DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-12-2022 08:01
SXEU31 DWAV 030800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 03.12.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNF z
Nasskalt und meist trüb. Zunächst keine markanten Wettergefahren. Am Montag und
in der Nacht zum Dienstag im Nordosten, in der Mitte sowie im Bergland Glätte
durch gefrierenden Niederschlag nicht auszuschließen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Deutschland unter einem Höhentiefkomplex, der aus mehreren
einzelnen Tiefs besteht. Das Höhentief, das gestern die teils kräftigen
Schneefälle in Teilen der Mitte Deutschlands ausgelöst hatte, hat sich
mittlerweile zur Biskaya verlagert und ist dort nahezu quasistationär. Ein
weiteres, aber wesentlich schwächeres Höhentief; vielmehr ein von dem
Drehzentrum über der Biskaya ausgehender Trog, schwenkt vom Süden Deutschlands
in den Nordosten. Hebung an dessen Nordflanke induziert im Nordosten und in
Teilen der Mitte schwache Niederschläge, die durchweg als Schnee fallen, aber
nur wenige Zentimeter Schnee zustande bringen. Im Tagesverlauf lässt deren
Intensität zusehends nach, für ein paar Schneeflocken reicht es dann noch in
Vorpommern, ansonsten aber in den nordöstlichen und mittleren Gebieten nur für
etwas Schneegriesel. Nachfolgend stellt sich eine, wenn auch schwache,
südwestliche bis südliche Strömung ein, wodurch in die südlichen Landesteile
oberhalb der Grundschicht zusehends wärmere Luft gelangt. Hierdurch gehen dort
die Niederschläge (sofern welche auftreten) in die flüssige Phase über.
In der Grundschicht hat jedoch das kräftige Hoch über Westrussland, das einen
Keil über Südnorwegen hinweg bis nach Schottland aufweist, das Sagen. Mit einer
östlichen bodennahen Strömung sickert weiterhin relativ kalte Luft ein. Nach
Norden zu ist der Gradient etwas kräftiger, so dass an einigen Küstenabschnitten
der ostholsteinischen Küste sowie auf Nordseeinseln mitunter Böen Bft 7
auftreten können. Ansonsten ist der Wind nicht warnrelevant.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 0 bis 4 Grad. Im Nordosten, in den
mittleren Gebieten sowie in Lagen oberhalb etwa 500 m herrscht leichter
Dauerfrost.

In der Nacht zum Sonntag tropft der vom Nordosten weiter nordostwärts
schwenkende Trog über der Ostsee aus. Mit der südlichen Strömung setzt sich die
(oberhalb der Grundschicht) wärmere Luft zusehends auch in den nördlichen
Landesteilen durch. Geringe Niederschläge sind daher noch im Küstenbereich zu
erwarten, die zusehends in die flüssige Phase übergehen.
Ansonsten fällt aus der nahezu mit Feuchte gesättigten Grundschicht gebietsweise
etwas Schneegriesel und vereinzelt auch gefrierender Sprühregen. Die
Niederschlagssummen sind jedoch derartig gering, so dass dies nur geringe
Auswirkungen bzgl. möglicher Glätte haben sollte. Im Süden ist dagegen wieder
vermehrt mit Nebel zu rechnen. Abgesehen von einigen tieferen Lagen Südwest- und
Süddeutschlands sowie dem Küstenstreifen ist ansonsten nahezu durchweg leichter
und in einigen Hochlagen auch mäßiger Frost zu erwarten.

Sonntag... setzt sich das über der Biskayaküste liegende Höhentief in Richtung
Mittelfrankreich in Bewegung, wodurch sich die südliche Strömung etwas verstärkt
und gleichzeitig deren Zyklonalität zunimmt. Im Westen können daher geringe
Niederschläge, die durchweg in flüssiger Phase fallen, aufkommen. Das Höhentief
über der Ostsee dockt an einen über Skandinavien liegenden Trog an, wodurch auch
ganz im Norden etwas Zyklonalität bestehen bleibt. Geringe Niederschläge sind
daher noch in Küstennähe zu erwarten.
Leebedingt erfolgt am Alpenrand eine leichte Austrocknung, wodurch dort ein paar
Wolkenlücken zustande kommen können; von Auflockerungen kann noch keine Rede
sein. Aber wenigstens bleibt es im Süden weitgehend niederschlagsfrei. Ansonsten
ergibt sich keine wesentliche Änderung. Das betrifft auch die Windsituation an
der Küste, wo nach wie vor an einigen Abschnitten der Ostseeküste sowie auf
Nordseeinseln warnrelevante Böen auftreten können.
Gegenüber heute ändern sich die Temperaturen nur wenig. Im Nordosten und in der
Mitte sind Maxima um den Gefrierpunkt zu erwarten, d.h. leichter Dauerfrost
sollte in diesen Gebieten nicht mehr so verbreitet auftreten wie heute.

In der Nacht zum Montag verlagert sich das Höhentief, das zuvor über der Biskaya
lag, nach Ostfrankreich und greift somit zum zweiten Mal in unser
Wettergeschehen ein. Vorderseitige Hebung, die aus positiver Vorticityadvektion
resultiert, lässt Niederschläge auf den Südwesten und bis Montagfrüh auch auf
den Westen und die mittleren Landesteile übergreifen. Sollte sich zuvor in
diesen Gebieten leichter Frost einstellen, besteht Glättegefahr durch
gefrierenden Niederschlag, so dass durchaus eine markante Glatteissituation
bevorstehen könnte. Nicht auszuschließen ist auch, dass aufgrund der
niederschlagsbedingten Abkühlung die Niederschläge in fester Phase fallen, was
die Glättesituation entschärfen dürfte. Eine klare Glatteislage ist das nicht.
Der Norden und Nordosten wird von diesen Niederschlägen noch nicht erfasst,
vereinzelter Schneegriesel und somit örtliche Glätte ist aber auch dort nicht
auszuschließen. Weitgehend trocken bleibt es dagegen im Süden. Dort dürfte sich
erneut Nebel bilden oder es verdichten sich noch vorhandene Nebelfelder.
Leichter Frost sollte nicht mehr so verbreitet auftreten wie in den Nächten
bisher, d.h. im Wesentlichen auf höhere Lagen (die aber noch innerhalb der
feuchtkalten Grundschicht liegen), einige Regionen in der Mitte sowie auf die
alpennahen Gebiete beschränkt bleiben.

Montag... gelangt das Höhentief in den Südwesten Deutschlands, wodurch kräftige
Hebung den Südosten und Teile der Mitte Deutschlands erfasst. Dies lässt in
diesen Gebieten Niederschläge aufkommen, die oberhalb 600 bis 800 m wieder in
Schnee übergehen. In einigen höheren Lagen (vor allem Nordeifel bis zum
Rothaargebirge sowie die Mittelgebirge in Oberfranken) sind 5 bis 10 cm Schnee
vorstellbar. Vorderseitige Hebung und der hieraus resultierende Druckfall zieht
den Gradienten in weiten Teilen Deutschlands auseinander. Eine Ausnahme ist noch
die Küstenregion, wo die Windsituation gegenüber den Vortagen weitgehend
unverändert bleibt.
Ein weiteres Niederschlagsgebiet kommt im Norden Deutschlands zustande. Die
Hebung resultiert aus Warmluft, die an der Nordflanke des sich nach
Südwestdeutschland verlagernden Höhentiefs zurückgeholt wird. Die Niederschläge,
die auch dort fernab von jeglicher Warnrelevanz sind, fallen anfangs
gebietsweise in Mischphase, sonst aber meist als Regen.
Wie bereits an den Vortagen bleibt die Bewölkung geschlossen dicht. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen deutschlandweit und relativ einheitlich 0 bis
4, an der Küste bis 6 Grad.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das Höhentief über den Süden
Deutschlands hinweg nach Niederösterreich. Die Hebung konzentriert sich daher
auf die Nordflanke des Höhentiefs, wo sich noch weitere Niederschläge
abzeichnen. Diese fallen in Misch- oder flüssiger Phase. Wo dieses
Niederschlagsband liegt, lässt sich noch nicht abschätzen. Nach ICON wäre dies
der Norden, nach GFS der Osten und die Mitte und nach den anderen Modellen die
Regionen dazwischen. Nach wie vor sind diese Niederschläge nicht warnrelevant,
wesentlich mehr als 10 mm innerhalb von 12 Stunden sollten nicht zusammenkommen.
Als weiterer Schwerpunkt des Niederschlagsgeschehens mit ähnlichen Mengen
zeichnet sich der östliche Mittelgebirgsraum ab. Oberhalb von etwa 600 m ist
dabei die feste Phase zu erwarten.
Ansonsten fällt nur vereinzelt Sprühregen, vor allem im Westen und Südwesten
kann sich erneut Nebel bilden. Leichter Frost und somit nennenswerte Glätte
sollte auf Lagen oberhalb von etwa 600 m beschränkt bleiben.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Bis einschließlich Montag lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Erst in der Nacht zum Dienstag ergeben sich unterschiedliche
Ergebnisse bzgl. Verlagerung und Intensität des nach Niederösterreich
abziehenden Höhentiefs, die aber im Bereich der Unschärfe der Prognosen liegen.
Das erklärt auch die o.g. Resultate der Verteilung der in der Nacht zum Dienstag
zu erwartenden Niederschläge.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann