DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-12-2022 13:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 13.12.2022 um 10.30 UTC



Zunächst in Südostbayern aktivierte Luftmassengrenze mit leichten Schneefällen,
nachfolgend Hochdruckeinfluss. Am Wochenende langsame, zum Wochenbeginn
deutliche Milderung. In der Nacht zum Montag Glatteis!
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 20.12.2022


Freitag ... überdeckt ein Langwellentrog weite Teile Europas und reicht mit
seiner Primärachse bis in den westlichen Mittelmeerraum. Ein daran gebundener
und besonders über Mitteleuropa ausgeprägter Kurzwellentrog überquert dabei
Deutschland im Tagesverlauf. Dieser aktiviert die längs entlang des östlichen
Alpenraumes liegende Luftmassengrenze erneut und sorgt südlich der Donau für
leichte bis mäßige Niederschläge. Während an den Vortagen die Phase des
Niederschlages noch die große Frage war, ist bei T850 zwischen -2 und -5 Grad in
diesen höher gelegenen Gebieten die Schneephase dominant. Gleichzeitig baut sich
von Westen her zunehmend ein Bodenhoch auf, das seinen Einfluss im Laufe des
Tages auf Deutschland ausdehnt und in der Nacht zum Freitag die Schneefälle am
östlichen Alpenrand abklingen lässt. In den Frühstunden des Samstags erreicht
das Bodenhoch einen Schwerpunktsdruck von mehr als 1025 hPa und liegt direkt
über der Mitte des Landes. Mit den noch in der Nacht zum Freitag fallenden
Schneemengen summieren sich bis Samstagfrüh südlich der Donau durchaus um 5,
stellenweise bis 10 cm Neuschnee. In den höheren Lagen sowie besonders am
östlichen Alpenrand sind auch 15 cm möglich. Damit ist dort von einer "gelben"
Schneelage auszugehen, wobei stellenweise durchaus "ocker" im Bereich des
Möglichen ist. In Küstennähe entwickeln sich in höhenkalter Luft einzelne
Schauer, die ebenfalls in fester Phase niedergehen können. Das Temperaturniveau
ist "winterlich" mit Dauerfrost im Osten und großen Teilen der Mitte sowie bei
Aufklaren verbreitet leichtem bis mäßigem Nachtfrost. Glätte muss im Südosten
sowie bei Schauern auch im Norden beachtet werden. Gebietsweise bildet sich
Nebel oder Hochnebel.

Samstag ... wandert der Schwerpunkt des Bodenhochs weiter nach Tschechien und
Polen, behält seinen Einfluss auf das Wetter in Deutschland aber noch bei. Auch
das Geopotentialfeld 500 hPa ist besonders im Süden leicht antizyklonal geprägt,
im Norden ist ein schwacher Kurzwellentrog ersichtlich. Nach Auflösung von Nebel
und Hochnebelfelder ist die Sonnenausbeute vor allem im Westen erwähnenswert,
sonst zeigt sich die Sonne nur vorübergehend. Die Temperaturen erreichen
bevorzugt im Nordwesten positive Werte, sonst überwiegt leichter Dauerfrost.
Weit überwiegend bleibt es trocken, nur an der Nordsee verbleibt ein gewisses
Schneeschauerrisiko - dort kann auch die eine oder andere steife Böe auftreten.
In 850 hPa beginnt von Südwesten her eine leichte Erwärmung auf knapp positive
Werte, sonst sind es meist -1 bis -6 Grad. Damit steht in der weiterhin
vorhandenen Luftmasse polaren Ursprungs einer Nacht mit leichtem bis mäßigem
Frost nichts im Wege, über Schnee werden im Süden unter -10 Grad erreicht. An
der Nordsee ist der Wind weiterhin frisch aus Südost bis Süd mit einzelnen
steifen Böen.

Sonntag ... baut sich über Südwesteuropa ein mächtiger Rücken auf, dessen Achse
am Abend vom westlichen Mittelmeer über die Mitte Deutschlands hinweg bis nach
Südschweden erreicht. Damit setzt von Westen her zunehmend WLA ein, T850 steigt
im Südwesten bereits auf +4 Grad (im Nordosten noch bis -4 Grad). Der
"Sonnenschwerpunkt" verlagert sich aufgrund der im Westen aufziehenden
Schichtbewölkung in die mittleren und östlichen Regionen, besonders in den etwas
höheren Lagen am Alpenrand, im Bayerischen Wald sowie im sächsischen Bergland
scheint diese längere Zeit. In den Niederungen hält sich teils Nebel oder
Hochnebel. Der Südostwind ist bevorzugt im Bergland mäßig bis frisch mit
einzelnen steifen Böen, auf dem Brocken und exponierten Alpengipfeln auch
stürmischen Böen. An der See bleibt es ebenfalls bei einzelnen steifen Böen. Bis
zum Abend bleibt nach Lesart des IFS noch überall trocken, während ICON bereits
am späten Nachmittag und Abend leichten Regen auf den Westen übergreifen lässt
(bereits inklusive einzelner "roten Schlangen"). In der Nacht weitet sich der
leichte, vereinzelt mäßige Regen ostwärts aus und erreicht etwa die Elbe sowie
den Oberlauf des Mains (bei ICON schon Brandenburg). Da die bodennahe
Luftschicht zuvor nochmals auskühlen kann, drängt sich Glatteis durch
gefrierenden Regen in den Mittelpunkt. Selbst etwas flächigeres Unwetter ist
auch heutiger Sicht nicht ausgeschlossen. In mittleren und höheren Lagen dreht
der Wind zunehmend auf Südwest und verstärkt sich auf stürmische Böen, in
exponierten Lagen auch Sturmböen. An der Nordsee sind ebenfalls stürmische Böen
aus Südost möglich.

Montag ... weitet sich der Rücken nach Osteuropa aus, gleichzeitig stößt ein
Trog von Island in südliche Richtung vor. Damit stellt sich eine südwestliche
Höhenströmung ein und die WLA setzt sich fort bzw. verstärkt sich teils
deutlich. Am Abend wird nach IFS im äußersten Süden in 850 hPa bereits die
10-Grad-Isotherme erreicht. Besonders in den Frühstunden besteht in den
östlichen Regen noch Glatteisgefahr durch gefrierenden Regen, die sich im Laufe
des Vormittags abschwächt. Sonst fällt tagsüber in der Nordhälfte leichter
Regen, im Süden ist es nach IFS meist trocken. Längeren Sonnenschein gibt es
eher im Süden als im Norden und die Temperaturen machen einen Satz nach oben. Im
Westen gerät die 10-Grad-Marke wieder in Sichtweite, im östlichen Bergland
bleibt es nur noch örtlich frostig. In der Nacht zum Dienstag setzt IFS
weiterhin auf eine eher trockene Lösung mit sich auf den Nordwesten
beschränkenden leichten Regenfällen. Glatteisgefahr besteht dort aber aufgrund
der positiven Tiefstwerte nicht mehr. In den negativen Bereich können die
Temperaturen aber besonders im Süden rutschen. An den stürmischen Böen in den
höheren Lagen und an der Nordsee ändert sich nicht viel.

Dienstag ... verlagert sich der vorhin erwähnte Langwellentrog langsam ostwärts
und befindet sich mit seiner Achse zum Mittagstermin bei den Britischen Inseln.
In Zusammenhang mit diesen steht eine langgezogene Kaltfront, die von Schweden
bis nach Nordwestfrankreich reicht und den Nordwesten Deutschlands zunehmend
tangiert. Am Vormittag konzentriert sich der leichte Regen auf die Regionen
zwischen dem Münsterland und Mecklenburg, am Nachmittag kommt dieser unter
leichter Verstärkung etwas südostwärts voran. In der Südosthälfte bleibt es aber
noch trocken. Dementsprechend verteilt sich auch der Sonnenschein mit einer
geringen Ausbeute in der erweiterten Nordwesthälfte und etwas mehr im Südosten
sowie in den Alpen. Die Temperatur steigt nun überall in den positiven Bereich
und an der Windsituation ändert sich wenig.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der aktuellen IFS-Läufe ist als gut zu bezeichnen. Die Lage der
Schneefälle aus der aktivierten Luftmassengrenze wird nun unisono auf die
Gebiete südlich der Donau gelegt (Sachsen und Brandenburg scheinen nun raus zu
sein). Der nachfolgende Hochdruckeinfluss ist nun auch gut abgesichert, wobei
sich die Unsicherheiten auf die möglichen Schauer an der Küste konzentrieren. Am
sich aufwölbenden Rückens wird wahrscheinlich ebenfalls nicht mehr viel
gerüttelt, allerdings gibt es hier noch Unsicherheiten am exakten Timing und
dessen Lage über Mitteleuropa. Von Warnrelevanz ist besonders das Übergreifen
der Warmfront in der Nacht zum Montag, die von Lauf zu Lauf leicht verzögert
wird. Je nach genauem Ablauf ergibt sich hier eine unterschiedliche Ausprägung
der möglichen Glatteislage durch gefrierenden Regen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen globalen Modelle ICON und GFS stützten im Wesentlichen die
Entwicklungen von IFS, sowohl beim Schneefall im Südosten am Freitag als auch
beim nachfolgenden steigendem Luftdruck. Interessanter wird es aber der Nacht
zum Montag: ICON ist mit dem Übergreifen der Warmfront etwas progressiver,
wohingegen GFS etwas langsamer als IFS ist. Jedenfalls setzen aber alle drei
Modelle auf die flüssige Phase und damit einhergehende Glatteisgefahr. Die
nachfolgende Milderung ist nun auch gut abgesichert, wobei ICON und GFS die
wechselhafte Witterung bis zu den Alpen ausweiten lässt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


EPS:
Die Rauchfahnen für repräsentative Orte in Deutschland zeigen überall ein
ähnliches Muster: negative 850er-Werte am Freitag und Samstag, wobei im Laufe
des Samstag ein Anstieg erfolgt, der am Sonntag in positiven Werte mündet. Der
Höhepunkt der Milderung wird am Montag gesehen, danach sinkt die
Luftmassentemperatur wieder. Eng verknüpft ist diese Entwicklung mit dem
stetigen Geopotentialanstieg ab Freitag, wobei auch keine große Streuung mehr
besteht. Während Freitag und Samstag abseits des Südosten trocken verlaufen,
nehmen die Niederschlagssignale ab der Nacht zum Montag wieder zu. Summa
summarum stützten die Rauchfahnen die deterministischen Aussagen, damit scheint
sich der zukünftige Pfad sich klar abzuzeichnen.

CLUSTER:
+120...+168h: Es liegen 4 Cluster vor, die überwiegend positiver NAO zuzuordnen
sind. Cluster 1 ist mit 23 Mitgliedern und Haupt-/Kontrolllauf deutlich dominant
und stützt den sich aufwölbenden Rücken zu Wochenbeginn. In Cluster 2 mit 15
Mitgliedern startet dieser Prozess etwas später und auch die
Geopotentialanomalie ist weniger positiv. Cluster 1 stützt im Wesentlichen
Cluster 1.

+192...+240h: Das Bild wird etwas differenzierter, wenngleich sich die
Clusteranzahl auf 3 reduziert. Cluster 1 setzt mit seinen 20 Membern und dem
Kontrolllauf auf den abziehenden Rücken und Übergreifen eines Troges (besonders
auf den Norden), bevor sich das Geopotential wieder erhöht. Cluster 2 mit dem
Hauptlauf setzt zunächst auf ein ähnliches Muster, allerdings folgt danach eine
eher westliche Grundströmung. Cluster 3 ist eher dominiert durch schmal
konturierte Rücken und Keile.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


FROST:
In der Nacht zum Sonntag besonders in Bayern sowie über Schnee teils strenger
Nachtfrost.

WIND:
Ab der Nacht zum Montag bevorzugt im Bergland sowie an der Nordsee einzelne
stürmische Böen, auf exponierten Gipfeln auch Sturmböen aus Südost bis Südwest.

GLATTEIS:
In der Nacht zum Montag und Montagfrüh von Westen nach Osten ausweitend
gefrierender Regen mit Glatteis möglich, Unwetter nicht ausgeschlossen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS det./prob., MosMix
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VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri