DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-12-2022 09:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 18.12.2022 um 10.30 UTC



In einer lebhaften westlichen Strömung, wechselhaft und mild bis sehr mild.
Dabei zunehmend windig bis stürmisch. Heiligabend Sturm möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 25.12.2022


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Mittwoch, hat
sich die Wetterlage umgestellt und Deutschland befindet sich auf der Vorderseite
eines hochreichenden Tiefs zwischen Island und Schottland in einer südwestlichen
Strömung. Damit wird milde Atlantikluft zu uns transportiert, sodass die T850
hPa auf 0 bis 5 Grad steigen werden. Dies führt zu teils kräftigen
Niederschlägen, die erst in Lagen oberhalb von ca. 1500 m allmählich in der
Feste Phase übergehen.

Am Donnerstag und Freitag bleibt die Strömung weiterhin zonal, womit neue
Ausläufer von Tiefs den Weg zu uns finden. Dadurch hält das wechselhafte Wetter
an, bei T850 hPa zwischen 0 und 8 Grad ist es für die Jahreszeit zu mild. Zudem
beschert uns die lebhafte Strömung recht windiges, vielleicht auch stürmisches
Wetter. UK10 und auch die anderen globalen Modelle liefern in ihren Vorhersagen
einen Sturm im Küstenbereich und auch im Bergland in diesem Zeitraum von (Böen
bis 100 km/h).

Am Samstag (Heiligabend) deuten die Modelle erneut einen Sturm an, den ein
Schnellläufer als Teiltief hinter einem über die Nordsee nach Osten ziehenden
Tief bringen sollte. Anschließend dreht die Strömung dann zumindest in der
Nordhälfte auf Nord bis Nordwest, sodass vorübergehend tatsächlich kühlere Luft
mit T850 zwischen 0 und -5 Grad in den Norden Deutschlands geschaufelt wird. Da
dies aber nur vorübergehender Natur ist und der Süden davon nicht betroffen sein
wird, reicht die Abkühlung kaum aus, um sich auch bodennah signifikant
durchzusetzen.

Am Sonntag setzt sich von Westen her Hochdruckeinfluss durch. Der Wind schläft
ein und die Niederschläge lassen nach. Bei 850 hPa Temperaturen die bei rund 0
Grad liegen bleibt es mild.

In der erweiterten Mittelfrist bleibt zu nächst noch Hochdruckeinfluss
wetterbestimmend, zum Mittwoch greift ein neues Tief von Südwesten auf
Deutschland über, so dass die milde bis sehr milde Witterung in Deutschland
seine Fortsetzung findet.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz ist generell recht hoch, so dass die Wahrscheinlichkeit für einen
potenziellen Heiligabend-Sturm durchaus gegeben ist. Auch an den Tagen zuvor
bleibt das Potenzial für eine Sturmlage vorhanden.
An den Weihnachtstagen scheint sich eine milde Witterung durchzusetzen,
allerdings bei deutlich ruhigerem Wetter.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die anderen globalen Modelle wie ICON, GFS, UKMO, GEM zeigen ähnliche
Ergebnisse. Einzig in Bereiche der Phase und Amplitude gibt es geringe
Unterschiede. Es scheint sich generell die allgemein bekannte Singularität des
Weihnachtstauwetters durchzusetzen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles für diverse deutsche Städte sind zunächst eng
gebündelt und bestätigen den deterministischen Lauf. Am Mittwoch und Donnerstag
öffnen sich die Kurven ein wenig, danach deutlicher. Haupt- und Kontrolllauf
laufen zum Ende hin im Median an den oberen Rand der Streuungen, bei denen
wenige Mitglieder deutlich tiefer angesiedelt sind. Von daher ist die Option
erneuter Wintereinbruch in der erweiterten Mittelfrist eher sehr gering
wahrscheinlich. Niederschlagssignale sind vor allem am Dienstag und
Donnerstag/Freitag vorhanden.
CLUSTER:
Zwischen t+120 und t+168 (Donnerstag bis Sonntag) werden 3 Cluster ausgegeben
mit Regime NAO positiv. Die Unterschiede sind eher gering, sodass keine neuen
Lösungen ins Spiel kommen, im Detail bei den Tiefdruckentwicklungen aber kleine
Unterschiede zu sehen sind. Die Auswirkungen auf unser Wetter sind jedoch zu
vernachlässigen und negieren nicht obiges Szenario.
Zwischen t+192 und t+240 (Montag bis Mittwoch) gibt es nur 2 Cluster, die beide
von NAO negativ zu NAO positiv wechseln. In C1 baut sich ein mächtiger Rücken
vom zentralen Mittelmeer bis nach Mitteleuropa auf. In C2 ist dieser deutlich
flacher und wird durch einen Randtrog über der Nordsee geschwächt. Damit
verbunden wäre nach C1 eher Hochdruckeinfluss-, nach C2 eher Tiefdruckeinfluss
vorherrschend mit unterschiedlich temperierten Luftmassen. C1 ist dabei mild, C2
kälter. Bei einem Kräfteverhältnis von 28 zu 23 Mitgliedern ist das Rennen noch
eher offen, wahrscheinlicher ist aber eher die mildere Variante.

FAZIT:
Die wechselhafte und eher milde Witterung in der Mittelfrist ist ziemlich
sicher. Da die Strömung zunächst lebhaft bleibt, sind Sturmereignisse als sehr
wahrscheinlich anzusehen (Heiligabend).
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


WIND/STURM:
Ab Mittwoch sind in EFI schwache Signale mit Werten bis 0.7 für
überdurchschnittlich starken Wind vorhanden. Vor allem am Freitag wird das vom
EZMW-EPS mit erhöhten Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen Bft 8 bis ins
Tiefland quittiert. Für die See und das Bergland gilt das ab Mittwoch allgemein,
auf höheren Gipfeln sind Sturmböen Bft 9 oder schwere Sturmböen Bft 10 nicht
ausgeschlossen. Auf höheren Alpengipfeln ist es am Dienstag zudem noch föhnig.

DAUERREGEN:
Am Freitag weist EFI Signale für überdurchschnittlich viel Regen auf. Im
EZMW-EPS bleiben die Wahrscheinlichkeiten für mehr als 30 l/qm in 24 Stunden
aber noch gering. Im deterministischen Lauf werden von EZMW in Staulagen
punktuell 30-40 l/qm in 24 Stunden gezeigt, beim GFS und ICON sogar bis zu 60
l/qm simuliert.

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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, MOS(ECMWF), ECMWF, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer