DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

11-10-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 11.10.2016 um 10.30 UTC



Nicht ganz störungsfreie Hochrandlage mit wieder milderen Temperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 18.10.2016


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Freitag liegt nach dem aktuellen
EZMW-Lauf von 00 UTC ein Höhentief vor den Britischen Inseln, unterhalb dem sich
korrespondierend fast achsensenkrecht dazu ein Bodentief befindet. Weiter nach
Osten hat sich ein schmaler Rücken aufgewölbt, der weit nach Norden reicht und
dessen Achse eine Linie Nordmeer - Ostsee - Balkan einnimmt. Er stützt ein
Bodenhoch mit Zentrum über Skandinavien, an dessen Südostrand Deutschland liegt.


Diese Konstellation lässt sich bis zum Dienstag weiterverfolgen. Das Höhentief
wird dabei von Randtrögen immer wieder regeneriert und das Bodentief dadurch
aufrechterhalten. Der Höhenrücken dagegen wird einerseits von Norden her etwas
abgehobelt, andererseits kippt die Achse ein wenig nach Südost und nimmt am
Dienstag eine Linie Sardinien - Österreich - Polen - Baltikum ein. Das Bodenhoch
verlagert damit seinen Schwerpunkt zur Ukraine, Deutschland gerät nun an den
Ostrand des Hochs.

Trotz der Hochrandlage können unter dem Einfluss des Tiefs bei Britischen Inseln
zeitweise Feuchtefelder auf Deutschland übergreifen. Allerdings bewirkt das
Absinken des Hochs eine Abschwächung der Wetteraktivität. Gebietsweise
Niederschläge sind dennoch möglich, die Niederschlagsmengen bleiben aber
überschaubar. Gleichzeitig wird im Zuge der südwestlichen Bodenströmung, die
sich durch die Lage auf der Vorderseite des Tiefs bei den Britischen Inseln
ergibt, mildere Luft herangeführt. Somit steigen die 850 hPa-Temperaturen auf 5
bis 10 Grad, zeitweise sogar auf über 10 Grad.

In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch rückt das Höhentief unter
Abschnürungstendenz bis nach Frankreich vor, auch das Bodentief verlagert sich
dann in Richtung Mitteleuropa. Damit nimmt die Zyklonalität zu, die Temperaturen
bleiben bei anhaltender Südwestströmung aber vorerst ähnlich.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis zum Sonntag gibt es zwischen dem aktuellen Lauf des EZMW von 00 UTC und den
beiden gestrigen Läufen keine gravierende Unterschiede. Am Montag verbleibt das
Höhentief bei den Britischen Inseln nun jedoch noch an Ort und Stelle, während
es sich nach den beiden gestrigen Läufen in Richtung Nordsee in Bewegung setzen
sollte. Damit wären am Montag verbreiteter Niederschläge aufgekommen. In der
Folge zieht das Höhentief nach dem aktuellen Lauf bis zum Mittwoch nun unter
Abschnürungstendenz nach Frankreich, während die beiden gestrigen Läufe es über
der Nordsee erwarteten. So oder so nimmt dadurch die Zyklonalität zu und die
Vorhersagen gleichen sich ab Dienstag wieder an, zumal auch die Temperaturen
dann nur geringe Differenzen aufweisen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Gänzlich neue Lösungen können auch ICON und GFS nicht aufzeigen. Unterschiede
beruhen im Wesentlichen auf der Lage des Höhentiefs. ICON verfolgt dabei die
EZMW-Lösung von gestern und lässt es ab Montag zur Nordsee ziehen. GEM schließt
sich dieser Lösung an. Beim GFS wiederum zieht das Höhentief erst ab
Dienstagabend zur Nordsee, womit der Rücken bei uns länger wirken kann und der
Hochdruck noch länger überwiegt. Ganz ähnlich sagen es JMA und NAVGEM vorher.
CMA ist dem EZMW noch am nächsten, allerdings kommt das Höhentief ab Dienstag
nicht so schnell nach Frankreich voran und der hohe Druck bleibt ebenfalls noch
länger erhalten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne des EZMW-Ensembles der 850 hPa-Temperatur von Offenbach öffnet
sich bereits ab Freitag ein wenig (6 bis 15 Grad, Median bei etwa 10 Grad), um
dann bis zum Ende eine noch größere Spanne einzunehmen (-3 bis 15 Grad). Haupt-
und Kontrolllauf liegen zunächst gut im recht eng gebündelten Median, um ab
Sonntag am oberen Rand (bei 8 bis 11 Grad) davon zu sein. Dabei öffnet sich der
Median immer weiter, vor allem ab Dienstag. Ähnlich verhält sich die Rauchfahne
der 500 hPa-Geopotenzials. Beide Kurven zeigen ab Dienstag zudem einen Abfall,
wobei die Niederschlagssignale zunehmen. Insofern ist ein zyklonaler Abschnitt
ab Dienstag nicht unwahrscheinlich.

Ein Blick in die Clusteranalyse bestätigt das. Bei t+120_168 (Sonntag bis
Dienstag) gibt es nur einen Cluster mit dem Höhentief bei den Britischen Inseln.
Bei t+192_240 (Mittwoch bis Freitag) werden die Vorhersagen in 3 Cluster
unterteilt (22, 19 und 10 Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf in C1).
Unterschiede sind vor allem bezüglich des Höhentiefs bei den Britischen Inseln
und seiner weiteren Verlagerung zu sehen. C1 lässt es zur Nordsee ziehen, C2
nach Benulux und Norddeutschland und C3 zum Balkan. Alle drei Clustern gemeinsam
ist, dass das Höhentief seinen Einfluss auf Deutschland verstärkt.

Als Fazit lässt sich sagen, dass die Vorhersage und die Erwärmung bis Sonntag
als sicher angesehen werden kann. Anschließend stellt sich die Frage, wie es mit
dem Höhentief bei den Britischen Inseln weitergeht. Wahrscheinlich zieht es auf
Mitteleuropa zu bzw. darüber hinweg, wobei aber die zeitliche und räumliche
Exposition derzeit nicht genau vorhergesagt werden kann. Früher oder später
sollte jedoch die Zyklonalität bei uns zunehmen, während die Temperaturen
zunächst noch auf recht hohem Niveau verharren.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI liefert am Freitag Signale für überdurchschnittlich starken Wind in den
Alpen. Dort ist Föhnsturm mit Böen bis in Orkanstärke zu erwarten, der im
Tagesverlauf aber schon nachlässt und spätestens in der Nacht zum Samstag wieder
zusammenbricht.

Darüber hinaus finden sich bis zum Samstag Hinweise für stürmische Böen (Bft 8)
an den Küsten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-EPS, EZMW-MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler