über, um dann auf dem
weiteren Weg kaum gegen den Rücken und dessen Absinkprozessen anzukommen.
Entsprechend werden auch nur im Südwesten, äußersten Westen und Norden
nennenswerte Niederschläge simuliert. In der Südosthälfte sollte dagegen bei nur
geringem Hebungsantrieb noch wenig passieren. Und die Temperaturen bleiben hoch.
1 bis 7 Grad in 850 hPa induzieren Tiefstwerte von 9 bis 2 Grad, nur bei
längerem aufklaren im Südosten steht auch Frost bis -3 Grad auf dem Programm.

Sonntag ... kann sich der Rücken nicht mehr wehren und wird vom Tiefdruckmonster
nach Osten geschoben, sodass die Achse von Rumänien bis nach Finnland reicht.
Deutschland steht nun komplett im Einfluss des hochreichenden Tiefs. Dabei
stützt PVA die frontogenetischen Prozesse, sodass die Kaltfront mit etwas mehr
Power ins Land zieht. Vor allem vom Südwesten in den Nordosten können kräftigere
schauerartige verstärkte Regenfälle auftreten. In der Nacht nähert sich dann der
Haupttrog des Höhentiefs an. Der korrelierende markante Bodentrog greift sogar
schon auf Deutschland über. Daher können sich die Niederschläge westlich der
Elbe regional nochmals intensivieren. Im Schwarzwaldumfeld kann es auch länger
regnen. Mit der Kaltfront sinken auch die Temperaturen langsam. In 850 hPa
werden in der Nacht zum Montag von Südost nach Nordwest noch Werte von +6 bis -2
Grad erwartet.

Neben den Niederschlägen, den milden bis warmen Temperaturen und dem
zeitweiligen Sonnenschein wurde der Wind noch nicht erwähnt. Dieser spielt aber
auch nur eine untergeordnete Rolle. Es bleibt zwar windig, aber ein richtiger
Sturm steht nicht an. Dennoch können in Böen im Einflussbereich von Fronten und
durchziehenden Trögen sowie allgemein aus dem Gradient im Bergland und an der
See steif, exponiert auch stürmisch ausfallen. Auf einigen Gipfeln sind auch
Sturmböen drin. Im Tiefland sind allenfalls im Nordwesten hier und da mal steife
Böen möglich. Unter Zwischenhocheinfluss legt der Wind aber auch gerne mal eine
Pause ein. Demnach ist der Freitag und Sonntag etwas windiger als der Samstag.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die großskalige Geopotential- und Luftdruckverteilung
vergleichbar. Selbst im Detail gibt es nur geringe Abweichungen bei der
Phasenverlagerung sowie Amplitude der Muster. Entsprechend kann auch die
räumliche Einordnung sowie das Timing potentieller Niederschlagsfelder leicht
verschieden ausfallen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Lars Kirchhübel