DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-12-2022 18:30
SXEU31 DWAV 061800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 06.12.2022 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Weiterhin winterlich und vor allem im Bergland etwas Schnee. An der Küste und
auf den Bergen zeitweise stürmische Böen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... verlagert sich das bislang wetterbestimmende Höhentief in Richtung
Osten. Im Gegenzug dehnt sich der Höhentrog aus Skandinavien immer weiter
südwärts aus. In der Nacht wandert ein Randtrog um die Trogspitze herum und
überquert dabei Deutschland von Nordwesten her ostwärts. Er greift am Abend auf
den Nordwesten über. Damit verbunden ist ein Band mit schauerartigen
Niederschlägen. Diese Niederschläge erreichen bis morgen früh den Osten und im
Süden Nordbayern. Die Niederschläge fallen in tiefen Lagen als Regen oder
Schneeregen, im Bergland dagegen als Schnee. Mengenmäßig hält sich das Ganze in
Grenzen und vor allem in den Höhenlagen der östlichen Mittelgebirge sind 1 bis 3
cm Neuschnee drin. Weitere Regionen mit festen Niederschlägen sind der Bereich
Vorpommern bis in die Uckermark ebenfalls eine dünne Schneedecke ausbreiten kann
und der Alpenraum.

Die nächtlichen Tiefstwerte liegen in der Südhälfte und im Ostseeraum zumeist
unter dem Gefrierpunkt. Von daher ist Glätte durch Überfrieren und durch Schnee.
Weiterhin kann es in Schleswig-Holstein aufklaren mit der Gefahr von Reifglätte.


Weiterhin frischt in der Nacht der Wind im Nordseeumfeld auf und gegen Morgen
muss dort, meist im Zusammenhang mit Schauern, mit steifen bis stürmischen Böen
gerechnet werden.
Vor allem im Südwesten kann es zu Sichtbehinderungen durch Nebel oder
aufliegenden Wolken kommen.


Mittwoch ... stößt der Höhentrog von Skandinavien weiter nach Süden vor. Das
alte Höhentief, dass die vergangenen bei uns wetterbestimmend war, wird von dem
Trog eingefangen wandert auf der Vorderseite in Richtung Norden. Die kälteste
Luft im Trog befindet sich mit unter -40°C (T500) im Bereich
Südskandinavien/Jütland. Die -30 Grad-Isotherme in 500 hPa erreicht dabei auch
den Norden und Nordosten Deutschlands.
Am Boden verstärkt sich das Tief über der mittleren Ostsee und sein
Frontensystem erreicht die Alpen. Zwischen den beiden zyklonalen Drehzentren
über Skandinavien und dem östlichen Atlantik westlich der Iberischen Halbinsel
stützt ein flacher Höhenkeil den Vorstoß eines schwachen Bodenhochs in Richtung
Süddeutschland und Alpenraum. Von daher lassen die Schneefälle am Morgen dort
und im Alpenvorland nach. Im Norden sorgt ein vom Bodentief ausgehender
Bodentrog noch für einige, teils auch kräftigere Schauer im Bereich der
Ostseeküste und vor allem über Vorpommern. Diese lassen gegen Abend aber nach.

Ansonsten ist es meist wechselnd bis stark bewölkt, in der Mitte auch bedeckt
und es gibt je nach Höhenlage leichten Schneefall oder Nieselregen. Längere
Aufheiterungen sind vor allem im Bereich Schleswig-Holstein zu erwarten. Hier
wirkt der Skandinavienföhn.
Der Nord- bis Nordwestwind an der Küste weht weiterhin frisch und in Böen stark
bis stürmisch (Bft 7 bis 8). Weiterhin kann es auf den Gipfeln der Mittelgebirge
starke bis stürmische Böen geben.

Die Temperaturen steigen auf Werte zwischen 7 Grad an der Küste und 2 Grad im
Südosten.

In der Nacht zum Donnerstag verbleiben wir unter Trogeinfluss. Allerdings ändert
sich die Konturierung des Troges. Durch den Vorstoß eines Randtroges auf der
Rückseite über den Britischen Inseln nimmt er zunehmend eine meridionale
Ausrichtung an, sodass die sich auf der Südseite bei uns eine weitgehend
westliche Höhenströmung einstellt. Damit hat er auf den Süden kaum noch Einfluss
und so stellen sich dort windschwache Verhältnisse mit Wolkenauflockerungen und
gebietsweiser Nebelbildung ein.

Sonst gibt es wiederholt schauerartige Niederschläge, über etwa 400 m als
Schnee, sodass sich in diesen Lagen eine dünne Schneedecke bilden kann.

Über den Norden simulieren die Modelle die Ausbildung von Schauerstraßen, die
ausgehend von der Nordsee im weiteren Verlauf neben Schleswig-Holstein auch
Mecklenburg-Vorpommern erfassen. Durch den "Lake-Effekt" können diese Schauer
auch kräftiger ausfallen, sodass sich lokal auch eine Schneedecke von einigen
Zentimetern ausbilden kann.

Die Nacht wird abgesehen von den Ballungsgebieten im Westen sowie an der
Nordseeküste frostig. Am Boden gibt es im Norden und Nordosten, sowie im Süden
auch mäßigen Frost mit der entsprechenden Glätteproblematik durch überfrierende
Nässe und Schnee.

Der Nordwestwind weht anfangs an der Ostsee noch in Böen stark bis stürmisch,
lässt aber im Verlauf der Nacht ab. Weiterhin gibt auf den Gipfeln der östlichen
Mittelgebirge stürmische Böen bis hin zu Sturmböen, dort allerdings meist aus
West.


Donnerstag ... bleibt der Trog wetterbestimmend. Die -35 Grad Isotherme in 500
hPa weitet sich im Tagesverlauf etwas nach Süden aus. So gibt es den ganzen Tag
wieder schauerartig verstärkte Niederschläge vom Norden bis zu den mittleren
Landesteilen. Zum Nachmittag fließen etwas trockenere Luftmassen in den Norden
ein, sodass die Schauer weniger werden. Die sonnigen Abschnitte weiten sich von
Schleswig-Holstein weiter nach Süden aus (Streifen Bremen bis Uckermark).

In den Mittelgebirgen gibt es wieder ein paar Zentimeter Neuschnee, während sich
sonst in tiefen Lagen die Glättesituation entspannt. Eine Chance auf Schnee und
Glätte gibt es noch im Bereich des Lake-Effekts im Norden. Dies hängt aber stark
davon ab, wie intensiv dieser ist und wo er genau verläuft. Zudem ist dies ist
eh nur noch am Vormittag ein Thema, da wie angesprochen nachmittags trockenere
Luftmassen herangeführt werden.

Die Maxima liegen häufig unter der 5 Grad Marke und im Bergland bleibt es
dauerfrostig.

Vor allem in den Mittelgebirgen und an der See weht der Wind weiter lebhaft,
aber abgesehen von einzelnen Böen an exponierten Küstenabschnitten, unterhalb
der Warnschwellen.

In der Nacht auf Freitag gibt es nahezu landesweite Frost. Ausnahmen sind die
Küstenregionen und einzelne Ballungszentren im Westen. Bei dadurch oft negativen
Belägen muss mit Glätte durch Überfrieren und bei größeren Wolkenlücken auch
Reif gerechnet werden. Zudem gibt bei dem weiter aktiven Trog vor allem über dem
zentralen Bergland Schauer mit geringem Neuschneezuwachs.

An den Alpen kommen im Laufe der Nacht mit etwas WLA leichte
Aufgleitniederschläge in Gang, die aber nach aktuellem Stand wenig ergiebig
sind.


Freitag ... sorgen weitere Randtröge, die auf der Rückseite des umfangreichen
Höhentiefkomplexes südwärts geführt werden, für eine Linksdrehung des Systems.
Bis zum Abend fängt der westliche Trog noch ein Randtrog über der Biskaya ein
und somit liegt die Trogachse am Abend über Spanien. Als Folge dreht bei uns die
Höhenströmung auf Südwest, sodass wieder etwas mildere Luft aus Südwesteuropa
und dem Mittelmeerraum zu uns gelangt. Am Boden befinden wir uns zwischen einem
flachen Tief über der Nordsee und einer Tiefdruckrinne im Südwesten, die sich
bis Tagesende von der Iberischen Halbinsel bis nach Ungarn erstreckt. Dadurch
steigen bis zum Abend die Temperatur in 850 hPa im Südwesten auf -1 Grad an.
Auch im Nordosten steigt sie leicht an und liegt abends bei -6 Grad.

Das Wetter ist in weiten Teilen meist winterlich ruhig, d.h. bedeckt mit
gelegentlichen Schneeflocken oder Sprühregen. Im Süden sorgt die Zufuhr von WLA
für Schnee oder Regen. Dabei können vom Südschwarzwald bis zur Baar über 5 cm
Neuschnee in 12h fallen.
Im Norden, in der höhenkalten Luft unter -30 Grad, gibt es vor allem auf der
noch warmen Nordsee Regen-, Schnee- und Graupelschauer. Auch ein Gewitter kann
im Küstenbereich nicht ausgeschlossen werden.

Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 4 Grad an der Nordsee und 0 Grad in den
Mittelgebirgen.

In der Nacht zu Samstag gibt es an den Alpen weitere Schneeschauer. Auch an der
Küste sind weitere Regenschauer zu erwarten. Sonst ist meist trocken und nur in
den östlichen Mittelgebirgen ist geringfügiger Schneefall zu erwarten. Die Nacht
wird frostig bei Tiefstwerten von -1 bis -7 Grad. Nur an der Küste bleibt es
frostfrei.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modellergebnisse stimmen insgesamt recht gut überein.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich