DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

22-10-2022 08:01
SXEU31 DWAV 220800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 22.10.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL SWz
Am Sonntag in den Alpen Föhnsturm. Am Montag gebietsweise einzelne markante
Gewitter, im Süden vereinzelt Starkregen. Weiterhin sehr mild.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... erstreckt sich eine Tiefdruckzone ausgehend vom nahen Ostatlantik
über die Britischen Inseln bis nach Skandinavien. Deutschland befindet sich auf
der Vorderseite in einer westlichen, leicht wellenden Höhenströmung. Es lassen
sich eingelagert mehrere kurzwellige Tröge und Rücken finden. Diese machen die
Detailprognose (und auch die Frontenanalyse) etwas schwierig, was sich auch
schon mit Blick auf die Startwerte zeigt. So wird das Niederschlagsband heute
Morgen über den mittleren Landesteilen in seiner Positionierung von den
verschiedenen Modellen leicht unterschiedlich berechnet.

Ein erster Kurzwellentrog, der sich in allen Höhenschichten finden lässt (850
hPa bis 300 hPa), überquert gerade Deutschland. Daran gekoppelt ist das erwähnte
schauerartig verstärktes Regengebiet mit einzelnen eingelagerten Gewittern.
Dieses zieht nun von Thüringen und dem nördlichen Bayern weiter nach Sachsen und
kann auch noch das südlich Brandenburg treffen. Neben einzelnen Windböen kann
aufgrund der Orientierung der Niederschläge auch vereinzelt Starkregen um 15
l/qm in 1 h nicht ausgeschlossen werden. Im Laufe des Vormittages zieht das
Gebiet ostwärts aus Deutschland ab und rückseitig stabilisiert das
Wettergeschehen mit einem kurzwelligen Höhenrücken. So sind über den westlichen
Landesteilen bereits größere Auflockerungen zu sehen.

Auch im Südosten regnet es am Vormittag noch länger anhaltend, wobei die
Intensität immer weiter nachlässt. Auch diese Niederschläge stehen im
Zusammenhang mit dem Kurzwellentrog. Da gleichzeitig am Boden ein Zwischenhoch
nachschiebt, ergibt sich eine leichte Gegenstromlage, wie man den ID2
Hodographen entnehmen kann. Letztlich sind aber auch diese Niederschläge, die
vor allem in der Nacht kräftiger waren, eine Auslaufmodell und nachmittags ist
es auch in Südostbayern häufig trocken.

Ein zweiter kurzwelliger Anteil beeinflusst zum Nachmittag den Norden und zum
Abend den Nordosten Deutschlands. Dieser ist nicht mehr ganz so gut ausgeprägt.
In 500 hPa findet man ihn gar nicht (dort eher Rücken), in 300 hPa ist ein
Kurzwellentrog nur über dem Süden zu erkennen. Die kurzwellige Störung über den
nördlichen Landesteilen kann man hingegen in den tieferen Schichten (700 hPa
abwärts) als leicht zyklonale Einbuchtung erkennen und auch im Theta-E Feld
findet sich in 850 hPa ein leichte Warmluftschliere gefolgt von einem Rückgang
der potentiellen Temperatur.
Die neuerliche Störung sorgt neben dichteren Wolken vor allem für Schauer und
auch einzelne Gewitter. Dies betreffen zunächst den Norden (vor allem
Schleswig-Holstein, O-Niedersachsen und verlagern sich in den Abendstunden nach
MeckPomm, Nord-Brandenburg und das nördliche Sachsen-Anhalt. Die
Prognosesoundings zeigen vorderseitig eine CAPE-Fläche von 200 bis örtlich 500
J/kg. Allerdings läuft dieses Gebiet, Labilität mit der erhöhten bodennahen
Feuchte überlappen kann, dem KW-Trog etwas voraus.
Die Modelle sind insgesamt recht zurückhaltend bezüglich Konvektion, was sicher
auch dem nur recht schwachen dynamischen Antrieb geschuldet ist. Windböen sind
genauso gering wahrscheinlich (kaum Scherung), wie möglicher Starkregen um 15
l/qm (moderate Zuggeschwindigkeit und keine größeren Zellen). Dennoch sollte man
beides nicht komplett ausschließen.

