DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-12-2022 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 15.12.2022 um 10.30 UTC



In der Nacht zum Montag Glatteis, teilweise unwetterartig. Danach deutliche
Milderung. Auf den Bergen und an der See teils stürmisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 22.12.2022


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Sonntag wölbt sich über
Westeuropa ein breiter Höhenrücken auf. Diese Entwicklung stützt ein
Hochdruckgebiet, dessen Zentrum sich im Tagesverlauf vom östlichen Mitteleuropa
in die Ukraine verlagert. Im Westen nähert sich vom mittleren Atlantik her ein
Sturmtief, dessen Kern am Tagesende nordwestlich von Schottland liegt. Sein
Frontensystem greift mit einer Warmfront auf die Britischen Inseln und
vorderseitig kommen wir dadurch in den Bereich von kräftiger WLA. Dadurch steigt
die Temperatur in 850 hPa auf Werte über 5 Grad an. Weiterhin sorgt die WLA ab
den Mittagsstunden im Westen zu Niederschlägen, die rasch von Schnee in Regen
übergehen. Dabei kann sich auf dem gefrorenen Boden gebietsweise Glatteis
bilden. Die erwähnte Passage des Sturmtiefs nordwestlich von Schottland sorgt
außerdem für eine Gradientverschärfung. Daher kann es an der Küste und auf den
Bergen der Mittelgebirge starke bis stürmische Böen geben aus südlichen
Richtungen geben.

In der Nacht zum Montag und am Montag breiten sich Regen weiter ostwärts aus und
vor allem in der Mitte kann es auf dem gefrorenen Boden auch wieder Glatteis
geben. Dabei ist mit unwetterartigen Entwicklungen zu rechnen. Der Wind frischt
auf und kommt aus Süd bis Südwest. Auf den Bergen kann es Böen bis Sturmstärke
geben. Die Kaltluft wird bis zum Abend bis auf wenige Stellen im Südosten
ausgeräumt und die Temperaturen steigen auf Werte zwischen 9 Grad im Westen und
0 Grad im Südosten. Außer im Südosten bleibt die Nacht frostfrei.

Am Dienstag bleiben wir auf der Vorderseite eines Langwellentroges über dem
östlichen Atlantik in der südwestlichen Höhenströmung. Der Rücken wird weiter in
Richtung Südosten abgedrängt. Es bleibt am Dienstag meist trocken, nur im Westen
und Nordwesten machen sich ein wellender Tiefausläufer über Westeuropa mit etwas
Regen bemerkbar. Im Süden sind auch längere freundliche Abschnitte zu erwarten.
Die Milderung setzt sich auch im Südosten weiter durch, sodass die Temperaturen
im Nordwesten und Westen auf Werte von teilweise über 10 Grad steigen.

Am Mittwoch erreicht der Langwellentrog die Britischen Inseln und erstreckt sich
im Süden bis nach Spanien. Somit bleibt die südwestliche Höhenströmung erhalten.
Gleichzeitig wird die weitgehend isohypsenparallele Front weiter nach Osten
gedrückt und erreicht die Nordwesthälfte. Das führt in etwa westlich einer Linie
vom Schwarzwald über Hessen bis nach Mecklenburg für Regen. Die Schneefallgrenze
liegt dabei über 1200 m. Die Temperaturen liegen auf einem ähnlichen Niveau wie
am Vortag und nächtlicher Frost in nur im äußersten Südosten ein Thema.

Am Donnerstag erreicht die Achse des Troges den Westen unseres
Vorhersagegebiets. Im Südteil des Troges kommt es über Spanien allerdings zu
einem Cut-Off. Auf der Vorderseite überquert die Kaltfront des mittlerweile nach
Südskandinavien geschwenkten Tiefs unseren Vorhersagebereich ostwärts. Lediglich
im Südosten wird sie noch etwas zurückgehalten. Die Wetteraktivität nimmt
allerdings im Laufe des Tages ab. Rückseitig wird zudem deutlich kühlere Luft zu
uns geführt.
Der Druckgradient ist noch recht stark, sodass es an den Küsten und auf den
Bergen zu stürmischen Böen oder Sturmböen kommt. Im norddeutschen Binnenland
sind starke und teilweise auch steife Böen aus Südwest möglich. Es bleibt mild
und in der Nacht bleibt es abgesehen vom äußersten Südosten und den höheren
Lagen der Mittelgebirge frostfrei.

In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag kommen wir in eine zonale Strömung in
der sich Trogpassagen mit nachfolgenden Keilen abwechseln. Das führt zu
wechselhaftem Wetter wobei es weiterhin mild bleibt. Eine winterliche Episode zu
Weihnachten ist, allenfalls in den Mittelgebirgen und im Süden vorstellbar.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Mittwoch stimmen der aktuelle Lauf mit seinen Vorläufen recht gut überein.
Dann allerdings lassen die Vorläufe den Kaltfrontdurchgang deutlich schneller
ablaufen als beim aktuellen Lauf. Am Donnerstag zeigt dann der Vorlauf ein
"Solo": er entwickelt ein kleines kräftiges Tief der Bretagne, welches in der
Nacht zum Freitag dann Süddeutschland überquert. Im Anschluss ist aber auch der
direkte Vorlauf wieder auf einer gemeinsamen Linie mit dem aktuellen Lauf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen globalen Modelle stimmen bis Mittwoch recht gut mit dem Vorlauf
überein. Aber wie beim Konsistenzvergleich findet bei den anderen Modellen die
Passage der Kaltfront des Tiefs über Skandinavien etwas früher als beim IFS
statt. In der erweiterten Mittelfrist laufen die verbliebenen Modelle IFS und
GFS dann allerdings stark auseinander.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalysen für Sonntag und Montag zeigen 6 Cluster, die alle dem
klimatologischen Regime positive NAO zugeordnet sind. Die Unterschiede zwischen
den Clustern sind bei uns nicht vorhersagerelevant.

Im Zeitraum Dienstag bis Donnerstag werden 4 Cluster berechnet, alle dem
klimatologischen Regime positive NAO zugeordnet. Wirklich signifikante
Unterschiede zwischen den Clustern lassen sich für unseren Vorhersagebereich
nicht erkennen. Alle Cluster zeigen eine südwestliche bis westliche Strömung,
die aufgrund eines Keils über der Iberischen Halbinsel und dem westlichen
Mittelmeer bei uns teilweise stärker antizyklonal konturiert sind.

Die Rauchfahnen zeigen einen sehr starken Temperaturanstieg von über 10 K von
Samstag bis Montag. Danach bleibt das Temperaurniveau (in 850 hPa) über 5 Grad
und sinkt am Donnerstag, mit Durchgang der Kaltfront, wieder stark, auf Werte
von etwa -5 Grad, ab. Der weitere Verlauf der Niederschlagskurve ist allerdings
unsicher, da der Spread recht groß ist. Stärkere Signale für Niederschläge gibt
es am Montag (vor der Warmfront im WLA Bereich), geringere dann mit Durchgang
der Kaltfront von Mittwoch auf Donnerstag.
Die Großwetterlagen (GWL) zeigen bis Mittwoch eine Dominanz der
Südwestwetterlagen (SWz und SWa) und somit warme und sehr warme GWL. Im
Anschluss daran ist die Zuordnung nicht mehr so eindeutig, es dominieren aber
bis Freitag meist gemäßigte oder warme Luftmassen. An Heiligabend und
Weihnachten wird die Vorhersage allerdings recht unsicher.


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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt am Sonntag noch Signale für einen zu kalten Abschnitt, doch bereits ab
Montag bis Mittwoch ist es im Westen zu warm. Ansonsten werden von EFI bei uns
keine Signale für einen markanten Niederschlag oder Wind gegeben.
Die Ensemblevorhersagen geben am Montag und Dienstag recht hohe
Wahrscheinlichkeiten für markante Windböen an der See sowie auf den Bergen. Mit
Übergreifen der Kaltfront gibt es am Donnerstag im Bereich der Nordsee wieder
erhöhte Wahrscheinlichkeiten für markante Böen.

Ein markantes Niederschlagsereignis ist im mittelfristigen Vorhersagezeitraum
nicht zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, IFS, EZMW-EPS

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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich