DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-12-2022 16:30
SXEU31 DWAV 131800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 13.12.2022 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ausgeprägte Glatteislage im Süden und Schneefall in der südlichen Mitte, an der
Nordsee Schauer, Gewitter nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... herrscht noch die Ruhe vor dem UNWETTER?!? Am heutigen Abend ist
nahezu landesweit noch Zwischenhocheinfluss wetterwirksam. Die eingeflossene
Polarluft kann bei abnehmender Einstrahlung wieder auskühlen. Es gibt aber
Einschränkungen. Im Nordseeumfeld tummeln sich durch Tiefs bei Norwegen und
Schweden Quellwolken, die vor allem in Nordfriesland auch den einen oder anderen
Schauer bringen können. Über See fallen diese meist als Regen, doch schon im
Bereich der Inseln flockt es nieder. Vor allem nachts sorgen diese Schneeschauer
schließlich auch für Glätte. Durch die Kaltluft in der Höhe sind vor allem über
der noch warmen See auch einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen. Ansonsten sind
von Vorpommern bis zur Neiße harmlose Wolkenfelder unterwegs.

Interessanter ist dann schon ein Blick nach Südwesten, wo sich Ungemach
zusammenbraut. Dafür aber zunächst mal ein Blick in die Höhe. Dort kann man vom
Atlantik über die Britischen Inseln hinweg bis nach Russland und die Ukraine ein
Langwellentrog zu verzeichnen. Das steuernde Höhentief liegt dabei über dem
Süden Finnlands. Mit der Strömung wirbeln wiederholt Kurzwellentröge um dieses
herum und beeinflussen auch das Wetter in Norddeutschland. Für das Wetter
hierzulande ist aber auch das Höhentief weit westlich der Britischen Inseln
wichtig, welches bodennah mit einem kräftigen Tief an etwa gleicher Stelle
korreliert. Dieses erzeugt auf der Vorderseite wiederholt Randtiefs, die
nachfolgend ostwärts ziehen und somit eine Tiefdruckzone bis zum Balkan und
Griechenland aufspannen. Auf der Vorderseite des Haupttiefs wird zudem milde
Luft nach Norden transportiert.

Kommende Nacht wird diese mildere Luft durch eine Frontalwelle aufgenommen und
bis in den Süden von Deutschland geschoben, wo sie auf die kalte Polarluft
trifft. Resultierend kann sich eine markante Luftmassengrenze ausbilden. Wo
diese Grenze genau verläuft ist immer noch nicht abschließend geklärt. Das ICON
zeigt auch unter Berücksichtigung des EPS die südlichste Variante. Das IFS lässt
die mildere Luft und somit auch die Niederschläge weiter bis in die Mitte
vorankommen.

Was kann also bis Mittwochfrüh über die Nacht hinweg festgehalten werden? Es
wird turbulenter, wenngleich auch nur in der Südhälfte sowie im Nordseeumfeld.
Von Rheinland-Pfalz bis nach Franken beginnt es leicht zu rieseln. Anders im
Umfeld des südlichen Oberrheins und des Hochrheins sowie dem Alpenvorland wo die
Niederschläge immer mehr in Regen übergehen und wohl eine ausgeprägte
Glatteislage einläuten. In der ersten Nachthälfte kommt im Umfeld des Hochrheins
und dem Allgäu aber zunächst Schnee auf, der im Verlauf der Nacht in Regen
übergeht. Weiter nördlich und östlich sind auch in der zweiten Nachthälfte noch
Schneefälle im Programm, die dann aber südlich der Linie Breisgau-München
ebenfalls in Regen übergehen.
Mittwoch ... geht es dann in der südhälfte richtig zur Sache, wenngleich die
Unsicherheiten zwischen den Modellen weiter signifikant sind. Recht sicher
scheint dabei, dass nördlich der Linie Karlsruhe-Passau wohl nur die feste Phase
zu beobachten ist. Unterschiede gibt es allerdings bei der räumlichen
Ausbreitung der Niederschläge nach Norden. Während die deutsche Modellkette den
Schneefall nur bis zur Mosel sowie über der Südhälfte Hessens zeigt, lässt das
europäische Modell vor allem im Westen und der Mitte die Schneefälle bis ins
südliche NRW und über weite Teile Hessens zu.
Bei der deutschen Modellkette lassen sich tagsüber sogar zwei
Niederschlagsschwerpunkte erkennen. Demnach sollen etwas kräftigere Schneefälle
mit der Frontalwelle, die wiederum Unterstützung aus der Höhe und somit PVA
erhält, ostwärts von Rheinland-Pfalz über die südhälfte Hessens bis nach
Oberfranken ziehen. Den zweiten Schwerpunkt sieht das ICON im Umfeld der
Luftmassengrenze über dem Süden, während dazwischen deutlich niedrigere Mengen
simuliert werden. Bei den gröber aufgelösten GFS und IFS sind diese Unterschiede
nicht richtig zu erkennen, wenngleich die Frontalwelle vor allem in 850 hPa
abgesehen von geringen Abweichungen in Raum und Zeit vergleichbar abgebildet
wird. Insgesamt sind demnach Modelübergreifend 1 bis 5, örtlich bis 10 cm
Neuschnee in 3 bis 6 Stunden im Programm.

Nun aber in den Süden, wo es viel gefährlicher für Mensch und Tief zugeht. Dort
zeigen die Modelle regional auch unter Berücksichtigung der Vorgeschichte
erheblichen gefrierenden Regen. Recht sicher scheinen die Regionen vom südlichen
Oberrhein bis nach Oberbayern betroffen zu sein. Ganz im Süden, am Hochrhein,
dem Allgäu und Werdenfelser Land, könnte sich die Lage durch signifikante
Pluswerte tagsüber sogar etwas entspannen. Ansonsten können in den genannten
Gebieten höhere Regensummen für ordentlich Eisansatz sorgen. Nimmt man das
europäische Modell IFS muss sogar bis zur Linie Karlsruhe-Passau mit erheblichem
Glatteisregen gerechnet werden. Nach derzeitigem Stand muss zumindest regional
von einer ausgeprägten Unwetterlage ausgegangen werden. Dazu gesellt sich dann
an den Alpen gebietsweise noch Tauwetter. Denn einzelne Modele simulieren dort
durchaus 15 bis 30 l/qm Niederschlag, zu welchem dann bei Pluswerten noch der
schmelzende Schnee hinzukommt. Insgesamt kann dabei mit einem
Niederschlagsdargebot von 20 bis 40, lokal auch darüber gerechnet werden. Aber
auch diese Lösung ist nicht in Stein gemeißelt und wird nicht von allen Modellen
getragen. Denn beim IFS, welches alles nördlicher sieht, wäre der Alpenrand kaum
noch von Niederschläge betroffen.

Nicht ganz vergessen wollen wir aber auch die Schneeschauer, die sich im
Nordseeumfeld tummeln und vor allem in Schleswig-Holstein gebietsweise zu glatte
Straßen und Gehwegen führen. Ansonsten bleibt durch kompensierendem Absinken das
ruhige winterliche Wetter mit Dauerfrost bestehen.

Auch in der Nacht hält die Warnlage an. Allerdings schiebt sich die
Luftmassengrenze langsam wieder südwärts Richtung Alpen. Somit gehen die
Niederschläge von Norden her wieder in Schnee über. Entsprechend muss vor allem
vom Südschwarzwald bis zum Berchtesgadener Land weiter mit gefrierenden
Niederschlägen mit Glatteis (Unwetter) gerechnet werden.

Donnerstag ... bleiben die Strukturen bestehen und sind allenfalls als Phase
östlich verlagert. Der Langwellentrog zeigt nun über der Iberischen Halbinsel
eine deutliche Austrogung. Ansonsten werden weiter zahlreiche Kurzwellentröge
von der Nordsee über den Norden Deutschlands ostwärts gesteuert. Da diese nun im
Vergleich zum Vortag weiter nach Süden vorstoßen, kann bodennah auch die
Kaltluft wieder bis an die Alpen vordringen. Entsprechend sind von den Vogesen
bis nach Oberbayern weiter leichte Niederschläge zu erwarten, die weiter
nachlassen und zunehmend wieder in Schnee übergehen. Während im Süden also
vorübergehend Entschärfung angesagt ist, können im Norden die Schneeschauer
weiter ins Land vordringen und somit gebietsweise für ein weißes Kleid inklusive
Glätte sorgen.

In der Nacht zum Freitag könnte es dann im Süden wieder spannender werden.
Allerdings sollte dann der gefrierende regen eine untergeordnete Rolle spielen.
Nach derzeitigem Stand sollen auf der Vorderseite einer Tiefdruckkette über
Südfrankreich und den Alpenraum Aufgleitniederschläge im Süden des Landes Einzug
halten, die zudem von PVA aus der Höhe gestützt werden. Aufgrund des
hochreichenden Temperaturniveaus sollte jedoch meist Schnee fallen. Die genaue
räumliche Einordnung sowie auch die Intensität sind dabei noch recht unsicher.
Insgesamt sind aber kräftigere Niederschläge im Programm, die 1 bis 5, regional
bis 10 cm Neuschnee bringen können. Ansonsten sind im Nordosten noch
Schneeschauer unterwegs, die das Land anzuckern und für Glätte sorgen.
Dazwischen bleibt kompensierendes Absinken Thema. Als Warnelement kommt dann
höchstens wieder der Nebel ins Spiel.
Freitag ... sind im Süden etwa südlich der Donau unter Tiefdruckeinfluss sowie
mit Hilfe von PVA eines markanten Troges in der Höhe weitere Schneefälle zu
erwarten. Ansonsten breitet sich bei Hochdruckeinfluss nochmals das ruhige
Winterwetter mit Dauerfrost fest.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die großskaligen Strukturen werden von allen Modellen vergleichbar gezeigt. Doch
im Detail sieht es anders aus. Die Unsicherheiten in der räumlichen Einordnung
der Luftmassengrenze wurde schon erwähnt. Aber auch bei der Stärke der
Niederschläge sind sich die Modelle nicht komplett einig.
Alle Modelle zeigen aber eine ausgeprägte Glatteislage und ab der Nacht zum
Freitag im Süden leichten bis mäßigen Schneefall.

Betrachtet man alle Lösungen, so zeigt das ICON die südlichste und das IFS die
nördlichste Variante bezüglich der Ausbreitung der Niederschläge sowie der
räumlichen Einordnung der Luftmassengrenze. Allerdings gleichen sich
mittlerweile die Modelle weiter an. Die deutsche Modellkette ist zudem etwas
rascher unterwegs als das GFS und IFS.

Zusammenfassend kann also festgehalten werden:
-Ausgeprägte Glatteislage im Süden- ja
-Betroffene Region zunehmend sicherer
-Schneefallgebiete recht ordentlich erkannt, Mengenangaben ok
-Räumliche Einordnung der Schneeschauer im Norden bis Donnerstag gut, danach ok.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Lars Kirchhübel