DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

31-12-2022 08:30
SXEU31 DWAV 310800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 31.12.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SWz
Zeitweise regnerisch und teils stürmisch, immer mehr nach Norden zurückziehend.
An Silvester rekordverdächtig mild.


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegen wir auf der warmen Seite der Frontalzone in einer kräftigen
Südwestströmung, wodurch recht warme Luft zu uns geführt wird. Dadurch steigt
die Temperatur in 850 hPa bis Tagesende auf 3 Grad im Norden und mit leicht
föhniger Unterstützung auf 12 Grad im Süden. Der Jet ist sehr gut ausgeprägt und
zeigt über England einen Jetstreak von über 150 Knoten.

Der Regen konzentriert sich auf den Bereich der Frontalzone, die sich vom
westlichen Niedersachsen und dem nördlichen NRW im Westen bis nach
Mecklenburg-Vorpommern erstreckt. Hier werden an der wellenden Front bis zum
Abend in Fläche 2 bis 5 mm/qm, vor allem im Bereich von Ostfriesland bis nach
Holstein aber über 10, teilweise sogar über 15 mm/qm prognostiziert.
Dagegen macht sich von Süden bis in die Mitte leichter Potentialanstieg
bemerkbar und so gibt es südlich der zentralen Mittelgebirge zeitweise
Auflockerungen. Vor allem im Südwesten ist heute ein recht freundlicher Tag.

Zentraler Warnparameter ist heute allerdings der Wind. Im Südrand der Welle
befindet sich ein moderates Sturmfeld mit Böen der Stärke 7 bis 8 bis ins
Flachland. Betroffen davon eine Region vom Westen über die Mitte und
abgeschwächt dann auch im Osten. Auf den Bergen und in Leelagen gibt teils
stürmische Böen (Bft 9), auf dem Brocken infolge eines Low-Level-Jets mit 70
Knoten auch Orkanböen oder extreme Orkanböen bis 140 km/h.

Weiterhin bemerkenswert sind heute die Temperaturen. Vor allem im Südwesten
steigen sie heute auf Werte über 20 Grad. Auch sonst sind ungewöhnlich milde 13
bis 18 Grad zu erwarten.

In der Silvesternacht erstreckt sich dann der Bodentiefkomplex LIDDY mit
mehreren Zentren bis zur Nordsee. Die dort eingebettete Kaltfront erstreckt sich
von Portugal über Nordfrankreich bis in die Deutsche Bucht und weiter bis zum
Baltikum. Daran gebunden ist weiterhin Regen. Er zieht sich jedoch aus
Norddeutschland in Richtung Küste zurück. Schleswig-Holstein bleibt weiterhin im
Bereich des Niederschlagsbandes und so verstärken sich an der Welle nochmals die
Regenfälle. Einigen Modellen (UK10, AROME) prognostizieren dort eine
Dauerregenlage. Die Deutsche Modellkette und IFS liegen jedoch darunter und auch
die Ensembles geben nur geringe Wahrscheinlichkeiten für eine Dauerregenlage.

Auch wenn er sich weiter abschwächt, bleibt der Wind in der Nordhälfte ein
Thema. Im Bereich der norddeutschen Tiefebene kann es weiterhin Böen der Stärke
7 geben. An der Küste sind stürmische Böen (Bft 8), auf den Inseln Sturmböen
(Bft 9) wahrscheinlich. Weiterhin sind auch die Berggipfel in der Mitte und im
Süden von den Sturmböen betroffen. Da die Schichtung aber stabil ist, erfolgt
keine Runtermischung der Höhenwinde bis ins Tiefland.

Südlich von Main und Mosel lockert die Wolkendecke auch auf und unter Umständen
kann es bei meist nur einstelligen Werten in den Flussniederungen oder am
Bodensee auch Nebel geben. Unter den Wolken gehen die Temperaturen auf Werte von
12 bis 10 Grad zurück, im Regen an der Küste auf 9 bis 7 Grad.


Sonntag... liegt die Frontalzone weiterhin über Norddeutschland, wird aber
zunehmend inaktiver. Der Grund ist in der Aufwölbung eines flachen Höhenrückens,
der sich von den Alpen nordwärts ausdehnt, zu sehen. Ursache dafür ist WLA, die
auf der Vorderseite einer Welle über der Biskaya induziert wird. Besagte Welle
kommt bis zum Abend nach Belgien voran und erreicht in der Nacht die Deutsche
Bucht.

Zuvor schon gibt es im Norden noch weitere Regenfälle. Größere Mengen sind
allerdings nicht zu erwarten. In der zweiten Tageshälfte verstärkt sich die
Niederschlagsaktivität im Westen durch den Einfluss der Welle erneut. Dabei
könne in Staulange vereinzelt bis zu 10 mm/qm in 12 Stunden fallen.

Richtung Süden kommt es zu Druckanstieg der sich von den Alpen in Richtung
Ostdeutschland ausdehnt. In der Folge ist es im Süden und Südosten recht
freundlich und es bleibt trocken.

Der Südwestwind lässt im Laufe des Neujahrstages nach, anfangs gibt es im Norden
auch im Flachland noch steife Böen. Diese beschränken sich aber im weiteren
Tagesverlauf auf die Küsten und die Inseln. Auf den Berggipfeln muss aber
weiterhin mit stürmischen Böen, auf dem Brocken auch schweren Sturmböen
gerechnet werden.

Der Tag ist erneut ungewöhnlich mild mit Spitzenwerten bis zu 20 Grad im
Südwesten. Sonst werden 14 bis 18 Grad erreicht.

In der Nacht zum Montag wandert die Welle von der Deutschen Bucht nach
Südskandinavien. Auf seiner Rückseite schwenkt die Kaltfront dann langsam
südwärts. Daher verlagert sich auch das Hauptniederschlagsfeld nach Süden in
einen Bereich von NRW und Rheinland-Pfalz im Westen über Niedersachsen,
Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Die kräftigsten Regenfälle werden im Bereich
Eifel/Sauerland mit bis zu 20 l/12h simuliert.

Der Südwestwind bleibt vor allem in den Bergen ein Thema. Auf den Gipfeln gibt
es weiterhin stürmische Böen oder sogar Sturmböen (Bft 8 bis 9).

Die Tiefsttemperaturen gehen auf 10 bis 7 Grad zurück, im Südosten bis auf 2
Grad.


Montag... greift der Trog auf Westeuropa über, daher kommt es zu einer
Aufsteilung der südwestlichen Höhenströmung. Am Boden schwenkt die Kaltfront des
zum Baltikum abgewanderten Höhentiefs nach Süden durch. Rückseitig wird etwas
kühlere Meeresluft hergeführt. So kommt postfrontal die 0-Grad-Isotherme in 850
hPa wieder in unseren Vorhersagebereich. Die Front erreicht am Tagesende den
Südosten. Verbunden mit der Front ist ein Regenband, dass vor allem den Norden
und Westen betrifft. Die Mengen liegen im Westen bis zum Abend bis um 5 mm/qm in
Staulagen aber auch über 10 mm/qm.

Der Südwest bis Westwind weht vor allem auf den Bergen frisch, in exponierten
Lagen mit steifen bis stürmischen Böen. Auf den Alpengipfeln sind auch Sturmböen
drin.

Vor allem präfrontal kann sich am Montag auch nochmal die Sonne blicken lassen.
Die Temperaturen liegen bei Werten zwischen 9 Grad an der Küste und bis zu 16
Grad im Süden.

In der Nacht zum Dienstag schwenkt die Kaltfront bis an die Alpen und wird im
Stau der Alpen nochmal reaktiviert. Dabei geht der Regen oberhalb von etwa 1200
oder 1300 m in Schnee über.




Modellvergleich und -einschätzung
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Die Basisfelder der Modelle stimmen recht gut überein. Die Signale für einen
möglichen Dauerregen im Bereich Angeln und Schwansen, wie vom UK10 und AROME
prognostiziert, wurden von den neuesten Läufen wieder zurückgerechnet.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich