DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-11-2022 08:01
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 13.11.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
S a, Mischform zu H M
Ruhige Hochdruckrandlage. Heute in einigen Hochlagen der östlichen
Mittelgebirge, Montag generell in exponierten Kamm- und Gipfellagen stürmische
Böen. Danach erst in der Nacht zum Mittwoch an der Küste aufkommend stürmische
Böen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland im Randbereich eines blockierenden Höhenhochs,
dessen Schwerpunkt über Polen zu finden ist. Ausgehend von diesem Hoch ist ein
Keil bis nach Ostgrönland gerichtet, der durch Warmluftadvektion in dessen
nördlichen Teil gestützt wird. Demzufolge ist auch das korrespondierende
Bodenhoch meridional orientiert und erstreckt sich von der Balkanhalbinsel bis
nach Lappland. An dessen Westflanke kommt allmählich eine östliche bodennahe
Windkomponente in Gang, wodurch spätestens mit Beginn der zweiten Tageshälfte
der Wind im östlichen Bergland zulegt und mit Böen Bft 7, exponiert Bft 8,
warnrelevant wird. Wenngleich der Wind in tieferen Lagen schwächer ist, so
sollte er doch eine weitgehende Auflösung von Nebel und Hochnebel bewirken.
Ohnehin ist die bodennahe Inversion sehr flach und erreicht nur wenige hundert
Meter Mächtigkeit, so dass bereits mittlere Lagen oberhalb davon liegen. Eine
Ausnahme stellt der Nordosten Deutschlands dar. Dort hält sich tiefer Stratus,
der zuvor von Polen hereingetriftet ist. Dieser weitet sich dann auch in den
gesamten Norden aus. Dessen Untergrenze liegt bei 10 bis 15 hft; unterhalb davon
sind Sichteinschränkungen durch Nebel unwahrscheinlich.
Die Temperaturen weisen eine hohe Spanne auf. Während in Gebieten mit zähem
Nebel oder Hochnebel nur 5 bis 9 Grad zu erwarten sind, steigt sonst die
Temperatur je nach Nebelauflösung auf 10 bis 15, an den West- und
Nordwestflanken der Mittelgebirge auf 15 bis 18 Grad.

Das o.g. Höhenhoch wird durch ein Höhentief flankiert, das sich in der Nacht zum
Montag von Oberitalien zur Schweiz verlagert. An dessen Nordflanke wird die
Schichtung labil, zudem kommt etwas Hebung in Gang, wobei allerdings der aus
positiver Vorticityadvektion resultierende Antrieb durch Kaltluftadvektion
weitgehend kompensiert wird. Somit kommen nur im äußersten Südwesten
(Hochschwarzwald, Hochrhein, vielleicht auch Bodenseeregion) geringe
Niederschläge auf.
Ansonsten entsteht dort, wo es zuvor aufklaren konnte, erneut teils dichter
Nebel. Dies sollte aufgrund der östlichen bodennahen Windkomponente nicht mehr
so ausgedehnt der Fall sein wie in der Nacht zuvor. Demzufolge sollte auch
leichter Frost weniger verbreitet auftreten wie in der Nacht zum Sonntag. In
windgeschützten Lagen besteht jedoch Bodenfrostgefahr.
In den Kamm- und Gipfellagen der östlichen und zusehends auch der zentralen
Mittelgebirge ist der Wind weiterhin mit Böen Bft 7, vereinzelt auch mit
stürmischen Böen, warnrelevant.

Montag... verlagert sich das Höhentief von der Schweiz kommend über den
Südwesten und Westen Deutschlands nord-nordwestwärts. Die kräftigste Hebung
erfolgt an der Südflanke dieses Tiefs, was schauerartige Niederschläge (die
fernab von jeglicher Warnrelevanz sind) vom Südwesten auch auf den Westen
Deutschlands bis maximal zum Rhein übergreifen lässt. Wenngleich die Schichtung
weiterhin labil ist, bleiben Gewitter aus. Durch diese Niederschläge wird in den
südwestlichen und westlichen Landesteilen die Grundschicht zusätzlich mit
Feuchte angereichert. An der Nordflanke des Höhentiefs erfolgt leichter
Druckfall, bedingt durch einen schwachen, in den Nordwesten Deutschlands
gerichteten Bodentrog stellt sich im Südwesten und Westen Deutschlands eine
südliche bodennahe Windkomponente ein. Dies lässt dann auch in den westlichen
und südwestdeutschen Mittelgebirgen einzelne Wind- und exponiert vielleicht auch
stürmische Böen aufkommen. Generell sollte der Gradient eine weitgehende
Auflösung von Nebel und Hochnebel herbeiführen. Im Norden und Osten sowie an den
Nordrändern der Mittelgebirge sind daher größere Auflockerungen, im Nordosten,
im Lee der östlichen Mittelgebirge sowie in Ober- und Niederbayern auch längere
sonnige Abschnitte zu erwarten.
Die Temperaturverteilung ist gegenüber den Vortagen etwas ausgeglichener. Meist
sind 8 bis 14 Grad zu erwarten. In Gebieten mit zähem Nebel werden diese Werte
nicht ganz erreicht. An den Nordflanken der östlichen Mittelgebirge sind Maxima
um 15 Grad möglich.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das o.g. Höhentief in die Nordsee und
dockt an den über den nahen Ostatlantik liegenden Trog an. Nachfolgend stellt
sich eine süd-südwestliche Strömung ein, wobei sich ein weiterer Kurzwellentrog
dem Südwesten Deutschlands nähert. Weitere schauerartige Niederschläge sind
daher im Westen und Südwesten Deutschlands zu erwarten, wobei selbst in
Staulagen kaum mehr als 10 mm innerhalb von 12 Stunden zusammenkommen. Auch in
Teilen der Mitte können geringe Niederschläge aufkommen.
In den anderen Landesteilen bleibt es niederschlagfrei. Da der Gradient etwas
aufzuweichen beginnt, ist wieder vermehrt mit der Bildung von Nebel oder
Hochnebel zu rechnen. Warnrelevante Böen sollten dann nur noch auf wenigen
exponierten Berggipfeln (Brocken usw.) auftreten. Im Südosten ist verbreitet,
ansonsten bei Aufklaren und in ungünstigen Lagen mit leichtem Bodenfrost zu
rechnen.


Dienstag... schnürt sich der bis nach Ostgrönland gerichtete Keil ab und wandelt
sich in ein abgeschlossenes Höhenhoch über Skandinavien um. Ein schwacher Ast
der Frontalzone setzt sich über die Alpen hinweg nach Osten durch. Ein darin
eingelagerter Kurzwellentrog wird ostwärts gesteuert, allerdings reicht der
hieraus resultierende Hebungsantrieb nicht für nennenswerte Niederschläge. Im
Westen und in Teilen der Mitte sind daher nur wenige (in Staulagen maximal 5) mm
Niederschlag zu erwarten, ansonsten bleibt es niederschlagsfrei.
Aufgrund des sich weiter abschwächenden Gradienten und der mit Feuchte
angereicherten Grundschicht dürfte sich die Auflösung von Nebel und Hochnebel
hinziehen, teils bleibt es auch ganztägig neblig-trüb oder hochnebelartig
bedeckt. Wie bereits am Vortag sind Auflockerungen im Osten und an den
Nordrändern der Mittelgebirge und dabei vor allem im Lee der östlichen
Mittelgebirge am wahrscheinlichsten. Allerdings deutet sich auch dort keine
längeren sonnigen Abschnitte mehr an. Gegenüber Montag ändern sich die
Temperaturen nur unwesentlich.

In der Nacht zum Mittwoch kräftigt sich, gestützt durch Kaltluftadvektion, das
über Skandinavien liegende Bodenhoch. An dessen Südflanke sickert in den
Nordosten Deutschlands mit zunehmendem Gradienten trockenere und kältere Luft
ein. Während am Abend an der See erste Windböen aufkommen, legt in der Nacht zum
Mittwoch der Wind zu, so dass an der Küste vermehrt stürmisch Böen und über der
offenen See sowie in der Mecklenburger Bucht auch Sturmböen Bft 9 aufkommen
können.
Der bisher über dem nahen Ostatlantik liegende Trog greift dann auf Frankreich
über. Das vorderseitig liegende Frontensystem ergibt im Zusammenspiel mit der
von Osten einsickernden Kaltluft eine frontogenetische Situation, wodurch sich
die Niederschläge, die dann auch auf die Mitte Deutschlands übergreifen,
verstärken. In den Staulagen der westlichen Mittelgebirge kommen dann durchaus
10 bis 15 mm Niederschlag zusammen.
In den anderen Gebieten bleibt es noch niederschlagsfrei. Nach Osten hin kann es
erneut aufklaren, wobei dies nicht mehr so verbreitet der Fall sein sollte wie
in den Nächten zuvor. In Teilen der Mitte und auch nach Südosten hin muss dann
erneut mit der Bildung von Nebel oder Hochnebel bzw. der Verdichtung noch
vorhandener Nebelfelder gerechnet werden. Aufgrund der insgesamt zunehmenden
Bewölkung und der Alterung der Luftmasse sollte es weitgehend frostfrei bleiben.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann