DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

28-11-2022 09:01
SXEU31 DWAV 280800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 28.11.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL HFz
Oft graues Wetter, bei allmählich sinkenden Temperaturen. Dabei voraussichtlich
keine markanten Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... befindet sich Deutschland knapp vorderseitig eines stark
amplifizierten Höhentroges, dessen Achse von den Britischen Inseln bis ins
westliche Mittelmeer. Knapp vorderseitig erstreckt sich eine meridional
orientierte Tiefdruckrinne, die von Island bis ins westliche Deutschland reicht.
Darin eingelagert ist eine Okklusionsfront. Diese Front kann man eher als
Frontalzone bezeichnen, die begleitet ist von einem breiten Feuchtefeld (z.B.
700 hPa).

Im Radarbild lassen sich zahlreiche, meist schwache Echos über Deutschland
finden. Nicht überall erreicht der Niederschlag tatsächlich auch den Boden.
Gerade nach Osten und Süden zeigen die 06 UTC Aufstieg eine ziemlich trockene
untere und mittlere Troposphäre. Darüber schließt sich oberhalb einer Inversion
ab etwa 700 hPa ein gesättigter Bereich bis zur Tropopause an. Man kann schön
sehen, dass der unteren Tropopausenbereich entkoppelt ist und Eigenschaften vom
Wochenendwetter mit der trockenen und bodennah unterkühlten Luftmasse aufweist.
Darüber lassen sich dann klassische Aufgleitprozesse durch die vom Atlantik
vorstoßenden Luftmassen erkennen.

Infolge der trockenen Bereiche im unteren Bereich der Troposphäre kommt der sich
bildende Niederschlag in aller Regel nicht bis unten an. Anders schaut es im
Westen und Nordwesten aus. Dort findet man durchgesättigte Profile (z.B. Meppen
05 UTC). Dort fällt entsprechend Niederschlag. Im weiteren Tagesverlauf ist
davon auszugehen, dass die trockenen Bereiche auch weiter nach Osten zunehmend
abgebaut werden und sich der Niederschlag zum Nachmittag auch bis zur Mitte und
im Süden ausweitert. Insgesamt bleiben die Niederschlagsmengen überschaubar. Die
höchsten Mengen werden im Westen und Nordwesten erwartet.

Die Frontalzone kommt in der weiteren Folge auch kaum noch ostwärts voran,
sondern läuft sich gegen das Hochdruckbollwerk eines riesigen kontinentalen
Hochdruckgebiets fest. Dieses erstreckt sich von Asien bis nach Nord und
Osteuropa.

Warnrelevanz besteht im Tagesverlauf kaum. Zwischen dem Tiefdruckkomplex bei den
Britischen Inseln und dem kräftigen Hoch über Nordeuropa kann sich ein stärkerer
Gradient aufbauen, der vor allem über dem Nordosten und Norden einen lebhaften
Süd- bis Südostwind zur Folge hat. Da es sich aber zumeist um ablandigen Wind
handelt, ist abgesehen von einzelnen Windböen an exponierten Küstenabschnitten
keine größere Warnrelevanz zu erwarten. Zu erwähnen wäre noch der Böhmische
Wind, der vor allem im Osterzgebirge, im oberen Elbtal sowie in Teilen der
Oberlausitz einzelne Windböen (Bft 7, um 55 km/h) zur Folge hat.

Im Westen und Südwesten werden ein letztes Mal bis 10 Grad erreicht, Im Südosten
und Osten werden nur noch 3 bis 7 Grad erwartet.

In der Nacht auf Dienstag spaltet sich ein eigenständiges Höhentief über
Frankreich ab und rutscht nach Süden in Richtung westliches Mittelmeer ab. Ein
ostwärtiges Vorankommen des Trogkomplexes findet kaum noch statt. Damit
verbleibt auch die Frontalzone mit seinen umfangreichen Feuchtefeldern über
Deutschland.

Die Niederschläge arbeiten sich über die Mitte langsam in Richtung Osten vor.
Ein stärkeres Niederschlagsfeld ist über dem Süden Deutschlands zu finden. Diese
Niederschlagsverstärkung ist mutmaßlich an das abtropfende Höhentief gekoppelt.
Die Warmluftblase die tagsüber leicht föhnig noch an den Alpen hängt (T850 >5
Grad), wird abgebaut und die Werte sinken in den negativen Bereich. Damit sinkt
auch die Schneefallgrenze auf etwa 1000 m. Damit kann in den Alpen ab etwa 1000
m Schnee fallen. Wobei die höchsten Mengen in der zweiten Nachthälfte bis
Dienstagvormittag fallen. Es muss mit 1 bis 5 cm Neuschnee gerechnet werden. Vom
Allgäu bis zum Werdenfelser Land vereinzelt staubedingt auch bis 10 cm in 12 h
bis Dienstagvormittag.

Der Wind an den Küsten lässt wieder nach. Auch dies hängt mit dem abtropfenden
Höhentief zusammen. Damit schwächt sich auch das Bodentief ab und in der Folge
der Luftdruckgradient. Auch der Böhmische Wind sinkt unterhalb der Warnschwelle.


Relevant für Warnungen ist zum einen der Nebel. Diese wird von den verschiedenen
Vorhersageverfahren (z.B. WarnMos) vor allem in den westlichen Landesteilen und
vereinzelt im Süden prognostiziert.

Eine zweite Möglichkeit sind Frost und Glätte. Durch den bedeckten Himmel sinken
die Tiefstwerte am ehesten in den ost- und südostdeutschen Mittelgebirgen sowie
in den Alpen in den Frostbereich. Dort besteht dann mit den aufkommenden
Niederschlägen lokal die Möglichkeit von gefrierenden Niederschlägen
(vornehmlich Bayerischer Wald oder etwas abgesetzt an den Alpen (siehe EZ).
Metro macht allerdings kaum negative Beläge. Insgesamt muss diese Option einfach
im Nowcasting gemonitort werden.


Dienstag... ist das Höhentief bis ins westliche Mittelmeer abgerutscht. Die
hochreichenden Feuchtefelder verbleiben über Deutschland - die Lage ist
festgefahren. Bei dichter Bewölkung fällt gebietsweise etwas Regen, in den Alpen
ab etwa 1000 m auch noch etwas Schnee. Die Mengen werden aber im Tagesverlauf
weniger.

Im Westen und Nordwesten sowie allgemein im höheren Bergland gibt es ganztags
schlechte Sichten, teils auch im warnwürdigen Bereich.

Sonst verläuft der Tag weitgehend warnfrei. Selbst an den Küsten dürften keine
warnwürdigen Böen mehr auftreten, da das Hoch über Nordeuropa seinen Einfluss
weiter in Richtung Nordmeer austreckt und das Bodentief sich weitgehend
aufgelöst hat. Entsprechend nimmt auch der Gradient weiter ab.
Viel mehr Spannendes bietet der Dienstag eigentlich nicht. Das Temperaturniveau
sinkt im Vergleich zum Vortag auf allgemein 3 bis 9 Grad, mit den niedrigsten
Werten im Nordosten und Südosten des Landes.

In der Nacht auf Mittwoch ändert sich nichts an der festgefahrenen
Großwetterlage. Die Nebelfelder weiten sich wieder aus. Besonders betroffen sind
der Westen und die Mitte des Landes, sowie der Süden. Warnwürdige Sichten sind
vornehmlich in den mittleren und höheren Lagen des Berglandes zu erwarten.

Gebietsweise fällt etwas Regen, vornehmlich vom Südwesten über die Mitte bis
nach Schleswig-Holstein. Größere Mengen fallen allgemein nicht.

Frost ist vornehmlich in den östlichen, und südöstlichen Mittelgebirgen sowie an
den Alpen zu erwarten. Auch an der Grenze zu Polen kann es mit einzelnen
Auflockerungen für Werte um den Gefrierpunkt und Frost in Bodennähe reichen.
Vereinzelt kann es in den Frostgebieten geringe Glätte durch Überfrieren, bei
Auflockerungen auch durch Reif geben. In höheren Lagen der Mittelgebirge ist bei
Nebelbildung Glätte durch gefrierende Nebelnässe möglich.


Mittwoch... erstreckt sich die Achse des sich abschwächenden Höhentiefkomplexes
vom Nordmeer bis ins zentraler Mittelmeer. Dabei lassen sich zwei eigenständige
Höhentiefs finden, die sich kaum am Boden widerspiegeln (Kaltlufttropfen). Eines
liegt über Nordostitalien und der Schweiz, ein zweites über der Nordsee.

Allgemein verläuft der Mittwoch in vielen Teilen des Landes grau, teils neblig
trüb mit gelegentlichen leichten Niederschlägen. Im höheren Bergland bleiben die
Sichten teils warnwürdig mit Sichtweiten unter 150 m.

Mit der Nähe zum Kaltlufttropfen über der Nordsee kann über Teilen des Nordens
etwas mehr Niederschlag fallen. In den Advektionsfeldern erkennt man
vorderseitige des KLT Warmluftadvektion mit der Folge von
Aufgleitniederschlägen.

Die größten Chancen auf etwas Sonne gibt es in Ostsachsen. Mit einer südlichen
Windkomponente kann es leebedingt Auflockerungen geben, die sich von Ostsachsen
bis zur Niederlausitz erstrecken. Auch in höheren Lagen der Alpen kann sich
zeitweise Sonne zeigen. Sonst bleibt es wohl vielerorts ganztags grau, wobei das
Temperaturniveau weiter sinkt und zwischen 2 und 8 Grad liegt.

In der Nacht auf Donnerstag bleibt die Grundkonstellation erhalten. Das
Höhentief von der Nordsee verbindet sich mit demjenigen über Norditalien und
rutscht etwas nach Süden. Damit verstärkt sich die östliche Komponente in
unteren und mittleren Troposphärenniveaus. Damit wird auch ein wenig trockenere
Luft herangeführt. Gebietsweise kann es vom Osten bis zur Mitte ein paar
Auflockerungen geben. Häufig dominieren aber die dichten Wolken und gelegentlich
fällt noch geringer Niederschlag.

In höheren Mittelgebirgslagen bleibt es bei schlechten Sichten, wobei die
Hochnebeluntergrenze etwas ansteigt. Die Regionen mit Frost weiten sich vom
Osten und Südosten bis in die mittleren Landesteile aus. Vereinzelt ist Glätte
durch Überfrieren nicht ausgeschlossen.

Der Wind legt ein wenig zu, sodass es vornehmlich über der Nordsee Windböen aus
Ost geben kann.

Modellvergleich und -einschätzung
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Es lassen sich keine Unterschiede in der Entwicklung der Großwetterlage im
Kurzfristbereich finden. Die genaue Lage der zeit- und gebietsweise austretenden
Niederschläge wird in den Modellen noch mit gewissen Unterschieden
prognostiziert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer