DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-11-2022 07:30
SXEU31 DWAV 240800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 24.11.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Leicht wechselhaft. Alpen etwas Neuschnee. Nächte gebietsweise dichter Nebel und
besonders im Süden nachts teils leichter Frost und regional Glätte.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... etabliert sich über Osteuropa ein quasi-stationärer Wellenzug,
dessen westlicher Trog sich längerfristig über Polen und dem Baltikum einnistet.
Derweilen entwickeln sich über dem Nordatlantik mehrere kräftige
Tiefdruckgebiete, die wiederholt Fronten nach Mitteleuropa drücken. Diese
Fronten passieren Deutschland jedoch nur stark abgeschwächt von West nach Ost
und lösen sich über dem Osten Deutschlands teils auch auf.

So auch am heutigen Tag, dem Beginn der Kurzfrist. Eine recht wetterinaktive
Okklusion vom isländischen Tief WISGARD liegt eingangs des Tages über dem Osten
Deutschlands, wobei sich dessen immer weiter abschwächendes Regenband aktuell
(07Z) in etwa auf einer Linie Rostock - Chemnitz befindet. Die Front kommt kaum
ostwärts voran, zumal präfrontal der Wind (peripher einer kräftigen Antizyklone
über Skandinavien) erneut auf südöstliche Richtung gedreht hat. Die Front sollte
mit etwas Nass noch Berlin passieren, bevor sie sich am Nachmittag irgendwo
zwischen Berlin und Oder dann auflöst. Somit fällt der Tag im Osten Deutschlands
insgesamt eher bedeckt und trüb aus. Anfangs kann im Umfeld der Front sogar noch
etwas Glätte nicht ausgeschlossen werden, liegen die Frühwerte in Brandenburg
doch teils im leichten Frostbereich. Entsprechende Warnungen wurden ausgegeben.
Dank der effektiven Auskühlung konnten sich im Nordosten zudem teils dichte
Nebelfelder ausbilden, die sich im Vormittagsverlauf allmählich auflösen.

Im übrigen Deutschland sieht das Wetter zunächst nicht viel besser aus, dank
einer thermischen Trogpassage von West nach Ost. Diese initiiert zahlreiche
Schauer, die sich im Umfeld der Trogachse gebietsweise zu einem kleinen
Niederschlagsgebiet verclustert haben. Somit fällt vor allem südlich der
zentralen Mittelgebirge heute tagsüber zeitweise Regen, der sich im Tagesverlauf
immer weiter nach Bayern verlagert. Die Schneefallgrenze liegt dabei entlang der
Alpen und des Bayerischen Waldes bei rund 1000 m, sodass darüber einige
Zentimeter Neuschnee zu erwarten sind (mit Schwerpunkten im Allgäu und im
Berchtesgadener Land mit 12-std. Neuschneemengen von 5 bis 10 cm, in Staulagen
etwas mehr). Auch hier sind entsprechende Warnungen bereits gültig.
Im Tagesverlauf sorgt ein sich von Frankreich in Richtung Deutschland
aufwölbender Keil für eine durchgreifende Wetterberuhigung, sodass im
Nachmittagsverlauf im Westen kein Niederschlag mehr zu erwarten ist und die
dichte Bewölkung gebietsweise etwas auflockert.

Bleibt zum Schluss noch der Wind zu nennen, der besonders im Schwarzwald und auf
Alpengipfeln stark böig bis stürmisch aus Südwest weht, bevor der
Luftdruckgradient mit dem nahenden Keil im Tagesverlauf endgültig auffächert.
Ansonsten weht der Süd- bis Südwestwind eh meist nur schwach bis mäßig, im
Umfeld der Deutschen Bucht auch frisch.

Die Höchstwerte liegen meist zwischen 7 und 12 Grad, im Umfeld der Oder bei +3
oder +4 Grad.

In der Nacht zum Freitag erfolgt von Westen die Keilpassage, wobei es im
Absinkbereich der Keilachse vielerorts aufklart. Einzig im Nordosten dominiert
hochnebelartige Bewölkung und nach Mitternacht verdichtet sich auch im Westen
die Bewölkung im Zuge einer neuen, teilokkludierten Frontannäherung. Deren
Niederschläge erfassen bis zum Morgen einen Streifen vom Niederrhein bis nach
Ostfriesland. Der meist nur schwache Südwind frischt ausgangs der Nacht im
gesamten Nordwesten etwas auf und weht über der Deutschen Bucht (ablandig)
zeitweise stark böig, auf Helgoland auch stürmisch.
Ansonsten dominiert Grenzschichtdynamik mit teils ausgedehnten und dichten
Nebelfeldern bei Tiefstwerten von 6 oder 7 Grad im Nordwesten und sonst +3 bis
-3 Grad. Die kältesten Werte werden dabei südlich der Donau erwartet. In den
südlichen Frostgebieten sorgen Restnässe und rasches Aufklaren gebietsweise für
glatte Straßen, was auch für die exponierten Lagen der östlichen zentralen
Mittelgebirge gilt.

Freitag... ist mehr oder weniger eine Kopie des heutigen Tages, wenngleich mit
zeitlichem Versatz. Die Okklusion aus der vergangenen Nacht wird am Freitag
tagsüber allmählich weiter nach Osten gedrückt. Gekoppelt ist sie an einen
schwachen Höhentrog, der im Tagesverlauf bereits durch eine erneute
Keilaufwölbung über der Biskaya aufgefüllt wird. Von daher verwundert es nicht,
dass auch diese Okklusionspassage recht zahm ausfällt. Im Umfeld der Front
regnet es zeitweise leicht für einige Stunden, wobei die Niederschläge bis zum
Abend auch den Osten Deutschlands erreichen. Postfrontal überwiegt meist
hochnebelartige Bewölkung mit einzelnen Spritzern und nur kurzen Auflockerungen
(besonders im Nordwesten kann sich die Sonne zeitweise zeigen). Über der
Deutschen Bucht kann mit ausreichender Labilität und niedertroposphärischer
Windkonvergenz hier und da ein kurzes Gewitter nicht ausgeschlossen werden.
Präfrontal startet der Tag im gesamten Osten teils hochnebelartig bedeckt, teils
freundlich und mit zähem Nebel aus der Nacht. In der Folge verdichtet sich die
Bewölkung dann zunehmend von Westen, aber bis zum Abend bleibt es hier
wenigstens trocken.

Die große Temperaturspanne bleibt weiterhin erhalten mit +4 Grad im Umfeld der
Oder und 12 Grad in Richtung Niederrhein. Der im Süden Bayerns schwache
Südostwind kommt sonst mäßig bis frisch aus Süd bis Südwest und dreht im
Tagesverlauf von Westen auf West. Über der Deutschen Bucht schwächen sich die
Böen aus der Nacht allmählich unter jegliche Warnschwellen ab.

In der Nacht zum Samstag regnet es im Osten Deutschlands entlang der schwach
strukturierten Okklusion etwas mit unbedeutenden Mengen und auch sonst sorgt
eine postfrontale thermische Höhentrogpassage für dichte hochnebelartige
Bewölkung mit zahlreichen schwachen Schauern, die im Verlauf der Nacht über die
Mitte in den Osten und Südosten von Deutschland ziehen. Entsprechend einer
zunehmend nordwestlichen Anströmungsrichtung stauen sich die Niederschläge am
Alpenrand und bringen dort oberhalb von rund 1000 m erneut etwas Neuschnee in
12h (5 bis 10 cm, exponiert etwas mehr). Im Westen lockert die Bewölkung in der
zweiten Nachthälfte etwas auf, sodass sich dort lokal dichte Bodennebelfelder
ausbilden können. Die Tiefstwerte liegen recht homogen zwischen 5 und 2 Grad und
der Wind weht meist nur schwach bis mäßig aus Südwest bis West.

Samstag... baut sich über Westeuropa ein kräftiger Keil auf, der sich in
Richtung Deutschland aufwölbt und wieder eine durchgreifende Wetterberuhigung
zur Folge hat. Dabei wird der thermische Höhentrog aus der Nacht rasch nach
Osten abgedrängt. Dennoch bringt dieser dem gesamten Osten dank Hebung und
geringer Labilität dichte hochnebelartige Bewölkung, aus der es immer wieder
leicht regnet. Nennenswerte Mengen sind jedoch keine zu erwarten, wenngleich es
am Alpenrand oberhalb von 1000 m noch 5 bis lokal 10 cm Neuschnee geben kann.
Von Westen lockert die Bewölkung im Tagesverlauf immer stärker auf, wobei die
Lage des Bodenhochs über Süddeutschland (mit südlichen Winden an dessen
Westflanke) vor allem den Südwesten und weite Bereiche NRWs (mit sonnigen
Momenten) bevorzugen dürfte, während sonst im (südlichen) Lee der zentralen
Mittelgebirge einige Regionen ganztags dichten Hochnebel erleben werden. Zum
Abend bildet sich dann vielerorts rasch dichter Nebel aus, was vor allem die
Mitte und den Südosten betrifft.

Die Höchstwerte liegen zwischen 5 und 10 Grad (von Ost nach West) und der Wind
weht schwach bis mäßig aus West, im Westen überwiegend aus Süd.

Die Nacht zum Sonntag verläuft unter Keil- und Bodenhocheinfluss ruhig mit
ausgedehnten/dichten Nebelfeldern und südlich der zentralen Mittelgebirgen mit
leichtem Frost (0 bis -5 Grad). Sonst kühlt es bei einem schwachen Südwind auf 5
bis 2 Grad ab.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Numerik hat die Kurzfrist sehr gut im Griff. Die zeitliche Verlagerung wird
ebenso übereinstimmend gezeigt, wie auch die Lage und Intensität der Trog- und
Keilachsen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy