DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-10-2016 21:00
SXEU31 DWAV 131800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 13.10.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Keine.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... lag um 12 UTC in 300 hPa ein Höhentief über England, von dem aus
sich ein scharfer Trog südwärts nach Spanien erstreckte. Ein Sekundärtrog lag
etwa zonal orientiert über der Nordhälfte Deutschlands. Dieser bewegt sich für
den Rest des Tages weiter nach Norden und erreicht dann um 24 UTC ohne
Auswirkungen auf das Wetter den äußersten Norden unseres Landes. Hinter dem
abziehenden Trog stellt sich eine südwestliche Höhenströmung ein.

Unser Land befindet sich an der Südflanke des südskandinavischen, weiterhin
kräftigen Hochs in einer nunmehr östlichen Bodenströmung, während die Winde in
den Gipfellagen der Alpen bereits auf südliche Richtungen gedreht sind.
Entsprechend dieser beginnenden Föhnsituation zeigt sich im Bodendruckfeld auch
nördlich der Alpen eine deutliche Lee-Tiefdruckrinne.
Der Wind frischt in Böen derzeit im Flachland (vereinzelt) und auf den Bergen
auf Bft 7 auf. Auf der Zugspitze wurden bereits Sturmböen gemessen. Der Wind
nimmt in den nächsten Stunden weiter zu und erreicht in Böen spätabends auf der
Zugspitze Bft 10, auf Brocken und Fichtelberg Bft 9.

Nebel und Frost treten in der kommenden Nacht kaum noch auf.


Freitag ... krümmt sich die südwestliche Höhenströmung zunehmend antizyklonal,
da sich der vom zentralen Mittelmeer über die Alpenländer nach Südostdeutschland
reichende Rücken kräftigt. Er wird in der zweiten Tageshälfte auch zunehmend
schärfer ausgeprägt und weist am Tagesende eine Achsenlage
Westgriechenland-Serbien-Ungarn-Westpolen auf. Besonders über der Südwesthälfte
Deutschlands intensiviert sich die auf Süd drehende Höhenströmung.

In der ersten Tageshälfte bleibt es an den Küsten windig aus Ost mit Böen Bft 7
bis 8. Einzelne steife Böen treten auch in begünstigten Lagen im flacheren Land
auf (vornehmlich Sachsen, aus Südost). Die Gipfellagen der mittleren und
östlichen Mittelgebirge weisen Böen Bft 8 bis 9 auf, auf der Zugspitze sind
schwere Sturmböen aus SSE zu erwarten. In der zweiten Tageshälfte ändert sich
nichts Substanzielles, spätabends ist aber auf exponierten Alpengipfeln mit
orkanartigen Böen zu rechnen.
Generell nimmt der Druckgradient von Südwesten her ab.

Der Tag bleibt nach COSMO-EU weitestgehend niederschlagsfrei, lediglich am
Alpenrand werden lokal knapp über 5 mm simuliert. ICON6_NEST beschränkt sich
ebenfalls nur auf einige Spritzer in gewissen Gebirgsregionen. GFS
prognostiziert im Südwesten etwas Regen, bis 6 mm im Schwarzwald.

Nach MOS-MIX erreichen die Temperaturen am Alpenrand föhnbedingt bis 18 Grad,
nach ICON bis 21 und nach C-EU bis 22 Grad.
Die 850 hPa-Temperaturen steigen über Bayern im Tagesverlauf bis örtlich nahezu
17 Grad an (Alpenrand meist 13 bis 15 Grad); insofern sind durchaus auch noch
höhere Werte als 22 Grad bei idealer Konstellation (keine Wolkenabschirmung)
vorstellbar.

In die Vorhersagekarte für 12 UTC wurde über Nordfrankreich und Deutschland eine
Höhenwarmfront aufgenommen, da zu vermuten ist, dass sich die in der Höhe
deutlich wärmere Luft zunächst bei der kühlen Ostströmung sich noch nicht bis
zum Boden durchsetzen kann. Dies sollte bei zunehmender Labilisierung und
Durchmischung dann aber in der zweiten Tageshälfte geschehen.


Samstag ... verlagert sich der Rücken weiter nach Osten und ein Sekundärtrog am
Südostrande des dominierenden Höhentiefs bei den Britischen Inseln greift
bereits morgens auf den äußersten Südwesten und Westen Deutschlands über. Hinter
diesem Trog, der im weiteren Verlauf nach Norddeutschland und dann nach Dänemark
zieht, wird die Höhenströmung schwächer, wobei abends von Südwesten her nochmals
eine sehr schwache Trogformation auf unser Gebiet übergreift.

Die Auflockerung des Druckgradienten von Südwesten her macht weitere
Fortschritte, womit spätestens zum Nachmittag hin keine warnrelevanten Böen mehr
im Flachland auftreten sollten (nach Betrachtung des ICON-Druckgradienten; OOG
sieht aber bis in den Abend hinein auf Rügen noch 7er Böen). In der ersten
Tageshälfte bricht von Westen her der Föhnsturm in den Alpen zusammen, so dass
nach OOG um 12 UTC schon keine Warnwürdigkeit mehr besteht. Dabei steigt der
Druck über Süddeutschland besonders stark an.
Die bisherige Höhenwarmfront ist nun in eine Bodenwarmfront überführt worden,
die um 12 UTC etwa den äußersten Norden erreicht. Sie führt in ein Randtief, das
um 00 UTC am Ostausgang des Ärmelkanals liegt. Dessen Kaltfront greift im
Tagesverlauf langsam mit gelegentlichem Regen auf den Westen Deutschlands über.
Der Regen verlagert sich mittags und nachmittags nach Norden und im Westen nimmt
die Bewölkung hinter der Kaltfront deutlich ab.

Während MOS-MIX im Norden noch vielfach einstellige Höchsttemperaturen
prognostiziert, sind etwa südlich einer Linie Emsland-Vogtland verbreitet Maxima
über 15 Grad zu erwarten. MOS-MIX geht bis 21 Grad am Oberrhein; C-EU und ICON
bis 19 Grad im Süden.

Die Karte der 24stündigen Niederschläge für den Samstag zeigt - noch eindeutiger
als jene für den Freitag - die Föhnsituation in den Ostalpen: C-EU rechnet in
Friaul-Julisch-Venetien mit bis zu 252 mm Regen, am deutschen Alpenrand aber nur
mit etwas über 5 mm. Im Westen und Norden fallen im Zusammenhang mit der
Kaltfront bis maximal 4 mm. ICON-Nest bringt im Norden teils 5 bis 10 mm und im
Berchtesgadener Land (BGL) sogar bis 31 mm. GFS sieht im Nordwesten bis 9 mm, im
BGL bis 10 mm.

In der Nacht zu Sonntag ist wieder - unter dem schwachen Gradienten - vermehrt
mit Nebelbildung zu rechnen. Frost ist nicht zu erwarten.


Sonntag ... zieht bis 12 UTC die schwache Trogformation nordostwärts aus
Deutschland heraus; es folgt ein schwacher Rücken. Im Westen und Nordwesten
intensiviert siech die südsüdwestliche Höhenströmung wieder.

In der ersten Tageshälfte nimmt die Bewölkung von Westen her wieder zu, es
bleibt aber weitgehend trocken.



Modellvergleich und -einschätzung
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Kurzfristig unterscheiden sich die Modelle nicht gravierend voneinander.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Burkhard Kirsch.