DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-11-2022 08:30
SXEU31 DWAV 300800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 30.11.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Mittelding zwischen HFz und HNFz (Hoch Fennoskandien bzw. Hoch Nordmeer
Fennoskandien zyklonal)

Ruhiger, meist grauer und trüber Monatswechsel. Am Freitag in der Mitte und im
Süden etwas Schneefall. Langsam zurückgehende Temperatur.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... tut sich am letzten Tag des meteorologischen Herbstes weiterhin
wenig bis nichts an der Großwetterlage. Okay, west-südwestlich von Island pumpt
sich ein mächtiges Sturmtief auf, als gäbe es kein Morgen mehr. Sein Einfluss
ist aber marginal, was man auch daran sieht, dass es bisher keinen Namen von
BWK/FU-Berlin verliehen bekommen hat. Bei uns herrscht dagegen
strömungstechnische Flaute. Beim Geopotenzial sehen wir über Deutschland einen
Sattelpunkt, der einen mit mehreren Drehzentren gespickten Höhentrog (reicht vom
Europäischen Nordmeer bis hinunter zum zentralen Mittelmeer) von einem Rücken im
Westen (naher Atlantik) und einem bis nach Ostdeutschland gerichteten Keil
(ausgehend von einem blockierenden Rücken über Ost- und Nordosteuropa) trennt.
Viel tut sich nicht an dieser eingefahrenen Konstellation und auch im
Bodendruckfeld ist wenig Veränderung erkennbar. Zwar hat sich die bis gestern
noch über Deutschland platzierte Tiefdruckrinne aufgefüllt, so dass sich von
Nordosten her ein Keil des kräftigen Hochs ERIK (etwas über 1045 hPa) über
Westrussland zu uns vorschieben konnte. Die Luftmasse ist aber gleichgeblieben,
sprich, vor allem im unteren Teil der Troposphäre weitgehend gesättigt und
entsprechend wolkenreich, was in der vergangenen Nacht von wenigen Ausnahmen
abgesehen einmal mehr Frost verhindert hat.

Vor diesem Hintergrund ist das Wetter des heutigen Tages rasch erzählt. Meist
bleibt die Wolkendecke geschlossen und in der Westhälfte sowie im Norden fällt
mitunter etwas Regen oder Nieselregen. Vor allem im Bergland bleibt es durch
aufliegende Wolken z.T. den ganzen Tag neblig-trüb. Die Chancen für
Auflockerungen oder Aufhellungen sind eher gering. Wenn sich diesbezüglich was
tut, dann am ehesten an Nordrand des Erzgebirges bis nach Südbrandenburg
(leichte Leeeffekte; jetzt schon offen) sowie am Alpenrand. Entsprechend der
Wind- und Bewölkungsverhältnisse (meist nur schwacher östlicher Wind) bekommt
die Temperatur kaum Tagesgang. Liegen die Startwerte heute früh etwa zwischen 0
und 7°C, sind es kurz nach Mittag 2 bis 9°C mit den Maxima im Südwesten.

In der Nacht zum Donnerstag besteht im Wesentlichen Erhaltungsneigung. Der
Norden wird zwar von einem kleinen Höhentief über Jütland tangiert, für große
Aufregung dürfte das aber nicht sorgen. Weiterhin fällt ebenso wie gebietsweise
im Westen etwas Regen oder Nieselregen, wobei sich im Nordosten sogar ein
Flocken untermischen können. Ansonsten heißt es nach wie vor stark bewölkt bis
bedeckt, im Bergland auch neblig. Einige Modelle signalisieren von Osten her ein
paar Auflockerungen, die im Fall der Fälle aber für die Bildung von Nebel
genutzt werden dürften. Außerdem würde dann die Temperatur rasch in den leichten
Frostbereich sinken. Im Übrigen beschränkt sich Frost im Wesentlichen auf das
ost- und südliche Bergland sowie den Alpenrand.

Donnerstag... rutscht der Sattelpunkt des Potenzialgefüges etwas nach Süden, was
an der Gesamtkonstitution aber wenig bis nichts ändert. Von daher startet der
meteorologische Winter bei uns so was von trist, trüb und unspektakulär, dass
der Verfasser an dieser Stelle am liebsten aufhören würde, die Wetterlage weiter
zu beschreiben. Aber nun, die Pflicht fördert dann doch noch ein paar Gedanken
an die Oberfläche, die der Öffentlichkeit nicht vorenthalten werden sollen. Dazu
gehört, dass sich der Bodenkeil noch etwas weiter gen Westen bis über die
Biskaya hinaus ausweitet. Die Divergenzachse verbleibt nördlich von uns, was den
Fortbestand der überwiegend schwachen östlichen Strömung zur Folge hat. Diese
reicht weiterhin nicht aus, die feuchte Grundschicht substanziell
durchzuquirlen, so dass auch morgen eine weitgehend geschlossene Wolkendecke mit
neblig-trüber Komponente insbesondere im Bergland Trumpf ist. Gebietsweise
nieselt oder schneegrieselt es noch etwas, wenn auch weniger als heute.
Aufhellungen oder -lockerungen sind am ehesten am Alpenrand sowie im Bereich der
ostbayerischen Mittelgebirge zu erwarten. Bedingt durch die Alterung der
Luftmasse sowie die permanente Ostanströmung geht die Temperatur leicht zurück
auf Höchstwerte zwischen 0 und 7°C.

In der Nacht zum Freitag rutscht das o.e. kleine Höhentief ein wenig nach Süden
und induziert dabei in der Mitte des Landes etwas Hebung. Manche, nicht alle
Modelle reagieren darauf mit einer leicht erhöhten Niederschlagsaktivität in der
östlichen Mitte, wobei sowohl Regen/Nieselregen als auch Schnee/Schneegriesel
möglich sind. Die Prognosesoundings zeigen eine Quasi-Isothermie im unteren
Troposphärenbereich um den Gefrierpunkt herum, so dass die
Niederschlagsintensität mitausschlaggebend für die Phase sein dürfte.
Akkumuliert über 12 h werden maximal und lokal 5 l/m² angeboten, wobei hier noch
nicht das letzte Wort gesprochen ist.

Für den großen Rest des Vorhersageraums lautet die Devise weiterhin viele
Wolken, im Bergland vielfach neblig, hier und da noch etwas Nieselregen oder
Schneegriesel. Durch das Einsickern kälterer Luft sollen sich nach MOS und DMO
vor allem im Osten und Norden die Flächen mit Tiefstwerten um oder unter 0°C
vergrößern. Aufgrund der überwiegend geschlossenen Wolkendecke ist aber von
einem leicht negativen Bias der Temperaturprognose auszugehen.

Freitag... verlagert sich das kleine Höhentief mehr und mehr gen Westen, wobei
es sich allmählich auffüllt. Allerdings verbleiben wir unter einer Art
Potenzialrinne, die ein Höhentief südlich der Alpen mit einem weiteren über
Skandinavien verbindet. Dabei werden im Südosten und in der Mitte vornehmlich
WLA-bedingt leichte Niederschläge generiert, die z.T. bis ganz unten als Schnee
fallen. Wie viel davon letztlich liegenbleibt, hängt u.a. von der Intensität ab,
die mit bis zu 5 l/m² innert 12 h nicht überbordend ausgeprägt ist. Immerhin,
nachdem am Donnerstag noch arg gestottert wurde, gibt sich die Atmosphäre am
Freitag zumindest Mühe, ein paar winterliche Komponenten bei uns zu
installieren. Dazu könnte auch gehören, dass die Schauer an der Ostsee zumindest
teilweise in die feste Phase übergehen (T850 sinkt auf -5°C oder darunter),
wobei damit tendenziell wohl aber erst in der Nacht zum Samstag zu rechnen ist.


Im Übrigen wird auch der Freitag ein wolkenreicher und trüber Tag ohne
nennenswerte Sonnenimpulse. Wenn diesbezüglich was geht, dann am ehesten an den
Alpen. Zwar nimmt der Ost-Nordostwind durch den geringfügig zunehmenden
Gradienten etwas zu, für Warnungen wird es selbst an der Küste sehr
wahrscheinlich nicht reichen. Temperaturmäßig landen wir nur noch zwischen 0 und
5°C. Im Bergland stellt sich allgemein leichter Dauerfrost ein.

In der Nacht zum Freitag kommt es in der Mitte und im Süden zu weiteren leichten
Niederschlägen, meist als Schnee. Schauer auch an der Küste, teils Regen, teils
Schnee. Ansonsten bleibt es weiterhin stark bewölkt bis bedeckt oder neblig. Die
Temperatur geht weiter zurück, so dass verbreitet leichter Frost auftreten soll
(inkl. Glätte, je nach Vorgeschichte). Aber nochmal, ob der Frost tatsächlich so
verbreitet auftritt wie von der Numerik simuliert, muss angesichts der
überwiegend geschlossenen Bewölkung in Frage gestellt werden, auch wenn von
Osten her die KLA sicherlich weitere Fortschritte macht.

Modellvergleich und -einschätzung
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Hinsichtlich der genauen Niederschlagsentwicklung ab der Nacht zum Freitag ist
noch nicht das letzte Wort gesprochen. Das betrifft sowohl die Intensität als
auch die räumliche Verteilung und mithin auch die Phase. Für ein bisschen Winter
wird es aber schon reichen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann