DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-12-2022 13:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 14.12.2022 um 10.30 UTC



Ab Sonntagabend im Westen, danach im Norden und Osten Glatteis, zum Teil mit
Unwettercharakter. Danach spürbare Milderung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 21.12.2022


Am Samstag liegt Deutschland an der Südflanke eines Troges, der sich vom
Nordmeer über Island hinweg nach Südwesten erstreckt. Ein weiterer Teiltrog
schwenkt nach Südosteuropa. Zwischen beiden Trögen ist die Strömung über
Mitteleuropa antizyklonal gekrümmt, wodurch das Bodenhoch, das sich über
Mitteleuropa etabliert hat, gestützt wird. In dessen Bereich konnte die zuvor
eingeflossene arktische Polarluft zur Ruhe kommen, so dass nahezu landesweit
leichter Dauerfrost zu erwarten ist.
Im Laufe des Sonntags verlagert sich das Bodenhoch, das durch einen sich noch
etwas aufwölbenden Rücken gestützt wird, mit seinem Schwerpunkt zur westlichen
Ukraine. Am Rande eines sich Schottland nähernden Sturmtiefs legt der Gradient
zu, wodurch an der See und in höheren Berglagen sowie durch Böhmischen Wind auch
in Teilen der Lausitz stürmische Böen aufkommen können. Aufgrund der
südöstlichen bodennahen Windkomponente bleibt es, abgesehen vom Westen und
Südwesten, noch meist frostig. Warmluftadvektion sorgt im Westen für einen
Wolkenaufzug und nachfolgend, möglicherweise im äußersten Westen bereits ab dem
Abend, für einsetzenden Regen, wodurch sich Glatteis bilden kann. In der Nacht
zum Montag und am Montag breiten sich diese Niederschläge über die Mitte hinweg
bis zur Oder und Neiße aus. Dabei fällt meist Regen, nur anfangs kann
vorübergehend noch die feste Phase auftreten. In der Mitte und vor allem nach
Nordosten hin muss verbreitet mit Glatteis gerechnet werden, wodurch
Unwettergefahr besteht. Zudem frischt der Wind aus Süd bis Südwest auf, an der
Küste und vor allem in Hochlagen der östlichen Mittelgebirge können Böen bis
Sturmstärke auftreten. Da sich deutschlandweit und gesamttroposphärisch eine
südwestliche Strömung einstellt, wird die Kaltluft, abgesehen vielleicht von
Teilen Niederbayerns, ausgeräumt. Dabei legt der Gradient am Dienstag an der
Südflanke eines Tiefdruckkomplexes, der über dem Nordmeer liegt, noch etwas zu,
so dass die Milderung am Dienstag ihren Höhepunkt mit Höchsttemperaturen
vielfach über 10 Grad erreicht.
Am Mittwoch greift schleifend die Kaltfront eines dieser Teiltiefs auf
Deutschland über, wodurch dann in einem vom Südwesten nach Nordostdeutschland
reichenden Streifen vermehrt Niederschläge aufkommen, die jedoch nicht
warnrelevant sind. Rückseitig fließt maritime gealterte Polarluft ein. Vom
Westatlantik bis nach Westeuropa ist bis dahin bereits eine Zonalisierung
erfolgt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum setzt sich die Zonalströmung
auch über Mitteleuropa durch. Ein darin nach Osten ablaufender breiter Trog
drückt die Frontalzone wieder etwas nach Süden, wodurch sich im Norden und in
der Mitte oberhalb der noch gut durchmischten Grundschicht ein leichter
Temperaturrückgang bemerkbar macht. Eine relativ weit südlich nach Osten
ablaufende, aber nicht entwicklungsfähige Welle sorgt im Süden und in Teilen der
Mitte für zeitweise Niederschläge, die oberhalb 600 bis 800 m, am Alpenrand
meist erst oberhalb von 1000 m, als Schnee fallen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Dienstag ist der aktuelle Modelllauf im Vergleich zu den
gestrigen Modellrechnungen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede
lassen sich bis dahin nicht ableiten. Am Mittwoch wird die Trogpassage, die die
Zufuhr maritimer gealterter Polarluft einleitet, von den gestrigen Modellläufen
rascher simuliert. Nachfolgend vergrößern sich die Phasenunterschiede und
erreichen am Freitag ca. 1500 km, wobei dann die vorübergehend relativ zonale
Strömung bereits wieder stärker zu mäandrieren beginnt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Dienstag wird die oben beschriebene Entwicklung von den
verfügbaren Modellen weitgehend gestützt. Unterschiede ergeben sich bis dahin
lediglich hinsichtlich der Lage und Intensität der Tiefs, die in dem
Tiefdruckkomplex über dem Nordmeer eingelagert sind.
Am Mittwoch bringen UK10 und GFS eine über England und damit relativ weit
südlich ansetzende Randtiefentwicklung ins Spiel, was das Übergreifen der o.g.
Kaltfront ausbremsen könnte. Ohnehin ist die rückseitig zu erwartende Abkühlung
nicht allzu ausgeprägt.
Ob im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum eine in der Frontalzone
eingelagerte Welle den Süden Deutschlands überquert, ist noch nicht sicher. GFS
zeigt eine weiter nördlich liegende Zugbahn dieser Welle als EZMW, das Modell
des kanadischen Wetterdienstes hat abweichend zu EZMW und GFS eine weiter
nördlich liegende Frontalzone und somit ein insgesamt höheres Temperaturniveau
zu bieten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS setzt eher auf eine leicht südwestliche und weniger westliche
Strömung (was dem kanadischen Modell eher entsprechen würde). Der Spread ist den
gesamten Vorhersagezeitraum hindurch relativ gering. Auch wenn das
Temperaturniveau von Anfang kommender Woche nicht gehalten werden kann, so
stellt sich erst einmal ein wenig winterlicher Witterungsabschnitt ein. Nur
Einzellösungen zeigen dann erneut tiefe Temperaturen. Bei den gestrigen 06- und
12 UTC-Lauf waren noch wesentlich mehr Member auf der kalten Schiene.
Das EPS des EZMW setzt durchweg auf eine Zonalisierung mit einer im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum erneut leicht mäandrierenden westlichen
Strömung. Ein Cluster mit 11 Membern stützt dir Variante des kanadischen Modells
und favorisiert eine südwestliche Strömung. Wie beim EPS des GFS ist auch hier
der Spread relativ gering und es setzen nur Einzellösungen auf erneute
winterliche Verhältnisse. Das Clustering nach Großwetterlagen zeigt am Sonntag
durchweg Südwestlagen und bilden ab Wochenmitte auch den Übergang zu einer
Zonalsituation ab. Allerdings zeichnen sich in Richtung Weihnachtsfeiertage
wieder vermehrt Südwestlagen ab.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Sonntag frischt der Wind auf, in Hochlagen vor allem der östlichen
Mittelgebirge frischt der Wind auf, exponiert können vor allem im östlichen
Bergland Böen bis Sturmstärke und sonst in höheren Berglagen wie auch an der See
stürmische Böen auftreten. Zudem kommt der Böhmische Wind in Gang, wodurch auch
in den hierfür anfälligen Tälern der Lausitz bis hin zum Elbtal stürmische Böen
auftreten können.
Ab Sonntagabend greifen Niederschläge zunächst auf den äußersten Westen
Deutschlands über, die bereits als Regen fallen. Aufgrund der zuvor in Gang
gekommenen Durchmischung sollte sich Glatteis auf windgeschützte Lagen
beschränken. Das ändert sich jedoch in der Nacht zum Montag und am Montag, wenn
diese Niederschläge (wahrscheinlich durchweg als Regen) über die Mitte hinweg
den Nordosten Deutschlands erfassen. Dort ist der Erdboden zum Teil mehr als 20
cm tief gefroren und taut auch nicht so rasch auf, wodurch dort relativ
großflächig und auch starkes Glatteis entstehen kann. Von der Mitte aus
Nordostwärts besteht die Gefahr einer Unwetterlage durch Glatteis.
Im Laufe des Montagvormittags sollte sich die Situation in der Mitte, am
Nachmittag dann auch im Nordosten Deutschlands entspannen. Gegenüber Sonntag
ändert sich die Windlage nicht wesentlich.
Bis Dienstag setzt sich mit einer westlichen bis südwestlichen Strömung milde
bis sehr milde Luft überall durch. Stürmische Böen sind dann auf einige
Abschnitte der Nordseeküste und einige exponierte Gipfellagen und am Mittwoch
generell auf die Küste beschränkt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS (EZMW), anfangs MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann