DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-10-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 13.10.2016 um 10.30 UTC



Anfangs freundlich und mild, ab Dienstag Temperaturrückgang und wieder
unbeständig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 20.10.2016


Am Sonntag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach dem EZMW-IFS
Deutschland im Bereich einer schwachen Strömung. In der Höhe ist ein Keil
wetterwirksam, der zwischen umfangreichen Trögen über Russland und den
Britischen Inseln liegt. Unter letzterem liegt auch ein Tief, während ein Hoch
über Nordwestrussland liegt. Dabei liegt Deutschland im Bereich eines breiten
Warmsektors, wobei die Bewölkung der zugehörigen Warmfront im Tagesverlauf nach
Polen abzieht. Ansonsten ist es bei durchschnittlichem Temperaturniveau nach
Nebelauflösung freundlich.
Am Montag kommt der westliche Trog allmählich ostwärts voran und die vorlaufende
Kaltfront erreicht am Nachmittag den Westen Deutschlands. Zuvor verstärkt sich
von Süden noch einmal die Warmluftzufuhr, was aber auch hohe Bewölkung zur Folge
hat. Abgesehen davon ist das Montagswetter noch einmal freundlich.
In der Nacht zum Dienstag und am Dienstag überquert die Kaltfront mit
Regenfällen Deutschland ostwärts. Die Trogachse erreicht unser Land. Auf dem
nahen Atlantik baut sich ein kräftiges Hoch auf, so dass mit nordwestlicher
Strömung kühlere Atlantikluft einfließt. In dieser kommt es, auch unter Einfluss
des Troges, zu Schauern.
Am Mittwoch tropft aus dem Trog ein Höhentief ab, das zum Abend zentral über
Deutschland liegt. Bodennah bildet sich ein Tief über Dänemark, an dessen
westlicher Flanke der Nordwestwind über dem Nordwesten Deutschlands deutlich
auflebt. In allen Schichten geht das Temperaturniveau zurück, zudem labilisiert
sich die Atmosphäre durch das Höhentief deutlich.
Am Donnerstag zieht das Höhentief ostwärts ab, am Rande des von Westen
heranrückenden Hochs liegen wird dann in einer nördlichen Strömung, mit der auch
viel Feuchte zu uns gelangt. Auch wenn die Labilität wieder abnimmt bleibt es
sehr unbeständig.
Im weiteren Verlauf weitet sich das Hoch im Westen nordostwärts aus und
verbindet sich wieder mit unserem altbekannten Hoch "Peter" über Russland, so
dass Deutschland wieder in eine nordöstliche Strömung gerät. Dabei verlagert
sich das Höhentief langsam südwärts, beeinflusst Deutschland aber weiterhin.
Letztendlich stellt sich wieder die altbekannte HNFz-Lage ein. Die Temperatur
geht bei dieser Lage eher noch weiter zurück und die Frostgefahr nimmt wieder
zu.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufs und der beiden Vorläufe ist bis
kommenden Mittwoch gut. Anschließend zeigt der jüngere Lauf ein etwas stärker
nordwärts ausgreifendes Hoch, so dass die Strömung nicht - wie gestern - eher
nordwestlich geprägt ist, sondern nordöstlich. Somit geht die Tendenz auch zu
niedrigeren Temperaturen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die vorliegenden Globalmodelle zeigen alle eine ähnliche Entwicklung. Auch in
der erweiterten Mittelfrist sind die Muster die gleichen: Es stellt sich wieder
eine High-over-Low Lage ein. Allerdings ist die zonale Achse des höchsten
Druckes unterschiedlich simuliert. EZMW und GEM sehen diese auch noch am
nächsten Wochenende über Südskandinavien, so dass Deutschland unter Zufuhr
kalter Luft im Bereich des Höhentiefs verbleibt. Bei GFS verlagert sich dagegen
das Hoch gen Mitteleuropa und das Höhentief zieht zum Mittelmeer ab, so dass
eine richtige Hochdrucklage entsteht. Allerdings dürfte sich dabei abgesehen von
den Bergen auch kaum eine Erwärmung einstellen und die
(Dauer-)Nebelwahrscheinlichkeit dürfte gebietsweise hoch sein.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EZMW-EPS verteilt sich im Mittelfristzeitraum (t+120 bis t+168 h; Dienstag
bis Donnerstag) auf 3 Cluster. C1 und C2 (insgesamt 46 Mitglieder, incl.
Kontrolllauf und Hauptlauf) ähneln sich sehr und spiegeln den Hauptlauf wider.
C3 (nur 5 Mitglieder) zeigt das Abtropfen des Troges etwas früher und
westlicher, also im Bereich Frankreich. Blickt man in die erweiterte
Mittelfrist, dominieren Hochdrucklagen und östliche Lagen, letztere zum Teil
zyklonal geprägt. Alle 5 Cluster zeigen Lagen mit meridionaler Prägung.
Die Rauchfahnen des EZMW-EPS zeigen bis kommenden Montag nur sehr geringen
Spread. In der zweiten Hälfte der kommenden Woche und am folgenden Wochenende
liegt deutschlandweit der Schwerpunkt der Läufe bei niedrigen Temperaturen, auch
das Potenzial ist überwiegend tief vorhergesagt. Richtung Norden tendiert aber
der Hauptlauf zu höherem Potenzial. In allen Regionen tauchen
Niederschlagssignale auf. Sehr viel spricht also dafür, dass wir wieder eine
feuchtkühle Lage bekommen. Die Prognosen der Windrichtung sind aber
uneinheitlich, es sind also nicht nur östliche Lagen prognostiziert.
Die GFS-Ensembles zeigen eins sehr ähnliches Verhalten. Diese bringen erhöhte
Niederschlagswahrscheinlichkeiten für die zweite Hälfte der kommenden Woche.
Allerdings zeigen sie nach dem Temperaturrückgang am Mittwoch einen baldigen
leichten Wiederanstieg, der beim EZMW so nicht zu finden ist.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt im Mittelfristzeitraum keine Signale. Ab kommenden Dienstag sollte
angesichts der prognostizierten Lage zunächst an der Nordsee die
Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen wieder etwas ansteigen. Am Mittwoch
dürfte die Gefahr von Sturmböen an der Nordsee, im Nordwesten und im höheren
Bergland generell erhöht sein. Allerdings lassen sich derzeit in den
Ensemble-Produkten nur marginale Signale dazu finden. Des Weiteren steigt ab
kommenden Dienstag auch wieder die Niederschlagsneigung, allerdings gibt es
ebenso keine Signale für warnwürdige Niederschlagsmengen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann