DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-11-2022 08:01
SXEU31 DWAV 260800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 26.11.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HF z. Hochdruckrandlage. Sonntagfrüh und am Vormittag über der offenen Nordsee,
an der Nordfriesischen Küste sowie in exponierten Berglagen (Brocken, Nordeifel)
einzelne stürmische Böen Bft 8. Danach bis einschließlich Montag in der
Oberlausitz einzelne stürmische Böen. Sonst sehr wahrscheinlich keine markanten
Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Deutschland an der Westflanke eines schwachen, von Skandinavien
bis in den Ostalpenraum reichenden Troges. Von Westen folgt ein Höhenkeil, so
dass sich über Mitteleuropa eine nördliche Strömung ergibt. Staubedingt können
hierdurch in und unmittelbar an den Alpen noch ein paar Zentimeter Schnee
fallen. Auch im Osten sind, bedingt durch die Nähe zum Trog, einige Schauer zu
erwarten, die in den östlichen Mittelgebirgen oberhalb etwa 800 m als Schnee
fallen. Im späteren Tagesverlauf sollten sowohl dort als auch an den Alpen die
Niederschläge nachlassen. Vielmehr übernimmt dann ein Bodenhoch die Regie, das
sich von Frankreich her Deutschland ausweitet. Mit der Folge, dass das
Wettergeschehen zusehends durch Grundschichtprozesse geprägt wird. Der im
Nordwesten und Westen Deutschlands bereits vorhandene Nebel und Hochnebel wird
sich daher nur sehr zögernd auflösen. Im Tagesverlauf sollten sich dort sowie im
Südwesten Auflockerungen durchsetzen. Deutschlandweit sind
Tageshöchsttemperaturen zwischen 5 und 10 Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Sonntag greift der Keil mit seiner Achse auf den Westen
Deutschlands über. Dessen Achse wird von Warmluftadvektion überlaufen, was im
Nordwesten und Westen bereits hohe und mittelhohe Bewölkung aufziehen lässt. Der
nachfolgende Trog liegt zwar noch über dem nahen Ostatlantik, allerdings läuft
ein kurzwelliger Anteil über Schottland hinweg in die nördliche Nordsee ab.
Diesem ist ein okkludierendes Frontensystem vorgelagert, das schleifend bis in
die westliche Nordsee vordringt. Vorderseitiger Druckfall lässt im Nordwesten
und Westen den Gradienten etwas zunehmen, so dass in exponierten Berglagen
(Nordeifel, Brocken) sowie über der offenen Nordsee und vielleicht auch auf den
Nordfriesischen Inseln Wind- und stürmische Böen bis Bft 8 aufkommen können.
Nebel sollte in diesen Gebieten nicht mehr auftreten.
Ansonsten hält sich antizyklonaler Einfluss, wobei sich der Schwerpunkt des
Bodenhochs ein wenig nach Osten verschiebt. Im Osten und Süden entsteht daher
erneut Nebel oder noch vorhandene Nebel- oder Hochnebelfelder verdichten sich.
Im östlichen Bergland sowie gebietsweise auch im Süden ist leichter Frost zu
erwarten, in Nebelgebieten ist dabei Glätte nicht auszuschließen.

Sonntag... verlagert sich die Achse des Höhenkeils unter Verkürzung der
Wellenlänge allmählich in die Mitte Deutschlands. Das o.g. Frontensystem läuft
gegen den Keil an und verbleibt schleifend über der Nordsee. In der ersten
Tageshälfte ergibt sich in Bezug auf die Windentwicklung noch keine Änderung.
Danach wird der Gradient im Nordwesten und Westen ein wenig auseinandergezogen,
wodurch die Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen über der offenen Nordsee
sowie in exponierten Berglagen bis zum Abend geringer wird. Bis dahin verlagert
sich das nach wie vor wetterbestimmende Bodenhoch unter Abschwächung in den
Karpatenraum, wodurch dann auch im Osten eine leichte Gradientzunahme erfolgt.
Dies sollte, abgesehen vielleicht von einigen ungünstigen Lagen im Südosten,
besonders in Niederbayern, eine weitgehende Auflösung von Nebel und Hochnebel
bewirken. Allerdings sind dann auch in exponierten Kamm- und Gipfellagen der
zentralen Mittelgebirge sowie in der Oberlausitz bis etwa zum Elbtal
warnrelevante Böen (in Ostsachsen mit geringer Wahrscheinlichkeit auch
stürmische Böen) vorstellbar.
Während im Nordwesten und Westen, bedingt durch das über der Nordsee schleifende
Frontensystem, nur wenige Wolkenlücken zustande kommen und von der Nordsee im
Tagesverlauf auf den Nordwesten und Westen Deutschlands auch leichte
Niederschläge aufkommen, sind ansonsten, bedingt durch Absinken im Randbereich
des abziehenden Hochs, größere Auflockerungen und im Lee der östlichen
Mittelgebirge sowie an den Alpen sonnige Abschnitte zu erwarten. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen 5 bis 9, im Südosten bei zähem Nebel nur 0 bis
3 Grad.

In der Nacht zum Montag erreicht die Achse des Keils den Osten Deutschlands. Der
nachfolgende Trog erfasst die Britischen Inseln und Westfrankreich, wodurch sich
das vorgelagerte, nach wie vor wellende Frontensystem dem Westen Deutschlands
nähert. Die Niederschläge, die mit diesem Frontenzug in Verbindung stehen,
beschränken sich weitgehend auf den Nordwesten Deutschlands. Dort bringt
Warmluftadvektion noch etwas Hebung zustande. Ansonsten wird die
Wetterwirksamkeit der Front durch ostwärts übergreifende Kaltluftadvektion
abgeschwächt. Zudem fächert in weiten Teilen Deutschlands der Gradient auf, so
dass kaum noch warnrelevante Böen auftreten. Da im Osten noch das über dem
Karpatenraum liegende Bodenhoch dagegenhält, ist dann der kräftigste Gradient
zwischen der Ostseeküste und den östlichen Mittelgebirgen zu finden. Daher
können in Ostsachsen, bedingt durch "Böhmischen Wind", weiterhin Wind- und
einzelne stürmische Böen auftreten. Mit abnehmender Wahrscheinlichkeit ist dies
auch in exponierten Kamm- und Gipfellagen der nördlichen und zentralen
Mittelgebirge noch der Fall. Leichter Frost sollte auf die östlichen
Mittelgebirge sowie die alpennahen Gebiete beschränkt bleiben. Südlich der
Mittelgebirgsschwelle ist es weiterhin relativ gradientschwach, daher können
sich erneut Nebelfelder bilden oder noch vorhandene Nebel- und Hochnebelfelder
verdichten.

Montag... verschiebt sich das Zirkulationsmuster unter Verkürzung der
Wellenlänge ein wenig nach Osten, so dass von dem einst kräftigen Höhenkeil
nicht mehr viel übrigbleibt. Demzufolge greift das Frontensystem auf den
Nordwesten und Westen Deutschlands mit meist geringen Niederschlägen über, wobei
ein kräftiges Hoch über Osteuropa weiterhin blockierend wirkt. Dies verringert
die Wetterwirksamkeit der Front; selbst in Staulagen der Mittelgebirge sind kaum
mehr als 5 mm Niederschlag zu erwarten.
Nach Osten hin macht sich zusehends der Einfluss des über Westrussland liegenden
und dort verstärkenden Hochs bemerkbar. Dort bleibt nach wie vor der kräftige
Gradient bestehen, so dass sich in Bezug auf die Windsituation in Ostsachsen
keine Änderung ergibt. Dort kommen am ehesten ein paar Wolkenlücken zustande,
wogegen sich sonst meist mehrschichtige und weitgehend geschlossene Bewölkung
hält.
Während sich im Osten und Südosten eine südöstliche bodennahe Windkomponente
bemerkbar macht und die Temperaturen nur noch auf 2 bis 5 Grad steigen lässt,
sind sonst Temperaturmaxima zwischen 5 und 9 Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Dienstag tropft der über Westeuropa liegende Trog aus. Das
resultierende Höhentief verlagert sich über Ostfrankreich hinweg südwärts. Im
Bodendruckfeld ergibt sich dann eine schwachgradientige Lage, ohne dass eine
ausgeprägte Tiefdruckrinne zustande kommt. Dabei wird dann auch im Osten der
Gradient auseinandergezogen, so dass selbst im Lausitzer Bergland keine
warnrelevanten Böen mehr auftreten sollten. Absinken lässt im Nordosten den
Himmel aufklaren, so dass dort (und auch in den Hochlagen der östlichen
Mittelgebirge) leichter Frost am wahrscheinlichsten ist.
Etwas Hebung zeichnet sich daher über Süddeutschland ab, wodurch dort der meiste
Niederschlag (wenn man das mal so nennen kann) fällt. Aber auch im Nordwesten
und über den nördlichen und zentralen Mittelgebirgen können ein paar Millimeter
Niederschlag fallen. Sowohl dort als auch in Alpennähe kommen selbst in
Staulagen nur maximal 10 mm Niederschlag zusammen. Dabei dürften in und an den
Alpen oberhalb von etwa 1000 m die Niederschläge in Schnee übergehen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten. Erst in der Nacht zum Dienstag wird der über Frankreich
erfolgende Austropfprozess leicht unterschiedlich simuliert. Auf die
Finalprognose sollte dies jedoch keinen Einfluss haben.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann