DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-10-2022 07:30
SXEU31 DWAV 240800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 24.10.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SW, Übergang von z zu a

Heute teils starke Gewitter, Starkregen und stürmische Böen nicht
ausgeschlossen. Darüber hinaus in der Nordwesthälfte windig.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegen wir unter einer südwestlichen Strömung zwischen einem sich
regenerierenden Trog über dem Nordostatlantik und einem Höhenrücken, der
ausgehend vom zentralen Mittelmeer über Osteuropa nach Norden reicht und dessen
Achse weiter nach Osten schwenkt. Rückseitig einer Kaltfront, die den Norden
schon hinter sich gelassen hat, über dem Süden aber noch schleift, fließt stark
erwärmte, somit sehr milde Meeresluft in weite Landesteile, während sich im
Süden Reste von Subtropikluft halten.
Eine Teiltrogachse, verbunden mit einer Rinne am Boden schwenkt über die Nordsee
nach Nordosten. Das eingelagerte Tief zieht nach Südnorwegen und füllt sich
langsam auf. Die Höhenströmung dreht dadurch auf West-Südwest, was der
zugehörigen, oben erwähnten Kaltfront den nötigen Push nach Osten gab, während
sie über Süddeutschland zunächst noch schleift. Von Südbaden bis Bayern regnet
es präfrontal teils längere Zeit. An der Kaltfront selbst hat sich eine
Gewitterlinie gebildet, die mit Starkregen und vereinzelt stürmischen Böen den
Süden überquert. Von Gewittern begleitet oder nicht ist Starkregen möglich, für
Mehrstündigen gibt es aber nur leichte Hinweise vor allem an den Alpen und im
südlichen Vorland aus ICON D2 EPS.

Im großen Rest des Landes stellt sich in der einfließenden, stark erwärmten
Atlantikluft wechselhaftes und vor allem nach Westen und Nordwesten hin windiges
Wetter (Bft 7, exponiert 8 aus Südwest bis Süd) ein. Bei Temperaturen zwischen 5
und 10 °C in 850 hPa und guter Durchmischung sind Höchstwerte von 15 bis 21°C zu
erwarten.
In höheren Lagen des Berglandes sind generell einzelne 8 Bft, Brocken bis 10/11
Bft zu erwarten. Zudem entwickeln sich bei starker Scherung teilweise
Schauerstaffeln und in einem vom Südwestdeutschland bis in die östliche Mitte,
vielleicht auch bis in den Nordosten verlaufenden Streifen, können sich bei
guter Überlappung von Labilität, Feuchte und Scherung, auch einzelne Gewitter
entwickeln, die mit stürmischen Böen 8 Bft einhergehen können.

Im Nordwesten ist die Gewitterwahrscheinlichkeit geringer, weil dort trockenere
Luft einströmt und weniger CAPE zur Verfügung steht, einzelne Blitze in den
Schauern kann es aber auch dort geben.

In der Nacht zum Dienstag zieht ein flacher, aber breiter Höhentrog über
Deutschland ostwärts. Gleichzeitig dreht der außer an der Nordsee und im höheren
Bergland rasch nachlassende Wind etwas nach rechts auf glatt Südwest, was mit
der Zufuhr etwas kühlerer Luft auch im Süden und Osten verbunden ist. Bei leicht
labiler Schichtung bilden sich vornehmlich im Norden und über der Mitte einzelne
Schauer, vereinzelt sind Gewitter nicht ausgeschlossen, die aber nicht
sonderlich kräftig ausfallen.
Im windschwachen Süden bildet sich nach Abzug der letzten Regenfälle aus dem
äußersten Südosten, was an den Alpen aber dauern kann, bei längerem Aufklaren
örtlich Nebel. Dort kühlt es am ehesten unter 10°C ab, während sonst
zweistellige Tiefstwerte überwiegen.


Dienstag... schwenkt der Höhentrog rasch durch und wird durch einen von Westen
hereinlaufenden Rücken ersetzt. Dieser wölbt sich vor einer markanten Austrogung
von Grönland her auf, was auch zur Regeneration des Tiefs westlich von Irland
beiträgt. Über Mitteleuropa macht sich das durch leichten Zwischenhocheinfluss
bemerkbar, der sich von Südwesten her über Deutschland ausbreitet. Durch das
Absinken nimmt der Trend zu Aufheiterungen zu, wenn auch vor allem im Norden und
teils über den Mittelgebirgen dichtere Wolken am Start sind und auch lokal
leichte Schauer nicht ausgeschlossen sind. Nach Nordosten hin ist die Schichtung
noch labiler und hier ist anfangs auch der Trog aktiv, was vereinzelte Gewitter
nicht ausgeschlossen erscheinen lässt.

Die Zufuhr milder Luft setzt sich fort, wobei sie sich von Südwesten später
sogar wieder verstärkt und gestützt auch durch Absinken steigen die 850er
Temperaturen dort wieder über 10°C, an den Küsten liegt sie bei ca. 4°C. Das
mündet in landesweiten Maxima von 15 bis 21°C.

Dazu weht an der See und in Schleswig-Holstein mäßiger bis frischer Südwestwind
mit einzelnen Böen 7 Bft, Tendenz nachmittags wieder nachlassend. Ansonsten sind
im höheren, bzw. exponierten Bergland Bft 7 bis 9 auf der Karte, im
Tief/Flachland ist der Süd- bis Südwestwind zwar spürbar, bedarf aber keiner
Warnungen.

In der Nacht zum Mittwoch läuft in den Höhenrücken von Westen her ein
kurzwelliger Trog rein, der Mittwoch früh den Westen und Südwesten erreicht. Das
Bodenhoch zieht sich etwas nach Südosten zurück und zusammen mit
Warmluftadvektion setzt schwache Hebung ein, die über der Südwesthälfte starke
Bewölkung und im Verlauf der Nacht im Südwesten leichten Regen bringt.
Nach Osten hin hält sich Hochdruckeinfluss und bei aufgelockerter Bewölkung
bildet sich gebietsweise Nebel.
Der Südwestwind nimmt vor allem im höheren Bergland etwas zu, exponiert Bft 7
bis 8, in tiefen Lagen ist es nach Süden und Osten hin schwachwindig. Die Luft
kühlt ab auf Werte zwischen 12°C im Westen und Südwesten und ca. 5°C im Osten
und Südosten.


Mittwoch... kämpft sich der kleine, tapfere Randtrog durch den über Mitteleuropa
stationär werdenden Höhenrücken hindurch, es geht ihm dabei aber auch ein
bisschen die Puste aus. Die ausgelöste Hebung hält sich in Grenzen und reicht
für viel Bewölkung von der Mitte in den Südosten und insgesamt etwas Regen oder
ein paar Schauer über der Südhälfte, wobei im Tagesverlauf die Bewölkung von
Südwesten her wieder auflockert. Wirft man einen Blick auf die
Prognosensoundings, erscheinen sogar gewittrige Schauer nicht ausgeschlossen,
sonderlich wahrscheinlich sind sie nicht.

Die Nordhälfte bekommt davon nicht mal so viel mit, außer viel Bewölkung im
Nordwesten und ganz im Norden sowie Aufheiterungen nach Nordosten hin, gibt es
wenig zu berichten.
Alles in allem steht ein eher unspektakulärer, aber sehr milder bis warmer
Spätoktobertag an, an dem nicht nur T850 ansteigt auf 8 bis 11°C. Auch in 2 m
Höhe wird noch einer draufgepackt mit 17/18°C im äußersten Nordosten und bis zu

23°C im äußersten Südwesten.

Am Rand einer umfangreichen Hochdruckzone über Süd- und Südosteuropa liegen wir
in einer recht schwachgradientigen Südwestströmung in der unteren Troposphäre
und bodennah, was schwachen, vorübergehend mal mäßigen südlichen Wind zur Folge
hat.

In der Nacht zum Donnerstag kräftigt sich der Höhenrücken durch WLA vor dem
starken Langwellentrog über dem Atlantik, der kleine Trog verschwindet und das
Bodenhoch weitet seine Fühler wieder vermehrt zu uns hin aus. Das bedeutet für
uns eine ruhige Nacht mit Grenzschichtwetter und viel Nebel und Hochnebel. Im
Westen ziehen darüber wegen der WLA teils dichtere Wolken von Süd nach Nord, die
aber wahrscheinlich kaum Regen bringen. Es bleibt frostfrei, der Wind spielt
keine Rolle.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren recht ähnlich. Abgesehen vom möglichen Starkregen in den
Gewittern ist mehrstündiger Starkregen nur wenig wahrscheinlich, am ehesten noch
an den Alpen, Cosmo D2 EPS. Die den nächsten Tagen beruhigt sich das Wetter bei
zunehmendem Hochdruckeinfluss.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner