DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-12-2022 08:30
SXEU31 DWAV 270800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 27.12.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W z

Vor allem an den Küsten und im Bergland, zeitweise aber auch im Tiefland windig
bis stürmisch. Dazu sehr mild.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegt Deutschland unter einer insgesamt zyklonalen westlichen
Strömung, wobei heute eher leichter Zwischenhocheinfluss in einer kälteren
Meeresluft polaren Ursprungs wirksam wird. Ein flacher Höhenrücken greift von
Westen über und stützt ein Bodenhochdruckgebiet, das über Süddeutschland nach
Osten zieht. Ein paar Schönheitsfehler hat das Ganze aber noch. Durch einen
Kurzwellentrog gibt es zunächst im Norden Schauer, vereinzelte kurze Gewitter
und an den Küsten Böen Bft 7-8. Im äußersten Süden stauen sich an den Alpen die
Restwolken einer Kaltfront, die bis in den Vormittag leichte Niederschläge
bringen, oberhalb etwa 800m als Schnee und noch etwas höher mit geringem
Neuschnee.

Dank des zunehmenden Absinkens ist es damit aber auch bald vorbei und die Wolken
lockern, wie zuvor in den anderen Landesteilen teilweise stärker auf, südlich
der Donau sind längere sonnige Abschnitte möglich. Über dem Mittelgebirgsraum
bilden sich im Tagesverlauf einige schwache Schauer, die oberhalb von 500m als
Schnee fallen, aber weder nennenswerten Schnee noch großartig Glätte bringen.

Im Norden und in der Mitte Deutschlands lässt der nach wie vor kräftige Gradient
die Luftmasse nicht so recht zur Ruhe kommen. Im Nordosten und in den mittleren
Gebieten, dort vor allem im Lee der Mittelgebirge sowie an der Nordsee kommen
Windböen Bft 7 zustande, an der Ostsee sind stürmische Böen zu erwarten. In den
Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge gibt es Sturmböen Bft 8/9, auf dem
Brockenplateau schwere Sturmböen. im Nachmittagsverlauf lassen die Böen im
Tiefland wieder nach. Das passiert an den Küsten zwar auch, aber nur
vorübergehend, da von der Nordsee her der Wind abends wieder zunimmt.
Die Temperaturen erleiden gegenüber den extrem milden Vortagen (gestern, 2.
Weihnachtstag: 9 bis 16°C) einen Dämpfer. In erwärmter Meereskaltluft (T850 -2
bis -6°C) liegen die 2m Werte nachmittags meist zwischen +5 und +10°C.

Der nächste Kurzwellentrog erreicht die Britischen Inseln. Das mit dem Trog
verbundene Bodentief wird über die Hebriden nordostwärts gesteuert. Dessen
Warmfront streift abends den Nordwesten Deutschlands, was aber selbst über der
Nordsee nur leichten Regen zur Folge hat.


In der Nacht zum Mittwoch zieht der Trog rasch nach Osten und lässt das sich
abschwächende Tief bei den Hebriden hinter sich zurück. Dafür entwickelt sich an
dessen Okklusionspunkt ein neues Teiltief, dass zum Skagerrak zieht und dessen
Ausläufer auf den Nordwesten übergreifen. Dadurch nimmt über dem Westen und
Nordwesten Deutschlands der Gradient zu, so dass dort Windböen aufkommen. In den
mittleren Regionen sind Windböen Bft 7 hauptsächlich auf die Leegebiete der
Mittelgebirge sowie freie Lagen beschränkt. An der Küste kommen Wind- und
stürmische Böen, an und
über der Nordsee Böen bis Sturmstärke auf. In Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge, außer der südöstlichen, kommen Sturmböen Bft 8/9 in Gang, auf dem
Brocken sind Bft 11 möglich.

Zudem setzen in der Nordwesthälfte Deutschlands, resultierend aus dem Trog und
kräftiger Warmluftadvektion, Regenfälle ein. Höchstens anfangs sind in einigen
höheren Lagen ein paar Schneeflocken dabei. Unter dem sich abschwächenden
Hochdruckeinfluss es im Südosten recht windschwach, so dass dort (wie auch in
höheren Berglagen) leichter Frost auftreten kann. Die Nebelneigung und
Glättegefahr sind aufgrund der relativ trockenen Luftmasse relativ gering.
Ansonsten bleibt es unter den Wolken gut durchmischt frostfrei.


Mittwoch... überquert der schwache Trog Mitteleuropa rasch nach Osten. Der
nachfolgende Rücken wölbt sich durch kräftige Warmluftadvektion vor dem nächsten
vor die Tore des Kontinents ziehenden Trog stärker auf und zieht ebenfalls über
uns ostwärts, abends liegt die Achse schon an der Ostgrenze.
Regenfälle, die aus Warmluftadvektion und über Norddeutschland schleifenden
Tiefausläufern resultieren, erfassen ausgangs der Nacht die mittleren Gebiete,
werden aber mit Passage der Rückenachse und der nachfolgend südwestlichen
Strömung wieder nach Nordosten gesteuert. Das gilt auch für die Tiefausläufer,
wobei das Tief vom Skagerrak nach Südschweden abzieht, dessen Kaltfront über
Norddeutschland in die Warmfront des nächsten "Hebridentiefs" übergeht. Mit den
Tiefausläufern setzt erneut die Zufuhr milderer Meeresluft ein, in der die
Temperatur in 850 hPa auf +1 bis +5°C steigt, nur im Nordosten halten sich Reste
der kälteren Luftmasse. Die feste Phase spielt übrigens bei den Niederschlägen
höchstens eine untergeordnete Rolle, lediglich anfangs sind im höheren Bergland
ein paar Schneeflocken möglich.

Der Gradient fächert tagsüber nach Abzug des Tiefs etwas auf. Im Nordwesten bis
ins Binnenland hinein, im Westen und in den mittleren Regionen bevorzugt in
Leelagen der Mittelgebirge sind aber zunächst Windböen Bft 7, an der Nordsee Bft
8 zu erwarten. In Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge treten Sturmböen Bft
8-10 (Brocken Bft 10-12) auf. In den südöstlichen Mittelgebirgen ist die
Wahrscheinlichkeit für Sturmböen geringer. Im Tagesverlauf lässt der Wind
vorübergehend wieder nach.
Größere Auflockerungen zeichnen sich am ehesten nach Süden hin, am Rand der
Hochdruckzone über dem Mittelmeerraum ab. Etwa vom Schwarzwald bis nach
Niederbayern sind sonnige Abschnitte möglich. Gegenüber dem Vortag erfolgt ein
leichter Temperaturanstieg auf 6 bis 11, am Oberrhein bis 13°C.

In der Nacht zum Donnerstag zieht das Sturmtief von den Hebriden unter
deutlicher Verstärkung Richtung Shetlands. Die Kaltfront greift auf
Westdeutschland über, was uns zuvor aber vorübergehend in den Warmsektor des
Tiefs bringt. Außer in größeren Teilen des Ostens und Südens kommt dann aber mit
dem Tiefausläufer auch schauerartiger Regen auf. Die Niederschlagsmengen bleiben
überschaubar, selbst in Staulagen werden nur 10 bis 15 l/qm in 12 Stunden
erreicht. Der Gradient nimmt zu und der zunächst südliche bis südwestliche Wind
frischt wieder auf. Über dem Westen, Nordwesten und über die Mitte ausgreifend
nach Osten sind in Böen Stärke 7, exponiert 8 auf der Karte. An der Nordsee und
im höheren Bergland werden Sturmböen wahrscheinlicher und exponiert sind in
Kamm- und Gipfellagen, aber auch an der nordfriesischen Küste schwere Sturmböen
nicht ausgeschlossen. Einige exponierte Gipfel sehen auch Bft 11 bis 12.

Der Bereich mit Auflockerungen und trockener Luft wird weiter geschrumpft und
beschränkt sich auf Südostbayern. Dort gibt es nochmal leichten Frost, aber kaum
Nebel oder Glätte; sonst bleibt es frostfrei, im Nordwesten bei Minima teilweise
um +8°C.


Donnerstag... zieht das hoch reichende Sturmtief bei den Shetlandinseln langsam
weiter nach Nordosten ins Nordmeer. An seiner Südflanke greift in der kräftigen
westlichen Strömung ein markanter Trog von Westen her auf Mitteleuropa über. Ein
neu entstandenes Tief zieht zum Oslofjord und nimmt die Kaltfront auf, die dann
leicht schleifend bis etwa zur Donau vorankommt. Der damit einhergehende
frontale Regen ist nicht besonders intensiv; mehr als 1 bis 5 l/qm kommen nicht
zustande.
Postfrontal labilisiert die Schichtung und es gibt, außer im Nordosten, bei
wechselnder Bewölkung Schauer, vereinzelt auch Gewitter mit Graupel.
Der Gradient bleibt gut aufgestellt, so dass außer im Südosten und eventuell
nach Nordosten hin Windböen, nach Nordwesten hin stürmische Böen aus Südwest bis
West auftreten können. An der Nordsee sind Sturmböen zu erwarten, teils schwer
und auf exponierten Bergen können teils schwere Sturmböen bis Orkanböen
auftreten. Zum Abend hin lässt der Wind vor allem im Binnenland stärker nach und
fällt unter die Warnschwellen, was freilich nicht für Küsten und Berge gilt.

Hinter der Kaltfront sinkt die Temperaturen in 850 hPa bis zum Abend an die -3
Grad in Schleswig-Holstein, während präfrontal bis +5°C erwartetet werden. Die
Luft ist gut durchmischt, so dass Höchstwerte zwischen 10 und 15°C für einen
sehr milden Tag sorgen. In den Mittelgebirgen und im Küstenbereich ist es mit
Werten um 8 oder 9 Grad nur wenig kühler.

In der Nacht zum Freitag schleift die Kaltfront über dem Süden, sodass dort aus
starker Bewölkung gebietsweise weiterer Regen fällt. Ansonsten beruhigt sich das
Wetter kurzzeitig durch einen flachen Rücken, der über uns nach Nordosten bis
Osten wandert. Die Wolken lockern gebietsweise stärker auf, teils ist es gering
bewölkt und die Schauer klingen ab. Der Wind ist im Binnenland nicht mehr
warnwürdig, auch an den Küsten lässt der Wind nach, vor allem an der Nordsee
sind aber auch über die Nacht hinweg starke bis stürmische Böen aus Südwest
möglich. Im höheren Bergland muss weiter mit stürmischen bis Sturmböen,
exponiert mit schweren Sturmböen gerechnet werden.
In feucht milder Luft und trotz nachlassenden Windes gut durchmischt, spielt
Frost keine Rolle.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modellunterschiede bleiben überschaubar. Der Wind ist und bleibt Warnelement
Nr.1. Eine markante Sturmlage zeichnet sich nicht ab.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner