DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

07-11-2022 08:30
SXEU31 DWAV 070800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 07.11.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SW z

Im höheren Bergland und exponiert an der Nordsee stürmische Böen, auf dem
Brocken Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... zieht in einer westlichen Strömung zunächst ein kurzwelliger Höhentrog
über Norddeutschland nach Osten. Dadurch sind am Vormittag vom Nordseeumfeld bis
nach Schleswig-Holstein einzelne kurze Gewitter möglich. Danach folgt eine erst
glatte, dann zunehmend antizyklonale Strömung, weil sich vor dem Langwellentrog
über dem Atlantik durch kräftige Warmluftadvektion über Westeuropa ein
Höhenrücken aufwölbt, der auf Deutschland übergreift.
In Verbindung mit einer schwachen Warmfront, die den Norden streift, werden die
Regenfälle skaliger, sind aber nur leicht. Dabei wird mit einer
niedertroposphärisch südwestlichen Strömung milde Meeresluft herangeführt, in
der die Temperatur in 850 hPa bei ca. 5°C liegen.

Mit dem Rücken dehnt sich die Hochdruckzone über Südeuropa zu uns hin aus,
wodurch im Süden und Südosten leichter Hochdruckeinfluss und einige
Aufheiterungen zustande kommen. Alpennah sind bei leicht föhnigem Einfluss
längere sonnige Abschnitte möglich. Sonst halten sich die Auswirkungen des
Rückens in Grenzen. Es bleibt meist wolkenreich mit den erwähnten Niederschlägen
im Norden.
Der Druckgradient führt im Nordwesten und an der Ostsee zu einigen Windböen Bft
7 aus Süd bis Südwest. In höheren Berglagen und an der Nordsee kommt es zu Wind-
und stürmische Böen (Brocken Bft 9.

Die Tageshöchsttemperaturen erreichen bei guter Durchmischung 11 bis 16°C.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Rücken über Deutschland ostwärts
und der nachfolgende Trog erfasst die Britischen Inseln. Die Strömung dreht
damit auf Südwest und die Warmfrontregenfälle werden zur Ostsee abgedrängt.

Der Druckgradient wird auch über dem Norden abgebaut. Windböen, bzw. stürmische
Böen aus südlicher Richtung sind im Wesentlichen auf die offene Nordsee sowie
Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge beschränkt. Im Süden klart es auf, so
dass sich bei geringen Luftdruckgegensätzen dichter Nebel bildet. Zudem geht die
Temperatur bis nahe 0°C zurück, gebietsweise ist in Bodennähe leichter Frost zu
erwarten.


Dienstag... gelangen wir unter eine südwestliche Strömung auf der Vorderseite
eines Langwellentroges über Westeuropa. Der Höhenrücken verabschiedet sich mit
seiner Achse nach Polen. Dabei wird im Warmsektor eines Sturmtiefs zwischen
Schottland und Island sehr milde Luft zu uns geführt. Die über Westeuropa
schleifende Kaltfront kommt nur zögernd in unsere Richtung voran, erste leichte
Regenfälle greifen präfrontal zum Abend auf den Westen über.

Mit der wieder etwas auflebenden südlichen bis südwestlichen Strömung und bei
guter Durchmischung kann sich im größten Teil die milde Luft durchsetzen und
bringt Temperaturen von 13 bis 18°C und einige Aufheiterungen im Osten und
Süden.
Aufgrund des Gradienten kann es vor allem in den Hochlagen der Mittelgebirge
sowie an der Nordfriesischen Küste Wind- und stürmische Böen (Brocken Sturmböen
Bft 9 bis 10) geben. Auch in windanfälligen Leelagen sind einzelne steife Böen
bis ganz runter nicht ausgeschlossen.

Im Süden und Südosten hält sich der Hochdruckeinfluss und die Gradientzunahme
bleibt aus. Die feuchtkalte Grundschicht mit Nebel und Hochnebel bleibt
erhalten, bzw. der Nebel löst sich nur zögernd und zum Teil nicht mehr auf. Im
Nebel liegen die Temperaturen teilweise nur bei 5°C.

In der Nacht zum Mittwoch weitet sich der Trog über die Nordsee nach Osten aus
und die nach wie vor schleifende Kaltfront zieht zu uns rein. Während die
Wetteraktivität im Norden durch Kaltluftadvektion gedämpft wird, intensivieren
sich die Regenfälle vor einer Welle über Frankreich im Südwesten und Westen. Die
genaue Lage ist noch unsicher, auch der Nordwesten und die Mitte können von den
Regenfällen erfasst werden. Gebietsweise sind 5 bis 10 l/qm Regen möglich,
sollte der Schwarzwald vom Regen betroffen sein, regnet es in Staulagen dort
mehr. Warnrelevante Mengen zeichnen sich aber nicht ab.
In Sachen Wind ändert sich nicht viel. Wind- und stürmische Böen sind auf
exponierte Berglagen und die Nordseeküste beschränkt.
Im Südosten kann sich Nebel- oder Hochnebel bilden oder vorhandener Nebel
verdichtet sich. Durch die Alterung der Luftmasse wird es nicht mehr so kalt wie
zuvor, stellenweise leichter Bodenfrost ist aber noch möglich.


Mittwoch... macht der Trog bei deutlicher Verkürzung seiner Wellenlänge Boden
bis in die Nordsee und nach Frankreich hinein gut, so dass über Mitteleuropa die
südwestliche Strömung bestehen bleibt. Dies lässt das Schleifen der über
Deutschland liegenden Kaltfront andauern. In einem breiten Streifen vom
Südwesten bis zur Oder und bis nach Vorpommern sind länger andauernde Regenfälle
zu erwarten. Die kurzwelligen Troganteile in der Strömung sind aber recht
schwach, zudem dämpft schwache Kaltluftadvektion die Hebung, sodass gebietsweise
5 bis 10, in Staulagen eventuell nahe 20 l/qm Regen zusammenkommen.
Warnschwellen werden wahrscheinlich nicht erreicht.

In Nordseenähe erfolgt durch den sich nähernden Trog eine leichte Labilisierung,
was Schauer und kurze Gewitter zur Folge hat. Für den äußersten Südosten
Deutschlands ergibt sich kaum eine Änderung. Die feuchtkalte Grundschicht bleibt
dort noch weitgehend unangetastet.

Nach Passage der Kaltfront fächert der Druckgradient auf. Zuvor gibt es über der
Nordsee teils stürmische Böen, sonst an der See maximal steife Böen aus
südwestlicher Richtung. Im höheren Bergland sind Bft 7 bis 8, exponiert 9 aus
Südwesten zu erwarten, mit nachlassender Tendenz im Tagesverlauf. Eventuell
reicht es auch in windexponierten Leelagen für steife Böen bis in tiefe Lagen.

Zum Abend hin dürfte der Wind weiter abflauen. Auflockerungen kommen am ehesten
in Alpennähe, rund um den Bayerischen Wald sowie rückseitig der Front auch im
Nordwesten und Westen Deutschlands zustande.
Ansonsten hat die Sonne kaum Chancen. Mit Tageshöchsttemperaturen von 11 bis 16
Grad bleibt es mild. Unter zähem Nebel sind 5 bis 10 Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Donnerstag zieht der Trog über Deutschland nach Osten, was die
schleifende Kaltfront bis in den Südosten vorankommen lässt. Auch die Regenfälle
verlagern sich in den Südosten, sind aber nicht warnrelevant, es fallen meist 5
bis 15 l/qm in 12 Stunden. Über dem Norden gibt es im Trogbereich Schauer und
vereinzelt kurze Gewitter.

Dazwischen beruhigt sich das Wetter mit Annäherung eines Hochdruckgebietes über
Frankreich und SW Deutschland. Die Wolken lockern teilweise stärker auf und im
Südwesten kann sich das ein oder andere Nebelfeld bilden. Exponiert an den
Küsten und im höheren Bergland sind zunächst Bft 7 aus Südwest bis West möglich,
auf einigen Gipfeln wären auch Bft 8 nicht ausgeschlossen, Warnungen erfordert
das aber nicht und der Wind lässt auch weiter nach. Mit 9 bis 4°C bleibt es
frostfrei, auch in Bodennähe.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren grundsätzlich ähnlich. Die Schleifzone am Mittwoch und
die daraus resultierenden Regenfälle sind mit Unsicherheiten behaftet, es sieht
aber aktuell nicht nach Dauerregen aus.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner