DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-12-2022 18:01
SXEU31 DWAV 091800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 09.12.2022 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Kalt, winterlich. Im Süden und Osten zeitweise Schneefälle, ohne die ganz großen
Mengen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... überdeckt ein großer Langwellentrog weite Teile Nord- und
Westeuropas. Zwischen einem Tief über der Nordsee und einem Tiefkomplex über dem
Mittelmeer und Südosteuropa herrschen über Deutschland geringe
Luftdruckgegensätze. Die eingeflossene kalte Meeresluft polaren Ursprungs (T850
ca. -7°C) ist zur Ruhe und teilweise unter leichtes Absinken gelangt.

Vor einem Randtrog über Frankreich und dem westlichen Mittelmeer dreht die
Höhenströmung auf südwestliche Richtungen, wobei sich im Mittelmeertief ein
Schwerpunkt zum Ligurischen Meer, ein weiterer nach Ungarn verlagert.
Vor allem südlich der Donau, von da bis zum südlichen Bayerischen Wald sorgen
leichte Aufgleitvorgänge für Hebung mit schwache Schneefällen, die nur wenige cm
Neuschnee hinterlassen.

Auch wird die tiefe Bewölkung über der Landesmitte durch leichte PVA etwas
gehoben, was schwerpunktmäßig über dem Mittelgebirgsraum ein paar Schneeschauer
oder regional schwache Schneefälle auslöst. Die Mengen sind auch dort gering,
wenige cm.

In den anderen Regionen bestimmt eine schwache Hochdruckzone das Wetter, die das
Geschehen durch Absinken in die Grenzschicht verlagert. Es bleibt eher
niederschlagsfrei, gebietsweise neblig oder hochneblig, bzw. bei Aufklaren
bildet sich teils dichter Nebel. Bei häufig leichtem, im Bergland und im
Nordosten lokal mäßigem Frost besteht Glättegefahr.

In hochreichend labiler Luft entstehen über der Nordsee Schauer, die zeitweise
Nordfriesland streifen und dort die Glättegefahr erhöhen können.

Samstag ... schwenkt der vom Haupttrog nach Süden ausgehende Randtrog in
Richtung Westalpen und zentrales Mittelmeer, zusammen mit Warmluftadvektion
bewirkt das eine Intensivierung des zur Adria ziehenden Tiefs. Davon ausgehend
verstärkt sich auf der Alpennordseite das Aufgleiten etwas, was neuerlich
leichte, vorübergehend mäßige Schneefälle von der Schweiz und den Alpen bis zum
Schwarzwald, zur Donau und zum Bayerischen Wald ausgreifen lässt.

An den Alpen und im Vorland können 5 bis 10 cm, sonst meist 1 bis 5 cm Schnee
zusammenkommen. Auch nördlich daran anschließend sind über dem Mittelgebirgsraum
leichte Schneefälle oder Schneeschauer zu erwarten, die aber wenig ergiebig
sind. Hier reichen tagsüber teilweise Glättewarnungen.

Meist hält sich dabei starke, teils hochnebelartige Bewölkung, aus der nur
vereinzelt geringe Niederschläge fallen. Einige Wolkenlücken sind im Nordosten
und mit der im Westen aufkommenden Durchmischung zu erwarten.

Ganz im Nordwesten (eventuell nur Nordseeküste) bringt die höhenkalte Luft
(-36°C in 500 hPa) von der Nordsee her Schneeschauer mit Glättegefahr, eventuell
kurze Gewitter.

Gebietsweise stellt sich leichter Dauerfrost ein; vor allem im Westen und
Südwesten liegen die Höchstwerte um, bzw. 1 bis 2° über dem Gefrierpunkt.

In der Nacht zum Sonntag kommen wir in den Bereich der Haupttrogachse, die von
Skandinavien aus nach Südwesten und Süden recht und ostwärts Boden gutmacht.
Auch der davon ins Mittelmeer weisende Trog zieht ostwärts und steuert das
vorderseitige Tief über dem Balkan nach Nordosten.
Das Aufgleiten im Südosten lässt langsam nach, damit auch die Schneefälle, die
sich letztlich aber nur zögernd nach Südosten zurückziehen. Über die Nacht
hinweg sind an den Alpen und im Vorland nochmal um 5 cm Neuschnee möglich. Auch
nördlich daran anschließend und vor allem im östlichen Mittelgebirgsraum sind
leichte Schneefälle oder Schneeschauer möglich, die aber nicht sonderlich viel
Schnee liefern, 1 bis 5 cm.

Ansonsten bleibt es unter der Hochdruckbrücke gradientschwach mit Nebel nach
größeren Auflockerungen und darüber hinaus viel tiefer, teils hochnebelartiger
Bewölkung.
Flächendeckend ist leichter, im Bergland oder bei größeren Auflockerungen
mäßiger Frost zu erwarten, und vielleicht noch Glätte durch Reif oder
gefrierende Nässe.
Ein paar Schneeschauer sind an der Nordsee zu erwarten und auch von der Ostsee
her können Schneeschauer die Küsten und deren Umfeld erfassen; mit entsprechend
erhöhtem Augenmerk in Bezug auf Schneefall, bzw. Glätte.

Sonntag ... liegen wir im Kernbereich des Langwellentroges, an dessen Ostflanke
sich das kräftige Tief von Ungarn Richtung Belarus verlagert. Die Zufuhr kalter
Luftmassen verstärkt sich niedertroposphärisch noch und in 850 hPa gehen die
Temperaturen bis -11°C zurück, in 500 hPa über dem Westen bis -37°C.
Die stärkste Hebung verbleibt östlich von uns, etwas WLA und PVA sorgen aber
über der Osthälfte für leichte Schneefälle, die einige, wenige cm Neuschnee
bringen. Auch von der Ostsee her sind weitere Schneeschauer möglich und auch
über der Mitte sind bei leicht instabiler Schichtung Schneeschauer zu erwarten.
Im Westen, wo eigentlich die höhenkälteste Luft lagert, wird mangels Antrieben
nichts simuliert.

Der Wind frischt in der Osthälfte etwas auf, aus nordwestlichen, an
der Ostsee nordöstlichen Richtungen, für warnwürdige Böen reicht es
wahrscheinlich nicht, im Gegensatz zu einigen Vorläufen, die noch einen deutlich
schärferen Gradienten in petto hatten.

Die Temperatur steigt in einigen Flusstälern im Südwesten und Westen geringfügig
über 0°C, sonst herrscht leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Montag wandert das Drehzentrum des Höhentroges über Deutschland
nach Osten, wobei das Bodentief über Osteuropa nach Nordwesten eindreht. Damit
kommt im Nordosten und Osten Warmluftadvektion auf und der Druckgradient
verschärft sich etwas.
Dort bleibt es bedeckt mit Schneefällen. Diese sind meist nicht sonderlich
intensiv, von der Ostsee her können aber schauerartige Verstärkungen eingelagert
sein, die zumindest lokal mehr Schnee bringen. An der Ostsee und im östlichen
Mittelgebirgsraum sind steife Böen nicht ausgeschlossen, ob das im Zusammenhang
mit dem bisschen Schnee für Verwehungen reicht, bleibt fraglich.
Sonst gibt es maximal leichte Schneeschauer und nach Westen und Süden auch
Auflockerungen. Je nachdem, ob dann Schnee liegt, wäre strenger Frost möglich,
sonst bleibt es verbreitet bei leichtem bis mäßigem Frost. Ach und noch was:
Falls die Bewölkung mitspielt lässt sich das ein oder andere Nebelfeld blicken.

Montag ... zieht das Bodentief zum Baltikum, die WLA über dem Osten lässt aber
nach und auch die Schneefälle klingen ab, wobei es in Staulagen an den Alpen und
am Erzgebirge noch am längsten und kräftigsten schneit; die große Nummer wird es
aber auch dort nicht, 1 bis 5 cm, lokal mehr. Der kalte Nordwest- bis
Nordostwind kann an der Ostsee und im Erzgebirge die Bft 7 erreichen, in den
Alpen auf einigen Gipfeln auch mehr. Erneut sind ein paar leichtere
Schneeverwehungen nicht ausgeschlossen, ob das für Warnungen reicht, darf
abgewartet werden.
Ansonsten liegen wir zwar unter sehr niedrigem Geopotential und höhenkalter
Luft, die flache Bodenhochdruckzone über Deutschland lässt aber schon das
leichte Absinken erkennen, sodass in der Südwesthälfte Auflockerungen zu
erwarten sind, bei nur geringer Niederschlagsneigung. Am ehesten sind an den
Küsten von Nord- und Ostsee einige Schneeschauer unterwegs.

Abgesehen von einigen Wärmeinseln im Westen und an der Ostsee, gibt es meist
Dauerfrost, im Bergland teils auf mäßigem Level.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Basisfelder werden in guter Übereinstimmung simuliert, die Niederschläge
bleiben recht unsicher.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner