DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

12-12-2022 09:30
SXEU31 DWAV 120800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 12.12.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNz Übergang zu Ws

Am Mittwoch im Süden Unwetterlage durch gefrierenden Regen, zur kalten Seite der
dann entstehenden Luftmassengrenze Schneefälle.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegen wir unter einem Langwellentrog, dessen Hauptteil aber nach
Osten abzieht und uns in eine schwache nördliche Höhenströmung bringt. Ein von
Westen folgender schwacher Höhenrücken kommt bis in die Nordsee und nach
Westdeutschland voran. Die Frontalzone verläuft weit südlich über dem Mittelmeer
und wir liegen in hochreichend kalter Luft, wobei sich der Hochdruckeinfluss
verstärkt, was sich auch in Form einer meridional über Deutschland verlaufenden
Bodenhochdruckzone äußert. Die Tendenz zur Wolkenauflockerung bzw. -auflösung
nimmt somit von Süden und Westen zu. Die anfänglichen Schneefälle über der Mitte
und dem Südwesten klingen ab und gebietsweise setzt sich die Sonne durch. Ein
Streifen von den ostfriesischen Inseln über das Rothaargebirge bis ins südliche
Hessen wird von den Modellen aber recht übereinstimmend bis in den Nachmittag
hinein mit viel tiefer Bewölkung bedacht.

Ansonsten wird es der Sonne nicht leichtgemacht und ganz im Osten hält sich
dauerhaft geschlossene Bewölkung. Dort greifen leichte Hebungsimpulse auf der
Südwestflanke des Vb-Tiefs über dem Baltikum über, auch wenn diese auf dem
absteigenden Ast sind. Vor allem nördlich vom Erzgebirge schneit es längere Zeit
weiter, bevor der Schneefall am Nachmittag und Abend immer mehr nachlässt bzw.
ganz aufhört. Zuvor kommen in einigen Staulagen noch mal rund 5 cm Neuschnee
zusammen.
Der nordwestliche Wind frischt an der vorpommerschen Ostseeküste, dort begleitet
von einzelnen Schneeschauern, sowie im höheren Erzgebirge vorübergehend etwas
auf, für eine Warnung werden die einzelnen 7er Böen wahrscheinlich nicht
reichen.

Die Temperatur steigt in Tieflagen im Westen sowie direkt an der See in den
leichten Plusbereich. Ansonsten herrscht leichter, im Bergland mäßiger
Dauerfrost.

In der Nacht zum Dienstag spaltet sich aus einem steuernden Tief über dem
mittleren Nordatlantik ein Teiltief ab, das zum Morgen in den Süden Frankreichs
zieht. An seiner Nordflanke führt Warmluftadvektion im Südwesten zum Aufzug
hoher, teils mittelhoher Bewölkung. Niederschläge sind noch nicht zu erwarten,
der zunächst schwache Wind dreht dort auf östliche Richtungen.
Ansonsten liegen wir unter dem Einfluss einer von Nordwest nach Südost über
Deutschland verlaufenden Hochdruckzone, was teils klare oder gering bewölkte (=>
Nebelfelder), im Norden und Osten stark bewölkte Verhältnisse zur Folge hat.
Zwischen Erzgebirge und Ostsee schneit es stellenweise geringfügig und auch in
Schleswig-Holstein können von der Nordsee her ein paar Schneeschauer
aufschlagen.
Die Temperatur geht verbreitet in den mäßigen, bei klarem Himmel und Schneedecke
auch strengen Frostbereich zurück. Nicht ganz so kalt, aber frostig wird es
unter den Wolken im Nordosten sowie direkt an der See mit 0 bis -5°C.


Dienstag... beginnt die Wetterlage sich in eine südliche Westlage umzuwandeln.
Bereits zuvor hat sich die Frontalzone in zwei Äste gesplittet, von denen der
Hauptstreak via Iberische Halbinsel in den Mittelmeerraum verläuft, während der
Sekundärstreak von UK/Irland bis zum Balkan gerichtet ist und auch Teile des
Vorhersageraums überdeckt.
Am Boden beginnt der Luftdruck leicht zu fallen, wodurch die Hochdruckzone
langsam nach Osten abgedrängt wird und sich von Südwesten her, die vom
atlantischen Tief ausgehende Rinne nähert.

Allerdings hält sich zunächst der Hochdruckeinfluss und sorgt vielfach für
kaltes, aber nicht unfreundliches Wetter. Insbesondere in einem breiten, von
Westdeutschland über die Mitte bis in den Südosten reichenden Streifen scheint
trotz einiger Hochnebelfelder und von Südwesten aufziehender hoher oder
mittelhoher Bewölkung häufig die Sonne.

Im Norden und Osten hingegen überwiegt trotz einiger Auflockerungen oder
Aufhellungen starke Bewölkung, aus der hier und da etwas Schnee fällt,
insbesondere in Küstennähe.

Das Teiltief in der Rinne über Frankreich kann sich zwar nicht weiterentwickeln,
die Baroklinität dort nimmt aber deutlich zu. Außerdem verstärken sich die
Aufgleitprozesse und auf den äußersten Südwesten können abends mehrschichtige
Bewölkung und erste Schneefälle übergreifen. Die Lösungen der Modelle beginnen
hier aber deutlich zu streuen und die Unsicherheiten nehmen zu.
Der im höheren Bergland auffrischende Südost- bis Ostwind mit einzelnen steifen
Böen, Bft 7, sollten noch nicht für Warnungen taugen.
Trotz z.T. deutlicher Frostabschwächung auf 850 hPa (im äußersten Südwesten am
Abend ca. -2°C) ändern sich die Höchsttemperaturen tagsüber kaum.

In der Nacht zum Mittwoch wird es spannend, aber auch unsicherer. Von Südwesten
her nähert sich die mit großer Baroklinität und der entsprechenden
Luftmassengrenze ausgestattete Tiefdruckrinne über Frankreich. Die Temperaturen
steigen über dem äußersten Südwesten in 850 hPa an der Grenze zur Schweiz und
Frankreich etwas über 0°C.
Das hat zur Folge, dass die in der Nacht von Frankreich und der Schweiz
aufkommenden und sich bis Rheinland-Pfalz und zum Main ausbreitenden Schneefälle
im äußersten Süden/Südwesten in häufig gefrierenden Regen mit Glatteis
übergehen. Angesichts apostrophierter Mengen von 5 bis 10 l/m² in 6 h hätte das
eine Unwetterlage zur Folge, auch wenn vorher Schnee fällt und später vielleicht
die flüssige Phase überwiegt. Die Modelle haben sich zwar etwas angeglichen,
einige Unterschiede im Timing, bei den Mengen und in der Phase sind weiter
vorhanden.

Für den Rest des Landes gilt: von Süd-Südwest Aufzug hoher, teils mittelhoher
Bewölkung, aber meist niederschlagsfrei. Dazu verbreitet leichter bis mäßiger,
aber nur noch punktuell strenger Frost.


Mittwoch... bleibt es weiter spannend, auch wenn die Modelle homogener die
Grenzwetterlage simulieren als zuletzt, bleiben Unterschiede und gerade
angesichts der Lage auch große Unsicherheiten bestehen. Die Luftmassengrenze,
die die Kaltluft im Norden mit T850 bis -7°C von milder Meeresluft im Süden mit
T850 bis +3°C trennt kommt weiter nordwärts voran.
Nach aktueller Lesart der meisten Modelle liegt die barokline Zone
wahrscheinlich irgendwo über den südlichen Landesteilen mit Schneefällen, die an
ihrer Nordseite auf die Mitte, eventuell sogar bis zum nördlichen
Mittelgebirgsraum ausgreifen können. Hier sind gebietsweise 5 bis 10 cm
Neuschnee zu erwarten, entsprechen wären zumindest markante Warnungen vor
Schneefall, auch nicht ausgeschlossen.
Der Übergang zur flüssigen Phase, auch mit gefrierendem Regen und dem Potential
einer Unwetterlage dürfte über dem Süden verbleben und vom Schwarzwald bis in
die Regionen südlich der Donau verlaufen. Wo genau, bleibt abzuwarten. ICON
bringt auch Mengen über 10 l/qm in 6 Stunden in flüssiger, teils gefrierender
Phase ins Spiel, was, auch wenn vorher Schnee fällt, Unwetter zur Folge hätte.
Alle vorliegenden Modelle haben die entsprechenden Signale im Programm, Warnmos
liefert hohe Wahrscheinlichkeiten für gefrierenden Regen, die Synoptik (warme
Nase, etc.) ist klar.

Der Südwestwind frischt dazu vor allem südlich der Luftmassengrenze in Hochlagen
ganz im Süden stärker auf mit Sturmböen auf einigen Gipfeln im Südschwarzwald
und in den Alpen.
Ganz im Süden kann sich eine deutliche Milderung mit Höchstwerten um +5°C
durchsetzen, sodass die Glättelage sich dort eventuell auch entspannt. Ansonsten
bleibt es meist bei Dauerfrost und nur stellenweise 0°C oder knapp drüber im
Westen und an der See.
Grob gesprochen die Nordhälfte bekommt von dem ganzen "Spaß" nicht viel mit,
außer etwas Bewölkung. Dazu gesellen sich ein paar Schauer im Nordseeumfeld.

In der Nacht zum Donnerstag wird die Tiefdruckrinne etwas nach Süden und
gewissermaßen gegen die Alpen gedrückt. Sie verlässt Deutschland aber nicht. So
gibt es über Süddeutschland einen Streifen in dem Schnee, gefrierender Regen und
eventuell auch Regen fällt. Im Norden und zunehmend auch wieder über der Mitte
bleibt es trocken, bei nach Norden hin geringer Bewölkung und örtlichem Dunst
oder Nebel. An den Küsten (vor allem Nordsee) sind weitere Schneeschauer
möglich. Im Süden liegen die Temperaturen um die 0°C, sonst gibt es leichten bis
mäßigen Frost.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumigen Strukturen werden ähnlich simuliert; die Lage der
Luftmassengrenze aber nicht ganz, die Niederschläge noch weniger.
Der vorübergehenden Wetterberuhigung folgt zum Mittwoch eine Grenzwetterlage
über Süddeutschland mit Schneefällen an deren Nordflanke und einem Streifen mit
gefrierendem Regen über Süddeutschland. Hier sind Mengen von 5 bis 10 l/qm,
örtlich mehr, als gefrierender Regen zumindest nicht ausgeschlossen. Eine
Unwetterlage, vielleicht mit extremen Ausmaßen, ist ins Kalkül zu ziehen. Eine
entsprechende Vorabinformation, je nach Modelllage sollte spätestens am Dienstag
nach der Frühkonferenz ausgegeben werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner