DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-11-2022 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 21.11.2022 um 10.30 UTC



Leicht wechselhaft und relativ mild, dabei kaum signifikante
Wettererscheinungen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 28.11.2022


Ziemlich unspektakulär gestaltet sich die Wetterentwicklung im
Mittelfristzeitraum. Nach wie vor verhindert ein sich im Verlauf sogar wieder
verstärkendes, sich aber zumindest vorübergehend etwas nach Osten
zurückziehendes Hochdruckgebiet über Nordwestrussland ein nachhaltiges
Übergreifen der Frontalzone auch nach Mitteleuropa. Dennoch gelingt es zumindest
bis Samstag zwei Höhentrögen und den sie begleitenden atlantischen
Frontensystemen in abgeschwächter Form das Vorhersagegebiet zu passieren.
Doch nun zur Entwicklung im Detail:
Am Donnerstag schwenkt einer der soeben angesprochenen Höhentröge im
Tagesverlauf über Deutschland hinweg ostwärts, gefolgt von einem flachen
Höhenkeil, der sich in der Nacht zum Freitag in etwa über der Mitte des Landes
befindet. Das dem Trog vorweglaufende okkludierte Frontensystem hat bis
Donnerstagmittag das Vorhersagegebiet ostwärts überquert, postfrontal entwickeln
sich in erwärmter subpolarer Meeresluft (um 0 Grad in 850 hPa) noch einzelne
Schauer, nachmittags und abends stellt sich eine kurzzeitige Wetterberuhigung
ein.

Am Freitag folgt von den Britischen Inseln der nächste, recht breit aufgestellte
Höhentrog, der, aufgesplittet in mehrere kurzwellige Anteile, etwa bis
Samstagfrüh oder -vormittag das Vorhersagegebiet ostwärts überquert hat. Nach
wie vor hält sich die Intensität der frontalen Niederschläge bzw. der Schauer im
Bereich der kurzwelligen Troganteile sehr in Grenzen, mehr als wenige mm,
maximal bis an die 10 mm, werden auch in Zeiträumen von 12 bis 24 Stunden nicht
simuliert. Dazu gelangt ein Schwall erwärmter maritimer Polarluft ins
Vorhersagegebiet (+2 bis -3 Grad in 850 hPa), Schnee gibt es somit lediglich in
höheren Lagen der Alpen, maximal vorübergehend auf den höchsten
Mittelgebirgsgipfeln.

Am Samstag kommt es westlich der Britischen Inseln zu einem markanten
Trogvorstoß. Vorderseitig wölbt sich aufgrund markanter WLA ein Höhenrücken über
Westeuropa auf und erreicht in der Nacht zum Sonntag Frankreich, Benelux sowie
die Nordsee. Zwischen diesem Rücken und dem inzwischen ins östliche Mitteleuropa
bzw. nach Osteuropa abgedrängten Trog stellt sich über dem Vorhersagegebiet
vorübergehend eine nordnordwestliche Höhenströmung ein, die aber zunehmend
antizyklonal konturiert ist. Im Bodenfeld dauert der Druckanstieg übe dem
Vorhersagegebiet an und im Tageserlauf etabliert sich eine eigenständige
Hochdruckparzelle mit einer 1030 hPa-Isobare über Süddeutschland. Somit kann es
anfangs im Bereich des abziehenden Troges vor allem im Nord- und Südosten noch
einzelne Schauer geben, ansonsten stellt sich aber eine rasche Wetterberuhigung
ein. In der Nacht zum Sonntag muss vielerorts mit Nebel und leichtem Frost
gerechnet werden. Lediglich im Westen und Nordwesten macht sich die WLA dann
bereits wieder mit aufziehenden dichteren Wolkenfeldern bemerkbar.

Am Sonntag und Montag schwenkt der mit einer zunehmend positiv geneigten Achse
ausgestattete Höhenrücken allmählich über Mitteleuropa hinweg ostwärts und
erstreckt sich Montag vom westlichen Mittelmeerraum über den Alpenraum bis ins
östliche Mitteleuropa. Somit stellt sich zwischen dem Rücken und einem
umfangreichen Zentraltief bis Island über dem Vorhersagegebiet eine antizyklonal
konturierte südwestliche Höhenströmung ein. Dabei streifen atlantische
Frontensysteme vor allem den Nordwesten und Norden Deutschlands mit leichten
Regenfällen, während in der Mitte, vor allem aber im Süden ruhiges, in den
Niederungen zu Nebel neigendes Hochdruckwetter dominiert.

In der erweiterten Mittelfrist dreht die Höhenströmung dann eher auf West,
bleibt aber anfangs noch antizyklonal konturiert, erst zum Donnerstag hin deutet
der aktuelle IFS-Lauf dann einen Trogvorstoß Richtung Mitteleuropa an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis zum Samstag erweist sich der aktuelle IFS-Lauf als konsistent zu den beiden
Vorläufen. Abgesehen von kleineren Phasenverschiebungen, die beiden Höhetröge
betreffend, und den daraus resultierenden geringfügigen Differenzen, die
räumliche Verteilung der allgemein nur wenig intensiven Niederschläge
betreffend, fahren alle Läufe eine einheitliche Linie. Ab Sonntag favorisiert
dann der gestrige IFS-Lauf von 00 UTC eine erneute Blockadesituation über dem
fennoskandischen Raum, an deren Südflanke kalte Festlandsluft zumindest bin in
den Norden und Osten des Vorhersagegebietes vordringen kann. Der gestrige 12
UTC-Lauf ähnelte dagegen dem aktuellen Lauf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ähnliches wie bei der Konsistenzbetrachtung gilt auch beim Vergleich der aktuell
vorliegenden Globalmodelle. Bis Samstag sind, außer den bereits im Vorabschnitt
genannten, keine signifikanten Modellunterschiede auszumachen. Ab Sonntag bieten
dann ICON und auch UKMO eine dem IFS ähnliche Variante an, sind allerdings etwas
zyklonaler aufgestellt, vor allem UKMO. GFS dagegen ähnelt dem gestrige 00 UTC
IFS-Lauf. Der nach Osteuropa vorgedrungene Höhentrog wird dort blockiert und
weitet sich noch Richtung Südosteuropa aus, so dass der Höhenrücken zu
Wochenbeginn nach Lesart des Modells nicht über Mitteuropa hinweg ostwärts
schwenken kann, sondern nur bis ins westliche Mitteleuropa vorankommt. Dort wird
er dann mit Annäherung eines weiteren Höhentroges von der Nordsee her abgebaut.
Im Bodenfeld verstärkt sich der Hochdruckeinfluss über Skandinavien und es
stellt sich bereits am Sonntag bzw. in der Nacht zum Montag eine Ost- bis
Südostströmung über dem Vorhersagegebiet ein, mit der kalte Festlandsluft
zumindest in den Norden und Osten des Landes vordringen kann. Insgesamt
dominiert auch nach GFS der antizyklonale Einfluss, Niederschläge werden am So
und Mo so gut wie keine simuliert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum 72 bis 96 Stunden verteilen sich die ENS-Member, der Haupt- und
Kontrolllauf auf 3 Cluster (allesamt NAO negativ), die sich bzgl. der
Wetterentwicklung über Mitteleuropa nicht wesentlich unterscheiden.

Im nächstfolgenden Zeitraum sortieren sich die Einzelmember dann in 5 Cluster.
Allen Clustern gemein ist die nach wie vor vorhandene Blockadesituation über dem
nord- bzw. nordwesteuropäischen Raum. Cluster 1 (16 Member) und zum Ende hin
auch Cluster 5(6 Member) haben diese für Mitteleuropa am markantesten auf der
Agenda, vor allem nach Lesart des Cluster 1 kann, ähnlich wie im GFS, etwas
kältere Festlandsluft auch bis in den Norden und Osten Deutschlands vordringen.
Cluster 2 (13 Member, inklusive Haupt- und Kontrolllauf) und Cluster 3 (9
Member) tendieren am So und Mo Richtung Südwestlage, dabei ist Cluster 3,
ähnlich wie da ICON und UKMO, zyklonaler aufgestellt als Cluster 2.
Eine komplett antizyklonale Variante fährt Cluster 4 (7 Member), nach dessen
Lesart eine langgestreckte, über Mittel- bis weit nach Nordosteuropa reichende
Hochdruckzone jegliche Frontensysteme vom Vorhersagegebiet fernhält.

In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden) schwenkt nach Lesart des
Cluster 1 (18 Member, inklusive Kontrolllauf) ein Höhentrog über Mitteleuropa
hinweg ostwärts, rückseitig kann sich ein kräftiges Hochdruckgebiet über
Westeuropa etablieren, was hierzulande in eine zunächst zyklonale, später
antizyklonale Nordwestlage mündet.
Cluster 2 (ebenfalls 18 Member, inklusive Hauptlauf) belässt es eher bei Südwest
antizyklonal und tendiert zu Wochenmitte eher zu Hoch Mitteleuropa.
Cluster 3 (15 Member) setzt zunächst dort an, wo Cluster 1 aus dem Vorzeitraum
endet, nämlich mit der Advektion recht kalter Festlandsluft in den Nordosten.
Diese wird durch eine flache Tiefdruckrinne getrennt von etwas milderer Luft
weiter südwestlich. Diese Rinne löst sich in weiterer Folge auf und es etabliert
sich, ähnlich wie in Cluster 4 im Vorzeitraum, eine langgestreckte Hochdruckzone
über Mittel- und Osteuropa, wobei die kalte Festlandsluft über Deutschland noch
etwas weiter nach Südwesten vordringen kann.

Erwartungsgemäß verläuft die Kurvenschar der 850 hPa-Temperatur in den
Rauchfahnen ausgewählter Gitterpunkte im Vorhersagegebiet bis Samstag in einem
relativ engen Spread (nach vorübergehendem Anstieg am Donnerstag vor allem in
den süddeutschen Gitterpunkten auf 2 bis 6 Grad) zwischen +1 und -3 Grad.
Ausreißer gibt es keine. Bis Freitag haben die meisten Läufe auch Niederschläge
im Gepäck, allerdings durch die Bank weg wenig ergiebig.
Ab Sonntag wird der Spread dann deutlich größer, wobei richtig kalte Läufe auch
im Nordosten fehlen. Selbst Mitte kommender Woche haben nur wenige Einzelläufe
z.B. für die Gitterpunkte Hamburg und Rostock t850 hPa-Temperaturen von nahe -10
Grad auf der Agenda, während es durchaus auch Ausreißer nach oben mit Werten
nahe +10 Grad gibt.

FAZIT:
Bis einschließlich Samstag steht die Wetterentwicklung und daran wird sich wohl
lediglich im Detail noch etwas ändern.
Auch danach dürfte es weiterhin an signifikanten Wettererscheinungen mangeln.
Von Interesse ist am ehesten noch, ob es die kältere Festlandsluft erneut bis in
den Norden und Osten des Vorhersagegebietes schafft, sich durchzusetzen oder ob
es eher bei einem leicht übernormalen Temperaturniveau bleibt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Abgesehen von stürmischen Böen in einigen Höhenlagen und über der offenen
Nordsee in der Nacht zum Freitag, am Freitagvormittag und dann wieder am Sonntag
stehen keine signifikanten Wettererscheinungen auf der Agenda.
Temperaturtechnisch bewegen wir uns eher im leicht übernormalen Bereich, wobei
es nachts vor allem bei Aufklaren gebietsweise auch mal mäßigen Frost geben
kann, bevorzugt in der Südosthälfte.
Sollte sich ab Sonntag im Nordosten die kältere Festlandsluft durchsetzen,
liegen die Höchstwerte dann dort nur noch um oder knapp über 0 Grad.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff