DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-10-2016 09:00
SXEU31 DWAV 100800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 10.10.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HFz, übergehend in HFa.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Montag... lag um 00 UTC in 300 hPa ein Höhentief über der südöstlichen Nordsee
und ein weiteres (sekundäres) mit Kernen über Ostsachsen und dem Allgäu. Diese
dipolartige Struktur rotiert umeinander, wobei das Nordseetief südwärts wandert
und jenes über dem Allgäu nordostwärts nach Niederbayern. Somit befindet sich am
Tagesende ein zonal angeordneter Dipol über Elsass-Lothringen und
Süddeutschland. Nördlich daran anschließend, also besonders über der Mitte und
dem Norden Deutschlands, verstärkt sich die auf Ost drehende Höhenströmung. Mit
Übertreten des Nordsee-Höhentiefs auf die kontinentale Landmasse verschwindet
das derzeit noch zugehörige Bodentief (über der Nordsee), so dass man heute
spätestens ab Mittag das Gebilde als "Kaltlufttropfen" bezeichnen kann.

Die derzeit über dem südlichsten Schweden sowie über dem Kattegat und dem
Skagerrak liegende Okklusion nähert sich von Nordosten her unserem Gebiet und
erreicht gemäß Theta-Ae 950 hPa am späteren Nachmittag den äußersten Norden
Deutschlands. Um 24 UTC erstreckt sie sich nahezu zonal vom Oderhaff bis nach
Ostfriesland. Mit Annäherung der Front greift WLA auf den äußersten Norden über
und es entwickelt sich dort allmählich ein Regengebiet, das in Küstennähe auch
schauerartig verstärkt ist. Es kommt nur relativ zögernd südwärts voran und
beeinflusst heute im wesentlichen nur die beiden nördlichsten Flächenländer. Die
Verlagerung wird vom COSMO-EU heute langsamer angesetzt als gestern. Das Modell
rechnet an der Ostsee mit teils 10 bis knapp 15 mm von 00 bis 24 UTC. Ein
sekundäres Maximum mit 10 mm liegt in Südostbayern, das ganztags unter dem
Einfluss des dort befindlichen Höhentiefs liegt. Dazwischen gibt es aber auch
viele niederschlagsfreie Regionen. ICON-Nest zeigt ein ähnliches Bild, wobei die
Summen im Norden etwas geringer sind, das Maximum wird am Alpenrand mit 15 mm
gerechnet. Auch GFS und ECMF16 haben die Maxima an der Ostseeküste, GFS bis 13
mm auf Fehmarn, ECMF16 lokal an der Ostsee über 10 mm.

Die 500 hPa-Temperaturen verändern sich im Süden im Verlauf des Tages nur wenig
(liegen meist um -26 Grad); dagegen setzt im Norden durch Anstieg der Werte von
Nordosten her deutliche Stabilisierung per WLA ein.

Zunächst sind keine Windwarnungen erforderlich, im Laufe der zweiten Tageshälfte
- wahrscheinlich erst am Abend - verstärkt sich jedoch der Nordostwind vor allem
an der Ostseeküste, so dass dann dort einzelne steife Böen Bft 7 auftreten
können, exponiert auch stürmische Böen Bft 8.
Bodenfrost kann es in der Nacht zum Dienstag in den mittleren und südlichen
Teilen des Landes geben, Luftfrost ist nur vereinzelt, hauptsächlich in
Alpennähe und im nördlichen Bayern, zu erwarten. Nebel mit Sichtweiten unter 150
m ist in der Südwesthälfte wahrscheinlicher als in der Nordosthälfte.


Dienstag... verschwindet die Dipolstruktur in 300 hPa und es verbleibt ein
Höhentief, das morgens über Vorarlberg liegt und sich dann allmählich ost- und
später nordostwärts verlagert. Um 24 UTC liegt es über Niederösterreich. Über
Deutschland kommt es im Bereich des Höhentiefs durch um dieses rotierende
schwach ausgeprägte Tröge zeitweise zu leichter PVA. Die rückseitigen
Absinkgebiete durch NVA sind etwas intensiver ausgeprägt als die Hebungszonen.

Im Norden haben wir es noch mit der o.e. Okklusion zu tun, die sich im
Tagesverlauf aber im Temperaturfeld 850 hPa immer weniger markant abzeichnet.

Im Süden bleibt eine gewisse Labilität bestehen bei 500 hPa-Temperaturen von
meist -25 bis -27 Grad. Der Regen im Norden kommt südwärts voran und setzt sich
damit mehr und mehr von der Okklusion ab. Nachmittags regnet es primär in einem
Streifen in der Mitte vom Niederrhein bis nach Sachsen hin, aber auch im Norden,
in der Umgebung der Okklusion, ist mit gebietsweisen Regenfällen zu rechnen.
Abends dringt der Niederschlag auch in die nördlichen Teile der beiden südlichen
Bundesländer vor. Nach C-EU ist damit quasi im gesamten Land mit Ausnahme von
Teilen des Südwestens mit Niederschlägen zu rechnen (Schwerpunkte Ostholstein 43
mm, Harz 15 mm). Der Wert von 43 mm erscheint wenig realistisch, zumal hier
keine Höhenkaltluft beteiligt ist. ICON6_NEST hat lediglich an Teilen der Nord-
und Ostseeküste Mengen von mehr als 10 mm. GFS rechnet bis 16 mm im Böhmerwald.
Auf Fehmarn simuliert ECMF16 bis 17 mm.

Der NE- bis ENE-Wind im Küstenbereich nimmt weiter zu und man muss sich dort
ganztägig auf steife bis stürmische Böen, an exponierten Stellen auch auf
Sturmböen einstellen.
Die Schneefallgrenze liegt im Bereich des Harzes um 1000 m, mittags meist um
1100 m. Sie sinkt um 24 UTC in den östlichen Mittelgebirgen auf meist 700 bis
800 m ab.

In der Osthälfte gibt es vielerorts nur einstellige Höchsttemperaturen.

In der Nacht zum Mittwoch ist in der Südhälfte lokal warnwürdiger Nebel möglich.
Leichter Frost ist besonders in Lagen oberhalb 700 m in Süddeutschland möglich.
Die Okklusion sollte sich im Laufe der zweiten Nachthälfte über Norddeutschland
auflösen.



Mittwoch... verlagert sich der anfangs über Niederösterreich befindliche
Kaltlufttropfen nach Böhmen und wandert dann in der zweiten Tageshälfte über
Deutschland, quasi gesteuert durch die aus ESE kommende geostrophische
Bodenströmung, in Richtung WNW und erreicht um 24 UTC die westlichen
Niederlande. Die Advektion von Vorticity um dieses Gebilde ist meist nicht
ausgeprägt, zum Tagesende lassen sich aber dank der zunehmend elliptischen
Struktur des Höhentiefs und dem damit ausgeprägten Trog in der Spurlinie über
Deutschland zwei gut voneinander getrennte PVA- und NVA-Gebiete ausweisen.

Anfangs ist der Druckgradient im Süden noch deutlich schwächer als im Norden, ab
Mittag ist im Bodendruckfeld des ICONs aber kaum mehr ein wesentlicher
Unterschied zu erkennen. Die Bodenströmung dreht von anfangs ENE zum Tagesende
hin mehr auf Ost. Warnrelevante Böen beschränken sich auf die Küstengebiete mit
Bft 7 bis 8.

Es ist weiterhin vielfach stärker bewölkt; am ehesten dürfte der Südwesten von
zeitweisen sonnigen Abschnitten profitieren. Es ist zeit- und gebietsweise mit
Regen zu rechnen, wobei C-EU ein Regengebiet simuliert, das bereits am Morgen
von Böhmen her auf Sachsen übergreift (WLA an der Nordostflanke des
Kaltlufttropfens). Am späten Nachmittag erreicht dieser Regen auch die mittleren
Teile unseres Landes. Um 24 UTC überdeckt die WLA rückseitig des Höhentiefs
nahezu die gesamte Mitte und den Norden Deutschlands. Zusätzlich setzt in
Süddeutschland von Südwesten her recht kräftige WLA ein.

C-EU prognostiziert 24stündig prinzipiell zwei Niederschlagszonen, eine im
Norden mit bis zu 27 mm in Schleswig-Holstein und als zweite die oben erwähnten
Niederschläge, die von Osten her bis in die Mitte ausgreifen (maximal 25 mm bei
Dresden). ICON-Nest hat maximal 10 mm an der ostholsteinischen Küste, zeigt aber
ebenfalls diese Zweiteilung. Analoges gilt auch für das GFS, das aber als
Maximalsummen nur vereinzelt im Erzgebirge und in Ostbayern über 5 mm geht. Auch
im ECMF16 sind diese zwei Niederschlagszentren gut voneinander getrennt,
vereinzelt werden 10-15 mm an der ostholsteinischen Küste und am Erzgebirge
erwartet.

Das Profil der Maximumtemperaturen ist ähnlich wie am Vortag; die höchsten Werte
liegen jeweils am Oberrhein mit 14 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag kann sich lokal in der Südhälfte warnrelevanter
Nebel bilden, nach WarnMOS am ehesten in Bayern. Bezüglich Frost gilt das
Gleiche wie für die Nacht zum Mittwoch.


Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Im kurzfristigen Vorhersagezeitraum stimmen die Modelle gut überein, was sich
auch in den recht ähnlichen Niederschlagsprognosen manifestiert. Auch die
Passage des Kaltlufttropfens über Deutschland hinweg am Mittwoch wird
erstaunlich übereinstimmend simuliert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Burkhard Kirsch.