Am freundlichsten gestaltet sich der Tag im Südwesten des Landes, wo häufigerer
Sonnenschein Maxima bis 23 Grad im Oberrheingraben zulässt. Aber auch im Harzlee
kann es mit Sonnenunterstützung bis 20 Grad warm werden. Auch sonst gibt es
verbreitet sehr milde Maxima zwischen 15 und 20 Grad. Der Wind spielt außerhalb
der angesprochenen Gewitter keine warnwürdige Rolle.

In der Nacht auf Sonntag wird anfangs noch der Nordosten von der nachfolgend
ostwärts abziehenden kurzwelligen Störung beeinflusst. Damit sind in der ersten
Nachthälfte noch Schauer möglich. Dann lockert es auch dort wie im Rest des
Landes stärker auf. Dies wird aber nur ein vorübergehender Effekt sein. Bald
bilden sich häufig Nebel und Hochnebel. Sichteinschränkungen im warnwürdigen
Bereich sind vor allem über den mittleren Landesteilen und im Süden (erweitertes
Donautal und Zuflüsse) zu erwarten. Aber auch im Nordwesten werden erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für Sichten unter 150 m gezeigt. Bei 12 bis 5 Grad werden
sonst keine warnwürdigen Wettererscheinungen erwartet.

Sonntag... verschiebt sich der westlich von uns liegende Höhentiefkomplex
langsam nordostwärts in Richtung Britische Inseln. Dadurch kann der vorgelagerte
Rücken stärker amplifizieren und die zunehmend lebhafte Höhenströmung dreht auf
Südwest. Damit wird ein Schwall sehr warmer Luft nach Deutschland geführt. So
steigen die Werte in 850 hPa südlich der Donau auf Werte über 15 Grad, und
abgesehen vom äußersten Norden auf über 10 Grad.

Die höchsten Werte im Süden sind natürlich auch der Überströmung der Alpen mit
der verstärkten Südkomponente geschuldet. Der schon in der Nacht aufkommende
Föhn, kann sich in den Alpen tagsüber noch etwas verstärken. Die Druckdifferenz
zwischen Lugano und Zürich wird beispielsweise am Nachmittag bis 9 hPa
vorhergesagt. Entsprechend sind in höheren Lagen der Alpen schwere Sturmböen zu
erwarten. Ob der Föhn auch in Täler ausgreifen kann ist fraglich. Die Schichtung
ist durch Nebel/Hochnebel dich ziemlich stabil. Mit deren Auflösung kann es am
Nachmittag aber durchaus mal ein Fenster mit ein paar Böen Bft 6/7 geben.

Föhnig angehaucht wird es auch an den Nordhängen der Mittelgebirge sein. Die
Sonnenanteile sind entsprechend dort, wie auch im Alpenvorland am größten.
Einzelne Windböen können im Lee von Eifel bzw. Sauer- und Siegerland ebenso
nicht ausgeschlossen werden. Mit Sonne und im Lee werden Höchstwerte über 20
Grad erwartet, an den Alpen auch bis 25 Grad. Sonst können sich Nebel und
Hochnebel zum Teil auch längere Zeit halten und die Maxima fallen entsprechend
niedriger aus. Die Deckelung wird auch durch die zunehmende WLA noch verstärkt.

Warmluftadvektion auf der Vorderseite des Tiefdruckkomplex sorgt zudem dafür,
dass sich die Wolken von Westen kommend vor allem ab den Mittagstunden
verdichten. Zum Nachmittag greifen zumeist leichte Niederschläge über, die zum
Abend zunehmen schauerartig durchsetzt sein können und sich langsam verstärken.

In der Nacht auf Montag greifen die dichten Wolken ost- nordostwärts aus. Der
Warmfront folgt dann rasch von Westen kommend die Kaltfront nach. In Kombination
von erhöhter Labilität und Feuchtigkeit können im Zuge der Kaltfrontpassage auch
ein paar Gewitter eingelagert sein. Bei ziemlich hoher Windscherung sind dann
auch Windböen möglich, nicht ausgeschlossen werden können stürmische Böen.

Im Laufe der Nacht bekommt die Kaltfront einen schleifenden Charakter, da sie
sich zunehmend strömungsparallel entlang der immer noch südwestlichen
Höhenströmung ausrichtet. Damit kommt sie in ihrem Südteil auch nur noch langsam
südostwärts voran. Als Folge kann es im Süden vielleicht auch zu Niederschlägen
bis an den Starkregenbereich kommen. Dann bewegen wir uns aber auch schon
ausgangs der Nacht.

Die Nacht verläuft abgesehen vom Südosten (wo es noch länger klar bleibt, sehr
mild mit Tiefstwerten zwischen 16 und 10 Grad. Die höchsten Werten sind dabei
durch die südliche Anströmung und damit weiter anhaltend leicht föhnigen
Einfluss in NRW zu erwarten. Die strammer werdende Höhenströmung sorgt auch
dafür, dass im höheren Bergland sowie in den Leelagen der westlichen
Mittelgebirge mit Windböen zu rechnen ist, in exponierten Berglagen auch mit
stürmischen Böen, Brocken schwerer Sturm. Auch auf der Nordsee sind am Morgen
erste Böen zu erwarten. Der Föhn in den Alpen schwächt sich bis zum Morgen etwas
ab.



Montag... liegt die Kaltfront schleifend über dem Süden des Landes und kann dort
für länger anhaltende Niederschläge sorgen. Südlich der Donau und im
Südschwarzwald ist Starkregen (im 12h Zeitraum) zumindest nicht ausgeschlossen.

Auch für den Rest des Landes ist ein eher leicht unbeständiger Tag zu erwarten.
Deutschland befindet sich unter Einfluss des Troges bei den Britischen Inseln,
verbleibt aber auf dessen Vorderseite in einer südwestlichen Höhenströmung.
Damit bleibt es weiter mild, wenn auch die 850 hPa Temperatur etwas zurückgeht.

Die Strömung ist leicht zyklonal und so wird gebietsweise etwas schauerartigere
Regen vorhergesagt, wobei sich die Schwerpunkte aufgrund des Modellspreads noch
nicht so richtig eingrenzen lassen. Auch Labilität und etwas Feuchte ist vom
Südwesten bis in die östlichen und nordöstlichen Landesteile vorhanden (im
Westen und Nordwesten Feuchterückgang). Dementsprechend kann es auch einzelne
Gewitter geben. Starkregen sollte aufgrund der vorhanden Zuggeschwindigkeit
meist kein Problem sein (allenfalls um 15 l/qm in 1 h). Bei den guten
Scherbedingungen kann es aber durchaus Windböen oder einzelne Sturmböen geben.

Auch sonst zieht der Wind im Tagesverlauf vor allem im Westen und Nordwesten an,
sodass dort mit einzelnen Windböen, im höheren Bergland auch stürmischen Böen zu
rechnen ist.

Mit der lebhaften südwestlichen Strömung bleibt es trotz KF-Passage sehr mild.
Insbesondere in den Leegebieten der Mittelgebirge kann es auch gestützt mit
Sonne (föhnige Elemente) Werte über 20 Grad geben.

In der Nacht auf Dienstag kann von Westen ein Höhentrog übergreifen und die
Strömung dreht auf westliche Richtungen. Mit dem Höhentrog sind gebietsweise
Schauer, vereinzelt auch mal ein kurzes Gewitter zu erwarten. Konvektion ist vor
allem über der Mitte und dem Norden ein Thema. Im Süden gibt es größere
Auflockerungen, teils ist es klar und es bilden sich Nebelfelder. An den Alpen
lassen die länger anhaltende Regenfälle nach.

Der Wind beschränkt sich mit warnwürdigen Böen auf die höheren Berglagen und die
Nordsee.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die grundlegende Entwicklung wird im Kurzfristbereich einheitlich gezeigt.
Aufgrund eingelagerter kurzwelliger Störungen sind Detailprognosen aber zum Teil
schwierig. Das gilt auch für den Montag und der Verteilung von
Konvektionsschwerpunkten sowie deren Ausprägung.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer