DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-11-2022 18:01
SXEU31 DWAV 211800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 21.11.2022 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht zum Dienstag im Norden stellenweise Glatteis durch gefrierenden
Regen. Am höheren Alpenrand einsetzender Schneefall. In Kamm- und Gipfellagen
stürmische Böen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland unter einem flachen Höhenrücken, dessen Achse zum
18-UTC-Termin von Korsika nach Hessen verläuft. Begrenzt wird dieser zum einen
durch das altbekannte Höhentief über dem südlichen Skandinavien und zum anderen
durch einen langsam abziehenden Trog über dem Westbalkan sowie einem neuen,
seine Amplitude vergrößernden, Höhentrog mit Achse an der französischen
Atlantikküste. Im Laufe der Nacht zum Dienstag wandert dieser langsam ostwärts
und verdrängt den Höhenrücken rasch aus dem Vorhersagegebiet. Im Bodendruckfeld
korrespondiert dieser mit einer Tiefdruckzone über Großbritannien, wobei das
südliche Tief bereits in den späteren Abendstunden ein okkludierendes
Frontensystem an die westliche Landesgrenze heranführt. Im Verlaufe der Nacht
zieht diese Okklusion weiter ostwärts, erreicht die östlichsten Regionen aber
nicht. Dabei trifft die milde Meeresluft auf die im Nordosten noch befindliche
kalte Luftmasse mit teils negativen Luft- und Bodentemperaturen. Die
Modellaufstiege zeigen besonders in den Regionen östlich der Weser und nördlich
des Thüringen Waldes ausgeprägte "warme Nasen" unterhalb von etwa 850 hPa, auch
die DMOs der internen und externen Modelle reagieren mit gefrierendem Regen. Ab
etwa Mitternacht muss daher in diesen Regionen mit örtlichem Glatteis (zu
Niederschlagsbeginn auch etwas Schnee) gerechnet werden, wobei in den
Frühstunden etwa eine Linie vom westlichen Mecklenburg bis zum westlichen
Sachsen betroffen ist. In den daran ostwärts angrenzenden Gebieten dürfte der
Niederschlag bis dahin nicht ankommen. Außerdem vertieft sich über dem Golf von
Genua ein Mittelmeertief deutlich und bringt die Okklusion in Alpennähe ausgangs
der Nacht etwas ins Schleifen. Bei 850-hPa-Temperaturen um 0 Grad dürfte Schnee
aber nur oberhalb etwa 900 bis 1000 m eine Rolle spielen mit 1 bis 5 cm. Zu
Luftfrost kommt es in der Nacht erneut in der erweiterten Nordosthälfte sowie am
Bayerischen Wald, wobei entlang der Oder unter -5 Grad möglich sind. Außerdem
frischt der Höhenwind etwas auf und bringt in den Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge stürmische Böen aus Südost bis Südwest, bei ablandigem Wind sind
auch an den Küsten vereinzelte steife Böen denkbar.

Dienstag ... verlagert sich der westeuropäische Höhentrog kaum mehr ostwärts und
positioniert sich mit seiner Achse im Grenzbereich zu Benelux, außerdem weist
der südliche Teil leichte Abtropftendenzen auf. Geschuldet ist dies dem südlich
der Alpen befindlichen kräftigen Tief, das sich zunehmend auch in höheren
Troposphärenschichten abbildet. Vorderseitig des langgestreckten Troges ergibt
sich über Mitteleuropa eine leicht aufsteilende südwestliche Strömung. Mit
dieser kommt das okkludierte Frontensystem nur noch wenig nach Osten voran und
läuft zudem auf den osteuropäischen Höhenrücken auf. Spätestens nach Mittag sind
dadurch im Osten kaum mehr Niederschläge zu erwarten. Etwas länger halten sich
die Aufgleitniederschläge in Südostbayern, oberhalb von etwa 800 m sind weitere
5 bis 10, in höheren Lagen bis 15 cm möglich (bei intensiven Niederschlägen kann
die Schneefallgrenze am unmittelbaren östlichen Alpenrand auch etwas tiefer
sinken). Ab dem Nachmittag schwenkt der Fokus wieder an die westliche
Landesgrenze, denn die Achse eines Bodentroges schwenkt von der Normandie in den
Westen Deutschlands herein. Zusammen mit der dort immer noch befindlichen Achse
des Höhentroges wird genug Hebung induziert, um von der Eifel bis zur Nordsee
schauerartige Niederschläge auszulösen. Wenngleich sich das von England zur
Nordsee ziehende Bodentief etwas auffüllt, verstärkt sich der Gradient im Westen
etwas. Dadurch können in den dortigen freien Lagen sowie auf der Nordsee
einzelne steife Böen, in den Kamm- und Gipfellagen stürmische Böen oder
vereinzelte Sturmböen aus Südost bis Südwest auftreten. In der maritim geprägten
Luftmasse macht sich die Sonne allgemein rar, ein paar sonnige Abschnitte
sollten aber besonders in der Westhälfte sowie der Mitte möglich sein. Die
Tageshöchstwerte liegen bei etwa 10 Grad im Oberrheingraben und ca. 1 Grad an
der Oder.
In der Nacht zum Mittwoch schwächt sich der Südteil des Höhentroges weiter ab
und der nördliche Teil schwenkt mit seiner Achse nach Norden in Richtung
Dänemark. Auch die Ausprägung des weiterhin von der Nordsee nach Westdeutschland
gerichteten Bodentroges flacht sich etwas ab. Allerdings setzt im Vorfeld eines
okkludierenden Frontensystems über Frankreich in den westlichen Regionen bereits
leichte WLA ein, sodass dort während der Nacht leichter Regen fallen kann. Die
Aufgleitniederschläge über Südostbayern schwächen sich aufgrund der Auffüllung
des Adriatiefs etwas ab, hören aber während der Nacht noch nicht vollständig
auf. Daher kommen insbesondere am östlichen Alpenrand oberhalb etwa 800 m
nochmal 5, in höheren Lagen 10 cm zusammen. Im Nordosten und im östlichen
Mittelgebirgsraum ist nochmals leichter Frost zu erwarten, ansonsten sollte es
weitgehend frostfrei bleiben. Bei länger klaren Abschnitten kann sich
stellenweise etwas Nebel bilden.

Mittwoch ... setzt sich die nur wenig mäandrierende Frontalzone bis nach
Ostfrankreich durch. Das in die westliche Strömung eingelagerte und an einen
weiteren Randtrog gekoppelte okkludierte Frontensystem erreicht im Laufe des
Nachmittags mit skaligem Regen den Westen und Südwesten. Zuvor verläuft der Tag,
abgesehen vom abklingenden Niederschlag östlich des Inns und einzelnen Schauer
an der Nordsee, meist trocken. Besonders in der Osthälfte kann sich auch mal
länger die Sonne durchsetzen (bevorzugt in Leegebieten), sonst ist es stark
bewölkt, im Westen überwiegend bedeckt. Insgesamt nimmt der Gradient wieder
leicht zu, im Westen und Südwesten stellt sich eine südwestliche bodennahe
Windkomponente ein, sonst überwiegt Südostwind. Warnrelevante Böen (bis Bft 9)
sind jedoch auf exponierte Gipfellagen beschränkt. Gegenüber den Vortagen
erfolgt ein leichter Temperaturanstieg auf bis 12 Grad. Nordöstlich der Elbe,
aber auch in Teilen von Niederbayern und bis nach Oberfranken werden kaum 5 Grad
erreicht.
In der Nacht zum Donnerstag zieht die Okklusion weiter ostwärts und erreicht
ausgangs der Nacht die Oder. Der weiterhin flüssige Niederschlag trifft zwischen
Vorpommern und der Lausitz auf die Reste der Kaltluft (Minima etwas unter 0
Grad), damit ist dort vorübergehend Glatteis durch gefrierenden Regen nicht
ausgeschlossen. Ansonsten setzt sich die westliche Strömung auch über
Mitteleuropa durch. Ein darin eingelagerter, flacher Trog erreicht dabei
Deutschland, wodurch die Niederschläge postfrontal schauerartigen Charakter
annehmen. Warnrelevante Böen bleiben jedoch auf exponierte Gipfellagen
beschränkt.

Donnerstag ... wölbt sich eine flacher Höhenkeil von Frankreich in Richtung
Deutschland auf und die Okklusion zieht im Tagesverlauf mit dem Bodentrog nach
Nordosten ab. Die schauerartigen Niederschläge nehmen somit von Westen her ab,
halten sich aber besonders im Süden noch in den Nachmittag hinein. Längere
sonnige Abschnitte sind am ehesten im Westen zu erwarten, im Osten und entlang
der östlichen Mittelgebirge überwiegen dichtere Wolken. Die Höchstwerte steigern
sich im Vergleich zum Vortag etwas, die Marke von 10 Grad wird im Westen häufig
übertroffen, sonst sind es meist höheren einstellige Werte. In den Höhenlagen
ist die eine oder andere stürmische Böen dabei, sonst spielt der Wind keine
große Rolle im Warngeschehen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Entwicklung im Kurzfristzeitraum sehr ähnlich. Ein
Augenmerk muss noch auf den gefrierenden Regen in der Nacht zum Dienstag gelegt
werden, da noch gewisse zeitliche und räumliche Unschärfen bestehen. Daher wurde
entschieden, zunächst die Schwerpunktsregionen mit einer markanten Glätte zu
versehen. Die räumlichen Anpassungen erfolgen im Nowcasting während der Nacht.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri