DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-10-2022 08:01
SXEU31 DWAV 300800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 30.10.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SW Übergang von a zu z

Mit Monatswechsel Umstellung der Wetterlage, langsam etwas kühler, unbeständiger
und windiger. Dienstag einzelne stürmische Böen, im Bergland Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland unter einem markanten, bis ins Nordmeer reichenden
Langwellenrücken, der über Skandinavien und Osteuropa sowie über dem
Nordostatlantik und Westeuropa von großen Trögen flankiert wird. Das Muster ist
nur leicht progressiv und der Höhenrücken kommt entsprechend nur langsam über
Deutschland hinweg nach Osten. Er bleibt für uns wetterbestimmend. Zum Tagesende
erreicht seine Achse die Grenze zu Polen. Dahinter dreht die Höhenströmung auf
Südwest, wodurch die Warmfront über der Ostsee sich weiter entfernt. Da die
nachfolgende Kaltfront des nach Island ziehenden Tiefs, über der Nordsee und
Westeuropa schleift, verbringen wir den Tag im antizyklonal geprägten Warmsektor
im Zustrom sehr milder Luft subtropischen Ursprungs.

Die 850 hPa Temperatur liegt mit 14 bis 18°C weiter extrem hoch, da aber die
Durchmischung nachlässt, weil der Gradient aufweicht, werden wahrscheinlich
nicht mehr ganz so hohe Temperaturen wie am Samstag registriert. Trotzdem steht
ein weiterer warmer Tag an mit 17 bis 24°C, am Nordrand der Mittelgebirge sowie
im Süden lokal um 25°C; was nicht zuletzt
an der Sonne liegt, die dank nachlassender WLA und abnehmender hoher und
mittelhoher Bewölkung besser zum Zuge kommt.

Neben etwas Saharastaub, der als Unsicherheitsfaktor vorhanden ist, bleibt die
Frage, wie schnell sich der Nebel am Vormittag auflöst. Meist sollte das aber
klappen und danach dürfte überwiegend die Sonne scheinen.
Der südliche Wind frischt lediglich in einigen Hochlagen etwas stärker auf, ohne
dass er warnwürdig wird.

In der Nacht zum Montag passiert noch nicht viel, da die Kaltfront über
Westeuropa schleift und nur zögernd nach Nordwestdeutschland vorankommt. Da
dynamische Unterstützung Fehlanazeige ist, nimmt lediglich die Bewölkung zu und
vielleicht reicht es zum Morgen im äußersten Westen und Nordwesten für geringen
Regen.

Der größte Teil des Landes verbringt die Nacht im antizyklonalen Warmsektor, mit
abnehmender Bewölkung je weiter es nach Osten und Süden geht. Gebietsweise
entsteht wieder Nebel oder Hochnebel, bei Frühtemperaturen von 12 bis 5°C.


Montag... zieht der Höhenrücken noch etwas weiter nach Südosten, mit seiner
Achse reicht er von Mittelitalien bis zum Balkan. Derweil gelangen wir zunehmend
auf die Vorderseite des Langwellentroges über dem Atlantik unter eine leicht
wellende südwestliche Strömung. Ein erster schwacher Kurzwellentrog überquert
uns nach Nordosten, markantere Teiltröge sind aber noch relativ weit westlich
und erreichen die Biskaya und Westfrankreich. Die über dem Norden und Nordwesten
schleifende Kaltfront hat demnach kaum Entfaltungsmöglichkeiten, sie bringt dort
dichtere Bewölkung, aber nur wenig Regen.
Der größte Teil des Landes bleibt unter leichtem Hochdruckeinfluss, nahe der
Hochdruckzone über dem Mittelmeer und dem östlichen Mitteleuropa, mit einer
Mischung aus etwas Sonne, hohen, teils mittelhohen Wolken sowie einigen zähen
Nebel- oder Hochnebelfeldern. Die größten Chancen auf Sonnenschein bestehen ganz
im Süden und Südosten.

In den Alpen wird es leicht föhnig mit stürmischen Böen aus Südwest, in der
Nacht zum Dienstag teils mit Sturmböen.

Mit 16 bis 23°C (bei zähem Nebel darunter, föhnig an den Alpen um 24°C) wird es
zwar erneut nicht ganz so warm wie am Vortag. Gleichwohl verabschiedet sich der
viel zu warme Oktober standesgemäß mit weit überdurchschnittlichen Temperaturen.


In der Nacht zum Dienstag zieht die Kaltfront über Norddeutschland nordostwärts
ab, dabei kann es in der ersten Nachthälfte an ihr noch etwas regnen, ehe die
Wolken wieder auflockern. Der nächste, deutlich markantere Kurzwellentrog kommt
bis Dienstagfrüh zum Ostausgang des Ärmelkanals bzw. bis nach Belgien voran. Das
zugehörige Bodentief zieht unter Verstärkung zur westlichen Nordsee und deren
teilokkludierte Kaltfront erreicht morgens den Westen Deutschlands mit teils
schauerartigen Regenfällen.
Darüber hinaus verschärft sich der Druckgradient in den westlichen Landesteilen,
so dass es in Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge steife, exponiert
stürmische Böen, auf exponierten Alpengipfeln Sturmböen aus Süd bis Südost gibt.
Auch über der Nordsee (Helgoland) sowie im Lee von Eifel und Hohem Venn kann es
morgens für steife Böen reichen.

Im Osten und Südosten bleibt es aufgelockert, so dass sich vor allem im Süden
und Südosten Nebel- und Hochnebelfelder ausbreiten können. Im Norden und Westen
bleibt es mit Tiefstwerten zwischen 14 und 8 Grad mild, sonst kühlt es auf 10
bis 4 Grad ab, in einigen Tälern der östlichen Mittelgebirge bzw. der Alpen auch
darunter.


Dienstag... zieht der Kurzwellentrog unter Konturverlust nordostwärts ab, ein
Weiterer erreicht abends England und Nordwestfrankreich. Somit nimmt die
südwestliche Höhenströmung auch über Deutschland eine zunehmend zyklonale Kontur
an, wobei der vom Balkan über Polen und die Ostsee bis nach Nordskandinavien
reichende Höhenrücken regeneriert wird.
Dadurch nimmt die Höhenströmung über uns an Fahrt auf, wobei die Kaltfront des
zu den Shetlands ziehenden Bodentiefs recht zügig südostwärts vorankommt und bis
zum Abend Deutschland überquert hat. Sie wird dabei vom Trog überlaufen und
erweist sich als nur wenig wetterwirksam. Die mit der Frontpassage verbundenen
Regenfällen schwächen sich bei ihrer Verlagerung nach Osten ab.
Postfrontal weitet sich ein flacher Bodenhochkeil über Südwestdeutschland bis in
die mittleren Landesteile aus, so dass die Wolken auflockern und es meist
trocken bleibt. Lediglich im Nordwesten und Norden kann es im Einflussbereich
labilerer Höhenkaltluft einzelne kurze Schauer geben.
Von Warnrelevanz ist aber auf jeden Fall der Wind. Der Gradient verschärft sich
vor allem in der Nordwesthälfte bis in die mittleren Landesteile vorübergehend
deutlich, so dass es verbreitet steife, im Westen und Nordwesten tagsüber auch
einzelne stürmische Böen aus Südwest gibt. Im Nordseeumfeld sowie in den Kamm-
und Gipfellagen der Mittelgebirge gibt es häufiger stürmische Böen, auf dem
Brocken und auf Helgoland auch Sturmböen. Zum Abend weitet sich der Hochkeil
allmählich etwas nach Norden aus, der Gradient fächert auf und der Wind nimmt
wieder ab.

Der Kaltfront folgt erwärmte maritime Subpolarluft, die Temperatur in 850 hPa
sinkt auf etwa 4 bis 8°C. Dabei scheint präfrontal im Südosten und vielleicht in
der Lausitz länger die Sonne, auch postfrontal gibt es teils längere sonnige
Abschnitte. Es bleibt bei guter Durchmischung für die Jahreszeit viel zu mild
mit Höchstwerten zwischen 14 und 18°C, im Alpenvorland sowie am Nordrand des
Erzgebirges und Zittauer Gebirges präfrontal eventuell nahe 20°C.

In der Nacht zum Mittwoch kommt der nächste Kurzwellentrog bis in die südliche
Nordsee voran, eine schwache Kaltfront greift derweil auf den Nordwesten über.
Da sie von recht kräftiger Kaltluftadvektion begleitet wird, ist ihre
Wetterwirksamkeit stark begrenzt. Erneut sind es dichte Wolken, aber nur
leichter Regen, die auf dem Programm stehen. Nach kurzer Abnahme frischt dafür
der Südwestwind wieder auf mit 7 Bft im Nordwesten, an der Nordsee Bft 7 bis 8,
exponiert 9 und in höheren Lagen der Mittelgebirge sind es Bft 7 bis 8,
exponiert 9, Brocken 11.

Im Südosten kann ist vom Wind nicht viel zu spüren. Dafür bildet sich Nebel und
Hochnebel und die Luft kühlt ab auf 7 bis 3°C, stellenweise ist Bodenfrost
möglich. Unter den Wolken im Nordwesten bleibt es mild.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren weitgehend ähnlich ohne relevante Unterschiede.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner