DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

01-11-2022 08:30
SXEU31 DWAV 010800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 01.11.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Übergang zu SWz
Zunehmend tiefdruckgeprägtes Wetter, vornehmlich über dem Norden. Dort vor allem
im Küstenumfeld heute und Mittwoch teils Sturmböen und einzelne Gewitter. Sonst
allgemein keine markanten Wettergefahren

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegt ein umfangreiches Trogsystem mit mehreren kurzwelligen
Troganteilen über dem nahen Ostaltantik und Großbritannien. Ein erster
Kurzwellentrog bewegt sich westlich von Deutschland von Süd nach Nord. Dem Trog
ist eine Kaltfront vorgelagert, die zu einem Tief über Schottland gehört. Das
daran gekoppelte Niederschlagfeld hat in den Morgenstunden des Westen
Deutschlands erreicht und schiebt sich langsam ostwärts.
Durch die Lage auf der Trogvorderseite richtet sich die Kaltfront vor allem in
ihrem Südteil zunehmend parallel zur Höhenströmung aus. Gleichzeitig ist die
Front in ihrem Südteil bereits von Druckanstieg überlaufen. Daraus folgend
verliert diese zunehmend an Wetterwirksamkeit. Die am Nachmittag auf den Osten
und Südosten übergreifenden Niederschläge sind entsprechend oft nur noch
schwach.

Postfrontal geht die Feuchte deutlich zurück, was man vor allem an der Tendenz
der spezifischen Feuchte sehen kann. Somit gestaltet sich der weitere
Tagesverlauf in den westlichen Landesteilen auch zunehmend sonnig. Das
Temperaturniveau liegt zwar etwas niedriger als an den Vortagen, ist aber für
die Jahreszeit immer noch sehr hoch. Leicht föhnig lagen die Morgenwerte in NRW
(noch präfrontal) teils bei 17 Grad. Durch die auch postfrontal noch anhaltende
südwestliche Strömung können die Maxima auch heute auf 15 bis 19 Grad steigen.
Eine Ausnahme bildet der Südosten, wo sich die nächtlichen Nebelfelder noch
länger Zeit halten können.

Warnrelevant für den Tag ist der Parameter Wind. Im Westen hat der südlich Wind
bereits in den Morgenstunden teils stark böig aufgefrischt. Die Windzunahme mit
Windböen Bft 7 weitet sich im Laufe des Vormittags auch auf den Nordwesten des
Landes aus. Dabei dreht der Wind hinter der Front auf Südwest. Im Nordseeumfeld
können auch stürmische Böen auftreten. Schon am Nachmittag lässt der Wind von
Süden her nach. Dann ist bis in die späten Abendstunden hinein vor allem noch
der Nordwesten von Windböen betroffen. Direkt an der See gibt es zunächst auch
noch stürmische Böen.

In der Nacht auf Mittwoch nähert sich der Haupttrog von Westen her weiter an.
Ein neuer Kurzwellentrog kommt bis zum Morgen in den äußersten Westen
Deutschlands voran. Dem vorgelagert ist eine Feuchteschliere, die man als
Okklusion analysieren kann. Damit in Verbindung steht ein Band mittelhoher
Bewölkung, dass in Richtung Osten und Südosten zieht. Regen wird damit allgemein
nicht vorhergesagt. Nachfolgend nimmt die Labilität mit dem allmählich
übergreifenden Trog im Nordwesten zu. Damit kommt es vor allem in Verbindung mit
dem noch warmen Nordseewasser zu Schauern und auch Gewittern. Man kann etwas
MUCAPE erkennen und das warme Wasser verhindert eine Deckelung.

Mit der zunehmenden Labilität nimmt in der zweiten Nachthälfte auch wieder der
Wind zu. Im Nordwesten kann es dann wieder Windböen geben. An der Nordsee auch
stürmische Böen, in Verbindung mit Gewittern auch einzelne Sturmböen.

Vor dem Übergreifen der neuen Tiefausläufer kann es im Osten und Südosten
gebietsweise auch größere Auflockerungen geben. Besonders im Südosten können
sich wieder dichte Nebelfelder ausbilden. Auch für die Bodenseeregion werden von
WarnMOS erhöhte Wahrscheinlichkeiten für <150 m Sicht gegeben.

In den vorübergehend stärker aufgelockerten Gebieten in der Südosthälfte gehen
die Werte auf 7 bis 3 Grad zurück, ganz vereinzelt ist auch leichter Frost in
Bodennähe möglich.

Mittwoch... überquert der Kurzwellentrog den Norden Deutschlands von West nach
Ost, ehe zum Nachmittag bereits ein kurzwelliger Rücken in der zunehmend sich
zonalisierenden Höhenströmung übergreift. Damit verbleibt die Südhälfte unter
Hochdruckeinfluss.

Die Trogpassage im Norden mit T500 hPa Temperaturen bis -29 Grad sorgt bei
gleichzeitig leicht positiven T850er Werten für ausreichend Labilität (DeltaT =
rund 30 K), sodass sich einige Schauer und auch einzelne Gewitter entwickeln
können. Für letzteres ist vor allem das noch warme Meerwasser hilfreich, sodass
Gewitter besonders im Küstenumfeld zu erwarten sind. In Verbindung mit der
zunehmenden Labilität können die lebhaften Höhenwinde bis in tiefer Schichten
gemischt werden, sodass es ausgreifend bis zum Nordrand der Mittelgebirge
verstärkt zu Windböen kommt. An den Küsten sowie in Verbindung mit stärkeren
Schauern oder Gewittern kann es stürmische Böen, vereinzelt auch Sturmböen
geben. Die Höhenwinde mit bis 50 kn in 850 hPa und 45 kn in 925 hPa, geben dies
auf jeden Fall her

In der Südhälfte dominiert zwar leichter Hochdruckeinfluss, dafür hat man dort
mit Restfeuchte und Grenzschichtprozessen zu kämpfen. So halten sich die
Nebelfelder aus der Nacht im Süden zum Teil längere Zeit oder gehen in Hochnebel
über. Direkt an den Alpen kann es auch noch leicht regnen (Reste der ehemaligen
Kaltfront). Dazwischen und nach Nebelauflösung kann auch mal längere Zeit die
Sonne scheinen. Die Maxima bewegen sich je nach Sonnenschein zwischen 13 und 18
Grad, mit den niedrigsten Werten im windigen Schauerwetter oder bei Dauergrau im
Südosten.

In der Nacht auf Donnerstag überquert der kurzwellige Rücken Deutschland.
Rückseitig gelangt Deutschland wieder in eine stärker südwestliche Strömung, da
der Langwellentrog über dem östlichen Nordatlantik beginnt stärker zu
amplifizieren.

Der kurzwellige Rücken wird vor allem über der Nordhälfte des Landes von
Warmluftadvektion überlaufen. Neben im Nachtverlauf zunehmender Bewölkung ist
nicht ausgeschlossen, dass die Nordseeanrainer in den ersten Morgenstunden auch
erste Tropfen spüren. Je weiter nach Südosten man schaut, desto später kommt die
Bewölkung und desto weniger dicht ist sie. Dafür kann die Luft deutlich
abkühlen. In den länger gering bewölkten Gebieten gehen die Werte auf 5 bis 0
Grad zurück und es kann gebietsweise Frost in Bodennähe geben. Im Westen und
Nordwesten bleibt es mit 10 bis 5 Grad deutlich milder.

Besonders im Süden und Südosten bildet sich bei windschwachen Verhältnissen
häufig teils dichter Nebel. Im Norden nimmt der Wind nach vorübergehender
deutlicher Abschwächung in der zweiten Nachthälfte wieder deutlich zu. An der
Nordsee sind dann wieder Windböen, exponiert vor allem auf den Nordfriesen und
auf der freien Nordsee auch wieder stürmische Böen möglich.


Donnerstag... amplifiziert sich der auf Westeuropa übergreifende Trog weiter.
Damit dreht vorderseitig die Höhenströmung über Deutschland stärker auf Südwest
und lebt auf. Damit können warme Luftmassen mit 5 bis 10 Grad in 850 hPa
einfließen. Föhnbedingt können die Werte im Voralpenland auch über 10 Grad
ansteigen.

Anhaltende Warmluftadvektion auf der Trogvorderseite sorgt im Tagesverlauf für
zunehmende Aufgleitbewölkung. Regen gibt es aber häufig noch nicht. Nur an den
Landesgrenzen zu BeNeLux und im Nordseeumfeld kann es hin und wieder mal ein
paar Tropfen geben. Je weiter man nach Oste und Südosten kommt, desto häufiger
zeigt sich auch noch die Sonne. Durch die zunehmend südliche Strömung in der
unteren Troposphäre scheint die meiste Sonne nördlich des Erzgebirges bis nach
Berlin hinein sowie föhnbedingt in Alpennähe.

In den Donauniederungen hat man allerdings noch mit den dichten Nebelfeldern aus
der Nacht zu kämpfen. Die WLA wirkt da eher noch stabilisierend. Es ist fraglich
ob die Strömung stark genug ist, den Deckel zu durchbrechen und Durchmischung in
Gang zu setzen. Teils werden sich sicherlich bis in den Nachmittag hinein Nebel-
bzw. später vor allem Hochnebelfelder halten können.

In den Niederungen im süddeutschen Raum bleibt es zudem windschwach. Der im
Tagesverlauf auflebende Föhn, betrifft vornehmlich die höheren Lagen. Auf den
Alpengipfeln kann es Sturmböen, am Abend vielleicht auch einzelne schwere
Sturmböen geben.

Die Maxima sind stark abhängig davon, ob man sich im Dauergrau oder in den
Leegebietend der Mittelgebirge befindet und schwanken entsprechend zwischen 11
und 17 Grad.

In der Nacht auf Freitag nähert sich der Haupttrog Deutschland an und schiebt
vorderseitig eine Kaltfront von Frankreich kommend in den Westen und Südwesten
des Landes. Insbesondere im Südwesten kann es dann auch mal stärker regnen. Im
Osten und Nordosten bleibt es hingegen noch vielfach trocken, teils ist es dort
auch noch gering bewölkt.

In den Alpen hält der Föhn zunächst noch an und bricht erst in der zweiten
Nachthälfte mit Übergreifen der Kaltfront und nachfolgender KLA zusammen.

Vor allem in höheren Mittelgebirgslagen weht der Wind ausgangs der Nacht
zunehmend stark böig.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Kurzfrist wird allgemein recht einheitlich prognostiziert. Erst im
Übergangsbereich zur Mittelfrist ergeben sich größere Unterschiede in Bezug auf
die genaue Lage des trogvorderseitig liegenden Sturmtiefs über der Nordsee.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer