DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-12-2022 09:01
SXEU31 DWAV 050800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 05.12.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Übergang zu HNz
Nasskalt mit Schnee vor allem im Bergland, vorübergehend auch in tiefen Lagen.
Nachts im Bergland Frost und Glätte, N8 auf Dienstag in zentralen Mittelgebirgen
auch gefrierendes Sprühregen. In der Nacht auf Donnerstag häufiger auch Glätte
im Tiefland.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... befindet sich der Vorhersageraum im Einflussbereich eines
umfangreichen Trogsystems. Für das Wettergeschehen wesentlich ist dabei ein
Höhentief im Grenzgebiet Schweiz, Frankreich, SW-Deutschland, das sich im
Tagesverlauf zaghaft ostwärts verlagert. Im Bodenfeld lässt sich nur ein flaches
Tief finden, sodass das Höhentief vom Charakter her weiter Eigenschaften eines
Kaltlufttropfens aufweist. Zwei Bereiche sind dabei von Bedeutung. Zum einen die
Nordflanke des Kaltlufttropfens, wo man auch einen eingelagerten Kurzwellentrog
sieht und zum anderen das Zentrums selbst, bzw. dessen Vorderseite.

Zunächst ein Blick auf die Nordflanke. Korrespondierend zum Höhentief in der
höheren Troposphäre (300 hPa und 500 hPa), lässt sich in der mittleren
Troposphäre (700 hPa bis 925 hPa) eine zonal orientierte Tiefdruckrinne finden.
Darin eingelagert ist eine ausgeprägte Windkonvergenz, die von Belgien über NRW
bis zur Uckermark reicht. Durch die ausgeprägte Konvergenz hat sich eine
skaliges Niederschlagsgebiet entwickelt, dass tagsüber nahezu ortsfest liegt.
Über dem östlichen Niedersachsen und westlichen Mecklenburg soll sich sogar ein
eigenständiges Drehzentrum in 925 hPa und 850 hPa entwickeln.

An der Ostflanke sind die bodennahen Schichten klar positiv temperiert, sodass
von Sachsen- Anhalt bis ins nördliche Brandenburg in tiefen Lagen meist Regen
fällt. Weiter nach Westen halten sich bodennah noch kältere Luftmassen, sodass
dort bis 300 m hinab Schnee fällt. In tieferen Lagen ist es noch häufig der
Regen, die Schneefallgrenze soll aber im Tagesverlauf auch durch Prozesse der
Niederschlagsabkühlung weiter absinken. Das gilt insbesondere in einem Streifen
vom südlichen Niedersachsen, über das Ruhrgebiet bis nach Belgien. Dies ist das
Zentrum der Konvergenz und damit auch der Bereich mit den stärksten
Niederschlagsintensitäten. Es ist davon auszugehen, dass dort der Regen im Laufe
des Vormittages in Schnee übergeht. Ob es dann auch in tiefen Lagen für eine
Schneedecke reicht, ist allerdings etwas fraglich. So sind schon zum Tagesstart
die bodennahen Temperaturen und Beläge positiv und auch der Boden selbst ist
frostfrei. Gut möglich, dass sich bei höheren Intensitäten vorübergehend mal
eine Nassschneedecke ausbildet. Das gilt dann insbesondere für etwas höheren
Lagen im Ruhrgebiet. In den Städten in den Flussniederungen von Ruhr und Rhein,
wird es wohl eher schwierig. Im Laufe des Nachmittags lassen die Intensitäten
bereits wieder nach.

Oberhalb von 300 bis 400 m sind durchaus Mengen von 1 bis 5 cm zu erwarten. In
den Staulagen von Eifel und Sauer-/ Siegerland kann es auch noch etwas mehr
sein. Im Bergischen Land (südl. angrenzend ans Ruhrgebiet) können auch um 10 cm
fallen.

Das zweite Gebiet betrifft das Höhentief. Durch Hebungsprozesse auf der
Ostflanke des langsam ostwärts ziehenden Zentrums greifen im Tagesverlauf
Niederschläge über die Alpen auf Bayern aus. Die Schneefallgrenze liegt bei etwa
700 bis 800 m, sodass oberhalb von 800 m mit der Ausbildung einer Schneedecke ab
dem Nachmittag zu rechnen ist. Der Schwerpunkt der Niederschläge verlagert sich
vom Allgäu und Werdenfelser Land (Nachmittag/Abend) in das Berchtesgadener Land
und zum Bayerischen Wald (Abend und Nacht auf Dienstag). Während in Lagen ab 800
m Mengen zwischen 2 und 7 cm hinkommen sollten, dürfte es höheren Lagen, ab etwa
1000 m vor allem in Staulagen auch mal über die 10 cm Marke in 6 bis 12 h gehen.
Im Bayerischen Wald können auch bis 15 cm fallen.

Das Wetter im Rest von Deutschland lässt sich als dauergrau, regnerisch und kühl
zusammenfassen. Die Tropfgröße schwankt dabei je nach Region von normalem
Landregen bis zu Sprühregen. Im Bergland herrschen oft schlechte Sichten durch
aufliegende Wolken.

Über der freien Nordsee gibt es Windböen und vereinzelt auch stürmische Böen.
Auch auf den Ostfriesen bei auflandigem Wind Bft 7.

In der Nacht auf Dienstag zieht das Höhentief wie angesprochen langsam ostwärts,
sodass sich im Süden die Niederschläge schwerpunktmäßig ostwärts verlagern und
die Schneefälle die höheren Lagen von Berchtesgadener Land und Bayerischen Wald
erfassen.

An der Nordflanke bleibt die konvergente Zone bestehen, wobei sich die
Niederschläge dann von NRW über Niedersachsen bis nach Mecklenburg-Vorpommern
erstrecken. Im Bergland fällt dabei weiter Schnee. In tieferen Lagen ist es bei
nachlassenden Intensitäten teils Schnee, Schneeregen oder Regen. Im Tiefland
kann es vereinzelt mal für Schneematsch reichen, oft sind die Temperaturen von
Luft und Belägen aber nicht ausreichend dafür. Im Bergland gibt es noch wenige
Zentimeter Neuschnee.

In tiefen Lagen bleibt die Temperatur allgemein oberhalb der Nullgrad-Marke,
sodass Glätte oft kein Thema ist. Im Bergland wird es bei Tiefstwerten im
Frostbereich hingegen häufig glatt. Sei es durch Schneeglätte oder überfrierende
Nässe. Auch gefrierender Sprühregen ist über Teilen der westlichen Mitte
möglich, wo in mittleren Schichten trockenere Luftmassen einbezogen werden,
sodass der Sättigungsbereich teils über -10 Grad liegt.

An der Nordsee lässt der Wind nach.

Dienstag... zieht das Höhentief langsam ostwärts ab. Gleichzeitig weitet sich
der Trog über Nordeuropa langsam nach Süden aus. Das Feuchteband in der
konvergenten Strömung bewegt sich im Tageverlauf langsam südostwärts. Damit in
Verbindung stehen auch Niederschläge, die in tiefen Lagen oft als Regen und
Schneeregen, in Thüringen teils auch als nasser Schnee fallen, der aber in aller
Regel nicht liegen bleiben. Im Bergland (Rhön, TH Wald bis Erzgebirge) sind
wenige Zentimeter Neuschnee möglich.

Im Nordwesten greift im Tagesverlauf ausgehend von dem sich nach Süden
ausweitenden Trogkomplex ein Kurzwellentrog auf dem Nordwesten über. Es wird mit
dem Trog und dahinter zunehmend konvektiv. Das hat zum einen zur Folge, dass am
Nachmittag von der Nordsee Schauer aufkommen. Zum anderen kommt aber auch etwas
Bewegung in das feuchte Dauergrau. Damit kann es neben den Schauern auch kurze
sonnige Auflockerungen geben. Im Rest des Landes bleibt bei teils nieseligem
Dauergrau. Die schlechten Sichten in höheren Berglagen durch aufliegende Wolken
bleiben allgemein bestehen.

Abgesehen vom Nordwesten verbleiben die Temperaturen um oder unter 5 Grad. Im
höheren Bergland ist es dauerfrostig.

In der Nacht auf Mittwoch zieht das Feuchteband, dass sich tagsüber über der
Mitte befand, südostwärts aus Deutschland ab. Gleichzeitig greift der sich nach
Süden ausweitenden Höhentrog mit schauerartig verstärkten Niederschlägen bis zur
Mitte aus. Während in tiefen Lagen oft Regen fällt, kommen die Schauer im
Bergland als Schnee herunter, sodass durchaus ein paar Zentimeter Neuschnee
fallen können.

Im Norden, mit der stärksten Höhenkaltluft sind neben Regen-, auch Graupel- und
Schneeschauer zu erwarten. In Vorpommern macht das ICON-Modell sogar eine dünne
Schneedecke. Allgemein dürfte sich aber keine Schneedecke ausbilden.

Glätte ist allgemein im Bergland ein Thema. Bei leichtem Frost gibt es teils
überfrierende Nässe oder Schneeglätte. Auch in Schleswig-Holstein kann es bei
Aufklaren Reifglätte geben.


Mittwoch... ist geprägt durch den Höhentrog, dessen Achse über Westpolen liegt.
Damit werden mit einer nordwestlichen Strömung kalte Luftmassen polaren
Ursprungs herangeführt. Die 850 hPa liegt mit einem Süd-Nord Gefälle zwischen -4
und -8 Grad. Die Höhenkaltluft in 500 hPa ist am kältesten im Norden des Landes,
wo die Werte zwischen -36 und -40 Grad liegen.

Die Folge ist wechselhaftes Schauerwetter, vielleicht ist ganz im Norden auch
mal ein kurzes Kaltluftgewitter eingelagert. Allerdings zeigen die
Prognosesoundings derzeit noch keine ausreichend hochreichende CAPE-Fläche.

Die Schauer fallen in tiefen Lagen als Regen, Schneeregen und Graupel. Nicht
ausgeschlossen, dass bei stärkeren Schauern auch mal die reine Schneephase
auftritt und entsprechend kurzzeitig Glätte auftreten kann. Allgemein ist etwas
Neuschnee nur für mittlere und höhere Berglagen ein Thema. Dort können im
Tagesverlauf wenige Zentimeter Neuschnee hinzukommen.
Zu erwähnen sei noch, dass das ICON-Modell einen Lake-Effekt Streifen über
Vorpommern zeigt, wo es - wenn alles passt - auch mal ein paar Zentimeter Schnee
im Binnenland geben könnte.

Bis in das Alpenvorland schafft es die Höhenkaltluft nicht. Das liegt auch
daran, dass der Trog im Tagesverlauf beginnt
Abzuflachen. Teils kann in den alpennahen Gebieten im Tagesverlauf auch mal die
Sonne zum Vorschein kommen.

Sonst ist Sonne nur ein Thema im Nordwesten. Trockenere Luft, ausgehend vom
Skandinavischen Gebirge sorgt dort vor allem am Nachmittag für sonnige
Abschnitte.

Erwähnenswert ist noch der Wind, der in küstennahen Gebieten und im höheren
Bergland stark, auf Gipfeln auch teils stürmisch weht. An der Nordsee können bei
auflandigem Wind stürmische Böen, auf der Nordsee auch Sturmböen auftreten.

In der Nacht auf Donnerstag bleibt der sich weiter abflachende Trog wetteraktiv.
Vor allem im Norden liegen die Werte in 500 hPa weiter teils unter -35 Grad.
Entsprechend muss auch in den Nachtstunden mit weiteren Schauern gerechnet
werden. Teils Graupel, teils Schneeregen, teils Schnee. Im Tiefland kann es
vereinzelt auch mal eine dünne Schneedecke geben, das bleibt aber die Ausnahme.
Im Bergland können hingegen wieder ein paar Zentimeter Schnee hinzukommen.
Während ICON bezüglich des Schnees zurückhaltender ist, bringt das ECMWF
durchaus einen Streifen von mehreren Zentimetern Schnee von der Nordsee bis ins
nördliche Brandenburg. Details bleiben also noch abzuwarten.

Glätte dürfte deutlich stärker vertreten sein, als in den Vornächten. Am
unwahrscheinlichsten ist diese im Nordwesten und dem westdeutschen Tiefland.
Sonst kann man sie aber nirgends ausschließen. Glätte kann es neben Schnee- und
Schneematsch vor allem durch überfrierende Nässe geben.

Der Wind an der See lässt nach.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen die kurzfristige Entwicklung sehr ähnlich. Unsicherheiten
bestehen aber bezüglich der Frage wo auch in tiefen Lagen vorübergehend eine
Schneedecke sich ausbilden kann. Auch ist unsicher, wie intensiv die
Glättesituation ausfällt (z.B. gefrierender Sprühregen Mittelgebirge N8 auf
Dienstag, oder Glätte N8 auf Donnerstag(.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer